Turnierspiele gegen die USA: Vier Niederlagen und ein großer Sieg

Es gibt sicher ermutigendere Statistiken als die der deutschen Frauen in Länderspielen gegen die USA. Von bislang 38 Treffen gewannen sie nur sechs gegen die erste Großmacht im weiblichen Fußball, bei sieben Unentschieden und 25 Niederlagen. Auch bei großen Turnieren ist die Bilanz negativ: Vier Niederlagen steht nur ein Sieg gegenüber, aber der war legendär, ja sogar museumsreif. Vor dem olympischen Gruppenspiel am Sonntag (ab 21 Uhr, live im ZDF) blickt DFB.de zurück auf vier WM-Spiele - und die Olympiapremiere vor 20 Jahren.

Bei der ersten Frauen-WM überhaupt 1991 in China eilte die DFB-Auswahl von Sieg zu Sieg. In der Vorrunde und im Viertelfinale wurde alles gewonnen, aber im Halbfinale von Guangzhou stießen die Spielerinnen von Bundestrainer Gero Bisanz ohne ihre verletzte Rekordnationalspielerin Silvia Neid an ihre Grenzen. Der Turnierbaum hatte sie mit den USA zusammengeführt, den künftigen Weltmeisterinnen. Das ahnten die 10.000 Zuschauer, darunter Weltstar Pelé, schon bald: die überragende US-Stürmerin Carin Jennings sorgte mit einem Hattrick schon nach 32 Minuten für relativ klare Verhältnisse.

Ein sehenswertes Hackentor von Heidi Mohr ("Ich habe ein Kabinettstückchen riskiert und etwas Glück gehabt") ließ noch etwas Hoffnung aufkommen und in der Pause tat Bisanz sein Bestes, um sie nicht sterben zu lassen: "Ich bin lauter geworden und habe einigen kräftig den Kopf gewaschen." An der körperlichen Überlegenheit der US-Girls, die schon damals in einer Profiliga spielten, änderte das natürlich nichts. So kam sogar deren Libero April Henrichs (52., 74.) noch zu zwei Toren, dazwischen lag ein Treffer von Bettina Wiegmann (59.).

WM 1991: Respekt trotz deutlichem Ergebnis

Trotz des am Ende deutlichen 5:2-Sieges zollte US-Torfrau Mary Harvey, die damals für den FSV Frankfurt spielte, dem Gegner Lob: "Wir waren im Zweikampfverhalten besser. Dennoch: Sie waren unser stärkster Gegner auf dem Weg ins Finale." Bisanz fand nachdenklicher Worte: "Die Kampfkraft unserer Gegnerinnen hat sich verdient durchgesetzt. Aber ich weiß nicht, ob diese Spielweise gut für die weitere Entwicklung und das Ansehen des Damenfußballs ist."

Acht Jahre später gab es ein Wiedersehen auf der WM-Bühne, diesmal war der Gegner auch Gastgeber. Im Viertelfinale von Washington, in Deutschland war es ein Uhr nachts und das ZDF übertrug trotzdem, rechnete sich die von Tina Theune-Meyer gecoachte DFB-Auswahl mehr aus als eine erneute Schlappe. "Wir haben das Potential, sie zu schlagen", sagte Abwehrchefin Doris Fitschen und die Trainerin versicherte: "Wir sind ganz heiß auf die USA!" Deren Trainer Tony DiCicco befand: "Das Spiel gegen die Deutschen könnte das Endspiel sein".

54.642 Zuschauer sahen in der Tat ein lebhaftes, aber auch fehlerhaftes, Spiel. Die US-Girls schenkten Deutschland durch ein Eigentor die Führung (5.), Pia Wunderlich gab sie durch einen Fehlpass wieder her. Mit einem Sonntagsschuss unmittelbar vor der Pause brachte Wiegmann die Deutschen wieder in Führung, aber nach der Pause drehten die Amerikanerinnen um ihren Superstar Mia Hamm die Partie auf 2:3. Beide Tore fielen nach Ecken. "Bei den Standards haben wir einfach schlecht ausgesehen", monierte Fitschen. Theune-Meyer wollte sich mit dem bei der WM immerhin noch gesicherten Olympiaticket nicht trösten lassen: "Wir sind hergekommen, um Weltmeister zu werden. Wir haben am Limit gespielt, aber in jedem Spiel war mehr drin. Was uns gefehlt hat, war der Tick zum Champion."

