"Hachinger Weg": So profitiert die SpVgg von ihrem Leistungszentrum

Ein viel bemühtes, aber treffendes Bildnis drängt sich auf, wenn heute (ab 19 Uhr, live bei Sky) im DFB-Pokalachtelfinale die SpVgg Unterhaching auf Bundesligist Bayer Leverkusen trifft. Die einen haben gerade gegen Lionel Messi und den FC Barcelona gespielt, die anderen gegen Wacker Burghausen. Der Bundesligasechste gastiert beim Regionalligavierten. David gegen Goliath. Profis gegen Schüler, und zwar im wahrsten Sinne.

Der Altersdurchschnitt der SpVgg Unterhaching liegt bei knapp über 20 Jahren. Kapitän Jonas Hummels gehört mit 25 Jahren zu den absoluten Routiniers. Maximilian Nicu wirkt mit seinen 33 Jahren gar wie ein Methusalem, manche seiner Mitspieler nennen ihn „Papa“. Marco Rosenzweig zum Beispiel, er ist 19 Jahre alt. Beim 3:0 gegen RB Leipzig in der 2. DFB-Pokalrunde gehörte er zu den Torschützen. Das Trikot der SpVgg Unterhaching trägt er seitdem er zehn Jahre alt ist. Im Kader gegen Leverkusen stehen mindestens zwei Spieler, die noch für die A-Jugend spielberechtigt sind. Der 16-jährige Tim Schels ist nur deshalb nicht dabei, weil er derzeit mit der deutschen U 18-Auswahl auf Israel-Reise ist.

Paradebeispiele für Unterhachings Talentförderung. "Unser Ziel ist möglichst viele Spieler selbst auszubilden, damit sie den Sprung von den Juniorenteams in unsere 1. Mannschaft schaffen und dabei die Haching-Spielphilosophie bereits verinnerlicht haben", sagt Präsident Manfred Schwabl. Daniel Wimmer, Sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, ergänzt: "Der Fokus liegt auf dem einzelnen Spieler. Wir versuchen, die Spieler individualtaktisch auszubilden, denn je höher die Qualität der Einzelspieler umso besser die Leistung der gesamten Mannschaft."

Fünf Spieler in die 2. Bundesliga, zwei in die Bundesliga abgegeben

Den "Hachinger Weg" nennen sie das. Hohe Durchlässigkeit zwischen Nachwuchsteams bis hin zu den Profis, regelmäßige Teilnahme der Jugendspieler an den Trainingseinheiten der 1. Mannschaft, Kombination der sportlichen Förderung mit schulischer und beruflicher Ausbildung, hausinterne Aus- und Weiterbildung der Trainer. Einer, der den "Hachinger Weg" lebt, ist Florian Rensch, Organisatorischer Leiter des Unterhachinger Leistungszentrums. "Unser Präsident Manfred Schwabl hat einmal mit einem Augenzwinkern gesagt, wir sind ein Nachwuchsleistungszentrum mit angeschlossener erster Mannschaft", erklärt Rensch.

Fragt man den 44-Jährigen, ob Unterhachings Jugendarbeit erfolgreich ist, zählt er auf: Redondo zu Union Berlin, Köpke zum Karlsruher SC, Widemann und Voglsammer zum 1. FC Heidenheim, Hufnagel zum SC Freiburg, Haberer nach Hoffenheim, Zetterer zu Werder Bremen. "Allein in den letzten beiden Jahren haben wir fünf Spieler in die zweite und zwei Spieler in die erste Bundesliga abgebeben", sagt Rensch. Der Anteil der Eigengewächse in der Regionalliga-Mannschaft liegt bei etwa 60 Prozent. "Wir versuchen natürlich so viel wie möglich in die 1. Mannschaft zu bekommen", sagt Wimmer, "bei uns ist der Sprung nicht so hoch wie bei einem Bundesligisten und natürlich ist es auch ein Anreiz für die Spieler, dass die 3. oder 4. Liga nicht das Ende ist."

