"Best of the Rest": Baden fördert Talente aus der zweiten Reihe

Um seine Talentförderung wird der deutsche Fußball in der ganzen Welt beneidet. Leistungszentren, Eliteschulen des Fußballs, Stützpunkte, Amateurvereine – je nach individuellem Leistungsniveau und Entwicklungsstand erfährt jedes Talent die bestmögliche Ausbildung. Doch wie funktioniert die Talentförderung im Detail? Wie werden aus den Kindern und Jugendlichen von heute die Weltmeister von morgen? Wie sieht die Arbeit an Leistungszentren, Eliteschulen und Stützpunkten aus? DFB.de wirft einen Blick hinter die Kulissen.

Der Badische Fußballverband (BFV) setzt bei der Jugendförderung neben der klassischen Verbandsauswahl auch auf das Challenge Team – eine Auswahl aus Spielern, die nicht in einem Leistungszentrum eines Profiklubs spielen, aber trotzdem Entwicklungspotenzial besitzen.

Am Donnerstag ruft Badens Verbandssportlehrer Rainer Scharinger die sogenannte "U15-Fördergruppe" wieder zusammen. Es steht die dritte Maßnahme an – für Fußballerinnen und Fußballer, die etwas in der zweiten Reihe stehen und noch nicht bei einem der Vereine mit einem regionalen Leistungszentrum (TSG 1899 Hoffenheim, Karlsruher SC und SV Sandhausen) spielen. Sie spielen noch in Amateurvereinen und werden in der Regel einmal wöchentlich an einem DFB-Stützpunkt individuell gefördert. In der Kunstrasenhalle der Sportschule Schöneck in Karlsruhe steht das Technik- und Torschusstraining im Vordergrund. Den Talenten soll die Lust am Fußball vermittelt werden. "Sicher erwarten wir auch eine gewisse Leistung, aber ich finde es gut, wenn die Jungs auf dem Platz Spaß und Freude haben. Fehler sind nicht schlimm, es ist keinerlei Leistungsdruck vorhanden." Demnach sieht Scharinger die Fördergruppe mehr als eine "Motivationsspritze" an. Mit der Berufung in das U 15-Team soll somit auch das Gefühl weitergegeben werden, nah an der Landesauswahl zu sein.

Challenge Team: "Auffangbecken mit Drehtürsystem"

Erst seit dieser Saison gibt es eine Fördergruppe für die Altersklasse U 15. Damit hat der BFV die Idee des Challenge Teams auf zwei Mannschaften ausgeweitet, im U 14-Bereich existiert eine solche Auswahl schon über zehn Jahre. Damir Dugandzic, deren Trainer und Büronachbar von Scharinger, erinnert sich: "Das war eine Reaktion auf die Nachwuchsförderung. Es gibt einige Bereiche, die die Profivereine nicht mehr abdecken können."

Dugandzic ist DFB-Stützpunktkoordinator für den Badischen Fußballverband und neben Scharinger einer der Hauptverantwortlichen des Challenge Teams, dem "Best of the Rest". Er ist auch derjenige, der damit den größten Anteil an der Kaderzusammenstellung hat. Hierfür nutzt er die Informationen aus dem Scouting und die Kommunikation mit den Klubverantwortlichen der "mittelgroßen, kleinen Klubs." Und manchmal dient das Challenge Team auch als "Auffangbecken" für Spieler, die nicht mehr Teil eines Leistungszentrums sind. Insgesamt beläuft sich die Größe des Kaders dann auf 20 bis 30 Fußballerinnen und Fußballer.

Dieser Kader trifft sich dann laut Dugandzic "im Vier- bis Sechs-Wochen-Rhythmus" und absolviert "Tageslehrgänge mit drei Einheiten" – mal in der Schul-, mal in der Ferienzeit. Allerdings hat keiner der Akteure einen Freifahrtschein. Er beschreibt: "Das ist ein Drehtürsystem. Jeder kann jederzeit rein- und rauskommen. Das ist leistungs- und entwicklungsabhängig." All jenen möchte Dugandzic "bewusst machen, welche Prinzipien und Grundtugenden unabdingbar sind und dazugehören."