Klarer Sieg auf dem Weg zum WM-Titel 2003

Das war bei der nächsten Gelegenheit nicht mehr das Problem. Auch die WM 2003 fand nach der kurzfristigen Absage Chinas wieder in den USA statt und nun gab es im Halbfinale ein Wiedersehen. Wäre der deutsche Weg hier zu Ende gewesen, niemand hätte von einer Blamage gesprochen. Aber es kam anders - ein Kopfballtor von Kerstin Garefrekes stellte in Portland die Weichen schon nach 15 Minuten auf Sieg. Silke Rottenberg im Tor machte etliche Ausgleichschancen zunichte, in den Schlussminuten dieser hochklassigen Partie schossen Maren Meinert und Birgit Prinz nach Kontern einen vielleicht etwas zu hohes 3:0 heraus. Auf der FIFA-Homepage ist von "einem spektakulären Machtwechsel" die Rede. US-Verteidigerin Kate Markgraf sagte konsterniert: "Wir wurden einfach überrollt." Und ihre Mitspielerin Joulie Foudy hatte "das Gefühl, Deutschland hatte eine zwölfte Spielerin auf dem Platz."

Die Fachwelt verneigte sich vor den DFB-Frauen, die Taktikzettel von Theune-Meyer sind seither im Welt-Fußballmuseum der FIFA ausgestellt. Der erste Turniersieg über die Übermacht war der Schlüssel zum Triumph von Carson ein paar Tage später. Vor Selbstbewusstsein strotzend wurde gegen Schweden (1:0) der erste WM-Titel geholt!

Ein Jahr später nahmen die Amerikanerinnen schon wieder Revanche. Bei der Olympiapremiere dieser Paarung trafen sie sich in Athen ebenfalls in einem Halbfinale, über das der Kicker die Zeile setzte: "Die Weltmeisterinnen drohen abzustürzen". Dabei war es keine Blamage, sondern eine knappe Niederlage in der Verlängerung. Aber nicht zuletzt ein furioses 8:0 über China hatte Hoffnungen auf Gold geweckt, die an diesem 23. August 2004 in Iraklion zerplatzten.

Fragt man Silke Rottenberg, welches ihrer 126 Länderspiele sie gern streichen oder noch mal spielen würde, dürfte ihr dieses Datum wieder einfallen. Sie sprach hinterher davon, sie müsse sich "hinterfragen" und konzedierte "drei Böcke", von denen zum Glück nur einer zu einem Tor führte - dem 0:1 nach 33 Minuten durch Lilly. Diesem Tor liefen die Weltmeisterinnen bis in die Nachspielzeit hinterher, ehe Joker Isabell Bachor die einzige Torchance zum Ausgleich nutzte (90.+2).

Olympia 2004: Keine Antwort in der Verlängerung

In der Verlängerung stach aber auch ein Joker der US-Girls und auf das 1:2 von O’Reilly (99.) hatten die Deutschen keine Antwort mehr. Theune-Meyer war in ihrer Beurteilung des schwach besuchten Spiels (5165 Zuschauer) gnädig: "Die Mannschaft hat alles gegeben, deshalb werfe ich ihr nichts vor." Trotzdem musste auch sie in der Halbzeit "richtig laut" werden. Der Weckruf reichte immerhin noch für Bronze (1:0 gegen Schweden).

Zuletzt bei einem Turnier traf man sich am 1. Juli 2015 im WM-Halbfinale von Montreal, vor 51.176 Zuschauern. Wieder triumphierten die Amerikanerinnen, nun erstmals gegen Bundestrainerin Silvia Neid. Die bilanzierte nach der 0:2-Niederlage auf Kunstrasen durch späte Tore von Lloyd (69.) und O’Hara (84.): "Ich war mit den Spielerinnen zufrieden. Die Mannschaft hat alles gegeben, aber es hat leider nicht gereicht." Alexandra Popp fand sogar: "Wir haben ein richtig gutes Spiel abgeliefert, es hat uns leider das Glück gefehlt." Da zielte sie gewiss auf den vergebenen Elfmeter von Celia Sasic (60.) ab, der das Tor verfehlte. Allerdings ging der US-Sieg auch nach Chancen (5:2) und Ecken (8:4) vollauf in Ordnung.

Am Sonntag kommt es im sechsten Anlauf und dem zweiten bei Olympia nun erstmals zu einem Turnierspiel, in dem es nicht um alles oder nichts geht. Ausscheiden ist im zweiten Gruppenspiel völlig unmöglich. Mal sehen, wie sich das auf die Bilanz auswirkt.

