Olympia 2000: Historischer Erfolg in Sydney

Der Countdown läuft: Am 3. August beginnt das Olympische Fußball-Turnier der Frauen in Rio. Bis dahin blickt DFB.de auf das Abschneiden der deutschen Frauen zurück. Heute auf Olympia 2000, als in Sydney zum ersten Mal ein Frauen-Team olympisches Edelmetall gewann.

Bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000 sorgten Deutschlands Fußballfrauen für Furore. Zwar war angesichts der olympischen Vielfalt an Disziplinen der Frauenfußball nur ein ein kleines Produkt. Dies drückte sich unter anderem auch darin aus, dass Finale und Spiel um Bronze nicht im Olympiastadion von Sydney ausgetragen wurden, sondern im Sydney Football Ground - im Gegensatz zu den Medaillenspielen der Männer. Nach der Euphorie des Olympiadebüts vor vier Jahren gab es dafür erste Kritik und allgemeines Murren in der internationalen Szene.

Das Team von Trainerin Tina Theune verstand es, die Gunst der Stunde zu nutzen, dass das erste Gruppenspiel schon vor der eigentlichen Olympiaeröffnung stattfand. Mit ihrem Auftaktsieg über Gastgeber Australien sorgten die Fußballerinnen gleich für positive Schlagzeilen, die sofort als gutes Omen für die gesamte deutsche Olympiadelegation wahrgenommen wurden. Unerwartete Ehre für die Fußballerinnen. Am Ende des Turniers strahlten die vermeintlich gering geschätzten Underdogs mit einer Medaille, die das Image enorm aufpolieren half: Bronze.

Erstes Edelmetall für deutsche Fußballerinnen

Das erste Edelmetall für den DFB-Frauenfußball hatte wahrlich historischen Charakter. Denn bei Olympia taten sich die Männer schwer. Oft waren sie gar nicht qualifiziert. Den einzigen Erfolg gab es bislang 1988 mit Bronze in Seoul. 1964 in Tokio gab es schon einmal Bronze, allerdings damals für das "Team Deutschland", für das sich in einer internen Qualifikation der Osten gegen den Westen durchgesetzt hatte. Gold 1976 in Montreal und Silber vier Jahre später in Moskau waren Erfolge der DDR-Auswahl.

Zurück zum Turnier 2000: Australiens Matildas verloren zwar den Auftakt gegen Deutschland, gerieten aber trotzdem wegen ihres Nacktkalenders, der Ende 1999 als Teil ihrer Olympiakampagne aufgelegt wurde, in vorher nicht gekannte Beachtung in den Medien. Das Konzept dieser sexualisierten Vermarktung ging auf: Die ursprünglich geplante Auflage von 5000 Stück musste innerhalb kürzester Zeit auf 45.000 erhöht werden. Nur die Medaillenhoffnung auf dem September-Blatt "Go for Gold", sogar goldfarben geschrieben, ging nicht auf. Deutschland wurde mit drei Siegen Gruppenerster vor Brasilien, Schweden und Australien, traf damit im Halbfinale auf Norwegen.

Zwei Siege in Canberra, einer in Melbourne

Beim 3:0 des Theune-Teams in Canberra gegen die Matildas pilgerten 24.800 Zuschauer ins Stadion am Rand der Hauptstadt und sahen die Treffer von Inka Grings (35.), Bettina Wiegmann (70.) und Renate Lingor (80.) für das zunächst sehr nervöse, letztlich aber klar überlegen auftrumpfende deutsche Team. Danach wurde Brasilien, ebenfalls in Canberra, 2:1 besiegt. Birgit Prinz erzielte in diesem Spiel den ersten olympischen Doppelpack für den DFB. Danach musste das DFB-Team, das beim Training jedesmal aufmerksam von Känguruh-Familien beäugt wurde, die sich neugierig am Waldrand aufgebaut hatten, Canberra verlassen und nach Melbourne weiterziehen.

Die große Zeitung vor Ort, die "Melbourne Times", bot auf einer Seite eine kleine, aber interessante Headline: "Engelbert in Town". Gemeint war aber nicht Delegationsleiter Engelbert Nelle, sondern Engelbert Humperdinck, der in Melbourne ein Konzert gab. Das Spiel im ehemaligen Olympiastadion der Spiele von 1956, endete mit einem 1:0 gegen Schweden. Das späte Tor nach langem Zittern im MCG, dem Melbourne Cricket Ground, wie die weitgehend umgebaute historische Stätte nunmehr heißt, gelang der Potsdamerin Ariane Hingst (88.).

