Leon Goretzka: Der geborene Spielführer

DFB.de: Was zeichnet euch außerhalb des Platzes aus?

Goretzka: Wir sind nicht nur elf, sondern 18 Freunde! Es gibt keine Grüppchen innerhalb der Mannschaft. Wer mit wem am Tisch sitzt, ist bei uns vollkommen egal. Es wird immer viel gelacht.

DFB.de: Du bist der Kapitän dieser Mannschaft. Was bedeutet das für dich?

Goretzka: Einerseits Bestätigung und Vertrauen für die Leistungen, die ich bisher gezeigt habe. Andererseits aber auch Verantwortung der Mannschaft gegenüber. Beide Aspekte sehe ich positiv. Mir macht es Spaß, eine Mannschaft zu führen.

DFB.de: Bist du auch in deinem Verein, dem VfL Bochum, Kapitän?

Goretzka: Da ich mittlerweile schon in der A-Jugend spiele, momentan nicht. In meiner eigentlichen Mannschaft, der B-Jugend, für die ich noch spielberechtigt wäre, bin ich es. Seit ich denken kann, war ich immer Kapitän. Das ging schon in der F2 des VfL Bochum los.

DFB.de: Was zeichnet für Dich einen guten Spielführer aus?

Goretzka: In guten wie in schlechten Zeiten für die Mannschaft da zu sein und sich als Vorbild zu präsentieren. Wenn es Kritik gibt, muss man sich auch mal vor die Mannschaft stellen und den Kopf hinhalten.



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Montagmorgen in Ljubljana, Pflichttermin für die Kapitäne der U 17-Endspielteilnehmer. Die UEFA bittet Leon Goretzka, die Spieler seines Teams kurz vorzustellen. Goretzka kennt seine Mitspieler ziemlich gut, ihren Charakter, die Stärken auf und neben dem Platz. Und er kann über jeden einzelnen eine positive Eigenschaft oder Anekdote erzählen. Schnell merkt man: Goretzka ist der geborene Kapitän.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Peter Scheffler spricht der Torschütze des 1:0 im Halbfinale gegen Polen über seine Rolle in der Mannschaft, den Einzug ins EM-Finale am Mittwoch (ab 18 Uhr, live bei Eurosport) in Ljubljana gegen die Niederlande - und über seinen Heimatverein, den VfL Bochum.

DFB.de: Leon, Glückwunsch zum Einzug ins EM-Finale. Wie fühlst du dich als Matchwinner?

Leon Goretzka: Sehr gut, das ist eine schöne Zugabe. Im Großen und Ganzen zählt für mich aber nur der Mannschaftserfolg. Wir haben so einen langen Weg hinter uns, den wollen wir jetzt natürlich erfolgreich zu Ende gehen.

DFB.de: Wie siehst du die Chancen gegen die Niederlande?

Goretzka: Sie sind eine super Mannschaft, haben bei der EM noch kein Spiel verloren und auch erst ein Gegentor bekommen. Letztes Jahr beim Vier-Nationen-Turnier konnten wir sie 2:0 besiegen (am 14. September 2011, Anm. d. Red). Wenn wir unsere Stärken abrufen, können wir sie wieder schlagen.

DFB.de: Wo genau liegen eure Stärken?

Goretzka: Wir sind gut aufeinander abgestimmt und haben eine hohe Qualität in der Mannschaft. Selbst aus brenzligen Situationen befreien wir uns fußballerisch. Dabei vergessen wir die deutschen Tugenden wie Disziplin, Kampfgeist und Zusammenhalt nicht.

DFB.de: Was zeichnet euch außerhalb des Platzes aus?

Goretzka: Wir sind nicht nur elf, sondern 18 Freunde! Es gibt keine Grüppchen innerhalb der Mannschaft. Wer mit wem am Tisch sitzt, ist bei uns vollkommen egal. Es wird immer viel gelacht.

DFB.de: Du bist der Kapitän dieser Mannschaft. Was bedeutet das für dich?

Goretzka: Einerseits Bestätigung und Vertrauen für die Leistungen, die ich bisher gezeigt habe. Andererseits aber auch Verantwortung der Mannschaft gegenüber. Beide Aspekte sehe ich positiv. Mir macht es Spaß, eine Mannschaft zu führen.

DFB.de: Bist du auch in deinem Verein, dem VfL Bochum, Kapitän?