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Es gibt sicher ermutigendere Statistiken als die der deutschen Frauen in Länderspielen gegen die USA. Von bislang 38 Treffen gewannen sie nur sechs gegen die erste Großmacht im weiblichen Fußball, bei sieben Unentschieden und 25 Niederlagen. Auch bei großen Turnieren ist die Bilanz negativ: Vier Niederlagen steht nur ein Sieg gegenüber, aber der war legendär, ja sogar museumsreif. Vor dem olympischen Gruppenspiel am Sonntag (ab 21 Uhr, live im ZDF) blickt DFB.de zurück auf vier WM-Spiele - und die Olympiapremiere vor 20 Jahren.

Bei der ersten Frauen-WM überhaupt 1991 in China eilte die DFB-Auswahl von Sieg zu Sieg. In der Vorrunde und im Viertelfinale wurde alles gewonnen, aber im Halbfinale von Guangzhou stießen die Spielerinnen von Bundestrainer Gero Bisanz ohne ihre verletzte Rekordnationalspielerin Silvia Neid an ihre Grenzen. Der Turnierbaum hatte sie mit den USA zusammengeführt, den künftigen Weltmeisterinnen. Das ahnten die 10.000 Zuschauer, darunter Weltstar Pelé, schon bald: die überragende US-Stürmerin Carin Jennings sorgte mit einem Hattrick schon nach 32 Minuten für relativ klare Verhältnisse.

Ein sehenswertes Hackentor von Heidi Mohr ("Ich habe ein Kabinettstückchen riskiert und etwas Glück gehabt") ließ noch etwas Hoffnung aufkommen und in der Pause tat Bisanz sein Bestes, um sie nicht sterben zu lassen: "Ich bin lauter geworden und habe einigen kräftig den Kopf gewaschen." An der körperlichen Überlegenheit der US-Girls, die schon damals in einer Profiliga spielten, änderte das natürlich nichts. So kam sogar deren Libero April Henrichs (52., 74.) noch zu zwei Toren, dazwischen lag ein Treffer von Bettina Wiegmann (59.).

WM 1991: Respekt trotz deutlichem Ergebnis

Trotz des am Ende deutlichen 5:2-Sieges zollte US-Torfrau Mary Harvey, die damals für den FSV Frankfurt spielte, dem Gegner Lob: "Wir waren im Zweikampfverhalten besser. Dennoch: Sie waren unser stärkster Gegner auf dem Weg ins Finale." Bisanz fand nachdenklicher Worte: "Die Kampfkraft unserer Gegnerinnen hat sich verdient durchgesetzt. Aber ich weiß nicht, ob diese Spielweise gut für die weitere Entwicklung und das Ansehen des Damenfußballs ist."

Acht Jahre später gab es ein Wiedersehen auf der WM-Bühne, diesmal war der Gegner auch Gastgeber. Im Viertelfinale von Washington, in Deutschland war es ein Uhr nachts und das ZDF übertrug trotzdem, rechnete sich die von Tina Theune-Meyer gecoachte DFB-Auswahl mehr aus als eine erneute Schlappe. "Wir haben das Potential, sie zu schlagen", sagte Abwehrchefin Doris Fitschen und die Trainerin versicherte: "Wir sind ganz heiß auf die USA!" Deren Trainer Tony DiCicco befand: "Das Spiel gegen die Deutschen könnte das Endspiel sein".

54.642 Zuschauer sahen in der Tat ein lebhaftes, aber auch fehlerhaftes, Spiel. Die US-Girls schenkten Deutschland durch ein Eigentor die Führung (5.), Pia Wunderlich gab sie durch einen Fehlpass wieder her. Mit einem Sonntagsschuss unmittelbar vor der Pause brachte Wiegmann die Deutschen wieder in Führung, aber nach der Pause drehten die Amerikanerinnen um ihren Superstar Mia Hamm die Partie auf 2:3. Beide Tore fielen nach Ecken. "Bei den Standards haben wir einfach schlecht ausgesehen", monierte Fitschen. Theune-Meyer wollte sich mit dem bei der WM immerhin noch gesicherten Olympiaticket nicht trösten lassen: "Wir sind hergekommen, um Weltmeister zu werden. Wir haben am Limit gespielt, aber in jedem Spiel war mehr drin. Was uns gefehlt hat, war der Tick zum Champion."