Kurioses Eigentor im Halbfinale

Die Entscheidung beim 0:1 im Halbfinale gegen den späteren Goldmedaillengewinner Norwegen fiel vor nur 7000 Fans im Sydney Football Stadium durch ein ebenso unglückliches wie kurioses Eigentor von Tina Wunderlich in der 80. Spielminute. Die Frankfurterin wollte einen recht harmlosen Flankenball des Gegners zu ihrer Torhüterin Silke Rottenberg zurückköpfen. Die aber war heraus gestürzt und ihr Rufen hatte Wunderlich nicht gehört, sodass der Kopfball der Frankfurterin unhaltbar ins eigene Gehäuse tropfte.

Vorhaltungen gab es keine, eher jede Menge Versuche, der wie paralysiert wirkenden Spielerin Trost zu spenden. Tina Wunderlich allerdings blieb lange Zeit untröstlich. "So ein Eigentor ist mir noch nie passiert", meinte sie später nach dem verpatzten Traum, das Olympiafinale zu erreichen.

Happy End im kleinen Finale

Im kleinen Finale an gleicher Stelle gewann die deutsche Auswahl später vor immerhin 11.200 Fans 2:0 gegen Brasilien. Die Tore von Renate Lingor (64.) und Birgit Prinz (79.) sicherten die Bronzemedaille. Es war die erste Medaille für die Frauen im zweiten olympischen Anlauf. Prinz bekam dazu von der FIFA noch die persönliche Auszeichnung als zweitbeste Torschützin (3 Treffer) gemeinsam mit US-Stürmerin Tiffeny Milbrett hinter Toptorjägerin Sun Wen aus China (4).

Trainerin Theune bilanzierte: "Hinter unserem Team verbirgt sich noch jede Menge Potenzial. Mit der Bronzemedaille bin ich sehr zufrieden." Kein Wunder, denn einige Wochen zuvor beim Jubiläumsturnier "100 Jahre DFB" in Niedersachsen war das Team weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben und hatte bereits erste Kritiker auf den Plan gerufen, die auf dem Fünften Kontinent eindeutig eines Besseren belehrt wurden.

Deutschlands Kader (in alphabetischer Reihenfolge): Nadine Angerer, Nicole Brandebusemeyer, Doris Fitschen, Inka Grings, Jeanette Götte, Stefanie Gottschlich, Ariane Hingst, Steffi Jones, Renate Lingor, Maren Meinert, Sandra Minnert, Claudia Müller, Martina Müller, Birgit Prinz, Silke Rottenberg, Andrea Schaller, Kerstin Stegemann, Sandra Smisek, Bettina Wiegmann, Pia Wunderlich, Tina Wunderlich.

Trainerin: Tina Theune-Meyer.

[rh]

Der Countdown läuft: Am 3. August beginnt das Olympische Fußball-Turnier der Frauen in Rio. Bis dahin blickt DFB.de auf das Abschneiden der deutschen Frauen zurück. Heute auf Olympia 2000, als in Sydney zum ersten Mal ein Frauen-Team olympisches Edelmetall gewann.

Bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000 sorgten Deutschlands Fußballfrauen für Furore. Zwar war angesichts der olympischen Vielfalt an Disziplinen der Frauenfußball nur ein ein kleines Produkt. Dies drückte sich unter anderem auch darin aus, dass Finale und Spiel um Bronze nicht im Olympiastadion von Sydney ausgetragen wurden, sondern im Sydney Football Ground - im Gegensatz zu den Medaillenspielen der Männer. Nach der Euphorie des Olympiadebüts vor vier Jahren gab es dafür erste Kritik und allgemeines Murren in der internationalen Szene.

Das Team von Trainerin Tina Theune verstand es, die Gunst der Stunde zu nutzen, dass das erste Gruppenspiel schon vor der eigentlichen Olympiaeröffnung stattfand. Mit ihrem Auftaktsieg über Gastgeber Australien sorgten die Fußballerinnen gleich für positive Schlagzeilen, die sofort als gutes Omen für die gesamte deutsche Olympiadelegation wahrgenommen wurden. Unerwartete Ehre für die Fußballerinnen. Am Ende des Turniers strahlten die vermeintlich gering geschätzten Underdogs mit einer Medaille, die das Image enorm aufpolieren half: Bronze.

Erstes Edelmetall für deutsche Fußballerinnen

Das erste Edelmetall für den DFB-Frauenfußball hatte wahrlich historischen Charakter. Denn bei Olympia taten sich die Männer schwer. Oft waren sie gar nicht qualifiziert. Den einzigen Erfolg gab es bislang 1988 mit Bronze in Seoul. 1964 in Tokio gab es schon einmal Bronze, allerdings damals für das "Team Deutschland", für das sich in einer internen Qualifikation der Osten gegen den Westen durchgesetzt hatte. Gold 1976 in Montreal und Silber vier Jahre später in Moskau waren Erfolge der DDR-Auswahl.

