"Erkenntnisse sollen in Trainerausbildung einfließen"

Teresa Enke: Um die Enttabuisierung der Krankheit Depression voranzutreiben, bedarf es natürlich auch meiner Auftritte in der Öffentlichkeit. Diese Tatsache ist mir schon bewusst. Allerdings muss es dann auch um die Arbeit der Stiftung gehen. Manchmal bekomme ich aber den Eindruck, dass nicht in erster Linie die Arbeit der Stiftung im Vordergrund einer Reportage steht, sondern vielmehr die trauernde Witwe.

DFB.de: Den Druck im hoch bezahlten Profifußball wird niemand verschwinden lassen. Was also können etwa der DFB oder die DFL tatsächlich bewirken?

Teresa Enke: Zunächst will ich noch einmal daraufhin hinweisen, dass der Druck im Profifußball nicht alleine der Grund für eine Depressionserkrankung ist. Hierfür spielen eine Menge Dinge eine tragende Rolle, wie beispielsweise auch die genetische Veranlagung. Wir arbeiten gemeinsam mit den Experten der Universität Aachen und der Sporthochschule Köln Lösungswege aus, die wir dann den Vereinen zur Verfügung stellen können. Dazu gehört, wie bereits erwähnt, ein niederschwelliges Angebot, die Integration des Themas in die Trainerausbildung und auch die vereinsinterne Sensibilisierung für die Krankheit und ihre Besonderheiten. So bedarf es in den Vereinen zur Behandlung von Depressiven nicht unbedingt eines Sportpsychologen, der darauf ausgelegt ist, motivierend tätig zu werden. Aus einem an Depression erkrankten Menschen zu versuchen das Beste herauszuholen, wäre kontraproduktiv. Es geht darum, ihm die Möglichkeit zu geben, sich in einem Vertrauenskreis zu öffnen, um den eigenen Umgang mit der Erkrankung zu vereinfachen.

DFB.de: Wäre es ein Ziel, die Trainer in den Profiklubs darin zu schulen, depressive Verstimmungen bei Spielern schon früh zu erkennen?

Teresa Enke: Die Integration in die Trainerausbildung ist ein wichtiges Ziel der Stiftung. Wir wollen den Trainern vom Fußballlehrer bis zur Breitensportausbildung ein „Erste-Hilfe-Paket“ mit auf den Weg geben, der es ihnen ermöglicht Früherkennungsmerkmale wahrzunehmen und richtig zu deuten. Auch hier geht es wieder um die Sensibilisierung des Trainers. Viele Trainer haben bereits erkannt, zu was die Krankheit Depression imstande ist. Jetzt geht es auch darum, ihnen den Umgang mit dem Krankheitsbild zu erleichtern.

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Ein Jahr nach dem Tod von Nationaltorhüter Robert Enke spricht Teresa Enke über die Ziele der Stiftung für das Jahr 2011, die weiterhin große Anteilnahme und wie man Fußballtrainer im Bezug auf das Thema Depressionen schulen kann.

DFB.de: Im Januar 2010 haben Sie sich bereit erklärt, eine Stiftung in Robert Enkes Namen zu leiten, die Maßnahmen fördern soll für die Erforschung und Behandlung einer heimlichen Volkskrankheit: der Depression. Es ist der tägliche Kampf gegen ein Tabu. Was wollten Sie im ersten Jahr der Stiftung erreichen?

Teresa Enke: Die Arbeit im Bereich der Erforschung und Behandlung von Depressionserkrankungen umfasst zwei Vorgehensweisen. Zunächst ist es das große Ziel der Stiftung, die Enttabuisierung der Krankheit Depression voranzutreiben. Dabei soll vor allem die breite Öffentlichkeit erreicht werden, wozu nicht nur die Betroffenen gehören. So können wir eben auch die Nichterkrankten hinsichtlich dieser Krankheit und deren Bedeutung und Auswirkungen sensibilisieren. Das Bewusstsein in der „gesunden“ Öffentlichkeit ist sehr wichtig, da so eine Ausgrenzung verhindert werden kann. Natürlich ist es aber auch ein besonderes Anliegen der Stiftung, diese Entwicklung im Leistungssport zu forcieren. Sicherlich ist dies ein Ziel, welches nur mittel- bis langfristig zu erreichen ist.

DFB.de: Welche Projekte wird die Robert-Enke-Stiftung 2011 vorantreiben?

