DER DFB
VfB Leipzig: Der erste deutsche Fußballmeister

Am 24. Januar 2025 beging der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit einer feierlichen Gala an seinem Gründungsort Leipzig seinen 125. Geburtstag. In vielen Beiträgen und Reden wurde an die großen Erfolge des deutschen Fußballs und an dessen Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt erinnert. Die Gäste sahen bewegende Bilder der Sternstunden bei Welt- und Europameisterschaften. Viele der noch lebenden Titelträger wohnten der Veranstaltung bei. So wurde die Verbindung von Tradition und Zukunft des deutschen Fußballs allen Beteiligten deutlich vor Augen geführt. In einer zehnteiligen Serie erinnert DFB.de an die Gründervereine des DFB. Heute im siebten Teil: der VfB Leipzig, der erste deutsche Fußballmeister.
Gleich hinter dem Eingang zur Geschäftsstelle des 1. FC Lokomotive Leipzig hängt an der Wand unter einer abgehängten Decke im Zwielicht des schmalen Ganges das Wappen des Vereins. Es zeigt einen gelben Lederball vor blauem Hintergrund, um diesen herum den Schriftzug des Vereins - und oben drüber: einen Stern. Der Deutsche Fußball-Bund vergibt Sterne an Vereine, die mindestens drei Meisterschaften gewonnen haben. Regionalligist "Lok" war zu Zeiten der DDR-Oberliga fünfmal Pokalsieger, dreimal wurde der Klub aus der Messestadt Zweiter. Doch Meister war er nie Meister. Wofür also der Stern?
Er steht für drei Meisterschaften, die ein Verein gewonnen hat, der zu den Gründungsmitgliedern des DFB im Januar 1900 gehörte - "der Verein für Bewegungsspiele Leipzig", kurz VfB. Er gewann 1903 die erste deutsche Meisterschaft, 1906 die zweite und im Jahr vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 die dritte. Kurzum, er war auch der erste deutsche Rekordmeister.
Mit Stern auf dem Trikot in der vierten Liga
Was das alles mit dem 1. FC Lokomotive Leipzig zu tun hat, ist an die Nordseite der Fußballhalle gegenüber der Geschäftsstelle gemalt. Ein gewaltiges Graffito zeigt die Silhouette der Stadt mit dem Lok-Emblem in der Mitte als Sonne, die über Leipzig strahlt und von zwei weiteren Vereinswappen eingerahmt wird. Beide sind blau-weiß und tragen - in unterschiedlicher Gestalt - die Abkürzungen VfB.
Der Weltgeist hat gezeichnet, was sich als Traditionslinie von der Vereinstaufe bis in die Gegenwart zieht. Fünf "Geburten" sind involviert, zwei Weltkriege, zwei unterschiedliche Staaten und eine Wiedervereinigung. Es beginnt 1893 mit der Gründung des "Radfahr- und Athletikvereins Sportbrüder Leipzig" durch die zwei Enthusiasten Albert Rößler und Johannes Kirmse. Letzterer war sieben Jahre später maßgeblich an der Gründung des DFB beteiligt. Er organisierte das Treffen dazu im Leipziger "Restaurant am Mariengarten" und arbeitete die erste Verfassung des Verbandes aus.
Drei Jahre darauf hob der Jura-Student Theodor Schöffler in "Bodens Deutscher Trinkstube" einen weiteren Verein aus der Taufe, den "Ur-VfB". Fünf Jahre später fusionierten die zwei Klubs zum "VfB Sportbrüder Leipzig", was das Gründungsjahr 1893 erklärt. Weitere fünf Jahre darauf legte der VfB mit dem Gewinn der ersten deutschen Meisterschaft durch ein 7:1 gegen den DSC Prag den Grundstein für den Stern, den die Lok-Spieler jetzt in der vierten Liga auf dem Trikot tragen.
Denkwürdige Europapokalnächte
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges enteignete und löste die Sowjetunion auf den von ihr besetzten Gebieten die alten Fußballvereine auf. In der Folge und über Umwege entstand 1966 der 1. FC Lokomotive. Er brachte Spieler wie die DDR-Ikone Henning Frenzel hervor, wie Ex-RB-Trainer Marco Rose, wie Kaiserslautern-Meisterspieler Olaf Marschall, wie Bremen-Legende Bernd Hobsch, wie die Bundesliga-Keeper René Adler und Frank Rost - oder die Klub-Legenden René Müller, Frank Baum, Damian Halata, Matthias Liebers, Uwe Zötzsche.
