Schiedsrichter mit Pfiff: Vom Altar zum Mittelkreis

Sie gehören zum Spiel wie der Ball ins Tor. 80.000 Schiedsrichter sorgen auf Deutschlands Fußballplätzen für Recht und Ordnung. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke stellt immer donnerstags Referees mit ungewöhnlichen Geschichten vor. Engagiert und unparteiisch – Schiedsrichter mit Pfiff!

Na, das ist doch mal ein Kompliment! Und dann auch noch aus berufenem Munde. Die Worte „phantastisch“, „ausgezeichnet“ und „großartig“ fallen, als Herbert Fandel die Leistung von Schiedsrichter Christian Rolke beschreiben soll. Klingt nach einer großen Karriere als Unparteiischer, ein solch beinahe hymnisches Lob vom designierten Schiedsrichter-Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) können nur wenige Referees vorweisen.

Begnadeter Organist

Eine internationale Karriere als FIFA-Schiedsrichter wird Christian Rolke dennoch nicht starten. Fandels Preisungen bezogen sich nicht auf seine Spielleitungen auf dem Fußballplatz, Fandel war begeistert von dessen Fähigkeiten als Organist. In der Stiftskirche in Kyllburg hatte Rolke sein Können dargeboten, Fandel saß unter den Zuhörern. „Wirklich toll war das“, erinnert sich Fandel. „Seine Fähigkeiten als Organist sind beeindruckend.“

Was nicht heißt, dass Rolke nicht auch ein guter Schiedsrichter sein könnte. Denn neben der Liebe zur Musik teilen Pianist und Musikschulen-Inhaber Fandel und Rolke auch die Liebe zur Schiedsrichterei. Seit dem 25. April 2008 ist der heute 33-Jährige Inhaber der Schiedsrichter-Lizenz, seither pfeift Rolke im Kreis Lippstadt Jugend und Seniorenspiele.

Im Hauptberuf Vikar

Besonders macht ihn dies noch nicht, auch die Verbindung zu Herbert Fandel taugt allenfalls als Randnotiz. Besonders wird die Geschichte von Schiedsrichter Rolke durch seinen Hauptberuf: Rolke ist Vikar im Pastoralverbund Esbeck-Hörste-Bökenförde. Er gehört damit zu einer kleinen Anzahl an Geistlichen in Deutschland, die in ihrer Freizeit das Amt des Schiedsrichters bekleiden und Schwarzkittel gegen schwarzes Trikot tauschen.

„Schon immer hat es mich gereizt, Spiele zu leiten und Richter in strittigen Fragen zu sein“, sagt Rolke. Als kleiner Junge jagte er mit seinen Freunden und mit großer Begeisterung dem Ball hinterher, anders als seine Freunde konnte er sich aber nicht nur für die Leistungen der Stars der Bundesliga, sondern auch für das Auftreten der Unparteiischen begeistern.

Als Spieler hat er von der Position des Torhüters über die Verteidigung bis hin zum Stürmer alle Varianten des aktiven Spiels kennengelernt, zu einer großen Karriere hat es nicht gereicht. Das war aber auch nie sein Anspruch. Gespielt hat er des Spaßes wegen, nun leitet er als Mitglied des SV Blau-Weiß Dedinghausen mit demselben Anspruch Fußballspiele.

"Spieler sollen Spaß haben"

„Darum geht es doch“, sagt der ausgebildete Chorleiter und Kirchenmusiker. „Die Spieler sollen Spaß haben, dafür benötigen sie jemanden, der das Spiel überwacht. Aber natürlich will auch ich Freude auf dem Platz haben.“

In aller Regel gelingt ihm dies. Lediglich an zwei Spiele seiner nunmehr zweijährigen Laufbahn als Schiedsrichter denkt er mit nicht nur guten Erinnerungen zurück. Es waren die beiden Begegnung, bei denen sich Hobby und Beruf überschnitten haben. „Ich habe ein ungutes Gefühl, wenn ich unter den Mannschaften Gesichter erkenne, die mir aus meiner Gemeinde vertraut sind“, sagt er. Dann nämlich würde der Vorwurf der Befangenheit schnell im Raum stehen, eine Konstellation, die er deswegen meidet.

Auch ansonsten versucht er, Kirche und Sport - so gut es geht - zu vereinbaren, nicht immer einfach für einen Vikar. Ansetzungen am Sonntagmorgen kann er nur wahrnehmen, wenn die Messe von einem Vertreter gelesen wird.

Ab September in die Türkei - mit Pfeife

Bis September noch pfeift er Spiele in Deutschland, dann wird seine Karriere international. Rolke zieht es in ein Kloster nach Istanbul, viel mehr will er dazu noch nicht verraten. Nur so viel: Auch in der Türkei wird er sich Fußballspiele angucken, eine Tätigkeit als Schiedsrichter ist nicht ausgeschlossen. „Mal sehen“, sagt er, „wenn es sich ergibt, würde es mich schon reizen, auch im Ausland Fußballspiele zu leiten.“

Vorher wird er sich noch weiterbilden lassen. Von Herbert Fandel höchstselbst. Nach dem Aufeinandertreffen in Kyllburg haben die beiden sporadisch Kontakt gehalten. Für den ehemaligen FIFA-Topreferee war es daher eine Selbstverständlichkeit, die Einladung von Rolke anzunehmen.

Am 9. Mai wird der dann wohl neue Chef der DFB-Schiedsrichter vor den Unparteiischen in Lippstadt über den modernen und internationalen Fußball und die Anforderungen an die Referees referieren. Rolke wird ihm andächtig lauschen, so wie es Fandel getan hat, als Rolke auf der Orgel gespielt hat.

