Amir und Asmir Begovic: Chelsea-Keeper Vorbild für Torwart-Talente

Sohn Asmir beim FC Chelsea im Tor

Seine Arbeit in Richen scheint sich auszuzahlen. Erst kürzlich konnte er ein Talent, das unter ihm trainierte, an die TSG 1899 Hoffenheim verweisen. "Meine Jungs sind noch jung, es kann noch viel passieren. Sie haben aber alle eine hohe Qualität." Dass junge Spieler von Begovic profitieren können, sieht man am Beispiel seines Sohnes Asmir. Der 28-Jährige ist bosnischer Nationaltorwart und steht seit dieser Saison beim englischen Topklub FC Chelsea unter Vertrag. Als Nummer zwei hinter Thibaut Courtois von Stoke City gekommen, hat Begovic in dieser Saison nach einer langen Verletzung des Stammtorhüters unter Trainer José Mourinho fast alle Partien in der Premier League und der Champions League bestritten. "Er wurde nach seinem Wechsel gleich ins kalte Wasser geschmissen. Der Wechsel von Stoke City zu dem großen Verein Chelsea war für Asmir nicht einfach, er hat es bisher aber sehr gut gemacht", sagt Vater Amir. Bereits im Alter von 17 Jahren zog es seinen Sohn 2003 nach England, damals war der FC Portsmouth auf das bosnische Talent aufmerksam geworden. 2010 wechselte er zu Stoke, ehe Chelsea ihn kürzlich verpflichtete.

"Seine Stärke war schon immer, dass er ein Führungsspieler ist", weiß Begovic. Der Vater ist so oft wie möglich im Stadion, um seinen Sohn zu unterstützen und live zu beobachten. "Bei der Nationalmannschaft sehe ich fast jedes Spiel, nach London schaffe ich es leider nicht so oft." Egal, ob der Vater im Stadion war oder das Spiel vorm Fernseher verfolg hat: Nach dem Spiel geht der Griff von Asmir Begovic gleich zum Handy, um seine Leistung mit dem Vater zu diskutieren.

"Wir waren Flüchtlinge, heute sind wir ganz normale Bürger"

In der kommenden Woche geht es für Begovic und Chelsea am letzten Spieltag der Champions League-Gruppenphase ums Weiterkommen. Zwar steht das Mourinho-Team derzeit auf dem ersten Platz, im Falle einer Niederlage im Heimspiel gegen den Tabellenzweiten FC Porto könnte man das Achtelfinale jedoch bei einem Sieg von Dynamo Kiew gegen Maccabi Tel Aviv noch verpassen. "Ich bin mir sicher, dass Asmir es mit Chelsea packen wird", ist sich der 51-Jährige sicher.

Begovic, der früher selber als Torhüter aktiv war, ist im Jahr 1992 aus Bosnien nach Deutschland gekommen. Er floh mit seiner Familie vor dem Krieg in seiner Heimat, nach sechs Jahren Aufenthalt wurde er jedoch zurückgeschickt. "Für uns war klar, dass wir nicht nach Bosnien zurückkehren können. Wir hatten dort alles verloren." 1999 ging er deshalb mit der Familie nach Kanada, wo sie siebeneinhalb Jahre lebte. "Ich bekam dort die kanadische Staatsbürgerschaft und durfte damit im Jahr 2004 zurück nach Deutschland ziehen", so Begovic. In seiner alten neuen Heimat läuft es für Begovic und seine Familie gut. Auch sein jüngster Sohn Denis ist dem Fußball treu und spielt in der U 16 der TSG Hoffenheim. "Die aktuelle Flüchtlingsproblematik ist für mich eine besondere. Viele Menschen können die Situation leider nicht verstehen. Bei uns war es aber genauso: Wir waren Flüchtlinge, heute sind wir ganz normale Bürger!"

[ja]


Um seine Talentförderung wird der deutsche Fußball in der ganzen Welt beneidet. Leistungszentren, Eliteschulen des Fußballs, Stützpunkte, Amateurvereine – je nach individuellem Leistungsniveau und Entwicklungsstand erfährt jedes Talent die bestmögliche Ausbildung. Doch wie funktioniert die Talentförderung im Detail? Wie werden aus den Kindern und Jugendlichen von heute die Weltmeister von morgen? Wie sieht die Arbeit an Leistungszentren, Eliteschulen und Stützpunkten aus? DFB.de wirft einen Blick hinter die Kulissen.

Bundesweit sind rund 14.000 Talente im Alter zwischen elf und 15 Jahren in DFB-Stützpunkten organisiert. 366 Stützpunkte in ganz Deutschland bilden die Basis einer in den letzten Jahren äußerst erfolgreichen Jugendarbeit beim DFB. Einer der vielen Stützpunkttrainer in Deutschland ist Amir Begovic. In Richen, einem von elf DFB-Stützpunkten im Bereich des Badischen Fußballverbands, ist er als Torwarttrainer aktiv. Heute schaut er jedoch auch sicher in Richtung London, wo sein Sohn Asmir Begovic mit dem FC Chelsea auf den AFC Bournemouth trifft (ab 18:30 Uhr). DFB.de stellt den Trainer mit bosnischer und kanadischer Vergangenheit vor.

