U 17-Trainer Böger: "Uns wird nichts überraschen"

Elf Spiele, elf Siege, nur ein Gegentor: Die deutsche U 17-Nationalmannschaft geht die letzten Hürden auf dem Weg zur EM in Slowenien (28. April bis 17. Mai) mit einer makellosen Bilanz an.

"Wir wollen mit einem Sieg starten, um dann weiteres Selbstvertrauen zu haben", sagt DFB-Trainer Stefan Böger vor dem vor dem Auftaktspiel der U 17-Eliterunde heute (ab 15 Uhr) gegen die Türkei im DFB.de-Interview mit Redakteur Peter Scheffler.

DFB.de: Herr Böger, ist Deutschland angesichts der Erfolgsbilanz der Turnierfavorit?

Stefan Böger: Nimmt man die Spiele, die die Mannschaft als U 16 noch bestritten hat dazu, sind es sogar 21 Siege in 21 Spielen. Den Jungs ist das ganz wichtig. Die haben einen Riesenehrgeiz entwickelt, wollen immer darum kämpfen, wieder zu gewinnen. Für die Spieler, die von Anfang an dabei sind, ist das einfach eine tolle Geschichte.

DFB.de: Also ist Ihre Mannschaft unschlagbar?

Böger: Nein, natürlich nicht. Aber ich nehme grundsätzlich Worte wie "Niederlage" oder "Verlieren" nicht in den Mund, sondern besetze die Begriffe positiv und weise darauf hin, was notwendig ist, diese Serie auszubauen.

DFB.de: Was genau ist denn dafür notwendig?

Böger: Dass wir unsere Grundtugenden als Mannschaft abrufen, gepaart mit den Stärken der einzelnen Spieler. Wir haben über die vergangenen Monate ein richtig gutes Defensivverhalten entwickelt, nicht umsonst haben wir so wenige Gegentore. Alle sind bemüht, in der Defensive so mitzuarbeiten, dass wir dem Gegner möglichst wenige Torchancen gestatten. Außerdem haben wir eine gute Mischung von Individualisten und mannschaftsdienlichen Spielern - man könnte auch sagen, das fußballerische Potenzial auf der einen und das kämpferische Herz auf der anderen Seite. Aus einem gewonnenen Ball spielen wir schnell nach vorne und kommen zügig zum Torabschluss.

DFB.de: Anscheinend verteidigt die Mannschaft nicht nur zusammen, sie greift auch gemeinsam an. Beim Blick auf die Statistik fällt zumindest auf, dass es viele unterschiedliche Torschützen gibt.

Böger: Richtig. Ebenso wie ich möchte, dass alle Spieler Tore verhindern, sind auch alle dafür verantwortlich, Tore zu erzielen. Ich will, dass die Stürmer bei gegnerischen Eckbällen klären und dass die Innenverteidiger vorne einen reinköpfen. Das mache ich überhaupt nicht von den Positionen abhängig.

DFB.de: Trotzdem haben Sie in der Mannschaft Führungsspieler, oder?

Böger: Natürlich, wir haben in den vergangenen Jahren eine Hierarchie gebildet, auf dem Platz und auch außerhalb. Wir haben eine starke Achse, beginnend mit dem Innenverteidiger Niklas Süle, Leon Goretzka, unserem Kapitän im zentralen Mittelfeld, und Max Meyer als Taktgeber im offensiven Mittelfeld. Abgeschlossen wird die Achse durch unseren Goalgetter und Mittelstürmer Said Benkarit. Hinzu kommen Pascal Itter und Marc Oliver Kempf als Führungsspieler. Diese Jungs bilden das Gerüst der Mannschaft, an denen sich die anderen orientieren können.

DFB.de: A propos Said Benkarit: Seine Quote mit acht Toren in neun Spielen ist überragend. Was macht den Dortmunder so stark?