[sl]

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Sie gehören zum Spiel wie der Ball ins Tor. 80.000 Schiedsrichter sorgen auf Deutschlands Fußballplätzen für Recht und Ordnung. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke stellt immer donnerstags Referees mit ungewöhnlichen Geschichten vor. Engagiert und unparteiisch – Schiedsrichter mit Pfiff!

Na, das ist doch mal ein Kompliment! Und dann auch noch aus berufenem Munde. Die Worte „phantastisch“, „ausgezeichnet“ und „großartig“ fallen, als Herbert Fandel die Leistung von Schiedsrichter Christian Rolke beschreiben soll. Klingt nach einer großen Karriere als Unparteiischer, ein solch beinahe hymnisches Lob vom designierten Schiedsrichter-Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) können nur wenige Referees vorweisen.

Begnadeter Organist

Eine internationale Karriere als FIFA-Schiedsrichter wird Christian Rolke dennoch nicht starten. Fandels Preisungen bezogen sich nicht auf seine Spielleitungen auf dem Fußballplatz, Fandel war begeistert von dessen Fähigkeiten als Organist. In der Stiftskirche in Kyllburg hatte Rolke sein Können dargeboten, Fandel saß unter den Zuhörern. „Wirklich toll war das“, erinnert sich Fandel. „Seine Fähigkeiten als Organist sind beeindruckend.“

Was nicht heißt, dass Rolke nicht auch ein guter Schiedsrichter sein könnte. Denn neben der Liebe zur Musik teilen Pianist und Musikschulen-Inhaber Fandel und Rolke auch die Liebe zur Schiedsrichterei. Seit dem 25. April 2008 ist der heute 33-Jährige Inhaber der Schiedsrichter-Lizenz, seither pfeift Rolke im Kreis Lippstadt Jugend und Seniorenspiele.

Im Hauptberuf Vikar

Besonders macht ihn dies noch nicht, auch die Verbindung zu Herbert Fandel taugt allenfalls als Randnotiz. Besonders wird die Geschichte von Schiedsrichter Rolke durch seinen Hauptberuf: Rolke ist Vikar im Pastoralverbund Esbeck-Hörste-Bökenförde. Er gehört damit zu einer kleinen Anzahl an Geistlichen in Deutschland, die in ihrer Freizeit das Amt des Schiedsrichters bekleiden und Schwarzkittel gegen schwarzes Trikot tauschen.

„Schon immer hat es mich gereizt, Spiele zu leiten und Richter in strittigen Fragen zu sein“, sagt Rolke. Als kleiner Junge jagte er mit seinen Freunden und mit großer Begeisterung dem Ball hinterher, anders als seine Freunde konnte er sich aber nicht nur für die Leistungen der Stars der Bundesliga, sondern auch für das Auftreten der Unparteiischen begeistern.

Als Spieler hat er von der Position des Torhüters über die Verteidigung bis hin zum Stürmer alle Varianten des aktiven Spiels kennengelernt, zu einer großen Karriere hat es nicht gereicht. Das war aber auch nie sein Anspruch. Gespielt hat er des Spaßes wegen, nun leitet er als Mitglied des SV Blau-Weiß Dedinghausen mit demselben Anspruch Fußballspiele.

"Spieler sollen Spaß haben"

„Darum geht es doch“, sagt der ausgebildete Chorleiter und Kirchenmusiker. „Die Spieler sollen Spaß haben, dafür benötigen sie jemanden, der das Spiel überwacht. Aber natürlich will auch ich Freude auf dem Platz haben.“

In aller Regel gelingt ihm dies. Lediglich an zwei Spiele seiner nunmehr zweijährigen Laufbahn als Schiedsrichter denkt er mit nicht nur guten Erinnerungen zurück. Es waren die beiden Begegnung, bei denen sich Hobby und Beruf überschnitten haben. „Ich habe ein ungutes Gefühl, wenn ich unter den Mannschaften Gesichter erkenne, die mir aus meiner Gemeinde vertraut sind“, sagt er. Dann nämlich würde der Vorwurf der Befangenheit schnell im Raum stehen, eine Konstellation, die er deswegen meidet.

Auch ansonsten versucht er, Kirche und Sport - so gut es geht - zu vereinbaren, nicht immer einfach für einen Vikar. Ansetzungen am Sonntagmorgen kann er nur wahrnehmen, wenn die Messe von einem Vertreter gelesen wird.

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Ab September in die Türkei - mit Pfeife

Bis September noch pfeift er Spiele in Deutschland, dann wird seine Karriere international. Rolke zieht es in ein Kloster nach Istanbul, viel mehr will er dazu noch nicht verraten. Nur so viel: Auch in der Türkei wird er sich Fußballspiele angucken, eine Tätigkeit als Schiedsrichter ist nicht ausgeschlossen. „Mal sehen“, sagt er, „wenn es sich ergibt, würde es mich schon reizen, auch im Ausland Fußballspiele zu leiten.“

Vorher wird er sich noch weiterbilden lassen. Von Herbert Fandel höchstselbst. Nach dem Aufeinandertreffen in Kyllburg haben die beiden sporadisch Kontakt gehalten. Für den ehemaligen FIFA-Topreferee war es daher eine Selbstverständlichkeit, die Einladung von Rolke anzunehmen.

Am 9. Mai wird der dann wohl neue Chef der DFB-Schiedsrichter vor den Unparteiischen in Lippstadt über den modernen und internationalen Fußball und die Anforderungen an die Referees referieren. Rolke wird ihm andächtig lauschen, so wie es Fandel getan hat, als Rolke auf der Orgel gespielt hat.