Klarer Sieg auf dem Weg zum WM-Titel 2003

Das war bei der nächsten Gelegenheit nicht mehr das Problem. Auch die WM 2003 fand nach der kurzfristigen Absage Chinas wieder in den USA statt und nun gab es im Halbfinale ein Wiedersehen. Wäre der deutsche Weg hier zu Ende gewesen, niemand hätte von einer Blamage gesprochen. Aber es kam anders - ein Kopfballtor von Kerstin Garefrekes stellte in Portland die Weichen schon nach 15 Minuten auf Sieg. Silke Rottenberg im Tor machte etliche Ausgleichschancen zunichte, in den Schlussminuten dieser hochklassigen Partie schossen Maren Meinert und Birgit Prinz nach Kontern einen vielleicht etwas zu hohes 3:0 heraus. Auf der FIFA-Homepage ist von "einem spektakulären Machtwechsel" die Rede. US-Verteidigerin Kate Markgraf sagte konsterniert: "Wir wurden einfach überrollt." Und ihre Mitspielerin Joulie Foudy hatte "das Gefühl, Deutschland hatte eine zwölfte Spielerin auf dem Platz."

Die Fachwelt verneigte sich vor den DFB-Frauen, die Taktikzettel von Theune-Meyer sind seither im Welt-Fußballmuseum der FIFA ausgestellt. Der erste Turniersieg über die Übermacht war der Schlüssel zum Triumph von Carson ein paar Tage später. Vor Selbstbewusstsein strotzend wurde gegen Schweden (1:0) der erste WM-Titel geholt!

Ein Jahr später nahmen die Amerikanerinnen schon wieder Revanche. Bei der Olympiapremiere dieser Paarung trafen sie sich in Athen ebenfalls in einem Halbfinale, über das der Kicker die Zeile setzte: "Die Weltmeisterinnen drohen abzustürzen". Dabei war es keine Blamage, sondern eine knappe Niederlage in der Verlängerung. Aber nicht zuletzt ein furioses 8:0 über China hatte Hoffnungen auf Gold geweckt, die an diesem 23. August 2004 in Iraklion zerplatzten.

Fragt man Silke Rottenberg, welches ihrer 126 Länderspiele sie gern streichen oder noch mal spielen würde, dürfte ihr dieses Datum wieder einfallen. Sie sprach hinterher davon, sie müsse sich "hinterfragen" und konzedierte "drei Böcke", von denen zum Glück nur einer zu einem Tor führte - dem 0:1 nach 33 Minuten durch Lilly. Diesem Tor liefen die Weltmeisterinnen bis in die Nachspielzeit hinterher, ehe Joker Isabell Bachor die einzige Torchance zum Ausgleich nutzte (90.+2).

Olympia 2004: Keine Antwort in der Verlängerung

In der Verlängerung stach aber auch ein Joker der US-Girls und auf das 1:2 von O’Reilly (99.) hatten die Deutschen keine Antwort mehr. Theune-Meyer war in ihrer Beurteilung des schwach besuchten Spiels (5165 Zuschauer) gnädig: "Die Mannschaft hat alles gegeben, deshalb werfe ich ihr nichts vor." Trotzdem musste auch sie in der Halbzeit "richtig laut" werden. Der Weckruf reichte immerhin noch für Bronze (1:0 gegen Schweden).

Zuletzt bei einem Turnier traf man sich am 1. Juli 2015 im WM-Halbfinale von Montreal, vor 51.176 Zuschauern. Wieder triumphierten die Amerikanerinnen, nun erstmals gegen Bundestrainerin Silvia Neid. Die bilanzierte nach der 0:2-Niederlage auf Kunstrasen durch späte Tore von Lloyd (69.) und O’Hara (84.): "Ich war mit den Spielerinnen zufrieden. Die Mannschaft hat alles gegeben, aber es hat leider nicht gereicht." Alexandra Popp fand sogar: "Wir haben ein richtig gutes Spiel abgeliefert, es hat uns leider das Glück gefehlt." Da zielte sie gewiss auf den vergebenen Elfmeter von Celia Sasic (60.) ab, der das Tor verfehlte. Allerdings ging der US-Sieg auch nach Chancen (5:2) und Ecken (8:4) vollauf in Ordnung.

Am Sonntag kommt es im sechsten Anlauf und dem zweiten bei Olympia nun erstmals zu einem Turnierspiel, in dem es nicht um alles oder nichts geht. Ausscheiden ist im zweiten Gruppenspiel völlig unmöglich. Mal sehen, wie sich das auf die Bilanz auswirkt.

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