"Coachin' U" mit Prus: "Verbundenheit zum Team und zur Nation"

Die deutsche U 17-Nationalmannschaft qualifizierte sich mit zwei Siegen und einem Unentschieden für die nächste Qualifikationsrunde auf dem Weg zur Europameisterschaft 2024 in Zypern. Was ist seit der Übernahme der U 15 im Jahr 2021 bis zum heutigen Zeitpunkt passiert? Wie ist das Trainerteam die erste Qualifikationsrunde angegangen? Wie sieht der Zeitplan zwischen den Spielen aus? Das und mehr beantwortet der monatliche Blog "Coachin' U" - diesmal spricht Michael Prus, Cheftrainer der neuen U 17-Nationalmannschaft.

In der U 15 beginnt die Reise für die jungen Fußballer mit dem aufregenden Thema Nationalmannschaft. Nach einem Sichtungsturnier zu Beginn der Saison standen in der Folge DFB-Lehrgänge mit Trainingseinheiten an. Eine Saison später in der U 16 spielte die Mannschaft ihr erstes internationales Turnier in Spanien und musste dabei viel Lehrgeld zahlen. Im anschließenden Wintertrainingslager haben wir das Turnier aufgearbeitet und die Zeit genutzt, um in der zweiten Saisonhälfte erfolgreich zu sein und eine Serie zu starten. Die Entwicklung der Mannschaft bis zu diesem Zeitpunkt kann ich als sehr gut bezeichnen. Die Spieler gewöhnen sich an die Abläufe, die nicht nur wegen der Nationalhymne anders als bei einem Meisterschaftsspiel sind.

Unsere dritte gemeinsame Saison begann im August mit einem Lehrgang auf dem DFB-Campus. Wir sind hier in Frankfurt größtenteils mit dem Kader zusammengekommen, der das Vier-Nationen-Turnier und die EM-Qualifikation bestreiten sollte. Im Vordergrund stand für uns, in den Trainingseinheiten weiter an unserer Spielidee und -philosophie zu arbeiten. Beim Vier-Nationen-Turnier im September waren wir nach einem Sieg und zwei Niederlagen alle ein bisschen ernüchtert. Wir haben zum Beispiel Angriffe über den Flügel oder die Restverteidigung nicht so gut umgesetzt und das hat uns ein wenig ins Grübeln gebracht. In den Spielen haben wir verschiedene Herangehensweisen und Systeme getestet und konnten viele wichtige Erkenntnisse sammeln, die uns in der Vorbereitung auf die Quali geholfen haben.

"Es ist was Besonderes, als Favorit angesehen zu werden"

In dieser haben wir die Gegner mithilfe von Videos analysiert und entschieden, den Fokus vor allem auf die Spiele gegen Finnland und die Ukraine zu setzen. Das soll aber nicht heißen, dass wir uns den beiden anpassen wollen, sondern dass wir für beide Gegner die richtigen Ansätze und Lösungen finden wollten. Mit einem Film in den Tagen vor dem ersten Spiel haben wir darauf hingewirkt, dass es etwas Besonderes ist, als Favorit angesehen zu werden.

In die Qualifikation wollten wir mit Selbstvertrauen starten und einen erfolgreichen sowie positiven Auftakt hinlegen. Mit dem 6:0-Sieg im ersten Spiel gegen Lichtenstein ist uns das gelungen. Durch das Unentschieden im Anschlussspiel auf dem Nebenplatz zwischen der Ukraine und Finnland wussten wir, dass ein Sieg im zweiten Spiel die Qualifikation für die Eliterunde bedeutet. Den anschließenden Tag gestalteten wir etwas anders als sonst. Dadurch, dass die Spieler seit sieben oder acht Tagen am Stück trainiert haben, entschlossen wir uns dazu, nachmittags eine Olympiade zu veranstalten. Wir wussten, dass die Jungs es lieben, sich zu duellieren und zu vergleichen. In Wettbewerben mit Tischtennis, Playstation und Tischkicker hatten die Jungs viel Spaß zusammen und haben den Teamzusammenhalt gut weiterentwickelt.

