Adrion: "Gündogan zu Recht in der A-Nationalmannschaft"

DFB.de: Sie haben bereits angesprochen, dass Ilkay Gündogan zur Nationalmannschaft reist. Mario Götze und André Schürrle gehören aus dem aktuellen U 21-Jahrgang bereits dauerhaft zum Aufgebot, auch Lewis Holtby und Sebastian Rudy standen bereits im Kader von Bundestrainer Joachim Löw. Wie sehen Sie Gündogans Entwicklung?

Adrion: Ilkay gehört mit Lewis zu den absoluten Leistungsträgern unserer Mannschaft. Er hat mit dem Wechsel nach Dortmund den nächsten Schritt in seiner Entwicklung gemacht und kann sich nun auf der nächsten Stufe behaupten. Seine Ballverarbeitung, Spieleröffnung und Offensivqualitäten sind herausragend. Er ist ein Spieler mit großartigen Anlagen. Daher steht er völlig zu Recht im Aufgebot der Nationalmannschaft.

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Vier Spiele – vier Siege: Mit einer makellosen Bilanz ist die U 21-Nationalmannschaft in die Qualifikation zur Europmeisterschaft 2013 in Israel gestartet. Aktuellster Nachweis der Qualität des erfahrensten DFB-Junioren-Jahrgangs: Der 3:0 (2:0)-Erfolg gegen Bosnien-Herzegowina am vergangenen Donnerstag in Ingolstadt. Durch Tore von Peniel Mlapa, Sebastian Neumann und Lewis Holtby wahrte die Auswahl von Trainer Rainer Adrion ihre weiße Weste und distanzierte zugleich den vermeintlich härtesten Konkurrenten in der Qualifikationsgruppe 1.

Vor dem Vergleich mit dem punktlosen Tabellenletzten San Marino am Montag (20.15 Uhr, live auf Sport1) spricht DFB-Trainer Rainer Adrion mit DFB.de-Redakteur Maximilian Geis über die Gründe für den gelungenen Auftakt, personelle Maßnahmen für die Partie bei den Südeuropäern und die Qualität der deutschen Nachwuchsarbeit.

DFB.de: Rainer Adrion, Sie müssen derzeit ein glücklicher Trainer sein: Ihre Mannschaft begeistert die Zuschauer und liegt zugleich verlustpunktfrei an der Spitze der Qualifikationsgruppe…

Rainer Adrion: Das ist richtig, wir können mit dem Start in die Qualifikation natürlich enorm zufrieden sein. Wir wissen, dass es im Fußball immer sehr schnell gehen kann. Aber die Mannschaft präsentiert sich sehr gefestigt. Die Automatismen werden besser und besser, wir haben einen breiten Kader und gestalten die Spiele souverän. Das ist eine gute Basis vor den drei kommenden Auswärtsspielen in der EM-Qualifikation.

DFB.de: Wie sehen Sie den Erfolg gegen Bosnien mit ein wenig Abstand?

Adrion: Uns war bewusst, dass die Bosnier ein schwer zu spielender Gegner sind. Wir mussten im Angriff geduldig sein und durften uns in der Defensive keine Nachlässigkeiten erlauben. Das hat die Mannschaft bis auf wenige Situationen gut umgesetzt. Die Spieler haben den Gegner beherrscht und kaum klare Torchancen der Bosnier zugelassen.

DFB.de: Gerade Kapitän Lewis Holtby trumpft in der U 21 auf. Sie haben ihn sogar zum "Standard-Torschützen" erklärt…

Adrion: Lewis ist unser absoluter Leader. Er reißt mit seiner Dynamik und seiner positiven Körpersprache das ganze Team mit. Zudem setzt er mit Dribblings, Pässen und Toren in unseren Spielen immer wieder Highlights. Er verkörpert absolute Spitzenklasse auf diesem Niveau. Ich weiß, dass Joachim Löw große Stücke auf ihn hält. Aber wir freuen uns, dass er die Aufgabe als Kapitän der U 21 so hervorragend angenommen hat. Diese Erfahrung wird ihm auf seinem weiteren Karriereweg sehr hilfreich sein.

DFB.de: Wo liegen die Gründe für den gelungenen Auftakt der EM-Qualifikation?

Adrion: Man muss berücksichtigen, dass wir ein Jahr zur Vorbereitung hatten. Das bedeutet mehr Zeit für die Sichtung und Entwicklung der Spieler, für unsere Spielidee und für den Teamgeist. Für diese Prozesse braucht man Zeit. Es kämpft in unserer Mannschaft einer für den anderen, das hat man auch gegen Bosnien in einigen Situationen gesehen. Immer hat ein Spieler den anderen abgesichert, Nachlässigkeiten wurden gegenseitig ausgebügelt. Dieser Teamgeist, dieses mannschaftliche Miteinander ist ein wesentlicher Grund für die derzeitigen Leistungen.

DFB.de: San Marino ist der nächste Gegner. Was erwarten Sie für ein Spiel?

Adrion: Mit unseren Erkenntnissen aus dem 7:0 im Hinspiel sind wir uns sicher, dass der Gegner wieder extrem tief stehen wird. San Marino wird einfach versuchen, das Ergebnis möglichst niedrig zu halten. Dass wir die Partie gewinnen werden, steht für mich außer Frage. Aber wir müssen hochkonzentriert agieren, Kreativität im Angriffspiel zeigen und unsere Torchancen ausnutzen.

