Wissenschaftskongress: Wie trainiert man Kreativität bei Talenten?

Wie trainiert man mit einem Talent am besten das Dribbling? Wie früher, Stangen aufstellen und die jungen Fußballer so oft wie möglich im Slalom hindurch schicken, also durch Wiederholung die Bewegungsabläufe einschleifen? Oder gibt es modernere Methoden, zum Beispiel indem man immer wieder neue Situationen schafft, um die Spontaneität der Spieler zu trainieren? Für DFB-Sportdirektor Hansi Flick ist die Sache klar: „Wir möchten die Spieler nicht in Schablonen stecken, sondern ihre Kreativität fördern.“ Bei der Entwicklung seiner neuen Spielauffassung stützt sich Flick auch auf Erkenntnisse aus der Wissenschaft.

Es sind Fragen wie diese nach der Förderung von Kreativität bei Talenten, mit denen sich der DFB in der AG Wissenschaft beschäftigt. Forschungen aus den verschiedensten Fachgebieten werden gefördert:  Trainingswissenschaft, Sportmedizin, Psychologie, Geschichte – und eben auch Talentförderung. Auf dem 3. DFB-Wissenschaftskongress am 21./22. Januar 2016 in Frankfurt werden unter dem Motto „Fußball im Spannungsfeld zwischen Meisterlehre und Evidenz“ wissenschaftliche Forschungen des DFB vorgestellt und mit Erfahrungen aus der Praxis verglichen.

Der Themenblock Talententwicklung besteht aus drei 20-minütigen Vorträgen und anschließenden Diskussionen. Prof. Dr. Achim Conzelmann von der Universität Bern hält ein Plädoyer für eine personorientierte Talentdiskussion, Prof. Dr. Daniel Memmert von der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) stellt seine Überlegungen zur Förderung taktischer Kreativität im Fußball vor und Prof. Dr. Geert Savelsbergh von der University of Amsterdam spricht zum Modell der athletischen Entwicklung im Jugendfußball.

Kreativität schießt Tore und gewinnt Spiele

Dass Kreativität im Fußball ein Erfolgsfaktor ist, ist keine wirklich überraschende Erkenntnis. „Kreativität und spielerische Klasse sollten die neuen deutschen Tugenden sein“, sagte Bundestrainer Joachim Löw schon vor dem Gewinn der WM 2014 in Brasilien. Unterstützung bekommt Löw aus der Wissenschaft. Daniel Memmert vom Institut für Kognitions- und Sportspielforschung an der DSHS hat die Bedeutung von taktischer Kreativität bei den Weltmeisterschaften 2010 und 2014 untersucht. Ergebnis: Die Mannschaften, die in die K.o.-Phase eingezogen sind, hatten im Schnitt mehr Kreativitätsmerkmale beim vorletzten Pass als Länder, die in der Vorrunde ausgeschieden sind. Außerdem gab es bei mehr als 80 Prozent aller Tore in mindestens einer der letzten acht Aktionen vor dem Torabschluss eine Aktion im hochkreativen Bereich.

Einfach ausgedrückt: Wer Spieler hat, die auf dem Fußballplatz überraschende, originelle Lösungen finden, hat größere Chancen auf Tore und Siege. Aufgabe von Wissenschaftlern wie Memmert und Praktikern wie Löw oder Sportdirektor Hansi Flick ist es, diese Erkenntnisse nun in die Talententwicklung zu übertragen. Memmert hat herausgefunden, dass im Sport die Entwicklung von Kreativität schon in ganz frühen Jahren beginnt. Sein Modell der 7 D’s empfiehlt sieben aufeinander aufbauende Trainingsprinzipien: Unstrukturiertes Spielen, Ein-Baustein-Spiele, vielseitiges Spielen sowie zielgerichtetes Coaching, Erinnern, Motivieren und Üben.



Wie trainiert man mit einem Talent am besten das Dribbling? Wie früher, Stangen aufstellen und die jungen Fußballer so oft wie möglich im Slalom hindurch schicken, also durch Wiederholung die Bewegungsabläufe einschleifen? Oder gibt es modernere Methoden, zum Beispiel indem man immer wieder neue Situationen schafft, um die Spontaneität der Spieler zu trainieren? Für DFB-Sportdirektor Hansi Flick ist die Sache klar: „Wir möchten die Spieler nicht in Schablonen stecken, sondern ihre Kreativität fördern.“ Bei der Entwicklung seiner neuen Spielauffassung stützt sich Flick auch auf Erkenntnisse aus der Wissenschaft.

Es sind Fragen wie diese nach der Förderung von Kreativität bei Talenten, mit denen sich der DFB in der AG Wissenschaft beschäftigt. Forschungen aus den verschiedensten Fachgebieten werden gefördert:  Trainingswissenschaft, Sportmedizin, Psychologie, Geschichte – und eben auch Talentförderung. Auf dem 3. DFB-Wissenschaftskongress am 21./22. Januar 2016 in Frankfurt werden unter dem Motto „Fußball im Spannungsfeld zwischen Meisterlehre und Evidenz“ wissenschaftliche Forschungen des DFB vorgestellt und mit Erfahrungen aus der Praxis verglichen.