Goretzka: Da ich mittlerweile schon in der A-Jugend spiele, momentan nicht. In meiner eigentlichen Mannschaft, der B-Jugend, für die ich noch spielberechtigt wäre, bin ich es. Seit ich denken kann, war ich immer Kapitän. Das ging schon in der F2 des VfL Bochum los.

DFB.de: Was zeichnet für Dich einen guten Spielführer aus?

Goretzka: In guten wie in schlechten Zeiten für die Mannschaft da zu sein und sich als Vorbild zu präsentieren. Wenn es Kritik gibt, muss man sich auch mal vor die Mannschaft stellen und den Kopf hinhalten.

DFB.de: Das kam bei der U 17 des DFB wohl noch nicht so oft vor. Ihr habt bisher kein Spiel verloren und seid noch nie in Rückstand geraten.

Goretzka: Richtig, das haben wir uns erarbeitet, und so soll es am besten bleiben. (lacht) Aber ich bin mir sicher, dass wir auch eine solche Situation als Mannschaft meistern würden.

DFB.de: Du bist persönlich nicht so gut in das Turnier gestartet: Im ersten Spiel war deine Leistung durchwachsen, im zweiten hast du eine gelbe Karte bekommen, weshalb der Trainer dich im letzten Gruppenspiel geschont hat. Ist es dir in dieser Phase schwerer gefallen, deine Rolle als Kapitän wahrzunehmen?

Goretzka: Das war nicht so einfach. Wir waren alle ein bisschen nervös zu Beginn des Turniers, und ich hatte von mir selbst erwartet, dass ich der Mannschaft mehr Stabilität gebe. Vielleicht habe ich mich da zu sehr unter Druck gesetzt. Umso besser, dass ich diese Phase pünktlich zum Halbfinale überwunden habe.

DFB.de: Hat Trainer Stefan Böger dich in dieser Zeit besonders unterstützt?

Goretzka: Ja, wir haben viel miteinander gesprochen und mein Spiel analysiert. Er hat mich aufgebaut und mir Tipps gegeben.

DFB.de: Wie ist euer Verhältnis?

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Goretzka: Sehr gut, wir sprechen fast täglich miteinander. Als Kapitän bin ich das Bindeglied zwischen der Mannschaft und dem Trainer und so für die Kommunikation untereinander verantwortlich. Wenn Fragen oder Anmerkungen aus der Mannschaft kommen, steht mir seine Tür immer offen.

DFB.de: Ihr seid jetzt ununterbrochen seit 18 Tagen zusammen. Musstest du auch schon innerhalb der Mannschaft vermitteln?

Goretzka: Natürlich gibt es auch bei uns Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Teams. Dann versuche ich einzuwirken und die Probleme aus der Welt zu schaffen, so dass es sich nicht auf das Mannschaftsklima auswirkt. Das hat bisher super geklappt - und die letzten beiden Tage kriegen wir das auch noch hin.

DFB.de: Der Kicker schreibt, dass du beim VfL Bochum zum "Inventar" gehörst? Erkläre uns das, bitte!

Goretzka: Ich komme aus Bochum, spiele seit der F2 beim VfL, war schon immer Fan des Vereins und habe bis vor ein paar Monaten regelmäßig in der Ostkurve gestanden. Mehr Identifikation geht nicht. Mein größter Traum wäre es, im Ruhrstadion für die erste Mannschaft zu spielen.

DFB.de: Wie stehen die Chancen dafür?

Goretzka: Seit dem Wintertrainingslager der Profis, bei dem ich mitreisen durfte, trainiere ich drei- bis viermal die Woche mit der ersten Mannschaft, solange es sich mit der Schule vereinbaren lässt. Ab der nächsten Saison bin ich für die 2. Bundesliga spielberechtigt. Wenn die Leistung weiter stimmt, komme ich hoffentlich mal zum Einsatz.

DFB.de: Du sprachst gerade die Schule an. Was sind hier deine Ziele?

Goretzka: Ich will mich nicht nur auf den Fußball verlassen, sondern auch mein Abitur machen. Bisher läuft es ganz gut, trotz der vielen Fehlzeiten.

DFB.de: 29 Spiele, 28 Siege seit der U 16. Das EM-Finale wird auch euer letztes Spiel unter Stefan Böger und als U 17-Nationalmannschaft sein. Ist das ein Thema in der Mannschaft?

Goretzka: Wir wissen das, aber wir denken momentan nur an den Titel. Das ist höchstens ein Grund mehr, noch diesen einen Sieg zu holen und unseren Weg mit dem Titel abzuschließen.