Zurück zum Turnier 2000: Australiens Matildas verloren zwar den Auftakt gegen Deutschland, gerieten aber trotzdem wegen ihres Nacktkalenders, der Ende 1999 als Teil ihrer Olympiakampagne aufgelegt wurde, in vorher nicht gekannte Beachtung in den Medien. Das Konzept dieser sexualisierten Vermarktung ging auf: Die ursprünglich geplante Auflage von 5000 Stück musste innerhalb kürzester Zeit auf 45.000 erhöht werden. Nur die Medaillenhoffnung auf dem September-Blatt "Go for Gold", sogar goldfarben geschrieben, ging nicht auf. Deutschland wurde mit drei Siegen Gruppenerster vor Brasilien, Schweden und Australien, traf damit im Halbfinale auf Norwegen.

Zwei Siege in Canberra, einer in Melbourne

Beim 3:0 des Theune-Teams in Canberra gegen die Matildas pilgerten 24.800 Zuschauer ins Stadion am Rand der Hauptstadt und sahen die Treffer von Inka Grings (35.), Bettina Wiegmann (70.) und Renate Lingor (80.) für das zunächst sehr nervöse, letztlich aber klar überlegen auftrumpfende deutsche Team. Danach wurde Brasilien, ebenfalls in Canberra, 2:1 besiegt. Birgit Prinz erzielte in diesem Spiel den ersten olympischen Doppelpack für den DFB. Danach musste das DFB-Team, das beim Training jedesmal aufmerksam von Känguruh-Familien beäugt wurde, die sich neugierig am Waldrand aufgebaut hatten, Canberra verlassen und nach Melbourne weiterziehen.

Die große Zeitung vor Ort, die "Melbourne Times", bot auf einer Seite eine kleine, aber interessante Headline: "Engelbert in Town". Gemeint war aber nicht Delegationsleiter Engelbert Nelle, sondern Engelbert Humperdinck, der in Melbourne ein Konzert gab. Das Spiel im ehemaligen Olympiastadion der Spiele von 1956, endete mit einem 1:0 gegen Schweden. Das späte Tor nach langem Zittern im MCG, dem Melbourne Cricket Ground, wie die weitgehend umgebaute historische Stätte nunmehr heißt, gelang der Potsdamerin Ariane Hingst (88.).

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Kurioses Eigentor im Halbfinale

Die Entscheidung beim 0:1 im Halbfinale gegen den späteren Goldmedaillengewinner Norwegen fiel vor nur 7000 Fans im Sydney Football Stadium durch ein ebenso unglückliches wie kurioses Eigentor von Tina Wunderlich in der 80. Spielminute. Die Frankfurterin wollte einen recht harmlosen Flankenball des Gegners zu ihrer Torhüterin Silke Rottenberg zurückköpfen. Die aber war heraus gestürzt und ihr Rufen hatte Wunderlich nicht gehört, sodass der Kopfball der Frankfurterin unhaltbar ins eigene Gehäuse tropfte.

Vorhaltungen gab es keine, eher jede Menge Versuche, der wie paralysiert wirkenden Spielerin Trost zu spenden. Tina Wunderlich allerdings blieb lange Zeit untröstlich. "So ein Eigentor ist mir noch nie passiert", meinte sie später nach dem verpatzten Traum, das Olympiafinale zu erreichen.

Happy End im kleinen Finale

Im kleinen Finale an gleicher Stelle gewann die deutsche Auswahl später vor immerhin 11.200 Fans 2:0 gegen Brasilien. Die Tore von Renate Lingor (64.) und Birgit Prinz (79.) sicherten die Bronzemedaille. Es war die erste Medaille für die Frauen im zweiten olympischen Anlauf. Prinz bekam dazu von der FIFA noch die persönliche Auszeichnung als zweitbeste Torschützin (3 Treffer) gemeinsam mit US-Stürmerin Tiffeny Milbrett hinter Toptorjägerin Sun Wen aus China (4).

Trainerin Theune bilanzierte: "Hinter unserem Team verbirgt sich noch jede Menge Potenzial. Mit der Bronzemedaille bin ich sehr zufrieden." Kein Wunder, denn einige Wochen zuvor beim Jubiläumsturnier "100 Jahre DFB" in Niedersachsen war das Team weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben und hatte bereits erste Kritiker auf den Plan gerufen, die auf dem Fünften Kontinent eindeutig eines Besseren belehrt wurden.

Deutschlands Kader (in alphabetischer Reihenfolge): Nadine Angerer, Nicole Brandebusemeyer, Doris Fitschen, Inka Grings, Jeanette Götte, Stefanie Gottschlich, Ariane Hingst, Steffi Jones, Renate Lingor, Maren Meinert, Sandra Minnert, Claudia Müller, Martina Müller, Birgit Prinz, Silke Rottenberg, Andrea Schaller, Kerstin Stegemann, Sandra Smisek, Bettina Wiegmann, Pia Wunderlich, Tina Wunderlich.

Trainerin: Tina Theune-Meyer.

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