Der Themenblock Talententwicklung besteht aus drei 20-minütigen Vorträgen und anschließenden Diskussionen. Prof. Dr. Achim Conzelmann von der Universität Bern hält ein Plädoyer für eine personorientierte Talentdiskussion, Prof. Dr. Daniel Memmert von der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) stellt seine Überlegungen zur Förderung taktischer Kreativität im Fußball vor und Prof. Dr. Geert Savelsbergh von der University of Amsterdam spricht zum Modell der athletischen Entwicklung im Jugendfußball.

Kreativität schießt Tore und gewinnt Spiele

Dass Kreativität im Fußball ein Erfolgsfaktor ist, ist keine wirklich überraschende Erkenntnis. „Kreativität und spielerische Klasse sollten die neuen deutschen Tugenden sein“, sagte Bundestrainer Joachim Löw schon vor dem Gewinn der WM 2014 in Brasilien. Unterstützung bekommt Löw aus der Wissenschaft. Daniel Memmert vom Institut für Kognitions- und Sportspielforschung an der DSHS hat die Bedeutung von taktischer Kreativität bei den Weltmeisterschaften 2010 und 2014 untersucht. Ergebnis: Die Mannschaften, die in die K.o.-Phase eingezogen sind, hatten im Schnitt mehr Kreativitätsmerkmale beim vorletzten Pass als Länder, die in der Vorrunde ausgeschieden sind. Außerdem gab es bei mehr als 80 Prozent aller Tore in mindestens einer der letzten acht Aktionen vor dem Torabschluss eine Aktion im hochkreativen Bereich.

Einfach ausgedrückt: Wer Spieler hat, die auf dem Fußballplatz überraschende, originelle Lösungen finden, hat größere Chancen auf Tore und Siege. Aufgabe von Wissenschaftlern wie Memmert und Praktikern wie Löw oder Sportdirektor Hansi Flick ist es, diese Erkenntnisse nun in die Talententwicklung zu übertragen. Memmert hat herausgefunden, dass im Sport die Entwicklung von Kreativität schon in ganz frühen Jahren beginnt. Sein Modell der 7 D’s empfiehlt sieben aufeinander aufbauende Trainingsprinzipien: Unstrukturiertes Spielen, Ein-Baustein-Spiele, vielseitiges Spielen sowie zielgerichtetes Coaching, Erinnern, Motivieren und Üben.

###more###

Wie funktioniert Talentprognose?

Wie das konkret im Training von Talenten aussehen kann, zeigt die Ausgabe der Fachzeitschrift fussballtraining JUNIOR 4-2014, in der für jeden Aspekt Trainingsbeispiele vorgestellt werden. Das Grundprinzip bleibt immer gleich: Spieler die technischen und taktischen Verhaltensweisen nicht stumpf wiederholen lassen, sondern sie immer wieder neue Lösungen finden lassen. Memmert: „Frühzeitig sollte gerade – aber nicht nur – im Kindertraining der Fokus auf eine Art ‚Lernmechanismus‘ gelegt werden, der die Spieler veranlasst, Aufgabenstellungen immer wieder auf eine andere, neue Art anzugehen.“

Eine andere Frage der Talententwicklung hat Achim Conzelmann, Direktor und Abteilungsleiter des Instituts für Sportwissenschaft an der Universität Bern, gemeinsam mit Marc Zibung und Claudia Zuber untersucht: Wie kann man erkennen, ob und wie ein Talent sich in Zukunft entwickelt? „Bei der Talentprognose geht es um eine Vorhersage von Entwicklungsverläufen vom Kindes- und Jugendalter bis zum Höchstleistungsalter“, sagt Conzelmann.

Personenorientierte Talententwicklung: Im Kindesalter viel spielen

Um das Potenzial eines Talentes einzuschätzen, reicht es eben nicht, sich nur auf sportliche Leistungsdaten zu konzentrieren. Im Mittelpunkt sollte die Person stehen. Welche körperlich-motorischen Merkmale hat er oder sie? Wie sind die psychischen Voraussetzungen? Welche Rolle spielt das sportliche, berufliche und familiäre Umfeld?

Ein Beispiel, wie die Studien der Berner Arbeitsgruppe um Conzelmann die Praxisarbeit beeinflussen könnten: Untersuchungen bei Schweizer Nachwuchsspielern haben ergeben, dass schon im Kindesalter umfangreich trainieren sollte, wer später mal ein Spitzenfußballer werden möchte. Allerdings muss dies nicht zwingend im Verein sein. Auch durch Straßenfußball oder Training in verwandten Sportarten können sich Talente gut entwickeln. Damit bestätigen Conzelmann et al. die Konzeption des DFB-Talentförderprogramms, das bei Spielern im Alter von zwölf Jahren einsetzt. Bis dahin gibt es keine offizielle Zusatzförderung für junge Fußballerinnen und Fußballer in den Amateurvereinen. Hauptsache, sie spielen Fußball.

Der 3. DFB-Wissenschaftskongress findet am 21. und 22. Januar 2016 in Frankfurt statt. Die Teilnahmegebühr beträgt 300 Euro, Interessierte können sich online anmelden.