Wormuth nach Elite Cup-Sieg: "Ganz viele Gewinner"

DFB.de: Sie mussten mehrere neue Akteure in die Mannschaft integrieren. Inwiefern hilft bei diesem Prozess der Erfolg während eines Turniers?

Wormuth: Jeder Sieg führt natürlich dazu, dass die Spieler mehr und mehr Selbstvertrauen sammeln. Sie glauben dadurch stärker an sich und an unsere gemeinsame Spielidee. Zudem haben wir ihnen immer wieder aufgezeigt, wo noch Luft nach oben besteht. Wenn die Mannschaft anschließend versucht, diese Lücken zu verkleinern – und dabei auch noch erfolgreich ist – dann entwickelt sich etwas. Das war bei diesem Turnier der Fall.

DFB.de: Demnach ist es fast ein bisschen schade, dass die nächsten U 20-Länderspiele erst im November stattfinden.

Wormuth: So ist das halt (lacht). Wir wollen an den Dingen anknüpfen, die wir uns erarbeitet haben. Natürlich werden wir im Trainerteam permanent beobachten, welche weiteren Spieler sich in ihren Vereinen aufdrängen und wie sie sich präsentieren. Ein Großteil des Kaders hat jedoch gute Chancen, auch bei den nächsten Länderspielen im November gegen Polen und Italien dabei zu sein.

DFB.de: Neben Ihrer Tätigkeit als U 20-Nationaltrainer fungieren Sie als Leiter der Fußballlehrerausbildung. Konnten Sie während des Turniers spezielle taktische Neuerungen erkennen?

Wormuth: Das Turnier war auf einem sehr hohen Niveau. Alle Mannschaften haben einen modernen Fußball gespielt. Dennoch beobachte ich eine leichte Tendenz zu 'zweiten Bällen': Es liegt keine flache Spieleröffnung vor, sondern man versucht, durch einen langen Ball in die gegnerische Hälfte zu gelangen und setzt direkt nach. Ich sehe diese Entwicklung besonders für junge Abwehrspieler eher skeptisch: Sie sind oftmals technisch-taktisch hervorragend ausgebildet, können dann jedoch ihre Qualitäten im Kombinationsspiel gar nicht vollends unter Beweis stellen.

[rz]


Viele Spieler von der Bundesliga bis zur Regionalliga, dazu einige Neuankömmlinge. Die deutsche U 20-Nationalmannschaft trat mit einem neu formierten Kader beim Mercedes-Benz Elite Cup in Baden-Württemberg an. In wenigen Tagen wuchs das Team von DFB-Trainer Frank Wormuth zusammen. Es kombinierte, überzeugte und bewies Nervenstärke. Nach den Siegen gegen die Türkei (1:0) und gegen die Niederlande (2:1) gelang auch im 'Finale' gegen England ein Erfolg (1:0). Die U 20 sicherte sich den Titel – ohne Punktverlust.

Im Interview spricht Frank Wormuth mit DFB.de-Mitarbeiter Ronny Zimmermann über das Turnier. Der 55-Jährige zieht ein Fazit, beschreibt die Arbeit mit seiner Mannschaft und beobachtet kritisch eine neue Tendenz im Fußballspiel.

DFB.de: Herr Wormuth, herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Mercedes-Benz Elite Cups 2015. Welches Fazit ziehen Sie nach dem Turnier?

Frank Wormuth: Das Fazit fällt absolut positiv aus – nicht nur in Bezug auf das Ergebnis, sondern auch mit Blick auf die Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben. Insbesondere in den Partien gegen die Türkei und gegen die Niederlande haben wir uns sehr viele Möglichkeiten erarbeitet und unsere Spielidee konsequent umgesetzt. Das 'Finale' gegen England war sehr umkämpft und eng. Die Mannschaft hat aber auch diese Herausforderung nach einer kleinen Schwächephase in der ersten Halbzeit gemeistert. Letztlich sind wir mit drei Siegen aus drei Spielen ein verdienter Turniergewinner.

