Schiedsrichter

Schiri meldet Übergriff in 3. Liga: Kircher bestürzt

10.12.2024
Knut Kircher: "Hier ist eine rote Linie deutlich überschritten worden" Foto: Thomas Böcker/DFB

Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat ein Verfahren gegen Philipp Kaufmann, den Geschäftsführer Sport des VfL Osnabrück, eingeleitet. Laut Sonderbericht von Schiedsrichter Daniel Bartnitzki habe Kaufmann nach Schlusspfiff des Spiels in der 3. Liga zwischen Viktoria Köln und dem VfL Osnabrück (2:0) am Sonntagabend den Vierten Offiziellen Nico Dönges körperlich angegangen.

Der Übergriff sei erfolgt, als das Schiedsrichterteam das Spielfeld verlassen hatte und sich in die Kabine begeben wollte. Bereits in der Halbzeitpause sei es gegenüber den Referees zu lautstarken Äußerungen des Geschäftsführers, der am heutigen Dienstag vom VfL Osnabrück aus sportlichen Gründen beurlaubt worden ist, gekommen.

"Schockierend und völlig inakzeptabel"

Auf Grundlage des vorliegenden Sonderberichts ist Kaufmann vom DFB-Kontrollausschuss schriftlich zu einer zeitnahen Stellungnahme aufgefordert worden. Im Anschluss wird der Kontrollausschuss über den Fortgang des Verfahrens entscheiden.

Knut Kircher, Geschäftsführer Sport und Kommunikation der DFB Schiri GmbH, zeigt sich bestürzt über die Geschehnisse in Köln nach Spielende: "Hier ist eine rote Linie deutlich überschritten worden. Bei allem Verständnis für Emotionen und den Druck, der in den Klubs herrscht: Dass ein Vereinsverantwortlicher jemanden aus dem Schiedsrichterteam körperlich angeht, ist schockierend und völlig inakzeptabel." Ein Geschäftsführer habe "eine klare Vorbildfunktion" und sei mitverantwortlich "für einen fairen und respektvollen Umgang mit den Unparteiischen".

"Fatale Signalwirkung auch für Amateurfußball"

Auch Florian Meyer, Sportlicher Leiter der Schiedsrichter*innen in der 3. Liga, übt deutliche Kritik: "Wenn nun sogar ein Klubvertreter gegenüber einem Unparteiischen körperlich übergriffig wird, ist das in keiner Weise tolerierbar und scharf zu kritisieren. Es hat eine fatale Signalwirkung auch für den Amateurfußball. Solche Verhaltensweisen wie auch respektlose öffentliche Äußerungen werden an der Basis schnell übernommen und als relativ normal im Fußball empfunden. Das aber sind sie nicht und dürfen es auch nicht sein."

Im Zuge der Diskussionen in der 3. Liga, die in den vergangenen Wochen an Schärfe zugenommen hatten, haben der DFB und die Schiri GmbH schon in der vergangenen Woche eine Einladung an die Trainer der Drittligisten zu einem Austausch im Januar 2025 ausgesprochen. Darüber hinaus ist Ende Januar ein Treffen der sportlichen Leitungen aus den Klubs der 3. Liga mit dem DFB geplant, an dem auch Vertreter der Schiri GmbH teilnehmen werden, um ins vertiefende Gespräch zu kommen.

Meyer unterstreicht: "Im Rahmen des Wintertrainingslagers der Drittliga-Schiris wollen wir uns in einem größeren Rahmen offen und fair mit den Trainern austauschen - auch über kritische Dinge. Wir sind jederzeit gesprächsbereit und möchten die Kommunikation weiter intensivieren. Umso enttäuschender ist ein Vorfall wie nach dem Schlusspfiff in Köln. Ein vernünftiger Umgang ist im Sinne des Fußballs auch bei Meinungsverschiedenheiten unerlässlich."

Kategorien: Schiedsrichter, 3. Liga

Autor: af