Böger: Said ist ein toller Spieler, der nicht nur einen Torriecher hat, sondern auch viel mitarbeitet, sowohl im Defensivverhalten als auch in punkto Laufwege in der Offensive. Und für diesen Einsatz wird er eben belohnt.

DFB.de: Kommen wir zu Ihren Gegnern: Was wissen Sie über die Türkei, Bulgarien und Portugal?

Böger: Erst mal möchte ich sagen, dass es nicht selbstverständlich ist, sich im Jugendbereich so intensiv mit den Gegnern zu beschäftigten, wie wir das tun. Dafür bin ich dem DFB auch sehr dankbar. Wir hatten die Möglichkeit, uns alle Mannschaften in deren Vorbereitungsspielen anzuschauen. Daher kann ich behaupten: Uns wird nichts überraschen. Wir kennen die Kader, die Spielstile sowie die Stärken und Schwächen unserer Gegner.

DFB.de: Was können Sie uns verraten?

Böger: Die Portugiesen leben von der offensiven Klasse. Die haben drei, vier Spieler, die das Offensivspiel bestimmen. Bei den Bulgaren ist uns aufgefallen, dass sie eine sehr gute Grundordnung in der Defensive haben. Sie spielen sehr kompakt und sind physisch stark. Das wird sicher ein Geduldsspiel werden. Aber momentan beschäftigen wir uns ausschließlich mit der Türkei. Das wird ein harter Brocken, weil die Mannschaft eine gute Mischung hat zwischen Individualisten in der Offensive und aggressiven, kämpferischen Spielern in der Defensive. Das wird eine absolute Herausforderung im ersten Spiel.

DFB.de: Generell denken Sie von Spiel zu Spiel?

Böger: Genau. Wir alle tun gut daran, diese Strategie zu verfolgen. So haben wir die erste Qualirunde auch gut überstanden. Wir wollen mit einem Sieg starten, um uns weiteres Selbstvertrauen zu holen.

DFB.de: Welche Rolle spielt der Heimvorteil?

Böger: Unsere Spieler wird es beflügeln, wenn die Stadien gut gefüllt sind, sowohl in Oberneuland als auch am Schulwandertag in Bremen. Wenn Fans kommen, wenn Schulklassen da sind mit Fahnen, Tröten und deutschen Trikots, steigert das noch einmal die Identifikation mit Deutschland und dem Publikum. Es werden natürlich auch zahlreiche Eltern und Freunde der Spieler da sein. Da kann sich keiner verstecken, das werde ich den Jungs auch noch mal mit auf den Weg geben. Die sind dann natürlich herausgefordert, ihren Angehörigen etwas zu zeigen. Das ist ein Motivationselement, das ich nutzen werde.

DFB.de: Bei der Berufung des finalen Kaders mussten Sie drei Spielern mitteilen, dass sie nach Hause reisen müssen. Wie groß war die Enttäuschung bei Niklas Stark, Federico Palacios-Martinez und Lukas Fröde?

Böger: Sie waren nicht überrascht, denn ich habe das Thema zu Beginn unseres Trainingslagers vor allem mit diesen Spielern angesprochen, so dass jeder die Vorgehensweise kannte. Ich halte es für ganz entscheidend, dass da nicht taktiert wird. Das sind junge Erwachsene, die Ehrlichkeit, Respekt und Offenheit verdienen - und das bekommen sie von mir auch. Aber bei einer sich anbahnenden Profikarriere gehört es dazu, dass man Enttäuschungen wegsteckt und die richtigen Schlüsse daraus zieht.

DFB.de: Das bedeutet wahrscheinlich: weiterhin im Verein gut spielen und sich so für eine mögliche EM-Teilnahme empfehlen?

Böger: Genau. Wenn wir uns qualifizieren, haben auch die aussortierten Spieler wieder die Möglichkeit aufzuspringen. So wie die Jungs, die jetzt auf Abruf nominiert sind oder noch gar nicht im Kader auftauchen. Alle haben die Chance, sich über gute Leistungen in den Vereinen zu zeigen.