Teresa Enke: Im Bereich der Krankheit Depression haben wir 2010 das Referat Sportpsychiatrie mit der DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde; d. Red.) an der Universität Aachen gegründet. Unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Frank Schneider, Präsident der DGPPN, und Dr. Valentin Markser, der Robert psychologisch betreut hat, werden dort die Besonderheiten und Ursachen der Depression im Leistungssport untersucht. Hintergrund ist, dass die Behandlung von psychischen Erkrankungen in Deutschland in den letzten Jahren deutlich verbessert werden konnte, diese Entwicklung aber offenbar fast spurlos am Spitzensport vorbei gegangen ist. Die aus diesem Referat resultierenden Erkenntnisse sollen dann zum Beispiel in Kooperation mit der Sporthochschule Köln in die Trainerausbildung integriert werden. So könnten wir dann in die Vereine gelangen, um dort niederschwellige Angebote für betroffene Sportlerinnen und Sportler zu schaffen, um nur ein Projekt für 2011 zu nennen.

DFB.de: Wie erleben Sie die bis heute große Anteilnahme, gerade auch durch Fußballfans aller deutschen und vieler internationaler Vereine?

Teresa Enke: Die Anteilnahme und die Verbundenheit nach Roberts Tod ist bis heute groß. Für mich auch ein Zeichen, dass viele Menschen vielleicht bewusster mit dem Krankheitsbild umgehen. Allerdings gibt es auch gerade im Profifußball immer wieder Bereiche, in denen die Grenzen überschritten werden. Hier ist es auch die Aufgabe der Stiftung, immer wieder das öffentliche Bewusstsein für die Krankheit zu sensibilisieren.

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DFB.de: Einerseits müssen Sie die Öffentlichkeit mit Ihrer Stiftungsarbeit erreichen, andererseits haben Sie schon viele Talk-Show-Auftritte abgelehnt. Wie gehen Sie damit um, eine öffentliche Person wider Willen zu sein?

Teresa Enke: Um die Enttabuisierung der Krankheit Depression voranzutreiben, bedarf es natürlich auch meiner Auftritte in der Öffentlichkeit. Diese Tatsache ist mir schon bewusst. Allerdings muss es dann auch um die Arbeit der Stiftung gehen. Manchmal bekomme ich aber den Eindruck, dass nicht in erster Linie die Arbeit der Stiftung im Vordergrund einer Reportage steht, sondern vielmehr die trauernde Witwe.

DFB.de: Den Druck im hoch bezahlten Profifußball wird niemand verschwinden lassen. Was also können etwa der DFB oder die DFL tatsächlich bewirken?

Teresa Enke: Zunächst will ich noch einmal daraufhin hinweisen, dass der Druck im Profifußball nicht alleine der Grund für eine Depressionserkrankung ist. Hierfür spielen eine Menge Dinge eine tragende Rolle, wie beispielsweise auch die genetische Veranlagung. Wir arbeiten gemeinsam mit den Experten der Universität Aachen und der Sporthochschule Köln Lösungswege aus, die wir dann den Vereinen zur Verfügung stellen können. Dazu gehört, wie bereits erwähnt, ein niederschwelliges Angebot, die Integration des Themas in die Trainerausbildung und auch die vereinsinterne Sensibilisierung für die Krankheit und ihre Besonderheiten. So bedarf es in den Vereinen zur Behandlung von Depressiven nicht unbedingt eines Sportpsychologen, der darauf ausgelegt ist, motivierend tätig zu werden. Aus einem an Depression erkrankten Menschen zu versuchen das Beste herauszuholen, wäre kontraproduktiv. Es geht darum, ihm die Möglichkeit zu geben, sich in einem Vertrauenskreis zu öffnen, um den eigenen Umgang mit der Erkrankung zu vereinfachen.

DFB.de: Wäre es ein Ziel, die Trainer in den Profiklubs darin zu schulen, depressive Verstimmungen bei Spielern schon früh zu erkennen?

Teresa Enke: Die Integration in die Trainerausbildung ist ein wichtiges Ziel der Stiftung. Wir wollen den Trainern vom Fußballlehrer bis zur Breitensportausbildung ein „Erste-Hilfe-Paket“ mit auf den Weg geben, der es ihnen ermöglicht Früherkennungsmerkmale wahrzunehmen und richtig zu deuten. Auch hier geht es wieder um die Sensibilisierung des Trainers. Viele Trainer haben bereits erkannt, zu was die Krankheit Depression imstande ist. Jetzt geht es auch darum, ihnen den Umgang mit dem Krankheitsbild zu erleichtern.