Ideen schmieden, wie man Talente schmiedet

Um seine Talentförderung wird der deutsche Fußball in der ganzen Welt beneidet. Leistungszentren, Eliteschulen, Stützpunkte, Amateurvereine – je nach individuellem Leistungsniveau und Entwicklungsstand erfährt jedes Talent die bestmögliche Ausbildung. Doch wie funktioniert die Talentförderung im Detail? Wie werden aus den Kindern und Jugendlichen von heute die Weltmeister von morgen? Wie sieht die Arbeit an Leistungszentren, Eliteschulen und Stützpunkten aus? DFB.de wirft einen Blick hinter die Kulissen - zum Beispiel bei den Tagungen der Trainer aller 53 Leistungszentren in Deutschland.

Think Tank. In Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ist das längst ein vertrauter Begriff. Wenn die absoluten Fachleute eines Gebietes zusammenkommen, diskutieren, Gedanken austauschen und damit die öffentliche Debatte anregen und lenken. Denkfabrik eben.

So etwas Ähnliches wie Think Tanks gibt es auch im Fußball. In den vergangenen Tagen fanden zwei Veranstaltungen statt, die man auch als Talentförderungs-Denkfabrik bezeichnen könnte. Die Nachwuchstrainer der Leistungszentren tagten auf Einladung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt. Zunächst die Trainer des U 19-Jahrgangs, Anfang dieser Woche dann die Trainer der Altersklassen U 17 und U 16. Diskutiert wurde viel, Gedanken ausgetauscht sowieso. Es wurden Ideen geschmiedet, wie man Talente schmiedet.

Den Denkanstoß lieferte DFB-Sportdirektor Hansi Flick, der die Leitlinien und Leitsätze der neuen DFB-Spielauffassung unter dem Motto "Unser Weg - Erfolg entwickeln" vorstellte. Spielsysteme sollen eine kleinere Rolle spielen. Wichtiger ist, dass die Spieler auf typische Spielsituationen vorbereitet werden. Zum Beispiel: Lösungsmöglichkeiten im offensiven 1-gegen-1 finden, Verhalten zu Ball und Gegner in der Defensive richtig einschätzen, seriöses Passspiel betreiben.

"Wir haben kurze, prägnante Leitlinien formuliert, mit denen sich jeder identifizieren kann", sagt Flick. "Am Ende geht es darum, die Spieler mit unseren Handlungsempfehlungen in die Lage zu versetzen, möglichst viele Situationen auf dem Platz möglichst optimal lösen zu können." Unterstützung erhielt der 50-Jährige von den DFB-Trainern Marcus Sorg, Guido Streichsbier, Meikel Schönweitz und Christian Wück, die in einer Praxiseinheit die Umsetzung der Spielauffassung in die tägliche Trainingsarbeit demonstrierten.

Prominenz von Mirko Votava bis Hannes Wolf

Es ist geballtes Knowhow, das sich bei einer solchen Fortbildung in einem Raum befindet. Da diskutiert Frank Engel, Sportlicher Leiter der DFB-Talentförderung und langjähriger Junioren-Nationaltrainer, mit Hannes Wolf, amtierender B-Jugendmeister und aktueller U 19-Trainer von Borussia Dortmund, über die individuelle Klasse von Mario Götze und wie man in der Ausbildung der Talente das Durchsetzungsvermögen im 1-gegen-1 stärken kann. Da steht Mirko Votava neben Alexander Schur und Uwe Bindewald und fachsimpelt, mit welcher persönlichen Ansprache man die Spieler zu den besten Trainingsleistungen motivieren kann.

"Im Alltag hat man nicht so oft die Chance zum Austausch mit den Trainerkollegen, deswegen ist es cool sie hier zu treffen", sagt BVB-Trainer Hannes Wolf. Frank Engel ergänzt: "Es gibt auch mal kontroverse Diskussionen oder ein Streitgespräch. Das gehört dazu. Nur mit einer guten Streitkultur kommt man voran." Vorankommen. Erfolg entwickeln. Das will auch DFB-Sportdirektor Hansi Flick. "Dieser Austausch ist einfach unsere Aufgabe als DFB. Man muss sich immer wieder hinterfragen und schauen, was man optimieren und verbessern kann."

