Schiedsrichter
Vom Reporterplatz in die VAR-Rolle
Mehr als 60 Kommentator*innen, Moderator*innen und Expert*innen verschiedener Fernseh- und Radiosender kamen auf Einladung der DFB Schiri GmbH am Mittwoch und Donnerstag zu Workshops im Video-Assist-Center (VAC) in Köln-Deutz zusammen. Dabei durften sie sich auch selbst als Video-Assistent*innen (VAR) an den Arbeitsstationen versuchen. Das Ziel: die Tätigkeit des VAR transparenter zu machen und den Austausch zwischen Medien und Unparteiischen zu intensivieren.
"Ich habe mir vom Workshop erwartet, dass ich endlich diese heiligen Hallen, diesen Kölner Keller kennenlerne und realisiere, wie das alles abläuft", so Oliver Foster, der als Kommentator unter anderem für Sport1 und MagentaSport tätig ist. Sky-Kommentator Kai Dittmann freute sich insbesondere auf die Gespräche mit den Schiris: "Cool, dass man mal im Austausch ist, dass man mal miteinander reden und sich die Meinung sagen kann."
Geleitet wurde der Medienworkshop von Dr. Jochen Drees, Leiter Innovation und Technologie bei der DFB Schiri GmbH, der die Gruppe aus Journalist*innen, Medienvertreter*innen und Fußballexpert*innen gemeinsam mit Alex Feuerherdt, Leiter Medienarbeit und Kommunikation, willkommen hieß und sie in zwei Arbeitsgruppen aufteilte.
"Du fragst mich nach meiner Meinung zum Handspiel?"
Drees zeigte den Teilnehmer*innen der ersten Gruppe zunächst knifflige Spielszenen aus der laufenden Bundesligasaison, diskutierte mit ihnen über Regelauslegungen und wollte von ihnen per Umfragetool wissen, wie sie in der Situation entschieden hätten. Hat der Schiedsrichter hier korrekt gehandelt? Und wenn nicht, ist das ein Fall für den VAR? Nicht immer war man sich in den Entscheidungen einig, was aber zu konstruktiven Diskussionen führte und auch vertraute Themen zur Sprache brachte. "Du fragst mich nach meiner Meinung zum Handspiel?", so Dittmann zu Drees. "Wie viel Zeit haben wir?"
Während die eine Gruppe diskutierte, versuchte sich die andere Hälfte der Gäste im VAC an den Arbeitsstationen der Video-Assistenten. Dabei standen den "VAR-Praktikant*innen" die erfahrenen Unparteiischen Patrick Hanslbauer, Dr. Robert Kampka, Pascal Müller, Sascha Stegemann und Nicolas Winter mit Rat und Tat zur Seite. Gemeinsam simulierten Ex-Spieler*innen wie Simon Terodde, Torsten Mattuschka und Tabea Kemme sowie die Kommentator*innen und Reporter*innen anhand vielfältiger Spielszenen die Arbeit der Video-Assistenten.
"Super herausfordernd"
Wie das lief? "Ich muss natürlich sagen, ich war total super und habe alles sofort erkannt - ist ja vollkommen klar", scherzte Dittmann am Ende des Workshops. "Nein, im ernst: Diese Nummer ist super herausfordernd und da mal zu gucken: Würde ich das auch schaffen, mit all den Abstrichen, die ich machen muss, weil ich kein hauptberuflicher Schiedsrichter bin? Da ist der Respekt noch mal ein deutliches Stück gewachsen." Auch der heutige Sky-Experte und frühere Profi Torsten Mattuschka lobte die Arbeit der VAR: "Respekt vor denjenigen, die das hier jede Woche machen."
Nach gut vier Stunden, in denen sich die Gäste in die Rolle der Video-Assistent*innen versetzen konnten, war es schließlich Zeit für ein Fazit. Wie blicken die Gäste im Nachgang des Workshops auf die Arbeit des VAR? Und welche Erkenntnisse nehmen sie mit?
"Noch größeren Respekt vor der Arbeit im Keller"
"Es war ein unglaublich befruchtender und großartiger Tag", so Oliver Forster. "Was mich schon interessiert hat und wofür ich nun noch größeren Respekt habe, ist die Arbeit im vielzitierten Keller. Weil wir schon manchmal sagen: 'Boah, warum dauert das denn jetzt so lange?' Jetzt, nachdem ich das alles gesehen habe, und auch, wie sorgfältig da gearbeitet wird, weiß ich, warum es manchmal länger dauert, und habe totales Verständnis dafür."
"Ich konnte mir schon ein bisschen vorstellen, was es heißt, die höchste Qualität in der geringsten Zeit liefern zu müssen", erklärte Ex-Nationalspielerin Josephine Henning. "Ich glaube aber, dass es wahnsinnig wertvoll ist, als Kommentatorin, als Expertin, das noch mal mitzunehmen, wie schnell und wie exakt die Entscheidungen getroffen sein müssen. Und ich glaube, dass nicht nur wir etwas mitgenommen haben, sondern dass es andersherum genauso ist."
Das sieht auch Jochen Drees so, der ebenfalls ein positives Resümee zog: "Das waren für uns zwei erkenntnisreiche, spannende Tage. Ich hoffe, dass wir auf Medienseite ein Stück weit mehr Transparenz und Verständnis für unsere Arbeit im VAC schaffen konnten. Durch den offenen Austausch mit den Medien und den Ex-Profis nehmen aber auch wir aus dem Workshop viele wichtige und interessante Impulse mit, die uns bei der Anwendung im VAC und der Weiterentwicklung der VAR mit Sicherheit helfen werden."
Kategorien: Schiedsrichter
Autor: mb
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