Rani Khedira: Der Nächste, bitte!

Dieser Name auf der Rückseite seines Trikots. Rani hat erlebt, wie er die Blicke anzieht. Blicke der Fans und Blicke der Medien. "KHEDIRA". Rani weiß aber auch: "Das alles bedeutet nichts, nur meine Leistung entscheidet."

Knapp sieben Jahre ist er jünger und auf einem guten Weg, der "nächste Khedira" zu werden. Redakteur Thomas Hackbarth hat für DFB.de mit einem gereiften U 17-Nationalspieler gesprochen.

"Ich muss noch viel aufholen"

Der Kapitän der B-Junioren des VfB Stuttgart rückt jetzt in die U 19 des Klubs auf. Mit der U 17-Nationalmannschaft hat er WM-Bronze gewonnen. DFB-Trainer Steffen Freund, der ihn vor einem Jahr kritisch sah, lobt seine Entwicklung. Aber Rani Khedira hat lernen müssen,dass die WM-Nominierung und das Trainerlob nur Etappensiege sind. Der gebürtige Stuttgarter, der im Januar 17 Jahre wurde, sagt mit Nachdruck in der Stimme: "Mein Bruder Sami hat es geschafft, aber ich muss noch so viel aufholen."

Fußballer sind alle drei Brüder der Familie Khedira: Sami im defensiven Mittelfeld von Real Madrid, Rani, der jüngste, bei den VfB-Junioren, und der mittlere Bruder Denny in der Bezirksliga für den TV Oeffingen. "Wir hatten diesen Spielplatz vor dem Haus", berichtet Rani aus fußballerischen Kindheitstagen. "Jede freie Minute haben wir dort zusammen gekickt." Vater Lazar Khedira, der aus Tunesien emigriert war, in der neuen Heimat heiratete und sich in Stuttgart niederließ, erkannte früh das Talent der Söhne. "Fußball", sagt Lazar Khedira "hat bei uns immer die größte Rolle gespielt".

"Gänsehaut-Momente" bei der U 17-WM in Mexiko

Den bisherigen Höhepunkt seiner Karriere erlebte Rani Khedira im Sommer bei der WM in Mexiko. Im Spiel um den dritten Platz gegen Brasilien lief er im Aztekenstadion mit der deutschen Startformation auf. "Das Turnier war eine besondere Zeit, das haben wir alle vom ersten Tag bis zu diesem Spiel gegen die Brasilianer gespürt", sagt er. Bereits bei der Ankunft in Mexico City wurde die DFB-Auswahl begeistert empfangen. Durchschnittlich 25.000 Zuschauer besuchten die Spiele. Durch ihr freundliches Auftreten und den Besuch des Waisenhauses in Querétaro gewann die Mannschaft Sympathien im ganzen Land. Für die jungen Nationalspielerwaren die Tage in Mexiko eine prägende Erfahrung. Und das "kleine Finale" ein "Gänsehaut-Moment".

WM-Gastgeber Mexiko bestritt im Anschluss das WM-Finale gegen Uruguay, beim Spiel der Deutschen saßen bereits 80.000 Zuschauer im unfassbar weiten Rund. "Diesen Moment hat sich Rani ganz alleine verdient", sagt Freund. Lange Zeit war fraglich gewesen, ob Rani Khedira zum WM-Aufgebot zählen würde. "Die Konstellation bei uns war nicht einfach für ihn", sagt Steffen Freund. Der Europameister von 1996, seit Sommer 2009 DFB-Trainer im Juniorenbereich, hatte Rani Khedira vorübergehend nicht berücksichtigt. Als der die B-Junioren des VfB Stuttgart als Kapitän bis ins Halbfinale der Saison 2010/2011 führte, dann auch noch seine Chance beim Testspiel in Serbien nutzte, stand für Freund fest: Rani Khedira gehört zum Mexiko-Kader.

Große Konkurrenz im Mittelfeld durch Emre Can

"In Serbien war er überragend", sagt Freund. "Aber mit Emre Can von Bayern München spielt der beste Spieler des 94er-Jahrgangs auf Ranis Position im defensiven Mittelfeld. Als Emre sich dann im Halbfinale verletzte, habe ich Rani gebracht. Er hat gelernt, zu kämpfen. Das hat meinen höchsten Respekt."

Kämpfen mussten die DFB-Junioren auch in diesem Spiel um Platz drei. 3:1 führte der Gegner schon, 33 Minuten waren da gespielt. "Ganz ehrlich, im ersten Moment dachte ich, jetzt ist eine Vorentscheidung gefallen. Aber wir haben dagegengehalten", sagt RaniKhedira. Am Ende siegten die deutschen Junioren 4:3 hochverdient und den Brasilianern spielerisch überlegen. Bedingt durch die Zeitverschiebung liefen ihre Spiele in Deutschland erst spät am Abend, doch jeder, der zugeschaut hatte, war begeistert, ja euphorisch.

