Sammer: "Erste Etappe WM-Qualifikation"

2009 ist Deutschland Europmeister geworden, mit Spielern wie Mario Götze oder Marc-Andre ter Stegen. Dieses Kunststück wollen Emre Can und Co. mit der neuen U 17-Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nun gern wiederholen.

Am Dienstag startet die U 17-EM in Serbien. Das deutsche Team trifft dann ab 17 Uhr auf die Niederlande, im zweiten Spiel der Gruppe B am Freitag (17 Uhr) auf die Tschechische Republik und am 9. Mai (ab 13 Uhr) auf Rumänien.

Mit einer überzeugenden Statistik von zwölf Siegen aus 16 Länderspielen ist das Team von DFB-Trainer Steffen Freund selbstbewusst nach Serbien gereist. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Maximilian Geis redet der DFB-Sportdirektor Matthias Sammer über die Perspektiven der deutschen Mannschaft, die Sehnsucht nach dem nächsten Titel - und seine Vertragsverlängerung beim DFB bis 2016.

DFB.de: Matthias Sammer, herzlichen Glückwunsch zur Vertragsverlängerung als DFB-Sportdirektor! Was wollen Sie bis 2016 bewirken?

Matthias Sammer: Mit der Vertragsverlängerung und der daraus resultierenden Kontinuität auf der Position des Sportdirektors dokumentieren wir die gestiegene Bedeutung der Nachwuchsarbeit für den deutschen Fußball. Ich freue mich, dass DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, Generalsekretär Wolfgang Niersbach und Schatzmeister Horst R. Schmidt unsere Philosophie in der Nachwuchsarbeit unterstützen. Dadurch schaffen wir gemeinsam mit vielen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern die Voraussetzungen für eine Weiterentwicklung unserer Eliteförderung. Diese Arbeit ist der Schlüssel, den deutschen Fußball in der Weltspitze zu etablieren.

DFB.de: Ein Mosaikstein dabei ist die U 17. Nach dem Titelgewinn 2009 ist Deutschland nun wieder bei einer EM dabei. Kann Steffen Freunds Team den Coup von Magdeburg wiederholen?

Sammer:Zunächst einmal freuen wir uns sehr, dass unser Team die Qualifikation geschafft hat. Aber Titelgewinne und Weltspitze sind unser Anspruch, daher kann eine verpasste Qualifikation kein Dauerzustand sein. Im Hinblick auf Turniere ist uns immer wichtig, dass wir nach einer guten Vorbereitung antreten. Steffen Freund und sein Team haben daran in den vergangenen Wochen akribisch gearbeitet. Er hat nach der erfolgreichen Eliterunde auf zwei Dinge hingewiesen: Die Qualifikation für die WM ist die erste Etappe bei der EM. Und er hat betont, dass es für eine deutsche Mannschaft bei einer Endrunde immer das Ziel sein muss, um den Titel zu spielen. Dem schließe ich mich an.

DFB.de: Wie schätzen Sie die deutschen Gruppengegner ein?

Sammer: Die Tschechen sind nur durch glückliche Umstände als Gruppendritter in die Eliterunde eingezogen, haben dort aber Italien hinter sich gelassen. Dieses Beispiel zeigt, dass in dieser Altersstufe Konstanz noch nicht abverlangt werden kann. Unsere Mannschaft ist in der Eliterunde phasenweise absolut überzeugend aufgetreten, teilweise haben wir aber auch zu viele Chancen des Gegners zugelassen. Wir müssen die stärkeren Phasen ausdehnen und Schwierigkeiten – auch durch das Engagement unserer Führungsspieler – schnell überwinden. Es wird darauf ankommen, dass wir ein gutes Leistungsvermögen erreichen. Dann können wir jeden Gegner schlagen.

DFB.de: Wie werden Sie das Team vor Ort unterstützen?

Sammer: Selbstverständlich werde ich die Mannschaft in Serbien bei allen Spielen begleiten. Ich nehme die Position des strategischen Beobachters ein und stehe dem Trainer immer als Ansprechpartner zur Verfügung.

DFB.de: Steffen Freund hat über zwei Jahre konsequent mit einem A- und B-Kader gearbeitet. Welche Schlüsse ziehen Sie aus dieser Maßnahme?

Sammer: Wir haben diese Vorgehensweise bereits angewandt, beispielsweise ist Marco Pezzaiuoli vor zwei Jahren ebenso verfahren. Der Trainer muss entscheiden, welche Tiefe ein Jahrgang hergibt, und daraus resultierend seine Arbeit entweder breiter oder konzentrierter anlegen. Wie gesagt, die Entwicklung der Spieler in dieser Altersstufe ist immer sprunghaft. Daher benötigt man neben den physischen Aspekten auch Vertrauen und Mut, möglicherweise durch Integration neuer Spieler, die aktuell in guter Form sind. Es ist sicher klug, die Sichtung breit anzulegen.

