Henrichs: "Ich werde nicht nachlassen"

DFB.de: Wie viel Tage Urlaub blieben Ihnen eigentlich zwischen U 19-EM und Trainingsstart im Klub?

Henrichs: Ich hatte ein Wochenende frei, aber unmittelbar vor dem Turnier hatte ich noch einen Monat Pause. Genauso war es abgesprochen.

DFB.de: Beim EM-Auftakt gegen den späteren Finalteilnehmer Italien war Ihr Team drückend überlegen, verlor aber und wurde am Ende "nur" Fünfter. Mit etwas Abstand: Warum hat der große Wurf für die deutsche U19-Nationalmannschaft in diesem Sommer nicht geklappt?

Henrichs: Italien war auf jeden Fall gleich der Knackpunkt. Wenn man 15 Torschüsse hat, und der Gegner schießt nur zweimal aufs Tor, darunter einmal vom Elfmeterpunkt, dann sagt das schon einiges über das Spiel aus. Gegen Portugal haben wir leider einige individuelle Fehler gemacht - und schon waren wir draußen. Im dritten Gruppenspiel gegen Österreich haben wir uns dann endlich belohnt. Gegen die Niederlande haben wir nie aufgegeben und uns gottseidank am Ende durch den Sieg für die WM qualifiziert.

DFB.de: Wie hoch war Ihr Pulsschlag beim zwölften Elfmeter?

Henrichs: (lacht) Schon sehr hoch, das muss ich zugeben. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass der Ball reingegangen ist und wir nach Südkorea fahren.

DFB.de: Schießen Sie eigentlich gerne Elfmeter?

Henrichs: Ich war nicht unter den ersten fünf Schützen, das ist ja schon die Antwort. Aber irgendeiner musste in dem Moment die Verantwortung übernehmen.

DFB.de: Wer hatte den größeren Einfluss auf ihre Karriere: Mama oder Papa?

Henrichs: Meine ganze Familie. Auch meine Schwester stand immer hinter mir. Egal was war, meine Familie war immer für mich da und hat einen großen Anteil an meinen Erfolgen.

DFB.de: Ihr Mutter stammt aus Ghana. Müssen wir noch Angst haben?

Henrichs: (lacht) Nein, eigentlich nicht. Klar, man weiß nie im Fußball, aber momentan ist es unwahrscheinlich, irgendwann mal für Ghana aufzulaufen. Schließlich habe ich bislang alle DFB-Juniorenmannschaften durchlaufen und insgesamt schon 37-mal für Deutschland gespielt.

DFB.de: Sie sind der beste Junior des Jahres, in Mönchengladbach wurden Sie mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen diese Ehrung?

Henrichs: Es ist die beste Auszeichnung, die ein junger Spieler bekommen kann. Höwedes, Ginter, Rüdiger, Tah - also wenn ich mir nur einige meiner direkten Vorgänger anschaue, weiß ich schon, in welche großen Fußstapfen ich trete. Ich freue mich über die Medaille - und ich kann versprechen, dass ich nicht nachlassen werde.

[th]


"Vorteil Henrichs" lautete die Überschrift unlängst im Kicker. Keine Frage, der 19-Jährige hat einen Lauf. Vergangene Saison, noch als A-Junior, brachte Benjamin Henrichs es für Bayer Leverkusen auf zehn Bundesligaeinsätze. Bei der U 19-Europameisterschaft im Sommer gehörte er - mal wieder - zu den Besten im deutschen Team. Und nun ist er vom DFB mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold ausgezeichnet worden. Vorteil Henrichs? Im DFB.de-Interview mit Redakteur Thomas Hackbarth spricht der frisch gebackene U 21-Nationalspieler darüber.

DFB.de: Herr Henrichs, stimmen Sie zu: Sie spielen im Bundesligateam mit der besten Bank?

Benjamin Henrichs: Ja, den Eindruck kann man gewinnen. Wir haben in Leverkusen eine sehr dichte Kaderzusammenstellung und werden diese Saison zu den Topmannschaften der Bundesliga gehören.

DFB.de: Während der Länderspielphasen ist es in Leverkusen aber richtig leer. Sagt man sich da nicht als Jungprofi: "Na klasse, ich hätte es auch einfacher haben können?"

Henrichs: Offiziell ist es ja sogar mein erstes Profijahr, und natürlich freue ich mich, dass wir so stark aufgestellt sind. Davon profitiere ich doch gerade als junger Spieler. Ich darf mit so vielen europäischen Spitzenspielern trainieren, ich darf mitspielen, das alles ist einfach nur eine Freude.

DFB.de: Mit welcher Zielsetzung gehen Sie in die Saison?

Henrichs: Ich will auf jeden Fall an meine Leistungen der vergangenen Saison anknüpfen. In vier der letzten fünf Saisonspiele habe ich durchgespielt. Jetzt habe ich mir keine bestimmte Anzahl an Spielen vorgenommen, aber natürlich will ich so oft wie möglich spielen.