Flexible Ziele: "Schön, wenn Spieler dem Fußball erhalten bleiben"

In den Profibereich haben aber bisher noch wenige Fußballer aus den Challenge-Teams geschafft. Das ist jedoch auch nicht das alleinige Bestreben. Es ist sicher eine Bestätigung für Scharinger und Dugandzic und sorgt auch für Stolz, wenn Spieler ins Leistungszentrum "überführt werden" oder wenn jemand wie Timon Wellenreuther, derzeitiger Ersatztorwart vom FC Schalke 04, in Bundesliga und Champions League zu Einsätzen kommt. Mit Rick Wulle feierte ein anderer Keeper gerade vor wenigen Wochen sein Profi-Debüt für den SV Sandhausen. Doch erstens ist es Dugandzics Worten zufolge "unrealistisch", solche Karrieren in großer Häufigkeit zu erwarten.

Und zweitens steht der Fußballer mehr im Blickpunkt. Scharinger erklärt: "Es ist schön, wenn später mal der Spieler A in der Bundesliga spielt. Aber es ist doch auch schön, wenn der Spieler B, der vielleicht nicht den Sprung nach oben schafft, später dem Fußball in der Landes- oder Verbandsliga erhalten bleibt und trotzdem zusammen mit Familie und Beruf zufrieden mit seinem Leben ist." Nichtsdestotrotz glaubt Dugandzic, dass es in der Zukunft mehr Fußballer in einen Profiklub schaffen können. "Man muss ein bisschen abwarten. Das ist ähnlich wie mit der Nachwuchsförderung und dem WM-Titel 2014", sagt Dugandzic.

Zukünftig könnte sich der Badische Fußballverband zur weiteren Stärkung zudem eine weitere Ausweitung des Challenge Teams auf andere Altersklassen vorstellen. Denn das Konzept überzeugt die Verantwortlichen. Erfunden hat es der BFV freilich nicht. Verbandssportlehrer Scharinger sagt: "Bei uns ist das ein kleines, eigenständiges Pilotprojekt und vom Ansatz anders akzentuiert, aber das gibt es auch in anderen Landesverbänden."

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Um seine Talentförderung wird der deutsche Fußball in der ganzen Welt beneidet. Leistungszentren, Eliteschulen des Fußballs, Stützpunkte, Amateurvereine – je nach individuellem Leistungsniveau und Entwicklungsstand erfährt jedes Talent die bestmögliche Ausbildung. Doch wie funktioniert die Talentförderung im Detail? Wie werden aus den Kindern und Jugendlichen von heute die Weltmeister von morgen? Wie sieht die Arbeit an Leistungszentren, Eliteschulen und Stützpunkten aus? DFB.de wirft einen Blick hinter die Kulissen.

Der Badische Fußballverband (BFV) setzt bei der Jugendförderung neben der klassischen Verbandsauswahl auch auf das Challenge Team – eine Auswahl aus Spielern, die nicht in einem Leistungszentrum eines Profiklubs spielen, aber trotzdem Entwicklungspotenzial besitzen.

Am Donnerstag ruft Badens Verbandssportlehrer Rainer Scharinger die sogenannte "U15-Fördergruppe" wieder zusammen. Es steht die dritte Maßnahme an – für Fußballerinnen und Fußballer, die etwas in der zweiten Reihe stehen und noch nicht bei einem der Vereine mit einem regionalen Leistungszentrum (TSG 1899 Hoffenheim, Karlsruher SC und SV Sandhausen) spielen. Sie spielen noch in Amateurvereinen und werden in der Regel einmal wöchentlich an einem DFB-Stützpunkt individuell gefördert. In der Kunstrasenhalle der Sportschule Schöneck in Karlsruhe steht das Technik- und Torschusstraining im Vordergrund. Den Talenten soll die Lust am Fußball vermittelt werden. "Sicher erwarten wir auch eine gewisse Leistung, aber ich finde es gut, wenn die Jungs auf dem Platz Spaß und Freude haben. Fehler sind nicht schlimm, es ist keinerlei Leistungsdruck vorhanden." Demnach sieht Scharinger die Fördergruppe mehr als eine "Motivationsspritze" an. Mit der Berufung in das U 15-Team soll somit auch das Gefühl weitergegeben werden, nah an der Landesauswahl zu sein.

