Ramona Petzelberger: "Tokio ist unser Ziel"

Petzelberger: Natürlich, dessen bin ich mir auch bewusst. Wir repräsentieren unser Land und den DFB im Ausland. Da gehört es dazu, sich mit dem Land in dem man eine WM spielt und den Menschen dort auch auseinanderzusetzen.

DFB.de: Vor zwei Jahren standen Sie im Kader für die U 20-WM in Deutschland, mussten aber kurz vor WM-Beginn verletzt passen. Was bedeutet Ihnen nun diese WM-Teilnahme?

Petzelberger: Das ist für mich eine neue Chance. Von dem Zeitpunkt, an dem ich 2010 ausgeschieden bin, habe ich mir als Ziel gesetzt, bei der nächsten WM dabei zu sein. Ich bin in dieser Zeit auch gereift, habe an mir gearbeitet und bin gewachsen. Ich habe jetzt das Ziel, Weltmeisterin zu werden, als Spielführerin meine Mannschaft bis ins Finale zu führen. Das ist mein Traum, der Traum von uns allen.

DFB.de: Jetzt steht am Dienstag der Umzug von Sendai nach Saitama an. Es ist schon der zweite Umzug für die DFB-Auswahl seit WM-Beginn.

Petzelberger: Und wir hoffen, dass es noch einen dritten an einen vierten Spielort gibt, nämlich nach Tokio, wo dann das Halbfinale ansteht sowie das Finale oder das Spiel um Platz drei. Irgendwie spiegelt das unseren Weg wider, den wir zurücklegen müssen. Tokio ist unser Ziel. Wenn wir dort angekommen sind, dann wissen wir, dass wir bis zum Ende im Turnier bleiben. Und das wollen wir unbedingt.

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Am Montag haben die U 20-Frauen des DFB bei der WM in Japan auch ihr drittes Gruppenspiel gewonnen. Gegen die USA gab es ein 3:0 (1:0). Damit blieb das Team von Trainerin Maren Meinert in drei WM-Spielen ohne Gegentreffer siegreich.

Am Freitag, ab 9 Uhr (live bei Eurosport), steht nun das Viertelfinale gegen Norwegen an. Angeführt wird die U 20-Auswahl von Spielführerin Ramona Petzelberger. Die 19 Jahre alte gebürtige Essenerin, die vom SC 07 Bad Neuenahr zu Bayer 04 Leverkusen wechselt, gilt im defensiven Mittelfeld als feste Größe im Meinert-Team.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteurin Annette Seitz ordnet die angehende Psychologie-Studentin den bisherigen Turnierverlauf ein, spricht über ihre besondere Verantwortung auf und neben dem Platz, über die zweite Chance nach ihrem verletzungsbedingten WM-Aus 2010 und outet sich als Japan-Fan.

DFB.de: Glückwunsch zum Sieg gegen die USA. Wie bewerten Sie das letzte Gruppenspiel?

Ramona Petzelberger: Wir haben uns riesig auf das Spiel gefreut, weil wir erst vor einigen Monaten im Trainingslager in La Manga gegen die USA 0:1 verloren haben. Damals wurde uns aufgezeigt, dass wir noch einiges tun müssen auf dem Weg zur WM. Heute hat man gesehen, dass wir etwas getan haben. Wir haben gezeigt, dass wir, was die Athletik und Schnelligkeit angeht, mit den USA mithalten können. Ein Schlüssel zum Erfolg war, dass wir aggressiv und zweikampfstark waren und mit einer kompakten Mannschaftsleistung dagegenhalten konnten.

DFB.de: Im Viertelfinale am Freitag wartet nun Norwegen. Ihre Einschätzung?

Petzelberger: Ein Gegner mit hoher Qualität. Man darf auf keinen Fall den Fehler machen, sie zu unterschätzen, nur weil wir in einem Testspiel im Juli mit 5:0 gewonnen haben. Sie stehen nicht umsonst in einem WM-Viertelfinale und werden uns alles abverlangen. Aber wir wollen alles tun, um das Halbfinale zu erreichen.

DFB.de: Es gab nur zwei WM-Lehrgänge mit dem kompletten Kader. Wenn Sie zurückblicken auf den Beginn der Vorbereitung: Wie hat sich die Mannschaft entwickelt?

