Es ist noch nicht so lange her, da trugen sie das Trikot von der SpVgg Nahbollenbach, vom Kummerfelder SV, von der TSG Moerse, vom FC Cleeberg 1949. Sie waren Jungs, die gerne Fußball spielen. Talentierte Jungs, die zusätzlich gefördert werden sollten. Also gingen sie einmal wöchentlich zu DFB-Stützpunkten. In Idar-Oberstein-Weierbach, Aßlar, Pinneberg oder Grasleben. Dort entwickelten sie sich weiter. Wechselten irgendwann an ein Leistungszentrum eines Profivereins wie VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen, Hertha BSC oder Mainz 05. Und morgen tragen sie das Trikot mit dem Adler. Morgen repräsentieren sie Deutschland bei einer Europameisterschaft.
Die Lebensläufe der 18 Jungs, die am Donnerstag gegen die Ukraine in die U 17-Europameisterschaft in Aserbaidschan zum Kader gehören, stehen beispielhaft für einen Traum, den viele Fußballerinnen und Fußballer in ihrem Alter haben. Millionen von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren spielen in Deutschland Fußball im Verein. Aufgabe der Talentförderung ist es, jeden von ihnen optimal zu fördern, damit die Besten an der Spitze ankommen und auf internationalem Top-Niveau spielen können.
Schreck: Fast drei Jahre am Stützpunkt, dann zu St. Pauli
Das System ist ausgeklügelt und weltweit einzigartig. Die Basis bilden die etwa 25.000 Amateurvereine, wo so gut wie jeder Fußballer als Kind den Spaß am Sport entdeckt. In 366 DFB-Stützpunkten werden deutschlandweit talentierte Spieler im Altern von etwa elf bis 15 zusätzlich zum Training im kleinen Verein individuell gefördert. Ambitionierter wird es an den 54 Leistungszentren der Lizenz- und Spitzenvereine in Deutschland. 36 Eliteschulen des Fußballs ermöglichen es den Talenten, die sportliche und schulische Ausbildung unter einen Hut zu bekommen.
Die meiste Zeit an einem DFB-Stützpunkt verbrachte Sam Francis Schreck, der von 2010 bis 2013 als Spieler des TuS Appen und Kummerfelder SV am Stützpunkt Pinneberg trainierte, ehe er im Alter von 14 Jahren zum FC St. Pauli wechselte. Etwas früher entdeckt wurde Jan-Niklas Beste, der schon 2008 vom Amateurverein VfL Mark 1928 zu Borussia Dortmund wechselte. Eher eine Ausnahme bildet Florian Baak, der sich als Siebenjähriger direkt in der Jugendabteilung von Hertha BSC anmeldete und immer noch dort spielt.
Genau darin liegt der Vorteil in der Talentförderung des Deutschen Fußballs. Es gibt nicht nur den einen Königsweg. Je nach Entwicklungsverlauf des Talents gibt es verschiedene Möglichkeiten, optimal gefördert und ausgebildet zu werden. Die Lebensläufe der U 17-Nationalmannschaft im Überblick:
Hier wurden die U 17-Nationalspieler ausgebildet
Spieler | Leistungszentrum | Stützpunkt | 1. Amateurverein |
Atakan Akkaynak | Bayer Leverkusen | TuS Oberlar | |
Alfons Amade | 1899 Hoffenheim | Waldhof Mannheim | |
Tom Baack | VfL Bochum | Eintracht Leithe | |
Florian Baak | Hertha BSC | Hertha BSC | |
Jan-Christoph Bartels | 1. FSV Mainz 05 | TSG Schwabenheim | |
Jano Baxmann | Werder Bremen | Barsinghausen | TSV Bordenau |
Jan-Niklas Beste | Borussia Dortmund | VfL Mark 1928 | |
Renat Dadashov | RB Leipzig | Taunusstein-Bleidenstadt | |
Lennart Grill | 1. FSV Mainz 05 | Idar-Oberstein | SpVgg Nahbollenbach |
Mika Hanraths | Fortuna Düsseldorf | FC Hertha 03 | |
Kai Haverts | Bayer Leverkusen | Alemannia Mariadorf | |
Davide-Jerome Itter | VfL Wolfsburg | Aßlar | FC Cleeberg |
Gian-Luca Itter | VfL Wolfsburg | Aßlar | FC Cleeberg |
Jannis Kübler | Karlsruher SC | FV Leopoldshafen | |
Arne Maier | Hertha BSC | Ludwigsfelder FC | |
Yari Otto | VfL Wolfsburg | Grasleben | TSG Moerse |
Sam Francis Schreck | FC St. Pauli | Pinneberg | TuS Appen |
Sven Sonnenberg | 1. FC Köln | Grün-Weiß Großbeeren |