DFB.de: Wie stellt sich die personelle Situation vor der Partie gegen das Tabellen-Schlusslicht dar?

Adrion: Ilkay Gündogan geht zur A-Nationalmannschaft. Sebastian Rudy muss nach dem Spiel am Donnerstag mit muskulären Problemen aussetzen. Kevin Vogt, der gegen Bosnien seine zweite gelbe Karte gesehen hat, ist gesperrt. Kapitän Lewis Holtby, der mit Schalke in der Europa League, der Bundesliga und im Pokal zuletzt im Dauereinsatz war, wird gegen San Marino eine Pause bekommen. Ebenso unser Stammtorwart Kevin Trapp, für den Oliver Baumann das Tor hüten wird.

DFB.de: Das können Sie sich bei der komfortablen Ausgangssituation guten Gewissens erlauben…

Adrion: Das hat mit der Konstellation und dem Gegner nichts zu tun. Wir nehmen diese Maßnahmen vor, weil wir auf allen Positionen gleichwertig besetzt sind. Oliver Baumann, der für uns schon hervorragende Spiele bestritten hat, und Marc-André ter Stegen sind Bundesliga-Stammtorhüter und zeigen in jedem Training, dass sie höchste Ansprüche erfüllen können. Auch in der Defensive haben wir mit Stefan Bell und Marc Hornschuh zwei aussichtsreiche Spieler, die sich als veritable Alternativen in der Verteidigung erwiesen haben. Im Mittelfeld und Angriff haben wir mit Maximilian Beister, der gegen Bosnien nach seiner Einwechslung einen Treffer vorbereitet hat, Patrick Funk, Daniel Ginczek und Moritz Leitner vielseitige Akteure. Alle unsere Spieler liegen leistungsmäßig so nahe beieinander, dass ich ihnen problemlos das Vertrauen schenken kann.

DFB.de: Ist die Vielzahl der Talente auf der Torhüterposition ein Luxus-Problem für Sie?

Adrion: Das ist sicher für einen Trainer eine komfortable Situation. Oliver Baumann hat schon enorme Bundesliga-Erfahrung, Marc-André ter Stegen hat sich seit dem Gewinn der U 17-Europameisterschaft 2009 konstant weiterentwickelt. Kevin Trapp ist unsere Nummer eins und hat das Vertrauen immer gerechtfertigt. Daran ändert dann auch eine Unsicherheit während eines Spiels nichts. Aber die Keeper stehen natürlich immer unter Beobachtung. Diese Konkurrenzsituation wird alle vier, auch Bernd Leno von Bayer Leverkusen zähle ich dazu, voranbringen.

DFB.de: Manche Medien schrieben nach der Partie gegen Bosnien davon, dass sich die U 21 nur selbst schlagen könnte. Sehen Sie das ähnlich?

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Adrion: Man kann sich im Fußball niemals sicher sein. Jetzt stehen drei Auswärtsspiele auf dem Programm, wir müssen im Verlauf der Quali noch nach Griechenland, Zypern und Bosnien reisen. Der derzeitige Tabellenstand ist uns eine Verpflichtung, die Qualifikation bis zum Ende konzentriert durchzuziehen.

DFB.de: Das heißt, dass die Parole weiterhin klar "Playoffs" lautet?

Adrion: Diesen Anspruch haben wir und die Mannschaft hat gezeigt, dass sie dem gerecht wird.

DFB.de: Sie waren jahrelang beim VfB Stuttgart der Zulieferer für den Profi-Kader. Bedingen sportlicher Erfolg und effektive Nachwuchsarbeit sich gegenseitig?

Adrion: Das geht schon Hand in Hand. Wer den Nachwuchs fördert, leistet nachhaltige Aufbauarbeit. Und Kontinuität zahlt sich im Fußball meist aus. Der Kontakt zur sportlichen Leitung der Nationalmannschaft und den Klubs in der Bundesliga ist hervorragend. Die Vereine schätzen es, dass die Spieler bei uns Erfahrungen auf höchstem internationalem Niveau sammeln können. Ebenso registrieren wir mit großer Freude, dass die Klubs auf die jungen Spieler setzen. Das hilft den Vereinen, der Nationalmannschaft und damit dem gesamten deutschen Fußball.

DFB.de: Sie haben bereits angesprochen, dass Ilkay Gündogan zur Nationalmannschaft reist. Mario Götze und André Schürrle gehören aus dem aktuellen U 21-Jahrgang bereits dauerhaft zum Aufgebot, auch Lewis Holtby und Sebastian Rudy standen bereits im Kader von Bundestrainer Joachim Löw. Wie sehen Sie Gündogans Entwicklung?

Adrion: Ilkay gehört mit Lewis zu den absoluten Leistungsträgern unserer Mannschaft. Er hat mit dem Wechsel nach Dortmund den nächsten Schritt in seiner Entwicklung gemacht und kann sich nun auf der nächsten Stufe behaupten. Seine Ballverarbeitung, Spieleröffnung und Offensivqualitäten sind herausragend. Er ist ein Spieler mit großartigen Anlagen. Daher steht er völlig zu Recht im Aufgebot der Nationalmannschaft.