DFB.de: Kollegial oder verbissen - wie läuft der Konkurrenzkampf mit Außenverteidiger Wendell?

Henrichs: Auf jeden Fall kollegial. Egal auf welcher Seite ich spiele, meine Kollegen helfen mir extrem. Wendell gibt mir immer wieder Tipps, er kümmert sich wirklich um mich. Dabei ist es ja auch so, dass ich außer Innenverteidiger und Torwart wirklich schon jede Position gespielt habe. Natürlich ist das ein Vorteil, denn der Trainer kann mich ganz unterschiedlich einsetzen. Dennoch gehe ich nicht davon aus, dass ich diese Saison oft im Mittelfeld spielen werde. Auch weil Bayer dort schon sehr stark besetzt ist. Aber auf der Linksverteidigerposition haben wir nur Wendell und mich. In erster Linie bin ich als Außenverteidiger eingeplant.

DFB.de: Was hat Ihnen Trainer Roger Schmidt vermitteln können?

Henrichs: Er hat sehr viel mit mir geredet. Der Trainer hat mir immer Feedback gegeben, hat die Videoanalysen mit mir besprochen. Er hat mich ja überhaupt zum ersten Mal als Außenverteidiger auflaufen lassen. Dort habe ich im letzten Jahr zehn Begegnungen in der Bundesliga absolviert, obwohl ich eigentlich noch bei den A-Junioren spielte. Ich bin Roger Schmidt dankbar für seine Idee.

DFB.de: Dabei bringen Sie ein großes technisches Potenzial mit. Schielt man da nicht doch mittelfristig auf einen Platz im Leverkusener Mittelfeld?

Henrichs: Daran denke ich überhaupt nicht. Ich bin sicher nicht so blauäugig, dass ich mich über eine Position beschwere, auf der ich spielen darf. Ich bin Außenverteidiger in der Bundesliga, und dort kämpfe ich um einen Stammplatz.

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DFB.de: Wie viel Tage Urlaub blieben Ihnen eigentlich zwischen U 19-EM und Trainingsstart im Klub?

Henrichs: Ich hatte ein Wochenende frei, aber unmittelbar vor dem Turnier hatte ich noch einen Monat Pause. Genauso war es abgesprochen.

DFB.de: Beim EM-Auftakt gegen den späteren Finalteilnehmer Italien war Ihr Team drückend überlegen, verlor aber und wurde am Ende "nur" Fünfter. Mit etwas Abstand: Warum hat der große Wurf für die deutsche U19-Nationalmannschaft in diesem Sommer nicht geklappt?

Henrichs: Italien war auf jeden Fall gleich der Knackpunkt. Wenn man 15 Torschüsse hat, und der Gegner schießt nur zweimal aufs Tor, darunter einmal vom Elfmeterpunkt, dann sagt das schon einiges über das Spiel aus. Gegen Portugal haben wir leider einige individuelle Fehler gemacht - und schon waren wir draußen. Im dritten Gruppenspiel gegen Österreich haben wir uns dann endlich belohnt. Gegen die Niederlande haben wir nie aufgegeben und uns gottseidank am Ende durch den Sieg für die WM qualifiziert.

DFB.de: Wie hoch war Ihr Pulsschlag beim zwölften Elfmeter?

Henrichs: (lacht) Schon sehr hoch, das muss ich zugeben. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass der Ball reingegangen ist und wir nach Südkorea fahren.

DFB.de: Schießen Sie eigentlich gerne Elfmeter?

Henrichs: Ich war nicht unter den ersten fünf Schützen, das ist ja schon die Antwort. Aber irgendeiner musste in dem Moment die Verantwortung übernehmen.

DFB.de: Wer hatte den größeren Einfluss auf ihre Karriere: Mama oder Papa?

Henrichs: Meine ganze Familie. Auch meine Schwester stand immer hinter mir. Egal was war, meine Familie war immer für mich da und hat einen großen Anteil an meinen Erfolgen.

DFB.de: Ihr Mutter stammt aus Ghana. Müssen wir noch Angst haben?

Henrichs: (lacht) Nein, eigentlich nicht. Klar, man weiß nie im Fußball, aber momentan ist es unwahrscheinlich, irgendwann mal für Ghana aufzulaufen. Schließlich habe ich bislang alle DFB-Juniorenmannschaften durchlaufen und insgesamt schon 37-mal für Deutschland gespielt.

DFB.de: Sie sind der beste Junior des Jahres, in Mönchengladbach wurden Sie mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen diese Ehrung?

Henrichs: Es ist die beste Auszeichnung, die ein junger Spieler bekommen kann. Höwedes, Ginter, Rüdiger, Tah - also wenn ich mir nur einige meiner direkten Vorgänger anschaue, weiß ich schon, in welche großen Fußstapfen ich trete. Ich freue mich über die Medaille - und ich kann versprechen, dass ich nicht nachlassen werde.

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