DFB.de: Sie unterscheiden zwischen Individualisten, Team- und Führungsspielern. Gibt es eine zentrale Achse in der aktuellen U 17?

Sammer: Wir haben Spieler, die sich sportlich und charakterlich hervorragend präsentieren. Ihr Leistungsvermögen hat die Mannschaft in der Eliterunde gezeigt. Zentrale Figuren sind Torwart Odisseas Vlachodimos, der in der Eliterunde überragend agiert hat, Nico Perrey als stabilisierender Faktor, Robin Yalcin, der eine gute Präsenz hat und sich für das Team aufgeopfert hat. Kapitän Emre Can hat eine enorme Ausstrahlung, auch wenn seine Verletzung bei der Eliterunde gezeigt hat, dass wir nicht ausschließlich auf einen Spieler setzen dürfen. Levent Aycicek ist ein sehr agiler und kreativer Spieler, Samed Yesil hat eine außergewöhnliche Torquote.

DFB.de: In der Eliterunde sind große Nationen im europäischen Nachwuchsfußball wie Spanien oder Portugal aus dem Wettbewerb ausgeschieden. Welches Niveau darf für die Endrunde erwartet werden?

Sammer: Man muss im U 17-Alter immer wieder darauf hinweisen, dass die Spieler unterschiedliche physische Voraussetzungen haben, die sich im Spiel auswirken. Beispielsweise hat sich durch das Weiterkommen Englands gegen Spanien gezeigt, dass die Briten von ihrer Physis profitiert haben. Dennoch haben sich in der Breite wieder die führenden Nationen durchgesetzt. Das ist ein Zeichen von Konstanz und spricht für eine gute Ausbildungsstruktur in den jeweiligen Ländern. Ich bin überzeugt davon, dass wir ein hochklassiges Turnier erleben werden.

DFB.de: Bei einer U 17-Endrunde nehmen auf den Tribünen stets Scouts des europäischen Fußball-Adels Platz – von Manchester United, dem FC Chelsea, FC Arsenal, FC Barcelona, Real Madrid oder aus Italien. Ist es für die Spieler eine Herausforderung, sich auch von diesen Einflussfaktoren nicht beeindrucken zu lassen?

Sammer: Die Spieler immer wieder unter sportlichen Aspekten weiterentwickeln zu wollen, ist ein Aspekt der Führungsstärke des Trainers. Liegt eine Instabilität in der Persönlichkeit vor? Lässt sich der Spieler von äußeren Faktoren wie Scouts oder Medien beeinflussen? In Düsseldorf haben die Spieler bereits einen Einblick darin bekommen, was sie bei der EM erwartet: die innere und äußere Erwartungshaltung, gestiegenes mediales Interesse und die Interessen der Vereine. Steffen Freund hat in der Eliterunde eindrucksvoll bewiesen, dass er den Fokus der Mannschaft auf das Wesentliche lenken kann. Ich wünsche ihm, dass ihm das auch bei der EM gelingt. Unsere Jungs haben bisher durch ihr Spiel und das Auftreten auf und neben dem Platz gezeigt, dass sie nicht unvorbereitet sind auf das, was jetzt kommt.

DFB.de: Bei der Qualifikation in der Eliterunde waren DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger und Generalsekretär Wolfgang Niersbach vor Ort, zudem Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff und Nationalspieler Mesut Özil. Prominente Unterstützung für die Nachwuchsarbeit...

Sammer: Allerdings. Aber diese Unterstützung wird auch im täglichen Miteinander gelebt. Unser gemeinsames Ziel ist es, dass der deutsche Fußball sich in der Weltspitze etabliert. Die Nachwuchsarbeit ist der Schlüssel hierzu, und ich bin froh, dass wir gemeinsam dieselben Ziele verfolgen.

DFB.de: Bei aller sportlichen Herausforderung: In der DFB-Philosophie spielt die parallele Schulbildung eine große Rolle. Sind auch in Serbien, wie während der Eliterunde, Unterrichtsstunden zwischen den Trainingseinheiten vorgesehen?

Sammer: Die Spieler sind noch in einem frühen Stadium ihrer Spiel- und Persönlichkeitsentwicklung. Der entscheidende Schritt von den A-Junioren in den Männerbereich steht den Jungs allerdings noch bevor. Wir können ihnen helfen, die Grundlagen für diesen Sprung zu bereiten. Dazu gehört selbstverständlich auch eine schulische Begleitung – auch während der EM durch zwei Lehrer.