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Elf Spiele, elf Siege, nur ein Gegentor: Die deutsche U 17-Nationalmannschaft geht die letzten Hürden auf dem Weg zur EM in Slowenien (28. April bis 17. Mai) mit einer makellosen Bilanz an.

"Wir wollen mit einem Sieg starten, um dann weiteres Selbstvertrauen zu haben", sagt DFB-Trainer Stefan Böger vor dem vor dem Auftaktspiel der U 17-Eliterunde heute (ab 15 Uhr) gegen die Türkei im DFB.de-Interview mit Redakteur Peter Scheffler.

DFB.de: Herr Böger, ist Deutschland angesichts der Erfolgsbilanz der Turnierfavorit?

Stefan Böger: Nimmt man die Spiele, die die Mannschaft als U 16 noch bestritten hat dazu, sind es sogar 21 Siege in 21 Spielen. Den Jungs ist das ganz wichtig. Die haben einen Riesenehrgeiz entwickelt, wollen immer darum kämpfen, wieder zu gewinnen. Für die Spieler, die von Anfang an dabei sind, ist das einfach eine tolle Geschichte.

DFB.de: Also ist Ihre Mannschaft unschlagbar?

Böger: Nein, natürlich nicht. Aber ich nehme grundsätzlich Worte wie "Niederlage" oder "Verlieren" nicht in den Mund, sondern besetze die Begriffe positiv und weise darauf hin, was notwendig ist, diese Serie auszubauen.

DFB.de: Was genau ist denn dafür notwendig?

Böger: Dass wir unsere Grundtugenden als Mannschaft abrufen, gepaart mit den Stärken der einzelnen Spieler. Wir haben über die vergangenen Monate ein richtig gutes Defensivverhalten entwickelt, nicht umsonst haben wir so wenige Gegentore. Alle sind bemüht, in der Defensive so mitzuarbeiten, dass wir dem Gegner möglichst wenige Torchancen gestatten. Außerdem haben wir eine gute Mischung von Individualisten und mannschaftsdienlichen Spielern - man könnte auch sagen, das fußballerische Potenzial auf der einen und das kämpferische Herz auf der anderen Seite. Aus einem gewonnenen Ball spielen wir schnell nach vorne und kommen zügig zum Torabschluss.

DFB.de: Anscheinend verteidigt die Mannschaft nicht nur zusammen, sie greift auch gemeinsam an. Beim Blick auf die Statistik fällt zumindest auf, dass es viele unterschiedliche Torschützen gibt.

Böger: Richtig. Ebenso wie ich möchte, dass alle Spieler Tore verhindern, sind auch alle dafür verantwortlich, Tore zu erzielen. Ich will, dass die Stürmer bei gegnerischen Eckbällen klären und dass die Innenverteidiger vorne einen reinköpfen. Das mache ich überhaupt nicht von den Positionen abhängig.

DFB.de: Trotzdem haben Sie in der Mannschaft Führungsspieler, oder?

Böger: Natürlich, wir haben in den vergangenen Jahren eine Hierarchie gebildet, auf dem Platz und auch außerhalb. Wir haben eine starke Achse, beginnend mit dem Innenverteidiger Niklas Süle, Leon Goretzka, unserem Kapitän im zentralen Mittelfeld, und Max Meyer als Taktgeber im offensiven Mittelfeld. Abgeschlossen wird die Achse durch unseren Goalgetter und Mittelstürmer Said Benkarit. Hinzu kommen Pascal Itter und Marc Oliver Kempf als Führungsspieler. Diese Jungs bilden das Gerüst der Mannschaft, an denen sich die anderen orientieren können.

DFB.de: A propos Said Benkarit: Seine Quote mit acht Toren in neun Spielen ist überragend. Was macht den Dortmunder so stark?