Petzelberger: Vorher waren wir viele gute Individualisten, jetzt sind wir ein Team. Jede Spielerin bringt sich gut ein, egal ob sie zum jüngeren oder älteren Jahrgang gehört. Wir haben uns im Laufe der Zeit individuell und als Mannschaft verbessert. Hinzu kommt, dass wir zwar viele unterschiedliche Charaktere sind, aber alle das gleiche Ziel haben und uns auch abseits des Platzes gut verstehen. Da ist ein großer Zusammenhalt. Es passt einfach alles.

DFB.de: Wenn Sie das Turnier als Ganzes betrachten, welche Mannschaft hat Sie beeindruckt?

Petzelberger: Die Japanerinnen haben mich echt begeistert, ich mag die Art wie sie Fußball spielen total. Es ist richtig schwer, gegen so eine Mannschaft zu spielen, sie ähneln im Stil Barcelona. Da macht es einfach Spaß zuzuschauen.

DFB.de: Gehen wir einmal weg vom Sportlichen. Wie sind Ihre Eindrücke nach zwei Wochen Aufenthalt in Japan?

Petzelberger: Sehr positiv. Die Menschen hier sind so gastfreundlich und offen. Wenn ich morgens aufstehe und habe schlechte Laune, hellt sich die sofort auf, wenn ich unseren Gastgebern hier begegne. Sie sind so höflich und freundlich, schenken uns immer ein Lächeln und können sich an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen. Das fasziniert mich sehr.

DFB.de: In Hiroshima haben Sie den Friedensgedächtnispark besucht, wo den Opfern des Atombombenabwurfes gedacht wird. Wie haben Sie das erlebt?

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Petzelberger: So etwas erdet mich immer wieder. Man betrachtet sein eigenes Leben danach schon bewusster. Das sind ganz wichtige Erfahrungen für uns alle. Auch, dass wir hier in Sendai gespielt haben, wo die Menschen durch den Tsunami vor knapp anderthalb Jahren so viel Leid erleben mussten. Das geht nicht spurlos an einem vorbei. Man entwickelt sich eben nicht nur sportlich weiter, sondern auch in seiner Persönlichkeit. Uns ist allen bewusst, dass es etwas ganz Besonderes ist, in Japan eine WM spielen zu dürfen.

DFB.de: Sehen Sie sich als Spielführerin einer DFB-Auswahl in einer besonderen Verantwortung?

Petzelberger: Natürlich, dessen bin ich mir auch bewusst. Wir repräsentieren unser Land und den DFB im Ausland. Da gehört es dazu, sich mit dem Land in dem man eine WM spielt und den Menschen dort auch auseinanderzusetzen.

DFB.de: Vor zwei Jahren standen Sie im Kader für die U 20-WM in Deutschland, mussten aber kurz vor WM-Beginn verletzt passen. Was bedeutet Ihnen nun diese WM-Teilnahme?

Petzelberger: Das ist für mich eine neue Chance. Von dem Zeitpunkt, an dem ich 2010 ausgeschieden bin, habe ich mir als Ziel gesetzt, bei der nächsten WM dabei zu sein. Ich bin in dieser Zeit auch gereift, habe an mir gearbeitet und bin gewachsen. Ich habe jetzt das Ziel, Weltmeisterin zu werden, als Spielführerin meine Mannschaft bis ins Finale zu führen. Das ist mein Traum, der Traum von uns allen.

DFB.de: Jetzt steht am Dienstag der Umzug von Sendai nach Saitama an. Es ist schon der zweite Umzug für die DFB-Auswahl seit WM-Beginn.

Petzelberger: Und wir hoffen, dass es noch einen dritten an einen vierten Spielort gibt, nämlich nach Tokio, wo dann das Halbfinale ansteht sowie das Finale oder das Spiel um Platz drei. Irgendwie spiegelt das unseren Weg wider, den wir zurücklegen müssen. Tokio ist unser Ziel. Wenn wir dort angekommen sind, dann wissen wir, dass wir bis zum Ende im Turnier bleiben. Und das wollen wir unbedingt.