DFB.de: Zum dritten Mal in Folge nach 2007 und 2009 hat die deutsche U 17 die Chance, an der Weltmeisterschaft teilzunehmen, die in diesem Jahr vom 18. Juni bis 10. Juli in Mexiko steigt. Welchen Wert haben diese Turniere für die Talente?

Sammer: Ich nenne immer Spanien als das absolute Vorbild. Dort werden im Nachwuchsbereich die Grundlagen in der Mentalität gelegt, die Spieler werden komplex ausgebildet. Auch durch die Turniere wird bei den Spielern eine Siegermentalität geweckt. Für uns als Verband hat es oberste Priorität, den Klubs zu signalisieren, dass ihre Spieler bei uns die bestmögliche Betreuung erhalten. Und zwar in allen Bereichen, ob schulisch oder medizinisch – sportlich ohnehin. In den kommenden Monaten kann eine hohe Belastung auf die Spieler zukommen. Aber wir sorgen für eine konsequente Steuerung. Ich erkenne eine gute Kommunikation im Nachwuchsbereich und bin unseren Klubs sehr dankbar für ihre Unterstützung. Jetzt finden die Spieler bei uns optimale Verhältnisse vor, aber wir achten auch darauf, dass sie sich in späteren Phasen nach den Turnieren in ihren Vereinen stabilisieren können.

Die U 17-EM 2011 in Serbien

Alle Spiele der deutschen Mannschaft, die die Vorrundengruppe B komplett in Smederevo – rund 50 Kilometer von Belgrad entfernt – austrägt, werden live auf Eurosport übertragen. Die Gruppe A mit Gastgeber Serbien, Dänemark, Frankreich und England wird in Novi Sad und Indjija ausgetragen. Die je beiden Erstplatzierten ziehen ins Halbfinale am 12. Mai ein. Das EM-Finale steigt am 15. Mai in Novi Sad im Beisein von UEFA-Präsident Michel Platini. Die ersten drei Mannschaften pro Gruppe qualifizieren sich zudem für die U 17-Weltmeisterschaft vom 18. Juni bis 10. Juli 2011 in Mexiko, an der insgesamt 24 Teams teilnehmen.

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2009 ist Deutschland Europmeister geworden, mit Spielern wie Mario Götze oder Marc-Andre ter Stegen. Dieses Kunststück wollen Emre Can und Co. mit der neuen U 17-Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nun gern wiederholen.

Am Dienstag startet die U 17-EM in Serbien. Das deutsche Team trifft dann ab 17 Uhr auf die Niederlande, im zweiten Spiel der Gruppe B am Freitag (17 Uhr) auf die Tschechische Republik und am 9. Mai (ab 13 Uhr) auf Rumänien.

Mit einer überzeugenden Statistik von zwölf Siegen aus 16 Länderspielen ist das Team von DFB-Trainer Steffen Freund selbstbewusst nach Serbien gereist. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Maximilian Geis redet der DFB-Sportdirektor Matthias Sammer über die Perspektiven der deutschen Mannschaft, die Sehnsucht nach dem nächsten Titel - und seine Vertragsverlängerung beim DFB bis 2016.

DFB.de: Matthias Sammer, herzlichen Glückwunsch zur Vertragsverlängerung als DFB-Sportdirektor! Was wollen Sie bis 2016 bewirken?

Matthias Sammer: Mit der Vertragsverlängerung und der daraus resultierenden Kontinuität auf der Position des Sportdirektors dokumentieren wir die gestiegene Bedeutung der Nachwuchsarbeit für den deutschen Fußball. Ich freue mich, dass DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, Generalsekretär Wolfgang Niersbach und Schatzmeister Horst R. Schmidt unsere Philosophie in der Nachwuchsarbeit unterstützen. Dadurch schaffen wir gemeinsam mit vielen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern die Voraussetzungen für eine Weiterentwicklung unserer Eliteförderung. Diese Arbeit ist der Schlüssel, den deutschen Fußball in der Weltspitze zu etablieren.

DFB.de: Ein Mosaikstein dabei ist die U 17. Nach dem Titelgewinn 2009 ist Deutschland nun wieder bei einer EM dabei. Kann Steffen Freunds Team den Coup von Magdeburg wiederholen?