Vom DFB als Leistungszentrum zertifiziert

Ausbildungsverein Unterhaching. Ihren Ursprung nahm diese Entwicklung in einer Krise. "Wir haben vorher schon ambitionierte und erfolgreiche Jugendarbeit betrieben", sagt Rensch, "aber diese konzeptionelle Vereinsausrichtung entstand erst vor drei, vier Jahren und ist ganz eng mit der Person Manfred Schwabl verbunden, der dieses Konzept täglich vorlebt". Der einstige Bundesligist war sportlich und wirtschaftlich in Schieflage geraten, ist mittlerweile bis in die Regionalliga Bayern abgerutscht.

Aus der Not machte man eine Tugend, setzte konsequent auf die Jugend und ließ sich vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) als Leistungszentrum zertifizieren. "Neben vielen anderen Vorteilen kann man als anerkanntes Leistungszentrum schon früher Förderverträge mit talentierten Jugendlichen abschließen", erläutert Rensch.

DFB-Pokal gegen Leverkusen "für alle ein echtes Highlight"

Die Kosten, die für solch eine ambitionierte Jugendarbeit anfallen, versucht man aus dem Verkauf von Talenten an höherklassige Vereine zu refinanzieren. "Zusätzlich sind natürlich solche Spiele wie gegen Leverkusen mit TV-Einnahmen und vor ausverkauftem Haus wirtschaftlich eminent wichtig", sagt Rensch. "Außerdem erhöht es die Identifikation der Jugendspieler mit dem Verein weil sie sehen, dass man auch mit einer Mannschaft aus jungen Spielern und Eigengewächsen großen Erfolg haben kann. Das DFB-Pokal-Achtelfinale ist für uns ein echter Glücksfall, den sich die Jungs aber selber erarbeitet haben."

Motivieren muss man niemanden, im Gegenteil. "Den einen oder anderen muss man ein wenig bremsen", sagt Daniel Wimmer, "denn für jeden von uns ist das Spiel ein echtes Highlight." Liveübertragung bei Sky, man gehört zu den letzten 16 Teams im Wettbewerb, endlich mal wieder im Rampenlicht stehen. Die jungen Spieler in Unterhachings Kader können unter Beweis stellen, dass sie für höhere Aufgaben gewachsen sind. Mit Sicherheit wird man den einen oder anderen zukünftig in der Bundesliga oder 2. Bundesliga wiedersehen. Sie werden ihren Weg gehen. Den Hachinger Weg.

[na]

Ein viel bemühtes, aber treffendes Bildnis drängt sich auf, wenn heute (ab 19 Uhr, live bei Sky) im DFB-Pokalachtelfinale die SpVgg Unterhaching auf Bundesligist Bayer Leverkusen trifft. Die einen haben gerade gegen Lionel Messi und den FC Barcelona gespielt, die anderen gegen Wacker Burghausen. Der Bundesligasechste gastiert beim Regionalligavierten. David gegen Goliath. Profis gegen Schüler, und zwar im wahrsten Sinne.

Der Altersdurchschnitt der SpVgg Unterhaching liegt bei knapp über 20 Jahren. Kapitän Jonas Hummels gehört mit 25 Jahren zu den absoluten Routiniers. Maximilian Nicu wirkt mit seinen 33 Jahren gar wie ein Methusalem, manche seiner Mitspieler nennen ihn „Papa“. Marco Rosenzweig zum Beispiel, er ist 19 Jahre alt. Beim 3:0 gegen RB Leipzig in der 2. DFB-Pokalrunde gehörte er zu den Torschützen. Das Trikot der SpVgg Unterhaching trägt er seitdem er zehn Jahre alt ist. Im Kader gegen Leverkusen stehen mindestens zwei Spieler, die noch für die A-Jugend spielberechtigt sind. Der 16-jährige Tim Schels ist nur deshalb nicht dabei, weil er derzeit mit der deutschen U 18-Auswahl auf Israel-Reise ist.

Paradebeispiele für Unterhachings Talentförderung. "Unser Ziel ist möglichst viele Spieler selbst auszubilden, damit sie den Sprung von den Juniorenteams in unsere 1. Mannschaft schaffen und dabei die Haching-Spielphilosophie bereits verinnerlicht haben", sagt Präsident Manfred Schwabl. Daniel Wimmer, Sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, ergänzt: "Der Fokus liegt auf dem einzelnen Spieler. Wir versuchen, die Spieler individualtaktisch auszubilden, denn je höher die Qualität der Einzelspieler umso besser die Leistung der gesamten Mannschaft."