Dann stand das zweite Spiel gegen Finnland auf dem Programm, in dem wir ordentlich gespielt haben und in Führung gegangen sind. In der Schlussphase haben wir nach einem Blackout und folgendem Elfmeter den Ausgleich kassiert. Im Anschluss waren die Spieler enttäuscht und die Stimmung gedrückt. Den angesprochenen Film aus dem Vorfeld konnten wir da gut wieder aufgreifen. Denn dort lief für die teilnehmende Mannschaft nicht alles rund. So konnten wir den Jungs mit auf den Weg geben, dass die Ausgangssituation nicht miserabel ist. Wir konnten uns mit einem Sieg im Spiel gegen die Ukraine immer noch für die nächste Runde qualifizieren. Und das ist auch so eingetreten. Wir haben ein richtig gutes Spiel abgeliefert, waren total überlegen und haben trotz des knappen Ergebnisses unser Ziel erreicht, in die nächste Runde einzuziehen.

"Festes Ritual: Aufhängen der Deutschlandfahne"

Spannend zu beobachten für mich war, wie die Spieler mit der Situation vor dem Spiel umgegangen sind. Alle sind absolut konzentriert und fokussiert an die Aufgabe herangegangen und haben es am Ende richtig gut umgesetzt. Diese Erfahrung, erstmals in der Karriere ein Entscheidungsspiel zu absolvieren, war eine besonders wertvolle. Schon zuvor hatten wir in verschiedenen Sportpsychologie-Workshops unabhängig vom Ergebnis mit den Spielern zusammengearbeitet. Wir haben gemeinsam über Werte auf und neben dem Platz gesprochen. Zudem haben wir ein festes Ritual etabliert: das Aufhängen der Deutschlandfahne im Trainingslager, um die Verbundenheit zum Team und zur Nation zu betonen.

Unser Weg im Team geht jetzt weiter. Als nächstes absolvieren wir zum Abschluss des Jahres gemeinsam mit der U 16 ein Trainingslager in der Türkei. In zwei Testspielen gegen die Türkei, die ebenfalls Erster in ihrer Qualifikations-Gruppe geworden ist, erwarten uns interessante Partien. Im neuen Jahr steht das Wintertrainingslager im spanischen Pinatar und der Algarve-Cup in Portugal an, ehe im März die zweite Qualifikationsrunde ansteht. Nach der Auslosung im Dezember, auf die wir gespannt blicken, werden wir uns im Trainerteam wieder gut vorbereiten, um die Spieler in den Trainingseinheiten vor der zweiten Qualifikationsrunde bestens einzustellen.

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Die deutsche U 17-Nationalmannschaft qualifizierte sich mit zwei Siegen und einem Unentschieden für die nächste Qualifikationsrunde auf dem Weg zur Europameisterschaft 2024 in Zypern. Was ist seit der Übernahme der U 15 im Jahr 2021 bis zum heutigen Zeitpunkt passiert? Wie ist das Trainerteam die erste Qualifikationsrunde angegangen? Wie sieht der Zeitplan zwischen den Spielen aus? Das und mehr beantwortet der monatliche Blog "Coachin' U" - diesmal spricht Michael Prus, Cheftrainer der neuen U 17-Nationalmannschaft.

In der U 15 beginnt die Reise für die jungen Fußballer mit dem aufregenden Thema Nationalmannschaft. Nach einem Sichtungsturnier zu Beginn der Saison standen in der Folge DFB-Lehrgänge mit Trainingseinheiten an. Eine Saison später in der U 16 spielte die Mannschaft ihr erstes internationales Turnier in Spanien und musste dabei viel Lehrgeld zahlen. Im anschließenden Wintertrainingslager haben wir das Turnier aufgearbeitet und die Zeit genutzt, um in der zweiten Saisonhälfte erfolgreich zu sein und eine Serie zu starten. Die Entwicklung der Mannschaft bis zu diesem Zeitpunkt kann ich als sehr gut bezeichnen. Die Spieler gewöhnen sich an die Abläufe, die nicht nur wegen der Nationalhymne anders als bei einem Meisterschaftsspiel sind.

Unsere dritte gemeinsame Saison begann im August mit einem Lehrgang auf dem DFB-Campus. Wir sind hier in Frankfurt größtenteils mit dem Kader zusammengekommen, der das Vier-Nationen-Turnier und die EM-Qualifikation bestreiten sollte. Im Vordergrund stand für uns, in den Trainingseinheiten weiter an unserer Spielidee und -philosophie zu arbeiten. Beim Vier-Nationen-Turnier im September waren wir nach einem Sieg und zwei Niederlagen alle ein bisschen ernüchtert. Wir haben zum Beispiel Angriffe über den Flügel oder die Restverteidigung nicht so gut umgesetzt und das hat uns ein wenig ins Grübeln gebracht. In den Spielen haben wir verschiedene Herangehensweisen und Systeme getestet und konnten viele wichtige Erkenntnisse sammeln, die uns in der Vorbereitung auf die Quali geholfen haben.