Challenge Team: "Auffangbecken mit Drehtürsystem"

Erst seit dieser Saison gibt es eine Fördergruppe für die Altersklasse U 15. Damit hat der BFV die Idee des Challenge Teams auf zwei Mannschaften ausgeweitet, im U 14-Bereich existiert eine solche Auswahl schon über zehn Jahre. Damir Dugandzic, deren Trainer und Büronachbar von Scharinger, erinnert sich: "Das war eine Reaktion auf die Nachwuchsförderung. Es gibt einige Bereiche, die die Profivereine nicht mehr abdecken können."

Dugandzic ist DFB-Stützpunktkoordinator für den Badischen Fußballverband und neben Scharinger einer der Hauptverantwortlichen des Challenge Teams, dem "Best of the Rest". Er ist auch derjenige, der damit den größten Anteil an der Kaderzusammenstellung hat. Hierfür nutzt er die Informationen aus dem Scouting und die Kommunikation mit den Klubverantwortlichen der "mittelgroßen, kleinen Klubs." Und manchmal dient das Challenge Team auch als "Auffangbecken" für Spieler, die nicht mehr Teil eines Leistungszentrums sind. Insgesamt beläuft sich die Größe des Kaders dann auf 20 bis 30 Fußballerinnen und Fußballer.

Dieser Kader trifft sich dann laut Dugandzic "im Vier- bis Sechs-Wochen-Rhythmus" und absolviert "Tageslehrgänge mit drei Einheiten" – mal in der Schul-, mal in der Ferienzeit. Allerdings hat keiner der Akteure einen Freifahrtschein. Er beschreibt: "Das ist ein Drehtürsystem. Jeder kann jederzeit rein- und rauskommen. Das ist leistungs- und entwicklungsabhängig." All jenen möchte Dugandzic "bewusst machen, welche Prinzipien und Grundtugenden unabdingbar sind und dazugehören."

Flexible Ziele: "Schön, wenn Spieler dem Fußball erhalten bleiben"

In den Profibereich haben aber bisher noch wenige Fußballer aus den Challenge-Teams geschafft. Das ist jedoch auch nicht das alleinige Bestreben. Es ist sicher eine Bestätigung für Scharinger und Dugandzic und sorgt auch für Stolz, wenn Spieler ins Leistungszentrum "überführt werden" oder wenn jemand wie Timon Wellenreuther, derzeitiger Ersatztorwart vom FC Schalke 04, in Bundesliga und Champions League zu Einsätzen kommt. Mit Rick Wulle feierte ein anderer Keeper gerade vor wenigen Wochen sein Profi-Debüt für den SV Sandhausen. Doch erstens ist es Dugandzics Worten zufolge "unrealistisch", solche Karrieren in großer Häufigkeit zu erwarten.

Und zweitens steht der Fußballer mehr im Blickpunkt. Scharinger erklärt: "Es ist schön, wenn später mal der Spieler A in der Bundesliga spielt. Aber es ist doch auch schön, wenn der Spieler B, der vielleicht nicht den Sprung nach oben schafft, später dem Fußball in der Landes- oder Verbandsliga erhalten bleibt und trotzdem zusammen mit Familie und Beruf zufrieden mit seinem Leben ist." Nichtsdestotrotz glaubt Dugandzic, dass es in der Zukunft mehr Fußballer in einen Profiklub schaffen können. "Man muss ein bisschen abwarten. Das ist ähnlich wie mit der Nachwuchsförderung und dem WM-Titel 2014", sagt Dugandzic.

Zukünftig könnte sich der Badische Fußballverband zur weiteren Stärkung zudem eine weitere Ausweitung des Challenge Teams auf andere Altersklassen vorstellen. Denn das Konzept überzeugt die Verantwortlichen. Erfunden hat es der BFV freilich nicht. Verbandssportlehrer Scharinger sagt: "Bei uns ist das ein kleines, eigenständiges Pilotprojekt und vom Ansatz anders akzentuiert, aber das gibt es auch in anderen Landesverbänden."

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