Moritz Rinke: "Fußball ist mehr als nur Wimpeltausch und Händeschütteln"

Auf dem 11mm-Fußballfilm-Festival in Berlin war der Schriftsteller und Dramatiker Moritz Rinke (45) Mitglied der Jury, die aus zehn Spielfilmen den "Besten Fußballfilm aller Zeiten" auswählte. Eine schwere Aufgabe bei solch eindrucksvollen Streifen wie "Looking for Eric" mit dem ehemaligen französischen Starspieler Eric Cantona oder "Das Wunder von Bern" von Sönke Wortmann. Am Ende wählte Rinke mit seinen Jury-Mitstreitern in der Rekordzeit von nicht einmal 60 Sekunden aber den schwedischen Streifen "Fimpen, der Knirps" zum besten Fußballfilm aller Zeiten. Ein Fußballmärchen, das jeder träumt: Einmal für die Nationalmannschaft spielen.

Moritz Rinke hat sich diesen Kindheitswunsch erfüllt. Als Angreifer der deutschen Autoren-Nationalmannschaft darf er das DFB-Trikot überstreifen und engagiert sich im Kuratorium der DFB-Kulturstiftung, die das 11mm-Fußballfilm-Festival maßgeblich unterstützt. Im Interview mit DFB.de spricht Rinke über sein Engagement und die riesige Bedeutung des Fußballs für sein Leben.

DFB.de: Es heißt, die Kulturstiftung hätte sie vom Fußballplatz weg verpflichtet.

Moritz Rinke: Fast. Es stimmt, dass die langjährige Arbeit für die DFB-Kulturstiftung nicht von der Autoren-Nationalmannschaft zu trennen ist. Wir verbinden als fußballspielende Autoren die Kultur mit dem Spiel. Und das ist die Schnittstelle, an der auch die Stiftung arbeitet. Ich bin aber nicht der einzige schreibende Fußballer im Kuratorium. Neben mir sitzt auch unser Torhüter Albert Ostermeier dort.

DFB.de: Wie sieht Ihre Arbeit im Kuratorium genau aus?

Rinke: Wir treffen uns alle zweimal im Jahr. Dann entwickeln wir Ideen, wie Fußball und Kultur in Projekten zusammengehen. Es geht darum, einem Fußballpublikum Kultur nahezubringen und einem Kulturpublikum den Fußball. So wie auf dem 11mm-Fußballfilm-Festival in Berlin. Für das Kuratorium wurden viele „Schnittstellenmenschen“ ausgewählt, die verschiedene Bereiche mit dem Fußball verbinden. So wie Claudia Roth, die als leidenschaftliche Fußball-Liebhaberin natürlich sehr stark in der Politik vernetzt ist.

DFB.de: Für welche Projekte machen Sie sich im Kuratorium stark?

Rinke: Die Projekte hängen natürlich stark mit der Autoren-Nationalmannschaft zusammen. Wir haben mitgeholfen, dass sich auch in der Türkei oder Israel Fußballmannschaften von Autoren gegründet haben. 2008 gab es zum Beispiel unter den Augen des damaligen Außenministers Steinmeier und von DFB-Präsident Theo Zwanziger ein Spiel Deutschland gegen Israel auf dem Olympiagelände in Berlin. Später waren wir als Autoren-Mannschaft mit Borussia Mönchengladbach und einem DFB-Nachwuchsteam in Israel, haben dort auch gemeinsam die Gedenkstätte Yad Vashem besucht. Wir haben viel Freude am Fußball und spielen wirklich sehr gern, aber das ist natürlich nicht alles. Die Partien und Reisen sind immer begleitet von einem Kulturprogramm. Wir veranstalten dann zum Beispiel Lesungen vor Ort in Theatern oder Cafés. Der Austausch ist uns sehr wichtig. Bei Fußballspielen werden gerne auf dem Platz die Hände geschüttelt und Wimpel getauscht. Aber das war es dann meistens schon. Richtig ins Gespräch kommen die Spieler doch danach nicht. Da wollen wir ansetzen.



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Auf dem 11mm-Fußballfilm-Festival in Berlin war der Schriftsteller und Dramatiker Moritz Rinke (45) Mitglied der Jury, die aus zehn Spielfilmen den "Besten Fußballfilm aller Zeiten" auswählte. Eine schwere Aufgabe bei solch eindrucksvollen Streifen wie "Looking for Eric" mit dem ehemaligen französischen Starspieler Eric Cantona oder "Das Wunder von Bern" von Sönke Wortmann. Am Ende wählte Rinke mit seinen Jury-Mitstreitern in der Rekordzeit von nicht einmal 60 Sekunden aber den schwedischen Streifen "Fimpen, der Knirps" zum besten Fußballfilm aller Zeiten. Ein Fußballmärchen, das jeder träumt: Einmal für die Nationalmannschaft spielen.

Moritz Rinke hat sich diesen Kindheitswunsch erfüllt. Als Angreifer der deutschen Autoren-Nationalmannschaft darf er das DFB-Trikot überstreifen und engagiert sich im Kuratorium der DFB-Kulturstiftung, die das 11mm-Fußballfilm-Festival maßgeblich unterstützt. Im Interview mit DFB.de spricht Rinke über sein Engagement und die riesige Bedeutung des Fußballs für sein Leben.

DFB.de: Es heißt, die Kulturstiftung hätte sie vom Fußballplatz weg verpflichtet.

Moritz Rinke: Fast. Es stimmt, dass die langjährige Arbeit für die DFB-Kulturstiftung nicht von der Autoren-Nationalmannschaft zu trennen ist. Wir verbinden als fußballspielende Autoren die Kultur mit dem Spiel. Und das ist die Schnittstelle, an der auch die Stiftung arbeitet. Ich bin aber nicht der einzige schreibende Fußballer im Kuratorium. Neben mir sitzt auch unser Torhüter Albert Ostermeier dort.