Sammer:Zunächst einmal freuen wir uns sehr, dass unser Team die Qualifikation geschafft hat. Aber Titelgewinne und Weltspitze sind unser Anspruch, daher kann eine verpasste Qualifikation kein Dauerzustand sein. Im Hinblick auf Turniere ist uns immer wichtig, dass wir nach einer guten Vorbereitung antreten. Steffen Freund und sein Team haben daran in den vergangenen Wochen akribisch gearbeitet. Er hat nach der erfolgreichen Eliterunde auf zwei Dinge hingewiesen: Die Qualifikation für die WM ist die erste Etappe bei der EM. Und er hat betont, dass es für eine deutsche Mannschaft bei einer Endrunde immer das Ziel sein muss, um den Titel zu spielen. Dem schließe ich mich an.

DFB.de: Wie schätzen Sie die deutschen Gruppengegner ein?

Sammer: Die Tschechen sind nur durch glückliche Umstände als Gruppendritter in die Eliterunde eingezogen, haben dort aber Italien hinter sich gelassen. Dieses Beispiel zeigt, dass in dieser Altersstufe Konstanz noch nicht abverlangt werden kann. Unsere Mannschaft ist in der Eliterunde phasenweise absolut überzeugend aufgetreten, teilweise haben wir aber auch zu viele Chancen des Gegners zugelassen. Wir müssen die stärkeren Phasen ausdehnen und Schwierigkeiten – auch durch das Engagement unserer Führungsspieler – schnell überwinden. Es wird darauf ankommen, dass wir ein gutes Leistungsvermögen erreichen. Dann können wir jeden Gegner schlagen.

DFB.de: Wie werden Sie das Team vor Ort unterstützen?

Sammer: Selbstverständlich werde ich die Mannschaft in Serbien bei allen Spielen begleiten. Ich nehme die Position des strategischen Beobachters ein und stehe dem Trainer immer als Ansprechpartner zur Verfügung.

DFB.de: Steffen Freund hat über zwei Jahre konsequent mit einem A- und B-Kader gearbeitet. Welche Schlüsse ziehen Sie aus dieser Maßnahme?

Sammer: Wir haben diese Vorgehensweise bereits angewandt, beispielsweise ist Marco Pezzaiuoli vor zwei Jahren ebenso verfahren. Der Trainer muss entscheiden, welche Tiefe ein Jahrgang hergibt, und daraus resultierend seine Arbeit entweder breiter oder konzentrierter anlegen. Wie gesagt, die Entwicklung der Spieler in dieser Altersstufe ist immer sprunghaft. Daher benötigt man neben den physischen Aspekten auch Vertrauen und Mut, möglicherweise durch Integration neuer Spieler, die aktuell in guter Form sind. Es ist sicher klug, die Sichtung breit anzulegen.

DFB.de: Sie unterscheiden zwischen Individualisten, Team- und Führungsspielern. Gibt es eine zentrale Achse in der aktuellen U 17?

Sammer: Wir haben Spieler, die sich sportlich und charakterlich hervorragend präsentieren. Ihr Leistungsvermögen hat die Mannschaft in der Eliterunde gezeigt. Zentrale Figuren sind Torwart Odisseas Vlachodimos, der in der Eliterunde überragend agiert hat, Nico Perrey als stabilisierender Faktor, Robin Yalcin, der eine gute Präsenz hat und sich für das Team aufgeopfert hat. Kapitän Emre Can hat eine enorme Ausstrahlung, auch wenn seine Verletzung bei der Eliterunde gezeigt hat, dass wir nicht ausschließlich auf einen Spieler setzen dürfen. Levent Aycicek ist ein sehr agiler und kreativer Spieler, Samed Yesil hat eine außergewöhnliche Torquote.

DFB.de: In der Eliterunde sind große Nationen im europäischen Nachwuchsfußball wie Spanien oder Portugal aus dem Wettbewerb ausgeschieden. Welches Niveau darf für die Endrunde erwartet werden?

Sammer: Man muss im U 17-Alter immer wieder darauf hinweisen, dass die Spieler unterschiedliche physische Voraussetzungen haben, die sich im Spiel auswirken. Beispielsweise hat sich durch das Weiterkommen Englands gegen Spanien gezeigt, dass die Briten von ihrer Physis profitiert haben. Dennoch haben sich in der Breite wieder die führenden Nationen durchgesetzt. Das ist ein Zeichen von Konstanz und spricht für eine gute Ausbildungsstruktur in den jeweiligen Ländern. Ich bin überzeugt davon, dass wir ein hochklassiges Turnier erleben werden.

DFB.de: Bei einer U 17-Endrunde nehmen auf den Tribünen stets Scouts des europäischen Fußball-Adels Platz – von Manchester United, dem FC Chelsea, FC Arsenal, FC Barcelona, Real Madrid oder aus Italien. Ist es für die Spieler eine Herausforderung, sich auch von diesen Einflussfaktoren nicht beeindrucken zu lassen?

