Schiedsrichter mit Pfiff: Anastacia, Theron - und Konrad

Davon abgesehen ist Konrad ein ganz normaler Schiedsrichter. Ein Schiedsrichter allerdings mit einer gewissen Prominenz. Insbesondere in der Zeit unmittelbar nach seinen Auftritten bei „Wetten, dass…?“ wurde Konrad auch auf dem Fußballplatz regelmäßig erkannt. In den Stadionzeitschriften wurden seine Auftritte bei Thomas Gottschalk häufig zum Anlass für Texte über Konrad genommen.

Nicht immer mit positiven Folgen für den Schiedsrichter. „`Thomas Gottschalk, Thomas Gottschalk`, solche Sachen wurden häufig gesungen, wenn die Zuschauer mit meinen Entscheidungen nicht einverstanden waren“, erzählt Konrad. Ein großes Problem war dies für ihn allerdings nie, manchmal konnte er darüber sogar schmunzeln.

Es bleiben genug Ziele

Ohnehin sind die Auftritte bei „Wetten, dass…?“ für ihn heute nicht mehr als Anekdoten der Vergangenheit. Er ist dort vor großem Publikum aufgetreten, hat seine Fähigkeiten demonstriert, auf den Gedächtnissport aufmerksam gemacht und damit seine Ziele erreicht.

Und welche Ziele bleiben? Beruflich will er binnen der kommenden 36 Monate seine Promotion beendet haben. Sportlich strebt er den Gewinn der Gesamtwertung aller zehn Disziplinen bei der Gedächtnisweltmeisterschaft an.

Aufstieg in höhere Ligen in Planung

Und in der Schiedsrichterei strebt er nach Höherem. Bis in die Landesliga hat er es gebracht, hier will er auch nach seinem Wechsel zum Bayerischen Fußball-Verband überzeugende Leistungen bringen.

Weiterer Aufstieg nicht ausgeschlossen. Gerne soll es für ihn in höhere Ligen gehen, allerdings ohne dass er krampfhaft danach streben würde. „Mir macht es Spaß, Spiele zu leiten und Fußballern die Ausübung des Sports zu ermöglichen“, sagt er. „Das ist es eigentlich fast egal in welcher Liga.“

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Sie gehören zum Spiel wie der Ball ins Tor. 80.000 Schiedsrichter sorgen auf Deutschlands Fußballplätzen für Recht und Ordnung. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke stellt immer donnerstags Referees mit ungewöhnlichen Geschichten vor. Engagiert und unparteiisch - Schiedsrichter mit Pfiff!

Es ist wohl nicht verwunderlich, dass Boris Nikolai Konrad als Weltrekordler und Doppelweltmeister in prominenten Kreisen verkehrt. Sportlicher Erfolg geht schließlich mit Prominenz einher, auf internationale Titel folgt nicht selten das Leben der Reichen und Schönen.

Also ist auch die Vita von Konrad geziert von gemeinsamen Auftritten mit Stars wie Sängerin Anastacia und Schauspielerin Charlize Theron, er hat auf derselben Bühne gestanden wie Franz Beckenbauer, Günther Jauch und Thomas Gottschalk.

Weltmeister im Gedächtnissport - und Gast bei "Wetten, dass..."

Vor allem Thomas Gottschalk. 2004 und 2006 war Konrad Gast bei „Wetten, dass…?“, vor mehr als 27 Millionen Menschen hat er seine Fähigkeiten demonstriert. Die als Gedächtniskünstler, nicht die als Schiedsrichter.

Im Gedächtnissport hat es der 26-Jährige an die internationale Spitze geschafft, er ist der aktuelle Weltmeister in den Disziplinen „Namen und Gesichter merken“ und „Wörter merken“. Bei „Wetten, dass…?“ verblüffte er 2004, indem er sich Speisen und Getränke von 50 Gästen merken konnte, hier war es auch, als er sich mit Anastacia und Theron die Bühne teilte.

Es war die 100. Ausgabe von „Wetten, dass…?“, zu den Gästen gehörten neben Anastacia und Theron auch Jauch und Beckenbauer. 2006 war Konrad noch einmal Kandidat, seine Gedächtniskünste demonstrierte er diesmal anhand einer Sudoku-Wette. Beide Male gewann er seine Wetten, beide Male versetzte er die Menschen in Deutschland ins Staunen.

Seit elf Jahren Schiedsrichter

Ach, ja, Schiedsrichter ist Konrad auch. Seit nunmehr elf Jahren. 1999 hat er den Schiedsrichterschein gemacht, 15 Jahre alt war Konrad damals. Weswegen er den Schein gemacht hat? Keine Ahnung. „Daran kann ich mich nicht mehr erinnern“, sagt Konrad.

Ein Scherz. Selbstverständlich. Ein Gedächtnisweltmeister, der von seinem Gedächtnis im Stich gelassen wird. Sehr lustig. „Ich weiß das wirklich nicht mehr genau“, beharrt der Schiedsrichter. Die Beweggründe liegen für ihn tatsächlich im Dunkeln.

Weitgehend jedenfalls. Vor dem Start seiner Karriere als Schiedsrichter war Konrad Spieler, mit mäßig großer Begabung kickte er im defensiven Mittelfeld des VfL Winz-Baak, einem kleinem Verein des Bochumer Vororts Hattingen.