DFB.de: Wie sieht Ihre Arbeit im Kuratorium genau aus?

Rinke: Wir treffen uns alle zweimal im Jahr. Dann entwickeln wir Ideen, wie Fußball und Kultur in Projekten zusammengehen. Es geht darum, einem Fußballpublikum Kultur nahezubringen und einem Kulturpublikum den Fußball. So wie auf dem 11mm-Fußballfilm-Festival in Berlin. Für das Kuratorium wurden viele „Schnittstellenmenschen“ ausgewählt, die verschiedene Bereiche mit dem Fußball verbinden. So wie Claudia Roth, die als leidenschaftliche Fußball-Liebhaberin natürlich sehr stark in der Politik vernetzt ist.

DFB.de: Für welche Projekte machen Sie sich im Kuratorium stark?

Rinke: Die Projekte hängen natürlich stark mit der Autoren-Nationalmannschaft zusammen. Wir haben mitgeholfen, dass sich auch in der Türkei oder Israel Fußballmannschaften von Autoren gegründet haben. 2008 gab es zum Beispiel unter den Augen des damaligen Außenministers Steinmeier und von DFB-Präsident Theo Zwanziger ein Spiel Deutschland gegen Israel auf dem Olympiagelände in Berlin. Später waren wir als Autoren-Mannschaft mit Borussia Mönchengladbach und einem DFB-Nachwuchsteam in Israel, haben dort auch gemeinsam die Gedenkstätte Yad Vashem besucht. Wir haben viel Freude am Fußball und spielen wirklich sehr gern, aber das ist natürlich nicht alles. Die Partien und Reisen sind immer begleitet von einem Kulturprogramm. Wir veranstalten dann zum Beispiel Lesungen vor Ort in Theatern oder Cafés. Der Austausch ist uns sehr wichtig. Bei Fußballspielen werden gerne auf dem Platz die Hände geschüttelt und Wimpel getauscht. Aber das war es dann meistens schon. Richtig ins Gespräch kommen die Spieler doch danach nicht. Da wollen wir ansetzen.

DFB.de: Das klingt alles so einfach.

Rinke: Ist es aber gar nicht. Wir planen zum Beispiel ein Turnier im Sommer in Israel. Als Begleitprogramm zur U21-Europameisterschaft. Doch das türkische Autorenteam hat abgesagt. Nicht weil sie gegen Israel an sich protestieren, sondern weil sie der Meinung sind, die israelischen Autoren würden sich nicht stark genug zu den Konflikten im eigenen Land positionieren, während die türkischen Schriftsteller sich mit Äußerungen zu Problemen in der Türkei selbst in Gefahr bringen. Der Konflikt wird aber offen diskutiert. So ist das, wenn man den Austausch sucht. Da ist das Risiko des Scheiterns immer mit dabei. Wir versuchen jetzt ein Spiel zwischen den beiden Teams auf neutralem Platz zu organisieren. Aber bei den Projekten der Stiftung geht es nicht nur um die Autoren-Nationalmannschaft. Wir haben zum Beispiel auch am Kulturprogramm zur WM 2011 in Deutschland mitgearbeitet oder engagieren uns beim 11mm-Fußballfilm-Festival in Berlin.

DFB.de: Das Verhältnis von Kultur und Fußball hat sich in den vergangenen Jahrzehnten radikal verändert.

Rinke: Das stimmt. Auch wenn in Deutschland Kultur häufig noch in U und E wie Unterhaltung und Ernsthaftigkeit unterschieden wird, lieben heute alle Fußball. Das liegt aber auch daran, dass sich die Sprache des Fußballs verändert hat. Schauen sie sich nur Trainer wie Thomas Tuchel, Jürgen Klopp, Christian Streich, Armin Veh und als Vorreiter Hans Meyer an. Das sind vielleicht nicht immer die erfolgreichsten Trainer als Titelsammler, aber auf eine ganz andere Art große Persönlichkeiten. Oder bei der Nationalmannschaft Joachim Löw. Dem sieht man den Fußball-Lehrer weder äußerlich an, noch hört man das an der Artikulation. Er könnte auch als italienischer Lyriker durchgehen.

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DFB.de: Sie sind neben der Arbeit für die Kulturstiftung auch noch bei Werder Bremen Botschafter des sozialen Programms „Werder bewegt“. Bleibt bei so viel Engagement eigentlich noch Zeit für ihre Arbeit als Dramatiker und Schriftsteller?

Rinke: Ja, obwohl ich mich sehr disziplinieren und organisieren muss, damit alles zusammenpasst. Aber der Fußball hat mir so viel Kraft und Liebe in meinem Leben gegeben, da möchte ich nichts daran ändern. Selbst meine Freundin habe ich beim Fußball kennengelernt. Das war bei einem Freundschaftsspiel der Autoren-Nationalmannschaft gegen die Türkei in Hamburg im Stadion von St. Pauli und ganz wunderbar. Ohne Fußball hätte es das in meinem Leben nicht gegeben. Aber natürlich schreibe ich. Die nächste Premiere meines neuen Stücks „Wir lieben und wissen nichts“ ist am 23. März im Staatstheater Kassel. Doch selbst da gibt es eine Verknüpfung zum Fußball. Hans Meyer, der selbst auch einmal Kuratoriumsmitglied der DFB-Kulturstiftung war, wird zu der Aufführung nach Kassel kommen. Wir sind eng verbunden, seit er 2005 als Trainer unsere Autoren-Nationalmannschaft zur Vizeweltmeisterschaft geführt hat.