Sammer: Die Spieler immer wieder unter sportlichen Aspekten weiterentwickeln zu wollen, ist ein Aspekt der Führungsstärke des Trainers. Liegt eine Instabilität in der Persönlichkeit vor? Lässt sich der Spieler von äußeren Faktoren wie Scouts oder Medien beeinflussen? In Düsseldorf haben die Spieler bereits einen Einblick darin bekommen, was sie bei der EM erwartet: die innere und äußere Erwartungshaltung, gestiegenes mediales Interesse und die Interessen der Vereine. Steffen Freund hat in der Eliterunde eindrucksvoll bewiesen, dass er den Fokus der Mannschaft auf das Wesentliche lenken kann. Ich wünsche ihm, dass ihm das auch bei der EM gelingt. Unsere Jungs haben bisher durch ihr Spiel und das Auftreten auf und neben dem Platz gezeigt, dass sie nicht unvorbereitet sind auf das, was jetzt kommt.

DFB.de: Bei der Qualifikation in der Eliterunde waren DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger und Generalsekretär Wolfgang Niersbach vor Ort, zudem Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff und Nationalspieler Mesut Özil. Prominente Unterstützung für die Nachwuchsarbeit...

Sammer: Allerdings. Aber diese Unterstützung wird auch im täglichen Miteinander gelebt. Unser gemeinsames Ziel ist es, dass der deutsche Fußball sich in der Weltspitze etabliert. Die Nachwuchsarbeit ist der Schlüssel hierzu, und ich bin froh, dass wir gemeinsam dieselben Ziele verfolgen.

DFB.de: Bei aller sportlichen Herausforderung: In der DFB-Philosophie spielt die parallele Schulbildung eine große Rolle. Sind auch in Serbien, wie während der Eliterunde, Unterrichtsstunden zwischen den Trainingseinheiten vorgesehen?

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Sammer: Die Spieler sind noch in einem frühen Stadium ihrer Spiel- und Persönlichkeitsentwicklung. Der entscheidende Schritt von den A-Junioren in den Männerbereich steht den Jungs allerdings noch bevor. Wir können ihnen helfen, die Grundlagen für diesen Sprung zu bereiten. Dazu gehört selbstverständlich auch eine schulische Begleitung – auch während der EM durch zwei Lehrer.

DFB.de: Zum dritten Mal in Folge nach 2007 und 2009 hat die deutsche U 17 die Chance, an der Weltmeisterschaft teilzunehmen, die in diesem Jahr vom 18. Juni bis 10. Juli in Mexiko steigt. Welchen Wert haben diese Turniere für die Talente?

Sammer: Ich nenne immer Spanien als das absolute Vorbild. Dort werden im Nachwuchsbereich die Grundlagen in der Mentalität gelegt, die Spieler werden komplex ausgebildet. Auch durch die Turniere wird bei den Spielern eine Siegermentalität geweckt. Für uns als Verband hat es oberste Priorität, den Klubs zu signalisieren, dass ihre Spieler bei uns die bestmögliche Betreuung erhalten. Und zwar in allen Bereichen, ob schulisch oder medizinisch – sportlich ohnehin. In den kommenden Monaten kann eine hohe Belastung auf die Spieler zukommen. Aber wir sorgen für eine konsequente Steuerung. Ich erkenne eine gute Kommunikation im Nachwuchsbereich und bin unseren Klubs sehr dankbar für ihre Unterstützung. Jetzt finden die Spieler bei uns optimale Verhältnisse vor, aber wir achten auch darauf, dass sie sich in späteren Phasen nach den Turnieren in ihren Vereinen stabilisieren können.

Die U 17-EM 2011 in Serbien

Alle Spiele der deutschen Mannschaft, die die Vorrundengruppe B komplett in Smederevo – rund 50 Kilometer von Belgrad entfernt – austrägt, werden live auf Eurosport übertragen. Die Gruppe A mit Gastgeber Serbien, Dänemark, Frankreich und England wird in Novi Sad und Indjija ausgetragen. Die je beiden Erstplatzierten ziehen ins Halbfinale am 12. Mai ein. Das EM-Finale steigt am 15. Mai in Novi Sad im Beisein von UEFA-Präsident Michel Platini. Die ersten drei Mannschaften pro Gruppe qualifizieren sich zudem für die U 17-Weltmeisterschaft vom 18. Juni bis 10. Juli 2011 in Mexiko, an der insgesamt 24 Teams teilnehmen.