"Hier wächst eine tolle Mannschaft heran"

Zu den Fans des WM-Dritten zählt sich auch DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, der beim Empfang in Frankfurt lobte: "Hier wächst eine tolle Mannschaft für den deutschen Fußball heran, die technisch versiert, mit Charakter, Leidenschaft und gutem Kombinationsfluss spielt."

Integration ja, Irritation nein, so sieht es Rani Khedira, dass neben ihm zehn Spieler des Teams einen Migrationshintergrundhaben: "Wir sind alle hier aufgewachsen, jeder von uns ist stolz darauf, für Deutschland zu spielen. Auch als ich mal ein paar Monate nur auf Abruf stand, hat sich an meinem klaren Bekenntnis zur deutschen Nationalmannschaft nie etwas geändert."

Und wenn die Fußballkulturen harmonieren, kann daraus etwas Neues, Besseres entstehen. "Man hat schon gesehen", bestätigt Rani, "dass wir etwa in der Offensive mit Samed (Yesil) und Okan (Aydin) sehr temperamentvoll und leichtfüßig spielen. Dadurch haben wir an Substanz gewonnen."

"Ich höre auf Samis Ratschläge"

Sami und Rani sprechen viel miteinander, über Fußball und über vieles andere. "Er war schon immer mein Vorbild", sagt Rani über Sami. "Ich höre auf seine Ratschläge. Etwa, dass ich immer auf dem Boden bleiben soll, egal wie gut oder schlecht ich gerade gespielt habe."

Seinem Bruder, der nach einer USA-Reise mit Real Madrid im Länderspiel gegen Brasilien (3:2) vom Bundestrainer geschont wurde, ist er immer gefolgt. Als Sami in der Stuttgarter B-Jugend spielte, saß der kleine Rani bei den Auswärtsspielen mit im Bus. Nach seinem Realschulabschluss flog er ins deutsche WM-Quartier nach Südafrika. Dreimal schon war er in Madrid. Und seine Bronzemedaille aus Mexiko hängt neben Samis WM-Bronze aus Südafrika.

"Die schwersten Jahre stehen noch vor den Jungs"

13 Tage Urlaub hatte Rani nur, nun will er mit dem Stuttgarter U 19-Nachwuchs erstmals nach 2005 Deutscher Meister werden. Damals gehörte Sami Khedira noch zum Stuttgarter U 19-Team.

"Die schwersten Jahre stehen noch vor den Jungs des 94er-Jahrgangs", warnt Steffen Freund. "Der Sprung in den Seniorenbereich ist ungeheuer groß, den werden nicht alle packen." Doch Rani Khedira hat gelernt, dass er jedes nächsthöhere Plateau selbst erklimmen muss.

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Dieser Name auf der Rückseite seines Trikots. Rani hat erlebt, wie er die Blicke anzieht. Blicke der Fans und Blicke der Medien. "KHEDIRA". Rani weiß aber auch: "Das alles bedeutet nichts, nur meine Leistung entscheidet."

Knapp sieben Jahre ist er jünger und auf einem guten Weg, der "nächste Khedira" zu werden. Redakteur Thomas Hackbarth hat für DFB.de mit einem gereiften U 17-Nationalspieler gesprochen.

"Ich muss noch viel aufholen"

Der Kapitän der B-Junioren des VfB Stuttgart rückt jetzt in die U 19 des Klubs auf. Mit der U 17-Nationalmannschaft hat er WM-Bronze gewonnen. DFB-Trainer Steffen Freund, der ihn vor einem Jahr kritisch sah, lobt seine Entwicklung. Aber Rani Khedira hat lernen müssen,dass die WM-Nominierung und das Trainerlob nur Etappensiege sind. Der gebürtige Stuttgarter, der im Januar 17 Jahre wurde, sagt mit Nachdruck in der Stimme: "Mein Bruder Sami hat es geschafft, aber ich muss noch so viel aufholen."

Fußballer sind alle drei Brüder der Familie Khedira: Sami im defensiven Mittelfeld von Real Madrid, Rani, der jüngste, bei den VfB-Junioren, und der mittlere Bruder Denny in der Bezirksliga für den TV Oeffingen. "Wir hatten diesen Spielplatz vor dem Haus", berichtet Rani aus fußballerischen Kindheitstagen. "Jede freie Minute haben wir dort zusammen gekickt." Vater Lazar Khedira, der aus Tunesien emigriert war, in der neuen Heimat heiratete und sich in Stuttgart niederließ, erkannte früh das Talent der Söhne. "Fußball", sagt Lazar Khedira "hat bei uns immer die größte Rolle gespielt".

"Gänsehaut-Momente" bei der U 17-WM in Mexiko

Den bisherigen Höhepunkt seiner Karriere erlebte Rani Khedira im Sommer bei der WM in Mexiko. Im Spiel um den dritten Platz gegen Brasilien lief er im Aztekenstadion mit der deutschen Startformation auf. "Das Turnier war eine besondere Zeit, das haben wir alle vom ersten Tag bis zu diesem Spiel gegen die Brasilianer gespürt", sagt er. Bereits bei der Ankunft in Mexico City wurde die DFB-Auswahl begeistert empfangen. Durchschnittlich 25.000 Zuschauer besuchten die Spiele. Durch ihr freundliches Auftreten und den Besuch des Waisenhauses in Querétaro gewann die Mannschaft Sympathien im ganzen Land. Für die jungen Nationalspielerwaren die Tage in Mexiko eine prägende Erfahrung. Und das "kleine Finale" ein "Gänsehaut-Moment".