"Irgendwann den Schiedsrichterschein gemacht"

Eine Affinität zum Fußball hatte er also, der Sprung in das Schiedsrichterwesen war da nicht weit. „Irgendwann habe ich dann den Schiedsrichterschein gemacht und schnell die ersten Jugendspiele gepfiffen“, sagt Konrad und bleibt in der Beschreibung seiner Anfänge recht vage. Keine Koketterie, kein Understatement, er weiß es wirklich nicht besser.

Konrad ist schließlich nicht als Gedächtniskünstler auf die Welt gekommen, in jungen Jahren hat er sich nicht einmal durch ein besonders großes Erinnerungsvermögen ausgezeichnet. Erst als er kurz vor dem Abitur stand hat er sich zum ersten Mal mit dem Gedächtnissport befasst.

Das Porträt eines Gedächtnissportlers im Fernsehen hatte ihn fasziniert, fortan begann Konrad mit dem Training. Sehr erfolgreich, wie sich schnell zeigen sollte. Hat Gedächtnissport also weniger mit Begabung als vielmehr mit Fleiß und Methodik zu tun? „Ja“, sagt Konrad. Uneingeschränkt. Dies vermittelt er auch in seinen Vorträgen (http://www.boriskonrad.de), seine Promotion, die er aktuell mit dem Titel „außergewöhnliche Gedächtnisleistungen“ am Münchner Max-Planck-Institut verfasst, hat auch diese These zum Gegenstand.

Rasanter Aufstieg bis in die Landesliga

Auch auf dem Fußballplatz ging seine Karriere schnell voran. Binnen sieben Jahren stieg Konrad vom Jugendbereich in den Herrenbereich und über die Bezirksliga in die Landesliga auf. Womöglich auch, weil ihm der Gedächtnissport praktische Vorteile bei seiner Tätigkeit auf dem Fußballplatz bietet.

Insbesondere bei der Kommunikation. „Hey Du“ oder „Nummer elf“, so unpersönlich wie seine Kollegen muss Konrad Spieler und Trainer nicht ansprechen. Ein Blick auf den Spielgerichtsbogen, und Konrad hat die Namen der Spieler und Trainer abgespeichert.

Keine große Aufgabe für einen Unparteiischen, der in der Disziplin „Namen und Gesichter merken“ Weltrekordhalter ist. „Das hilft atmosphärisch“, sagt Konrad. Die persönliche Ansprache verleiht ihm eine gewisse Autorität und unterscheidet ihn von vielen anderen Schiedsrichtern.

Den Spielbericht füllt er trotzdem aus

Wie jeder andere allerdings notiert er Verwarnungen, Auswechslungen und Tore - obwohl er das theoretisch nicht müsste. Für ihn wäre es schließlich ein Leichtes, sich diese Daten zu merken. Ganz bewusst macht er das nicht. „Ich schreib es mir aber trotzdem auf, damit ich alles auch schriftlich belegen kann“, sagt er.

Ein weiterer Vorteil ist, dass Konrad sich aktiver als andere an die Spiele der Vergangenheit erinnert. Pfeift er eine Mannschaft zum zweiten Mal, weiß er noch, wie sich welcher Spieler bei der vorangegangenen Partie verhalten hat. Voreingenommen sei er dann gerade nicht, entgegnet Konrad dieser Vermutung. „Ich erinnere mich bewusst“, sagt er.

Im Unterschied also zu Kollegen, die sich nur unbewusst oder emotional erinnern und deswegen mitunter eine Antipathie für einen Spieler empfinden, ohne den Grund dafür zu kennen.

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Ein "Dauerbrenner" in der Stadionzeitung

Davon abgesehen ist Konrad ein ganz normaler Schiedsrichter. Ein Schiedsrichter allerdings mit einer gewissen Prominenz. Insbesondere in der Zeit unmittelbar nach seinen Auftritten bei „Wetten, dass…?“ wurde Konrad auch auf dem Fußballplatz regelmäßig erkannt. In den Stadionzeitschriften wurden seine Auftritte bei Thomas Gottschalk häufig zum Anlass für Texte über Konrad genommen.

Nicht immer mit positiven Folgen für den Schiedsrichter. „`Thomas Gottschalk, Thomas Gottschalk`, solche Sachen wurden häufig gesungen, wenn die Zuschauer mit meinen Entscheidungen nicht einverstanden waren“, erzählt Konrad. Ein großes Problem war dies für ihn allerdings nie, manchmal konnte er darüber sogar schmunzeln.

Es bleiben genug Ziele

Ohnehin sind die Auftritte bei „Wetten, dass…?“ für ihn heute nicht mehr als Anekdoten der Vergangenheit. Er ist dort vor großem Publikum aufgetreten, hat seine Fähigkeiten demonstriert, auf den Gedächtnissport aufmerksam gemacht und damit seine Ziele erreicht.

Und welche Ziele bleiben? Beruflich will er binnen der kommenden 36 Monate seine Promotion beendet haben. Sportlich strebt er den Gewinn der Gesamtwertung aller zehn Disziplinen bei der Gedächtnisweltmeisterschaft an.

Aufstieg in höhere Ligen in Planung

Und in der Schiedsrichterei strebt er nach Höherem. Bis in die Landesliga hat er es gebracht, hier will er auch nach seinem Wechsel zum Bayerischen Fußball-Verband überzeugende Leistungen bringen.

Weiterer Aufstieg nicht ausgeschlossen. Gerne soll es für ihn in höhere Ligen gehen, allerdings ohne dass er krampfhaft danach streben würde. „Mir macht es Spaß, Spiele zu leiten und Fußballern die Ausübung des Sports zu ermöglichen“, sagt er. „Das ist es eigentlich fast egal in welcher Liga.“