Volker Roth: "Bei Ellbogen-Checks verstärkt hinsehen"

Volker Roth hat im Schiedsrichter-Bereich eigentlich alle Stationen durchlaufen, die man als Unparteiischer durchlaufen kann. Als 16-Jähriger legte er die Schiedsrichter-Prüfung ab, mit 30 Jahren pfiff er sein erstes Bundesliga-Spiel, als 36-Jähriger hatte er den Status des FIFA-Schiedsrichters erreicht.

Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn im Jahre 1986 wechselte er in den Schiedsrichter-Lehrstab des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), bis er 1995 zum Vorsitzenden des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses gewählt wurde und sich später auch noch in den Schiedsrichter-Kommissionen von FIFA und UEFA einen Namen machte. Auf dem DFB-Bundestag am 26. Oktober dieses Jahres in Mainz wird der heute 65 Jahre alte Unternehmer aus Salzgitter abermals für den Vorsitz des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses kandidieren.

Dieser Tage ist Volker Roth ein sehr gefragter Mann, denn vor dem Start der neuen Bundesliga-Saison am 10. August stehen jetzt die Lehrgänge der Elite-Schiedsrichter an. Am zurückliegenden Wochenende scharte Roth die 68 Schiedsrichter-Assistenten der Bundesligen zu einem dreitägigen Lehrgang in der Sportschule Kamen-Kaiserau um sich, vom kommenden Freitag bis Sonntag sind in Altensteig-Wart die 20 Erst- und 22-Zweitliga-Schiedsrichter der Bundesliga und 2. Bundesliga an der Reihe.

Ob sich Spieler, Vereine und Zuschauer in der neuen Saison auf größere Regeländerungen einstellen müssen, was er von den Schiedsrichtern erwartet, wie er die jungen Aufsteiger Bibiana Steinhaus und Michael Kempter sieht und was er sich noch für die Zukunft wünscht – all das verrät Volker Roth im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche" mit DFB-Internetredakteur Michael Morsch.

Frage: Herr Roth, eine spannende Bundesliga-Saison ist vorbei, eine neue steht vor der Tür. Wie beurteilen Sie die Darbietungen der Bundesliga-Schiedsrichter in der zurückliegenden Spielzeit?

Volker Roth: Der Schiedsrichter-Ausschuss des DFB war mit den Leistungen sehr zufrieden. Wir haben von den offiziellen Schiedsrichter-Beobachtern die besten Beurteilungen seit langem gelesen. Das hat dann auch dazu geführt, dass unter den 20 Spitzenkräften der ersten Liga zur neuen Saison kein Austausch vorgenommen wurde.

Frage: Worauf führen Sie den nochmaligen Qualitätsanstieg zurück?

Volker Roth: Ich sage immer: Mehr Präsenz führt auch zu mehr Akzeptanz. Bis auf Michael Kempter und Marc Seemann pfeifen die übrigen Kollegen schon lange im Bundesliga-Bereich. Da lernen sich Spieler und Unparteiische gegenseitig kennen. Das ist auch eine Art Gewöhnungsprozess.

Frage: Die deutschen Schiedsrichter sind gerade auch international gefragt...

Volker Roth: In der Tat. Die UEFA hat jetzt 25 Elitekräfte vom 4. bis 7. September zum Vorbereitungslehrgang Richtung EURO 2008 eingeladen – darunter mit Herbert Fandel, Markus Merk und Wolfgang Stark gleich drei Deutsche. Zudem gehen mit Carsten Kadach, Mike Pickel, Jan-Hendrik Salver und Volker Wezel auch vier Assistenten hin.

Frage: Dennoch sind Sie stets um Verbesserungen bemüht. So wurde am Wochenende beim DFB-Lehrgang der Schiedsrichter-Assistenten in Kamen-Kaiserau erstmals ein Praxistest gemacht, bei dem jeder Unparteiische an der Linie gefilmt wurde.

Volker Roth: Richtig. Und anschließend haben wir die Videos mit den Beteiligten analysiert. Das wurde seitens der FIFA vor der WM 2006 so gemacht und fand unter den Aktiven eine positive Resonanz. Auch die UEFA will dies in ihren Lehrgängen vor der EURO 2008 aufgreifen und durchführen. Die Assistenten sollen dabei hinsichtlich ihrer Abseits-Entscheidungen noch stärker sensibilisiert werden, denn Fußball ist im Spitzenbereich oftmals ein schwieriges Geschäft, wo es im Bruchteil von Sekunden auf Millimeter ankommt. Die Zahl der krass falschen Entscheidungen ist zwar zurückgegangen, aber man kann immer noch was verbessern.