WM-Gastgeber Mexiko bestritt im Anschluss das WM-Finale gegen Uruguay, beim Spiel der Deutschen saßen bereits 80.000 Zuschauer im unfassbar weiten Rund. "Diesen Moment hat sich Rani ganz alleine verdient", sagt Freund. Lange Zeit war fraglich gewesen, ob Rani Khedira zum WM-Aufgebot zählen würde. "Die Konstellation bei uns war nicht einfach für ihn", sagt Steffen Freund. Der Europameister von 1996, seit Sommer 2009 DFB-Trainer im Juniorenbereich, hatte Rani Khedira vorübergehend nicht berücksichtigt. Als der die B-Junioren des VfB Stuttgart als Kapitän bis ins Halbfinale der Saison 2010/2011 führte, dann auch noch seine Chance beim Testspiel in Serbien nutzte, stand für Freund fest: Rani Khedira gehört zum Mexiko-Kader.

Große Konkurrenz im Mittelfeld durch Emre Can

"In Serbien war er überragend", sagt Freund. "Aber mit Emre Can von Bayern München spielt der beste Spieler des 94er-Jahrgangs auf Ranis Position im defensiven Mittelfeld. Als Emre sich dann im Halbfinale verletzte, habe ich Rani gebracht. Er hat gelernt, zu kämpfen. Das hat meinen höchsten Respekt."

Kämpfen mussten die DFB-Junioren auch in diesem Spiel um Platz drei. 3:1 führte der Gegner schon, 33 Minuten waren da gespielt. "Ganz ehrlich, im ersten Moment dachte ich, jetzt ist eine Vorentscheidung gefallen. Aber wir haben dagegengehalten", sagt RaniKhedira. Am Ende siegten die deutschen Junioren 4:3 hochverdient und den Brasilianern spielerisch überlegen. Bedingt durch die Zeitverschiebung liefen ihre Spiele in Deutschland erst spät am Abend, doch jeder, der zugeschaut hatte, war begeistert, ja euphorisch.

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"Hier wächst eine tolle Mannschaft heran"

Zu den Fans des WM-Dritten zählt sich auch DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, der beim Empfang in Frankfurt lobte: "Hier wächst eine tolle Mannschaft für den deutschen Fußball heran, die technisch versiert, mit Charakter, Leidenschaft und gutem Kombinationsfluss spielt."

Integration ja, Irritation nein, so sieht es Rani Khedira, dass neben ihm zehn Spieler des Teams einen Migrationshintergrundhaben: "Wir sind alle hier aufgewachsen, jeder von uns ist stolz darauf, für Deutschland zu spielen. Auch als ich mal ein paar Monate nur auf Abruf stand, hat sich an meinem klaren Bekenntnis zur deutschen Nationalmannschaft nie etwas geändert."

Und wenn die Fußballkulturen harmonieren, kann daraus etwas Neues, Besseres entstehen. "Man hat schon gesehen", bestätigt Rani, "dass wir etwa in der Offensive mit Samed (Yesil) und Okan (Aydin) sehr temperamentvoll und leichtfüßig spielen. Dadurch haben wir an Substanz gewonnen."

"Ich höre auf Samis Ratschläge"

Sami und Rani sprechen viel miteinander, über Fußball und über vieles andere. "Er war schon immer mein Vorbild", sagt Rani über Sami. "Ich höre auf seine Ratschläge. Etwa, dass ich immer auf dem Boden bleiben soll, egal wie gut oder schlecht ich gerade gespielt habe."

Seinem Bruder, der nach einer USA-Reise mit Real Madrid im Länderspiel gegen Brasilien (3:2) vom Bundestrainer geschont wurde, ist er immer gefolgt. Als Sami in der Stuttgarter B-Jugend spielte, saß der kleine Rani bei den Auswärtsspielen mit im Bus. Nach seinem Realschulabschluss flog er ins deutsche WM-Quartier nach Südafrika. Dreimal schon war er in Madrid. Und seine Bronzemedaille aus Mexiko hängt neben Samis WM-Bronze aus Südafrika.

"Die schwersten Jahre stehen noch vor den Jungs"

13 Tage Urlaub hatte Rani nur, nun will er mit dem Stuttgarter U 19-Nachwuchs erstmals nach 2005 Deutscher Meister werden. Damals gehörte Sami Khedira noch zum Stuttgarter U 19-Team.

"Die schwersten Jahre stehen noch vor den Jungs des 94er-Jahrgangs", warnt Steffen Freund. "Der Sprung in den Seniorenbereich ist ungeheuer groß, den werden nicht alle packen." Doch Rani Khedira hat gelernt, dass er jedes nächsthöhere Plateau selbst erklimmen muss.