Ausstellung "Fußball Halleluja!" in Bremen eröffnet

Weniger umstritten blieb die Frage nach der Qualität der Sonderausstellung im Focke-Museum, dem Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Denn dafür ist sie viel zu spannend für Menschen, die im Fußball mehr als nur ein spannendes Spiel sehen. Denn die Verbindungen zwischen Fußball und Religion sind vielfältiger als man glaubt. Man muss nur richtig hinschauen. Die Ausstellung geht Sport-Mythen und Fußball-Legenden auf die Spur und staunt über die Ähnlichkeiten von Ritualen, Reliquien und überirdischen Ereignissen – von der "Pilgertour ins Stadion" bis zum "heiligen Rasen". Voodoo-Figuren aus Westafrika treffen auf europäische Fußballheilige und "begnadete" Profi-Kicker. Medienstationen nehmen den Besucher mit in die Fußballtempel, wo die Fans ihre Choräle anstimmen und ein Tor in letzter Minute die "Erlösung" bringt.

Parallelen sind durchaus zu finden

Über diese Parallelen hinaus finden Kirche und Religion zunehmend konkreten Platz in den Sportarenen: Fußballjünger beten in eigenen Stadionkapellen, heiraten im Mittelkreis, bringen ihre Kinder in Kreißsälen in Vereinsfarben zur Welt, und lassen sich auf nahegelegenen Vereinsfriedhöfen beisetzen.

Die Ausstellung "Fußball Halleluja!" ist ein Gemeinschaftsprojekt mit den Stadtmuseen in Basel und Amsterdam und macht in Bremen exklusiv bis zum 27. März 2016 Station, bevor sie in unter anderem in Lyon, Barcelona und Moskau zu sehen ist. Im Focke-Museum ist sie um spannende Stationen ergänzt, die sich unter anderem mit den "Wundern von der Weser", den legendären Europapokal-Aufholjagden von Werder Bremen unter anderem gegen Dynamo Berlin, Spartak Moskau und Olympique Lyon, und den "heiligen vier Sternen" der deutschen Nationalmannschaft beschäftigen. Im Erlebnisparcours "Focke kickt!" können Kinder und Jugendliche ihr Wissen, aber auch ihre Fähigkeiten am Ball spielerisch messen.

"Fußball Halleluja!" im Focke-Museum Bremen, Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Schwachhauser Landstraße 240, 28213 Bremen, geöffnet Di 10 bis 21 Uhr, Mi bis So 10 bis 17 Uhr.

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Das Bremer Focke-Museum ist ab heute Schauplatz der Ausstellung "Fußball Halleluja!". Die Originalobjekte, Bilder und Filme des europäischen Museumsprojekts beleuchten die faszinierenden Beziehungen zwischen Fußball, Religion und Gesellschaft zwischen Abseits und Jenseits.

"Toni, Du bist ein Fußballgott!" Was Radioreporter Herbert Zimmermann im Überschwang seiner Reportage des legendären "Wunders von Bern" am 4. Juli 1954 über eine Parade von Torhüter Toni Turek herausrutschte, wurde ein veritabler Skandal. "Bei aller Begeisterung, das geht zu weit", schaltete sich sogar Bundespräsident Theodor Heuss in die Debatte ein. Zimmermann musste sich offiziell entschuldigen.

Ist er es nun, oder ist er es nicht? Der Fußball eine Religion? Sechs Jahrzehnte nach Zimmermanns Entschuldigung, wurde diese Frage bei der Eröffnung der Ausstellung "Fußball Halleluja!" im Bremer Focke-Museum munter diskutiert. "Fußball ist keine Religion", legte sich Schirmherr Willi Lemke gleich zu Beginn fest. Der Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Sinne von Frieden und Entwicklung lobte zwar die "segensreiche" Wirkung von Fußballentwicklungshilfeprojekten weltweit, stellte aber gleichzeitig ganz profan fest: "Trifft er den Ball oder trifft er ihn nicht? Darum geht es."

Gehlenborg: Fußball kann als "Ersatzreligion" bezeichnet werden

Dem stimmte auch DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg zu, der für die DFB-Kulturstiftung als einem der maßgeblichen Förderer der Ausstellung ein Grußwort sprach. Immerhin als "Ersatzreligion" könne man den Fußball aber beschreiben in einer Zeit, in "der sich immer mehr Menschen auf das Diesseits, statt des Jenseits" konzentrieren. Und er ist eine Wertegemeinschaft, eine Schule für Fairplay, und damit am Ende der Religion nicht unähnlich. Dem mochte nach den beiden "Fußballpraktikern" dann auch Dr. Margret Ribbert, Kuratorin am Historischen Museum Basel, nicht widersprechen. Dennoch, so Ribbert, mehrere Wissenschaftler hätten auf einer Fachtagung der Schwabenakademie Irsee im letzten Jahr festgestellt, dass Fußball "die Religionsdefinitionen durchaus erfülle." Zumindest eine sinnstiftende Rolle könne man ihm nicht absprechen, und bei einer Umfrage unter den Besuchern der Ausstellung in Basel hätten die Hälfte der Besucher die Frage bejaht.

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Weniger umstritten blieb die Frage nach der Qualität der Sonderausstellung im Focke-Museum, dem Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Denn dafür ist sie viel zu spannend für Menschen, die im Fußball mehr als nur ein spannendes Spiel sehen. Denn die Verbindungen zwischen Fußball und Religion sind vielfältiger als man glaubt. Man muss nur richtig hinschauen. Die Ausstellung geht Sport-Mythen und Fußball-Legenden auf die Spur und staunt über die Ähnlichkeiten von Ritualen, Reliquien und überirdischen Ereignissen – von der "Pilgertour ins Stadion" bis zum "heiligen Rasen". Voodoo-Figuren aus Westafrika treffen auf europäische Fußballheilige und "begnadete" Profi-Kicker. Medienstationen nehmen den Besucher mit in die Fußballtempel, wo die Fans ihre Choräle anstimmen und ein Tor in letzter Minute die "Erlösung" bringt.

Parallelen sind durchaus zu finden

Über diese Parallelen hinaus finden Kirche und Religion zunehmend konkreten Platz in den Sportarenen: Fußballjünger beten in eigenen Stadionkapellen, heiraten im Mittelkreis, bringen ihre Kinder in Kreißsälen in Vereinsfarben zur Welt, und lassen sich auf nahegelegenen Vereinsfriedhöfen beisetzen.

Die Ausstellung "Fußball Halleluja!" ist ein Gemeinschaftsprojekt mit den Stadtmuseen in Basel und Amsterdam und macht in Bremen exklusiv bis zum 27. März 2016 Station, bevor sie in unter anderem in Lyon, Barcelona und Moskau zu sehen ist. Im Focke-Museum ist sie um spannende Stationen ergänzt, die sich unter anderem mit den "Wundern von der Weser", den legendären Europapokal-Aufholjagden von Werder Bremen unter anderem gegen Dynamo Berlin, Spartak Moskau und Olympique Lyon, und den "heiligen vier Sternen" der deutschen Nationalmannschaft beschäftigen. Im Erlebnisparcours "Focke kickt!" können Kinder und Jugendliche ihr Wissen, aber auch ihre Fähigkeiten am Ball spielerisch messen.

"Fußball Halleluja!" im Focke-Museum Bremen, Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Schwachhauser Landstraße 240, 28213 Bremen, geöffnet Di 10 bis 21 Uhr, Mi bis So 10 bis 17 Uhr.