Frage: Geht es am kommenden Wochenende beim DFB-Lehrgang der Spitzenschiedsrichter in Altensteig-Wart ebenfalls um das Thema Abseits?

Volker Roth: Nicht nur, aber auch, denn Abseits ist immer ein Thema. Unser Lehrwart Eugen Strigel hat wieder viele Szenen aus dem Bundesliga-Alltag zusammengeschnitten, die wir mit den Aktiven besprechen werden. Ein Augenmerk wird dabei sicherlich auch auf dem Thema Ellbogen-Checks liegen – da müssen wir verstärkt hinsehen. Aber auch Komplexe wie Fouls im Strafraum, Notbremsen, Handspiel und Reklamieren beim Schiedsrichter werden behandelt.

Frage: Mit Bibiana Steinhaus hat erstmals eine Frau den Sprung in den Profifußball gepackt und wird in der neuen Saison Spiele der 2. Bundesliga bei den Männern leiten.

Volker Roth: Das sehe ich ganz ruhig und entspannt. Ich gehe davon aus, dass Bibiana Steinhaus am Wochenende ihre Leistungsprüfung nach den Kriterien der Männer ohne Probleme bestehen wird. Danach werden wir sie in der neuen Saison ganz behutsam einsetzen und aufbauen, wie wir das mit jedem anderen Neuling auch machen. Mit Nicole Schumacher, seit neuestem Assistentin in der 2. Bundesliga, ist ja noch eine weitere Frau aufgestiegen. Das ist ein Zeichen für alle Schiedsrichterinnen, dass die Tür bei uns offen steht und es einzig und allein nach dem Leistungsprinzip geht.

Frage: Wie hat Ihnen in seiner ersten Bundesliga-Saison der 24-jährige Michael Kempter gefallen?

Volker Roth: Er hat das recht gut gemacht, wobei er sicherlich gemerkt hat, dass das in der Bundesliga noch mal etwas anderes ist. Wenn er auch zukünftig seine Leistung bringt und sich weiterentwickelt, kommt diese Saison sicherlich der ein oder andere Einsatz mehr hinzu.

Frage: Auf welche Regeländerungen müssen sich Spieler, Vereine und Fans in der nächsten Saison einstellen?

Volker Roth: Da hat sich nichts Großartiges getan. Dass die Farbe der Unterleibchen der des Trikots gleichen muss oder dass die Spieler keine T-Shirts mehr mit religiösen, politischen oder persönlichen Botschaften tragen dürfen – das sind für mich Einzelerscheinungen, die ich nicht als großes Problem sehen würde.

Frage: In den vergangenen Jahren haben die Bundesliga-Schiedsrichter stets vor Saisonbeginn die Spieler, Trainer und Manager der Vereine besucht und mit einer DVD-Vorführung verdeutlicht, was in der neuen Runde wie geahndet werden soll. Wird es das auch dieses Jahr wieder geben?

Volker Roth: Ja, das hat sich absolut bewährt und wird von den Vertretern der Klubs sehr begrüßt. Das trägt sicher auch zum besseren Verständnis beider Seiten bei.

Frage: Sie hatten schon öfter die Anregung gemacht, man solle doch auch in der 2. Bundesliga – analog zur Bundesliga – den vierten Offiziellen einführen. Wie ist da der Stand der Dinge?

Volker Roth: Das wäre in der Tat ein Wunsch von uns. Der vierte Offizielle hat sich in der Bundesliga längst etabliert und dafür gesorgt, dass es abseits des Spielfeldes so gut wie keine Streitigkeiten und kaum noch Platzverweise für die Trainer gegeben hat. Unsere Beobachter aus dem Bereich der 2. Bundesliga sind der Meinung, dass der vierte Offizielle auch hier zur Deeskalation beitragen könnte. Das Thema sollte zwischen dem DFB und der Deutschen Fußball Liga diskutiert werden, denn hier geht es natürlich auch um neue Kosten. Aber aus meiner Sicht muss ein vierter Offizieller in der 2. Bundesliga ja nicht so viel verdienen wie in der Bundesliga.