"Es ist was Besonderes, als Favorit angesehen zu werden"

In dieser haben wir die Gegner mithilfe von Videos analysiert und entschieden, den Fokus vor allem auf die Spiele gegen Finnland und die Ukraine zu setzen. Das soll aber nicht heißen, dass wir uns den beiden anpassen wollen, sondern dass wir für beide Gegner die richtigen Ansätze und Lösungen finden wollten. Mit einem Film in den Tagen vor dem ersten Spiel haben wir darauf hingewirkt, dass es etwas Besonderes ist, als Favorit angesehen zu werden.

In die Qualifikation wollten wir mit Selbstvertrauen starten und einen erfolgreichen sowie positiven Auftakt hinlegen. Mit dem 6:0-Sieg im ersten Spiel gegen Lichtenstein ist uns das gelungen. Durch das Unentschieden im Anschlussspiel auf dem Nebenplatz zwischen der Ukraine und Finnland wussten wir, dass ein Sieg im zweiten Spiel die Qualifikation für die Eliterunde bedeutet. Den anschließenden Tag gestalteten wir etwas anders als sonst. Dadurch, dass die Spieler seit sieben oder acht Tagen am Stück trainiert haben, entschlossen wir uns dazu, nachmittags eine Olympiade zu veranstalten. Wir wussten, dass die Jungs es lieben, sich zu duellieren und zu vergleichen. In Wettbewerben mit Tischtennis, Playstation und Tischkicker hatten die Jungs viel Spaß zusammen und haben den Teamzusammenhalt gut weiterentwickelt.

Dann stand das zweite Spiel gegen Finnland auf dem Programm, in dem wir ordentlich gespielt haben und in Führung gegangen sind. In der Schlussphase haben wir nach einem Blackout und folgendem Elfmeter den Ausgleich kassiert. Im Anschluss waren die Spieler enttäuscht und die Stimmung gedrückt. Den angesprochenen Film aus dem Vorfeld konnten wir da gut wieder aufgreifen. Denn dort lief für die teilnehmende Mannschaft nicht alles rund. So konnten wir den Jungs mit auf den Weg geben, dass die Ausgangssituation nicht miserabel ist. Wir konnten uns mit einem Sieg im Spiel gegen die Ukraine immer noch für die nächste Runde qualifizieren. Und das ist auch so eingetreten. Wir haben ein richtig gutes Spiel abgeliefert, waren total überlegen und haben trotz des knappen Ergebnisses unser Ziel erreicht, in die nächste Runde einzuziehen.

"Festes Ritual: Aufhängen der Deutschlandfahne"

Spannend zu beobachten für mich war, wie die Spieler mit der Situation vor dem Spiel umgegangen sind. Alle sind absolut konzentriert und fokussiert an die Aufgabe herangegangen und haben es am Ende richtig gut umgesetzt. Diese Erfahrung, erstmals in der Karriere ein Entscheidungsspiel zu absolvieren, war eine besonders wertvolle. Schon zuvor hatten wir in verschiedenen Sportpsychologie-Workshops unabhängig vom Ergebnis mit den Spielern zusammengearbeitet. Wir haben gemeinsam über Werte auf und neben dem Platz gesprochen. Zudem haben wir ein festes Ritual etabliert: das Aufhängen der Deutschlandfahne im Trainingslager, um die Verbundenheit zum Team und zur Nation zu betonen.

Unser Weg im Team geht jetzt weiter. Als nächstes absolvieren wir zum Abschluss des Jahres gemeinsam mit der U 16 ein Trainingslager in der Türkei. In zwei Testspielen gegen die Türkei, die ebenfalls Erster in ihrer Qualifikations-Gruppe geworden ist, erwarten uns interessante Partien. Im neuen Jahr steht das Wintertrainingslager im spanischen Pinatar und der Algarve-Cup in Portugal an, ehe im März die zweite Qualifikationsrunde ansteht. Nach der Auslosung im Dezember, auf die wir gespannt blicken, werden wir uns im Trainerteam wieder gut vorbereiten, um die Spieler in den Trainingseinheiten vor der zweiten Qualifikationsrunde bestens einzustellen.

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