Böger: Said ist ein toller Spieler, der nicht nur einen Torriecher hat, sondern auch viel mitarbeitet, sowohl im Defensivverhalten als auch in punkto Laufwege in der Offensive. Und für diesen Einsatz wird er eben belohnt.

DFB.de: Kommen wir zu Ihren Gegnern: Was wissen Sie über die Türkei, Bulgarien und Portugal?

Böger: Erst mal möchte ich sagen, dass es nicht selbstverständlich ist, sich im Jugendbereich so intensiv mit den Gegnern zu beschäftigten, wie wir das tun. Dafür bin ich dem DFB auch sehr dankbar. Wir hatten die Möglichkeit, uns alle Mannschaften in deren Vorbereitungsspielen anzuschauen. Daher kann ich behaupten: Uns wird nichts überraschen. Wir kennen die Kader, die Spielstile sowie die Stärken und Schwächen unserer Gegner.

DFB.de: Was können Sie uns verraten?

Böger: Die Portugiesen leben von der offensiven Klasse. Die haben drei, vier Spieler, die das Offensivspiel bestimmen. Bei den Bulgaren ist uns aufgefallen, dass sie eine sehr gute Grundordnung in der Defensive haben. Sie spielen sehr kompakt und sind physisch stark. Das wird sicher ein Geduldsspiel werden. Aber momentan beschäftigen wir uns ausschließlich mit der Türkei. Das wird ein harter Brocken, weil die Mannschaft eine gute Mischung hat zwischen Individualisten in der Offensive und aggressiven, kämpferischen Spielern in der Defensive. Das wird eine absolute Herausforderung im ersten Spiel.

DFB.de: Generell denken Sie von Spiel zu Spiel?

Böger: Genau. Wir alle tun gut daran, diese Strategie zu verfolgen. So haben wir die erste Qualirunde auch gut überstanden. Wir wollen mit einem Sieg starten, um uns weiteres Selbstvertrauen zu holen.

DFB.de: Welche Rolle spielt der Heimvorteil?

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Böger: Unsere Spieler wird es beflügeln, wenn die Stadien gut gefüllt sind, sowohl in Oberneuland als auch am Schulwandertag in Bremen. Wenn Fans kommen, wenn Schulklassen da sind mit Fahnen, Tröten und deutschen Trikots, steigert das noch einmal die Identifikation mit Deutschland und dem Publikum. Es werden natürlich auch zahlreiche Eltern und Freunde der Spieler da sein. Da kann sich keiner verstecken, das werde ich den Jungs auch noch mal mit auf den Weg geben. Die sind dann natürlich herausgefordert, ihren Angehörigen etwas zu zeigen. Das ist ein Motivationselement, das ich nutzen werde.

DFB.de: Bei der Berufung des finalen Kaders mussten Sie drei Spielern mitteilen, dass sie nach Hause reisen müssen. Wie groß war die Enttäuschung bei Niklas Stark, Federico Palacios-Martinez und Lukas Fröde?

Böger: Sie waren nicht überrascht, denn ich habe das Thema zu Beginn unseres Trainingslagers vor allem mit diesen Spielern angesprochen, so dass jeder die Vorgehensweise kannte. Ich halte es für ganz entscheidend, dass da nicht taktiert wird. Das sind junge Erwachsene, die Ehrlichkeit, Respekt und Offenheit verdienen - und das bekommen sie von mir auch. Aber bei einer sich anbahnenden Profikarriere gehört es dazu, dass man Enttäuschungen wegsteckt und die richtigen Schlüsse daraus zieht.

DFB.de: Das bedeutet wahrscheinlich: weiterhin im Verein gut spielen und sich so für eine mögliche EM-Teilnahme empfehlen?

Böger: Genau. Wenn wir uns qualifizieren, haben auch die aussortierten Spieler wieder die Möglichkeit aufzuspringen. So wie die Jungs, die jetzt auf Abruf nominiert sind oder noch gar nicht im Kader auftauchen. Alle haben die Chance, sich über gute Leistungen in den Vereinen zu zeigen.