Fünf Spieler in die 2. Bundesliga, zwei in die Bundesliga abgegeben

Den "Hachinger Weg" nennen sie das. Hohe Durchlässigkeit zwischen Nachwuchsteams bis hin zu den Profis, regelmäßige Teilnahme der Jugendspieler an den Trainingseinheiten der 1. Mannschaft, Kombination der sportlichen Förderung mit schulischer und beruflicher Ausbildung, hausinterne Aus- und Weiterbildung der Trainer. Einer, der den "Hachinger Weg" lebt, ist Florian Rensch, Organisatorischer Leiter des Unterhachinger Leistungszentrums. "Unser Präsident Manfred Schwabl hat einmal mit einem Augenzwinkern gesagt, wir sind ein Nachwuchsleistungszentrum mit angeschlossener erster Mannschaft", erklärt Rensch.

Fragt man den 44-Jährigen, ob Unterhachings Jugendarbeit erfolgreich ist, zählt er auf: Redondo zu Union Berlin, Köpke zum Karlsruher SC, Widemann und Voglsammer zum 1. FC Heidenheim, Hufnagel zum SC Freiburg, Haberer nach Hoffenheim, Zetterer zu Werder Bremen. "Allein in den letzten beiden Jahren haben wir fünf Spieler in die zweite und zwei Spieler in die erste Bundesliga abgebeben", sagt Rensch. Der Anteil der Eigengewächse in der Regionalliga-Mannschaft liegt bei etwa 60 Prozent. "Wir versuchen natürlich so viel wie möglich in die 1. Mannschaft zu bekommen", sagt Wimmer, "bei uns ist der Sprung nicht so hoch wie bei einem Bundesligisten und natürlich ist es auch ein Anreiz für die Spieler, dass die 3. oder 4. Liga nicht das Ende ist."

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Vom DFB als Leistungszentrum zertifiziert

Ausbildungsverein Unterhaching. Ihren Ursprung nahm diese Entwicklung in einer Krise. "Wir haben vorher schon ambitionierte und erfolgreiche Jugendarbeit betrieben", sagt Rensch, "aber diese konzeptionelle Vereinsausrichtung entstand erst vor drei, vier Jahren und ist ganz eng mit der Person Manfred Schwabl verbunden, der dieses Konzept täglich vorlebt". Der einstige Bundesligist war sportlich und wirtschaftlich in Schieflage geraten, ist mittlerweile bis in die Regionalliga Bayern abgerutscht.

Aus der Not machte man eine Tugend, setzte konsequent auf die Jugend und ließ sich vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) als Leistungszentrum zertifizieren. "Neben vielen anderen Vorteilen kann man als anerkanntes Leistungszentrum schon früher Förderverträge mit talentierten Jugendlichen abschließen", erläutert Rensch.

DFB-Pokal gegen Leverkusen "für alle ein echtes Highlight"

Die Kosten, die für solch eine ambitionierte Jugendarbeit anfallen, versucht man aus dem Verkauf von Talenten an höherklassige Vereine zu refinanzieren. "Zusätzlich sind natürlich solche Spiele wie gegen Leverkusen mit TV-Einnahmen und vor ausverkauftem Haus wirtschaftlich eminent wichtig", sagt Rensch. "Außerdem erhöht es die Identifikation der Jugendspieler mit dem Verein weil sie sehen, dass man auch mit einer Mannschaft aus jungen Spielern und Eigengewächsen großen Erfolg haben kann. Das DFB-Pokal-Achtelfinale ist für uns ein echter Glücksfall, den sich die Jungs aber selber erarbeitet haben."

Motivieren muss man niemanden, im Gegenteil. "Den einen oder anderen muss man ein wenig bremsen", sagt Daniel Wimmer, "denn für jeden von uns ist das Spiel ein echtes Highlight." Liveübertragung bei Sky, man gehört zu den letzten 16 Teams im Wettbewerb, endlich mal wieder im Rampenlicht stehen. Die jungen Spieler in Unterhachings Kader können unter Beweis stellen, dass sie für höhere Aufgaben gewachsen sind. Mit Sicherheit wird man den einen oder anderen zukünftig in der Bundesliga oder 2. Bundesliga wiedersehen. Sie werden ihren Weg gehen. Den Hachinger Weg.