Lok zählte zu den Topklubs in der DDR und sorgte für denkwürdige Europapokalnächte im ehemaligen "Zentralstadion" gegen Teams wie Diego Maradonas SSC Neapel, gegen den FC Barcelona oder Girondins Bordeaux. 1987 erreichte der Verein mit dem Finale um den Europapokal der Pokalsieger gegen Ajax Amsterdam seinen Höhepunkt, verlor die Partie aber 0:1.
Mit dem Fall der Mauer dröselte sich die Traditionsschnur erneut auf. 1991 beschlossen die Mitglieder die Rückkehr zum alten Namen. Die VfB-Erben stiegen 1993 in die Bundesliga auf, hielten sich nach dem Abstieg ein paar Jahre in der 2. Bundesliga und wurden 2004 nach zwei Insolvenzen aus dem Vereinsregister gestrichen.
Bis in die 3. Kreisklasse runter
Der Bankrott hätte der VfB-Lok-Geschichte fast den Garaus gemacht. Doch noch war Leben in der Linie - in der 3. Kreisklasse schlängelte sie sich fort. Damals sorgte die Neugründung als 1. FC Lokomotive für bundesweites Aufsehen. Weltfußballer und DFB-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus trat zu einem Benefizeinsatz an, mit 12.421 Zuschauern beim Spiel gegen Eintracht Großdeuben stellte der Amateurklub einen inoffiziellen Besucherweltrekord in den unteren Amateurklassen auf.
2021 schließlich kam es zur jüngsten Transformation: Lok verschmolz auf einer Mitgliederversammlung mit dem immer noch existenten, aber dahinsiechenden VfB und schloss damit die Traditionslücke. Deshalb der Stern, denn die "Loksche" heißt in Amt und Würden mit vollem Namen. "1. FC Lokomotive Leipzig - Verein für Bewegungsspiele e.V."
Dieser verwickelten Geschichte gerecht zu werden, ist kein Selbstläufer. Nicht bei den vielen Brüchen. Der DDR-Lok-Verein überstrahlt die VfB-Historie, das Gelb-Blau von heute das Blau-Weiß von früher. So gibt es kein Traditionszimmer, in dem alte Wimpel aus der Gründerzeit hängen oder Schweinslederbälle hinter Glasscheiben liegen und Fußballschuhe in Vitrinen ruhen. Zu wertvoll wären die Artefakte, um sie in der kleinen Geschäftsstellenbaracke - einbruchsunsicher - aufzubewahren, heißt es beim Klub. Und für ein Museum gebe es zwar städtischen Willen, aber kaum Pragmatismus bei der Umsetzung.
Stolz auf die erste Deutsche Meisterschaft
Doch der Stolz auf die Fundamente ist da. Vor allem, wenn es beim Viertligisten um das Privileg geht, der erste Deutsche Meister nach der Gründung des DFB zu sein, an dem die Urväter so entscheidend mitgewirkt haben. Nicht von ungefähr sind die Farben der Auswärtstrikots blau-weiß, nicht umsonst gehört die Zeile "erster deutscher Fußballmeister" zum Gesangsrepertoire der Lok-Fans im ehrwürdigen Bruno-Plache-Stadion, von wo aus man auf das monumentale Völkerschlachtdenkmal sehen kann. Das terrinenartige Spielfeld in Probstheida ist ein Ort des Gedenkens an Zeiten, als die meisten Fans Partien noch umstanden. Nur an einer der Längsseiten gibt es eine überdachte Tribüne, 1922 aus Holz auf Stein und Stahlträgern erbaut, 1932 erweitert. Sie gilt als eine der ältesten ihrer Art weltweit.
Allerdings ist der für Pyrotechnik anfällige Unterstand gerade ein Brandschutzthema beim angestrebten Aufstieg in die 3. Liga, was belegt, dass die Vergangenheit nicht nur Sterne aufsteigen lässt, sondern auch mit Gewicht auf den Schultern liegen kann. Tradition verpflichtet, allemal solche wie die des Lokomotive-Vereins für Bewegungsspiele in Leipzig.
Kategorien: DER DFB
Autor: mh

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