56 Fortbildungen für Trainer der Leistungszentren seit 2004

Selbstverständlich wird auf den Fortbildungen des DFB nicht nur geschwatzt und diskutiert. Frank Engel führt durch das Programm der Veranstaltung, die vom für die Leistungszentren verantwortlichen DFB-Mitarbeiter Michael Pabst koordiniert wird. Die DFB-Trainer der jeweiligen Altersklasse berichten von vergangenen EM- oder WM-Turnieren und geben einen Ausblick auf Termine und Ausbildungsinhalte der kommenden Spielzeit. Dazu sind immer Gastreferenten eingeladen, um über Themen aus der Nachwuchsförderung zu informieren. In den vergangenen Tagen sprach Prof. Ansgar Thiel von der Universität Tübingen zum Thema "Das Aufwachsen Jugendlicher und der Leistungssport".

In der Regel treffen sich die Trainer der Leistungszentren in ihrer Altersklasse zweimal im Jahr. Einmal bundesweit an einem zentralen Ort mit Vertretern aller 53 Leistungszentren, einmal dezentral, meist nach den Regionen Nord-Nordost, West und Süd-Südwest unterteilt. Seit 2004 fanden insgesamt 56 Fortbildungen der Bereiche U 19, U 17/U 16 und U 15/U 14 statt. Doch nicht nur die Nachwuchstrainer tauschen sich turnusmäßig aus. So kommen in regelmäßigen Abständen die psychologischen Mitarbeiter und die pädagogischen Leiter der Leistungszentren zusammen. Erstmals ist für November ein Treffen der Scouts und Spielanalysten geplant. Perspektivisch werden auch die Trainer der jüngeren Altersbereiche (U12-U14) dazukommen.

Fachleute eines Gebiets, die sich zum Gedankenaustausch treffen. Fußball-Think Tanks eben.

[na]

Um seine Talentförderung wird der deutsche Fußball in der ganzen Welt beneidet. Leistungszentren, Eliteschulen, Stützpunkte, Amateurvereine – je nach individuellem Leistungsniveau und Entwicklungsstand erfährt jedes Talent die bestmögliche Ausbildung. Doch wie funktioniert die Talentförderung im Detail? Wie werden aus den Kindern und Jugendlichen von heute die Weltmeister von morgen? Wie sieht die Arbeit an Leistungszentren, Eliteschulen und Stützpunkten aus? DFB.de wirft einen Blick hinter die Kulissen - zum Beispiel bei den Tagungen der Trainer aller 53 Leistungszentren in Deutschland.

Think Tank. In Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ist das längst ein vertrauter Begriff. Wenn die absoluten Fachleute eines Gebietes zusammenkommen, diskutieren, Gedanken austauschen und damit die öffentliche Debatte anregen und lenken. Denkfabrik eben.

So etwas Ähnliches wie Think Tanks gibt es auch im Fußball. In den vergangenen Tagen fanden zwei Veranstaltungen statt, die man auch als Talentförderungs-Denkfabrik bezeichnen könnte. Die Nachwuchstrainer der Leistungszentren tagten auf Einladung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt. Zunächst die Trainer des U 19-Jahrgangs, Anfang dieser Woche dann die Trainer der Altersklassen U 17 und U 16. Diskutiert wurde viel, Gedanken ausgetauscht sowieso. Es wurden Ideen geschmiedet, wie man Talente schmiedet.

Den Denkanstoß lieferte DFB-Sportdirektor Hansi Flick, der die Leitlinien und Leitsätze der neuen DFB-Spielauffassung unter dem Motto "Unser Weg - Erfolg entwickeln" vorstellte. Spielsysteme sollen eine kleinere Rolle spielen. Wichtiger ist, dass die Spieler auf typische Spielsituationen vorbereitet werden. Zum Beispiel: Lösungsmöglichkeiten im offensiven 1-gegen-1 finden, Verhalten zu Ball und Gegner in der Defensive richtig einschätzen, seriöses Passspiel betreiben.