"Moderne Torhüter müssen beidfüßig ausgebildet sein"

Amir Begovic ist zufrieden mit der Arbeit, die am DFB-Stützpunkt in Richen geleistet wird. Der Torwarttrainer, der sich mit seinen Trainerkollegen um die Jahrgänge 2002 bis 2005 kümmert, sieht die Entwicklung der Arbeit im Jugendbereich des DFB positiv. "Das ist eine tolle Sache. Die Talente aus ganz Deutschland können an den Stützpunkten eine gute Entwicklung nehmen. Gerade im Hinblick auf die Ambitionen unserer Nationalmannschaft ist eine gute Jugendarbeit sehr wichtig", weiß Begovic. In Richen trainiert der 51-Jährige zwei Altersgruppen an jungen Torwarttalenten. In den Jahrgängen 2002 und 2003 ist Begovic für drei Spieler zuständig, die Jahrgänge 2004 und 2005 sind mit vier Talenten vertreten.

Jeden Montag bietet der Torwarttrainer gemeinsam mit seinen Kollegen das zusätzliche Training am Stützpunkt an, um die Talente der Region optimal fördern zu können. "Das Training im Verein ist meistens gut, aber die Qualität der Spieler innerhalb der Mannschaften ist oft sehr unterschiedlich. Am Stützpunkt kommen die besten Spieler zusammen und profitieren so voneinander." Neben den Basics eines Torhüters, also der Sprungkraft, der Schnelligkeit, der Fangsicherheit und der Strafraumbeherrschung, setzt Begovic den Fokus beim Stützpunkttraining gerne auf die technische Ausbildung seiner Schützlinge. "Moderne Torhüter müssen beidfüßig ausgebildet sein und gut mitspielen können. Außerdem ist eine präzise Spieleröffnung wichtig", so Begovic.

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Sohn Asmir beim FC Chelsea im Tor

Seine Arbeit in Richen scheint sich auszuzahlen. Erst kürzlich konnte er ein Talent, das unter ihm trainierte, an die TSG 1899 Hoffenheim verweisen. "Meine Jungs sind noch jung, es kann noch viel passieren. Sie haben aber alle eine hohe Qualität." Dass junge Spieler von Begovic profitieren können, sieht man am Beispiel seines Sohnes Asmir. Der 28-Jährige ist bosnischer Nationaltorwart und steht seit dieser Saison beim englischen Topklub FC Chelsea unter Vertrag. Als Nummer zwei hinter Thibaut Courtois von Stoke City gekommen, hat Begovic in dieser Saison nach einer langen Verletzung des Stammtorhüters unter Trainer José Mourinho fast alle Partien in der Premier League und der Champions League bestritten. "Er wurde nach seinem Wechsel gleich ins kalte Wasser geschmissen. Der Wechsel von Stoke City zu dem großen Verein Chelsea war für Asmir nicht einfach, er hat es bisher aber sehr gut gemacht", sagt Vater Amir. Bereits im Alter von 17 Jahren zog es seinen Sohn 2003 nach England, damals war der FC Portsmouth auf das bosnische Talent aufmerksam geworden. 2010 wechselte er zu Stoke, ehe Chelsea ihn kürzlich verpflichtete.

"Seine Stärke war schon immer, dass er ein Führungsspieler ist", weiß Begovic. Der Vater ist so oft wie möglich im Stadion, um seinen Sohn zu unterstützen und live zu beobachten. "Bei der Nationalmannschaft sehe ich fast jedes Spiel, nach London schaffe ich es leider nicht so oft." Egal, ob der Vater im Stadion war oder das Spiel vorm Fernseher verfolg hat: Nach dem Spiel geht der Griff von Asmir Begovic gleich zum Handy, um seine Leistung mit dem Vater zu diskutieren.

"Wir waren Flüchtlinge, heute sind wir ganz normale Bürger"

In der kommenden Woche geht es für Begovic und Chelsea am letzten Spieltag der Champions League-Gruppenphase ums Weiterkommen. Zwar steht das Mourinho-Team derzeit auf dem ersten Platz, im Falle einer Niederlage im Heimspiel gegen den Tabellenzweiten FC Porto könnte man das Achtelfinale jedoch bei einem Sieg von Dynamo Kiew gegen Maccabi Tel Aviv noch verpassen. "Ich bin mir sicher, dass Asmir es mit Chelsea packen wird", ist sich der 51-Jährige sicher.

Begovic, der früher selber als Torhüter aktiv war, ist im Jahr 1992 aus Bosnien nach Deutschland gekommen. Er floh mit seiner Familie vor dem Krieg in seiner Heimat, nach sechs Jahren Aufenthalt wurde er jedoch zurückgeschickt. "Für uns war klar, dass wir nicht nach Bosnien zurückkehren können. Wir hatten dort alles verloren." 1999 ging er deshalb mit der Familie nach Kanada, wo sie siebeneinhalb Jahre lebte. "Ich bekam dort die kanadische Staatsbürgerschaft und durfte damit im Jahr 2004 zurück nach Deutschland ziehen", so Begovic. In seiner alten neuen Heimat läuft es für Begovic und seine Familie gut. Auch sein jüngster Sohn Denis ist dem Fußball treu und spielt in der U 16 der TSG Hoffenheim. "Die aktuelle Flüchtlingsproblematik ist für mich eine besondere. Viele Menschen können die Situation leider nicht verstehen. Bei uns war es aber genauso: Wir waren Flüchtlinge, heute sind wir ganz normale Bürger!"