"Die meisten Fehler sind wirklich unumgänglich"

In Teil II des aktuellen "DFB.de-Gesprächs der Woche mit Redakteur Thomas Hackbarth redet der scheidende Schiedsrichter Herbert Fandel über Fehlentscheidungen, sein Ritual vor Spielbeginn und die Zukunft der deutschen Schiedsrichter.

Frage: Trotz der Fußverletzung haben Sie eine ganz starke Saison gepfiffen. Gab es in diesem Jahr oder auch davor einmal das komplette Spiel – den Moment, als sie nach 90 Minuten vom Platz gingen und dachten "Heute habe ich alles richtig gemacht"?

Fandel: Nein, so geht heute kein Bundesliga-Schiedsrichter mehr vom Platz. Sie können sich nie sicher sein, was nach einem Spiel noch seziert, kommentiert und ausgeleuchtet wird. Ich habe versucht, auf dem Teppich zu bleiben. Meine Bilanz eines Spiels ist längst nicht immer deckungsgleich mit dem öffentlichen oder medialen Echo.

Frage: Zeitlupen, Stoppbilder, graphische Verdeutlichungen – überzieht das Fernsehen bei dem Aufspüren noch so kleiner Fehlleistungen der Schiedsrichter?

Fandel: Das ist unumkehrbar. Mit einer emotionalen Aufbereitung erzielt man Einschaltquote. Eine sachliche und moderate Darstellung ist ‚out’ in unserer Gesellschaft. Das akzeptiert man oder man schmeißt hin. Der Job des Schiedsrichters ist dadurch nicht leichter geworden. Das tatsächliche Spiel und das vom Fernsehen produzierte Abbild des Spiels, mit all den Wiederholungen und Abseitslinien und Abstandskreisen, haben am Ende nur wenig miteinander zu tun.

Herbert Fandel - Schiedsrichter mit Leib und Seele

Frage: Über welche Fehlentscheidung haben Sie sich am meisten geärgert?

Fandel: Immer über die vermeidbaren. Die meisten Fehler sind wirklich unumgänglich. Die DFB-Schiedsrichter sind heutzutage bestens ausgebildet. Ich erinnere mich an einen Platzverweis im Münchner Derby. Ich hatte ein schlechtes Stellungsspiel und stellte deshalb den Spieler Hasan Salihamidzic unberechtigt vom Platz. In den anschließenden Interviews räumte ich den Fehler ein, dennoch ärgerte ich mich darüber einige Tage. Letztendlich ticken Schiedsrichter wie jeder andere Mensch auch.

Frage: Wie sahen die Momente vor dem Spiel in der Kabine aus?

Fandel: Ich hatte nur ein Ritual: Einige Minuten vor dem Verlassen der Kabine wurde nicht mehr gesprochen.

Frage: Zum Abschluss kommen Sie noch mal ins Kino. Am 11. Juni läuft „Spielverderber“ in den Kinos an. Empfehlenswert?

Fandel: Der Dokumentarfilm distanziert sich wohltuend von aller platten Kritik an den Schiedsrichtern. „Spielverderber“ vermittelt eine sehr sachliche, moderate Sicht der Schiedsrichter, auch mit Humor und Augenzwinkern.

Frage: Verraten Sie uns zum Schluss: Wer übernimmt den Staffelstab? Wer sind heute die herausragenden Schiedsrichter in Deutschland?

Fandel:Klar ist, dass Wolfgang Stark und Florian Meyer jetzt ganz vorne an der Spitze rangieren. Die deutschen Schiedsrichter bilden insgesamt eine starke Mannschaft. Darunter sind auch viele junge Talente. Da haben Volker Roth und seine Kollegen vom Schiedsrichter-Ausschuss ganz hervorragende Arbeit geleistet.

[th]

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In Teil II des aktuellen "DFB.de-Gesprächs der Woche mit Redakteur Thomas Hackbarth redet der scheidende Schiedsrichter Herbert Fandel über Fehlentscheidungen, sein Ritual vor Spielbeginn und die Zukunft der deutschen Schiedsrichter.

Frage: Trotz der Fußverletzung haben Sie eine ganz starke Saison gepfiffen. Gab es in diesem Jahr oder auch davor einmal das komplette Spiel – den Moment, als sie nach 90 Minuten vom Platz gingen und dachten "Heute habe ich alles richtig gemacht"?

Fandel: Nein, so geht heute kein Bundesliga-Schiedsrichter mehr vom Platz. Sie können sich nie sicher sein, was nach einem Spiel noch seziert, kommentiert und ausgeleuchtet wird. Ich habe versucht, auf dem Teppich zu bleiben. Meine Bilanz eines Spiels ist längst nicht immer deckungsgleich mit dem öffentlichen oder medialen Echo.

Frage: Zeitlupen, Stoppbilder, graphische Verdeutlichungen – überzieht das Fernsehen bei dem Aufspüren noch so kleiner Fehlleistungen der Schiedsrichter?

Fandel: Das ist unumkehrbar. Mit einer emotionalen Aufbereitung erzielt man Einschaltquote. Eine sachliche und moderate Darstellung ist ‚out’ in unserer Gesellschaft. Das akzeptiert man oder man schmeißt hin. Der Job des Schiedsrichters ist dadurch nicht leichter geworden. Das tatsächliche Spiel und das vom Fernsehen produzierte Abbild des Spiels, mit all den Wiederholungen und Abseitslinien und Abstandskreisen, haben am Ende nur wenig miteinander zu tun.

Herbert Fandel - Schiedsrichter mit Leib und Seele

Frage: Über welche Fehlentscheidung haben Sie sich am meisten geärgert?

Fandel: Immer über die vermeidbaren. Die meisten Fehler sind wirklich unumgänglich. Die DFB-Schiedsrichter sind heutzutage bestens ausgebildet. Ich erinnere mich an einen Platzverweis im Münchner Derby. Ich hatte ein schlechtes Stellungsspiel und stellte deshalb den Spieler Hasan Salihamidzic unberechtigt vom Platz. In den anschließenden Interviews räumte ich den Fehler ein, dennoch ärgerte ich mich darüber einige Tage. Letztendlich ticken Schiedsrichter wie jeder andere Mensch auch.

Frage: Wie sahen die Momente vor dem Spiel in der Kabine aus?

Fandel: Ich hatte nur ein Ritual: Einige Minuten vor dem Verlassen der Kabine wurde nicht mehr gesprochen.

Frage: Zum Abschluss kommen Sie noch mal ins Kino. Am 11. Juni läuft „Spielverderber“ in den Kinos an. Empfehlenswert?

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Fandel: Der Dokumentarfilm distanziert sich wohltuend von aller platten Kritik an den Schiedsrichtern. „Spielverderber“ vermittelt eine sehr sachliche, moderate Sicht der Schiedsrichter, auch mit Humor und Augenzwinkern.

Frage: Verraten Sie uns zum Schluss: Wer übernimmt den Staffelstab? Wer sind heute die herausragenden Schiedsrichter in Deutschland?

Fandel:Klar ist, dass Wolfgang Stark und Florian Meyer jetzt ganz vorne an der Spitze rangieren. Die deutschen Schiedsrichter bilden insgesamt eine starke Mannschaft. Darunter sind auch viele junge Talente. Da haben Volker Roth und seine Kollegen vom Schiedsrichter-Ausschuss ganz hervorragende Arbeit geleistet.