"Wir haben kurze, prägnante Leitlinien formuliert, mit denen sich jeder identifizieren kann", sagt Flick. "Am Ende geht es darum, die Spieler mit unseren Handlungsempfehlungen in die Lage zu versetzen, möglichst viele Situationen auf dem Platz möglichst optimal lösen zu können." Unterstützung erhielt der 50-Jährige von den DFB-Trainern Marcus Sorg, Guido Streichsbier, Meikel Schönweitz und Christian Wück, die in einer Praxiseinheit die Umsetzung der Spielauffassung in die tägliche Trainingsarbeit demonstrierten.

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Prominenz von Mirko Votava bis Hannes Wolf

Es ist geballtes Knowhow, das sich bei einer solchen Fortbildung in einem Raum befindet. Da diskutiert Frank Engel, Sportlicher Leiter der DFB-Talentförderung und langjähriger Junioren-Nationaltrainer, mit Hannes Wolf, amtierender B-Jugendmeister und aktueller U 19-Trainer von Borussia Dortmund, über die individuelle Klasse von Mario Götze und wie man in der Ausbildung der Talente das Durchsetzungsvermögen im 1-gegen-1 stärken kann. Da steht Mirko Votava neben Alexander Schur und Uwe Bindewald und fachsimpelt, mit welcher persönlichen Ansprache man die Spieler zu den besten Trainingsleistungen motivieren kann.

"Im Alltag hat man nicht so oft die Chance zum Austausch mit den Trainerkollegen, deswegen ist es cool sie hier zu treffen", sagt BVB-Trainer Hannes Wolf. Frank Engel ergänzt: "Es gibt auch mal kontroverse Diskussionen oder ein Streitgespräch. Das gehört dazu. Nur mit einer guten Streitkultur kommt man voran." Vorankommen. Erfolg entwickeln. Das will auch DFB-Sportdirektor Hansi Flick. "Dieser Austausch ist einfach unsere Aufgabe als DFB. Man muss sich immer wieder hinterfragen und schauen, was man optimieren und verbessern kann."

56 Fortbildungen für Trainer der Leistungszentren seit 2004

Selbstverständlich wird auf den Fortbildungen des DFB nicht nur geschwatzt und diskutiert. Frank Engel führt durch das Programm der Veranstaltung, die vom für die Leistungszentren verantwortlichen DFB-Mitarbeiter Michael Pabst koordiniert wird. Die DFB-Trainer der jeweiligen Altersklasse berichten von vergangenen EM- oder WM-Turnieren und geben einen Ausblick auf Termine und Ausbildungsinhalte der kommenden Spielzeit. Dazu sind immer Gastreferenten eingeladen, um über Themen aus der Nachwuchsförderung zu informieren. In den vergangenen Tagen sprach Prof. Ansgar Thiel von der Universität Tübingen zum Thema "Das Aufwachsen Jugendlicher und der Leistungssport".

In der Regel treffen sich die Trainer der Leistungszentren in ihrer Altersklasse zweimal im Jahr. Einmal bundesweit an einem zentralen Ort mit Vertretern aller 53 Leistungszentren, einmal dezentral, meist nach den Regionen Nord-Nordost, West und Süd-Südwest unterteilt. Seit 2004 fanden insgesamt 56 Fortbildungen der Bereiche U 19, U 17/U 16 und U 15/U 14 statt. Doch nicht nur die Nachwuchstrainer tauschen sich turnusmäßig aus. So kommen in regelmäßigen Abständen die psychologischen Mitarbeiter und die pädagogischen Leiter der Leistungszentren zusammen. Erstmals ist für November ein Treffen der Scouts und Spielanalysten geplant. Perspektivisch werden auch die Trainer der jüngeren Altersbereiche (U12-U14) dazukommen.

Fachleute eines Gebiets, die sich zum Gedankenaustausch treffen. Fußball-Think Tanks eben.