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Volker Roth hat im Schiedsrichter-Bereich eigentlich alle Stationen durchlaufen, die man als Unparteiischer durchlaufen kann. Als 16-Jähriger legte er die Schiedsrichter-Prüfung ab, mit 30 Jahren pfiff er sein erstes Bundesliga-Spiel, als 36-Jähriger hatte er den Status des FIFA-Schiedsrichters erreicht.

Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn im Jahre 1986 wechselte er in den Schiedsrichter-Lehrstab des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), bis er 1995 zum Vorsitzenden des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses gewählt wurde und sich später auch noch in den Schiedsrichter-Kommissionen von FIFA und UEFA einen Namen machte. Auf dem DFB-Bundestag am 26. Oktober dieses Jahres in Mainz wird der heute 65 Jahre alte Unternehmer aus Salzgitter abermals für den Vorsitz des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses kandidieren.

Dieser Tage ist Volker Roth ein sehr gefragter Mann, denn vor dem Start der neuen Bundesliga-Saison am 10. August stehen jetzt die Lehrgänge der Elite-Schiedsrichter an. Am zurückliegenden Wochenende scharte Roth die 68 Schiedsrichter-Assistenten der Bundesligen zu einem dreitägigen Lehrgang in der Sportschule Kamen-Kaiserau um sich, vom kommenden Freitag bis Sonntag sind in Altensteig-Wart die 20 Erst- und 22-Zweitliga-Schiedsrichter der Bundesliga und 2. Bundesliga an der Reihe.

Ob sich Spieler, Vereine und Zuschauer in der neuen Saison auf größere Regeländerungen einstellen müssen, was er von den Schiedsrichtern erwartet, wie er die jungen Aufsteiger Bibiana Steinhaus und Michael Kempter sieht und was er sich noch für die Zukunft wünscht – all das verrät Volker Roth im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche" mit DFB-Internetredakteur Michael Morsch.

Frage: Herr Roth, eine spannende Bundesliga-Saison ist vorbei, eine neue steht vor der Tür. Wie beurteilen Sie die Darbietungen der Bundesliga-Schiedsrichter in der zurückliegenden Spielzeit?

Volker Roth: Der Schiedsrichter-Ausschuss des DFB war mit den Leistungen sehr zufrieden. Wir haben von den offiziellen Schiedsrichter-Beobachtern die besten Beurteilungen seit langem gelesen. Das hat dann auch dazu geführt, dass unter den 20 Spitzenkräften der ersten Liga zur neuen Saison kein Austausch vorgenommen wurde.

Frage: Worauf führen Sie den nochmaligen Qualitätsanstieg zurück?

Volker Roth: Ich sage immer: Mehr Präsenz führt auch zu mehr Akzeptanz. Bis auf Michael Kempter und Marc Seemann pfeifen die übrigen Kollegen schon lange im Bundesliga-Bereich. Da lernen sich Spieler und Unparteiische gegenseitig kennen. Das ist auch eine Art Gewöhnungsprozess.

Frage: Die deutschen Schiedsrichter sind gerade auch international gefragt...

Volker Roth: In der Tat. Die UEFA hat jetzt 25 Elitekräfte vom 4. bis 7. September zum Vorbereitungslehrgang Richtung EURO 2008 eingeladen – darunter mit Herbert Fandel, Markus Merk und Wolfgang Stark gleich drei Deutsche. Zudem gehen mit Carsten Kadach, Mike Pickel, Jan-Hendrik Salver und Volker Wezel auch vier Assistenten hin.

Frage: Dennoch sind Sie stets um Verbesserungen bemüht. So wurde am Wochenende beim DFB-Lehrgang der Schiedsrichter-Assistenten in Kamen-Kaiserau erstmals ein Praxistest gemacht, bei dem jeder Unparteiische an der Linie gefilmt wurde.

Volker Roth: Richtig. Und anschließend haben wir die Videos mit den Beteiligten analysiert. Das wurde seitens der FIFA vor der WM 2006 so gemacht und fand unter den Aktiven eine positive Resonanz. Auch die UEFA will dies in ihren Lehrgängen vor der EURO 2008 aufgreifen und durchführen. Die Assistenten sollen dabei hinsichtlich ihrer Abseits-Entscheidungen noch stärker sensibilisiert werden, denn Fußball ist im Spitzenbereich oftmals ein schwieriges Geschäft, wo es im Bruchteil von Sekunden auf Millimeter ankommt. Die Zahl der krass falschen Entscheidungen ist zwar zurückgegangen, aber man kann immer noch was verbessern.