DFB.de: Sie hatten Ihre Mannschaft zehn Tage beisammen, konnten neben den drei Länderspielen auch zehn Trainingseinheiten absolvieren. Worin hat sich das Team in dieser Zeit besonders weiterentwickelt?

Wormuth: Die Mannschaft hat die Bausteine unserer Spielidee verinnerlicht. Das ist für mich das Wichtigste. Zum Beispiel wurden in der Spieleröffnung alle Möglichkeiten ausgenutzt, die wir uns im Training erarbeitet hatten. Das Team hat sehr flexibel agiert und viel kombiniert. Wenn es zu einem Ballverlust im letzten Drittel kam, sind wir ins Gegenpressing übergegangen. Diese Bereitschaft hat mir sehr gefallen. Grundsätzlich steht das Gerüst – nun müssen wir einige Stellschrauben noch justieren und optimieren.

DFB.de: Gibt es einige Spieler, die besonders aufgefallen sind?

Wormuth: Es ist schwer, einzelne Spieler hervorzuheben, weil die Mannschaft als Ganzes sehr gut funktioniert hat. Sie trat geschlossen auf und hat einen ausgeglichenen Eindruck hinterlassen. Alle Spieler haben ihre Leistung abgerufen. Natürlich treten im Turnierverlauf einige Jungs etwas mehr in den Fokus: Nadiem Amiri ist durch seine Stärke im Dribbling immer wieder aufgefallen, muss aber noch konsequenter zum Abschluss kommen. Moritz Sprenger hat in der Defensive hervorragend gearbeitet. Thilo Kehrer zeigt, dass er eine Mannschaft führen will. Ich könnte über jeden Spieler etwas Positives sagen, weil wir dieses Mal ganz viele Gewinner hatten.

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DFB.de: Sie mussten mehrere neue Akteure in die Mannschaft integrieren. Inwiefern hilft bei diesem Prozess der Erfolg während eines Turniers?

Wormuth: Jeder Sieg führt natürlich dazu, dass die Spieler mehr und mehr Selbstvertrauen sammeln. Sie glauben dadurch stärker an sich und an unsere gemeinsame Spielidee. Zudem haben wir ihnen immer wieder aufgezeigt, wo noch Luft nach oben besteht. Wenn die Mannschaft anschließend versucht, diese Lücken zu verkleinern – und dabei auch noch erfolgreich ist – dann entwickelt sich etwas. Das war bei diesem Turnier der Fall.

DFB.de: Demnach ist es fast ein bisschen schade, dass die nächsten U 20-Länderspiele erst im November stattfinden.

Wormuth: So ist das halt (lacht). Wir wollen an den Dingen anknüpfen, die wir uns erarbeitet haben. Natürlich werden wir im Trainerteam permanent beobachten, welche weiteren Spieler sich in ihren Vereinen aufdrängen und wie sie sich präsentieren. Ein Großteil des Kaders hat jedoch gute Chancen, auch bei den nächsten Länderspielen im November gegen Polen und Italien dabei zu sein.

DFB.de: Neben Ihrer Tätigkeit als U 20-Nationaltrainer fungieren Sie als Leiter der Fußballlehrerausbildung. Konnten Sie während des Turniers spezielle taktische Neuerungen erkennen?

Wormuth: Das Turnier war auf einem sehr hohen Niveau. Alle Mannschaften haben einen modernen Fußball gespielt. Dennoch beobachte ich eine leichte Tendenz zu 'zweiten Bällen': Es liegt keine flache Spieleröffnung vor, sondern man versucht, durch einen langen Ball in die gegnerische Hälfte zu gelangen und setzt direkt nach. Ich sehe diese Entwicklung besonders für junge Abwehrspieler eher skeptisch: Sie sind oftmals technisch-taktisch hervorragend ausgebildet, können dann jedoch ihre Qualitäten im Kombinationsspiel gar nicht vollends unter Beweis stellen.