Frage: Geht es am kommenden Wochenende beim DFB-Lehrgang der Spitzenschiedsrichter in Altensteig-Wart ebenfalls um das Thema Abseits?

Volker Roth: Nicht nur, aber auch, denn Abseits ist immer ein Thema. Unser Lehrwart Eugen Strigel hat wieder viele Szenen aus dem Bundesliga-Alltag zusammengeschnitten, die wir mit den Aktiven besprechen werden. Ein Augenmerk wird dabei sicherlich auch auf dem Thema Ellbogen-Checks liegen – da müssen wir verstärkt hinsehen. Aber auch Komplexe wie Fouls im Strafraum, Notbremsen, Handspiel und Reklamieren beim Schiedsrichter werden behandelt.

Frage: Mit Bibiana Steinhaus hat erstmals eine Frau den Sprung in den Profifußball gepackt und wird in der neuen Saison Spiele der 2. Bundesliga bei den Männern leiten.

Volker Roth: Das sehe ich ganz ruhig und entspannt. Ich gehe davon aus, dass Bibiana Steinhaus am Wochenende ihre Leistungsprüfung nach den Kriterien der Männer ohne Probleme bestehen wird. Danach werden wir sie in der neuen Saison ganz behutsam einsetzen und aufbauen, wie wir das mit jedem anderen Neuling auch machen. Mit Nicole Schumacher, seit neuestem Assistentin in der 2. Bundesliga, ist ja noch eine weitere Frau aufgestiegen. Das ist ein Zeichen für alle Schiedsrichterinnen, dass die Tür bei uns offen steht und es einzig und allein nach dem Leistungsprinzip geht.

Frage: Wie hat Ihnen in seiner ersten Bundesliga-Saison der 24-jährige Michael Kempter gefallen?

Volker Roth: Er hat das recht gut gemacht, wobei er sicherlich gemerkt hat, dass das in der Bundesliga noch mal etwas anderes ist. Wenn er auch zukünftig seine Leistung bringt und sich weiterentwickelt, kommt diese Saison sicherlich der ein oder andere Einsatz mehr hinzu.

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Frage: Auf welche Regeländerungen müssen sich Spieler, Vereine und Fans in der nächsten Saison einstellen?

Volker Roth: Da hat sich nichts Großartiges getan. Dass die Farbe der Unterleibchen der des Trikots gleichen muss oder dass die Spieler keine T-Shirts mehr mit religiösen, politischen oder persönlichen Botschaften tragen dürfen – das sind für mich Einzelerscheinungen, die ich nicht als großes Problem sehen würde.

Frage: In den vergangenen Jahren haben die Bundesliga-Schiedsrichter stets vor Saisonbeginn die Spieler, Trainer und Manager der Vereine besucht und mit einer DVD-Vorführung verdeutlicht, was in der neuen Runde wie geahndet werden soll. Wird es das auch dieses Jahr wieder geben?

Volker Roth: Ja, das hat sich absolut bewährt und wird von den Vertretern der Klubs sehr begrüßt. Das trägt sicher auch zum besseren Verständnis beider Seiten bei.

Frage: Sie hatten schon öfter die Anregung gemacht, man solle doch auch in der 2. Bundesliga – analog zur Bundesliga – den vierten Offiziellen einführen. Wie ist da der Stand der Dinge?

Volker Roth: Das wäre in der Tat ein Wunsch von uns. Der vierte Offizielle hat sich in der Bundesliga längst etabliert und dafür gesorgt, dass es abseits des Spielfeldes so gut wie keine Streitigkeiten und kaum noch Platzverweise für die Trainer gegeben hat. Unsere Beobachter aus dem Bereich der 2. Bundesliga sind der Meinung, dass der vierte Offizielle auch hier zur Deeskalation beitragen könnte. Das Thema sollte zwischen dem DFB und der Deutschen Fußball Liga diskutiert werden, denn hier geht es natürlich auch um neue Kosten. Aber aus meiner Sicht muss ein vierter Offizieller in der 2. Bundesliga ja nicht so viel verdienen wie in der Bundesliga.