Männer-Nationalmannschaft

Pascal Groß: Plötzlich Führungsspieler

09.10.2024
Gehört mit bislang zehn Länderspielen bereits zu den erfahreneren Nationalspielern: Pascal Groß Foto: Philipp Reinhard

Seit wenigen Monaten ist Pascal Gross wieder Pascal Groß. 26 Jahre lang war er das schon einmal, ehe er 2017 nach England wechselte, wo man zwar kein Eszett kennt, aber mittlerweile sehr wohl diesen ballsicheren Deutschen. Egal, wie dieser sich nun tatsächlich schreibt. Als "einen unserer Besten aller Zeiten" bezeichnete ihn sein Klub Brighton & Hove Albion schon vor zwei Jahren. Die Fans des englischen Premier-League-Klubs nannten ihn ehrfürchtig "Kaiser" und dichteten den Hit der früheren Rockband Queen "Another One Bites the Dust“ in "Another assist for Gross" um. 

Seit August bereitet Pascal Groß die Tore von Borussia Dortmund und nicht mehr die von Brighton & Hove Albion vor. Nach sieben Jahren auf der Insel kehrte Groß zurück in die Bundesliga, in der in den 80er Jahren schon sein Vater Stephan auflief. "Ich muss mich wieder umstellen nach sieben Jahren in England", sagte Groß am Dienstag im Rahmen einer Medienrunde der Nationalmannschaft in Herzogenaurach. Denn schon bevor Groß nach Deutschland zurückkehrte, spielte er für Deutschland.

Im September vergangenen Jahres debütierte er im DFB-Trikot – damals noch als England-Legionär. "Meine größte Zeit im Fußball war dort, meine Kinder sind dort geboren, da hängt schon mehr dran", sagt Groß zur Umstellung. Mehr als der Wechsel von doppel-s zu scharfem s also beschäftigt ihn der Wechsel von Brighton nach Dortmund. "Ich bin neu, ich muss mich anpassen und dem Verein und Mitspielern gegenüber offen sein", sagt Groß.

Ein Sommer voller Premieren

Dem Debüt im Trikot von Borussia Dortmund, dem 4:1 im DFB-Pokal über Phoenix Lübeck, zu dem Groß zwei Torvorlagen beisteuerte, gingen weitere Premieren voraus. Sein erstes Tor in der Nationalmannschaft, der 2:1-Siegtreffer im Länderspiel gegen Griechenland im Juni und das erste EM-Spiel im DFB-Trikot. Im Eröffnungsspiel der Heim-Europameisterschaft gegen Schottland wurde Groß zur Halbzeit für Robert Andrich eingewechselt. Und so spielte Groß an der Seite des großen Toni Kroos, der nach der EM zurücktrat. Und eine Lücke im Mittelfeld hinterließ, die Groß und Co. nun gemeinschaftlich schließen wollen. 

"Wenn wir ähnlichen Fußball spielen, habe ich natürlich ähnliche Aufgaben wie Toni. Aber der Vergleich wäre nicht fair. Für mich ist er der wahrscheinlich größte und erfolgreichste Fußballer, den Deutschland je hatte", sagt Groß. Deshalb hat Groß während der gemeinsamen Zeit im Sommer auch ganz genau hingeschaut, wenn Kroos am Ball war. "Während der EM habe ich von Toni viel gelernt. Auch ich will mit kurzen Pässen versuchen, Gegner zu locken, Linien zu überspielen oder mit Bällen hinter die Kette unsere schnellen Stürmer ins Spiel zu bringen. Aber auf meine Art und Weise."

Mit Leistung überzeugen

Also auf die eher ruhige Art und Weise. Der 33 Jahre alte Groß will mit Leistung überzeugen, mit seiner Erfahrung aus allein mehr als 200 Premier-League-Spielen vorangehen und die jungen Spieler anleiten - gerade jetzt, da Bundestrainer Julian Nagelsmann wegen zahlreicher Verletzungen einige neue Spieler für die anstehenden Duelle in der UEFA Nations League gegen Bosnien und Herzegowina am Freitag (ab 20.45 Uhr, live, bei RTL) und am Montag gegen EM-Halbfinalist Niederlande (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) nachnominierte. "Ich war selbst mal neu", sagt Groß. "Wir wollen es den Neuen so leicht wie möglich machen, damit sie schnell Fuß fassen, sich schnell wohlfühlen. Und schnell die Spielweise, die wir haben, verstehen. Ich versuche sie dabei zu unterstützen, den Spirit auf den Trainingsplatz zu bringen und gewisse Dinge vorzuleben."

Mit zehn Länderspielen hat Groß mehr Einsätze im DFB-Trikot absolviert als 13 Spieler im aktuellen Kader für die Länderspiele in Zenica und München. "Jede Nominierung macht mich wieder stolz. Ich weiß, wo ich herkomme, es ist immer noch etwas total Besonderes für Deutschland zu spielen, das wird für mich nie normal werden, dafür war der Weg für mich zu lang." Ein Weg, der in Mannheim beim VfL Neckarau begann und ihn über die Stationen Hoffenheim, Karlsruhe, Ingolstadt und Brighton in die Nationalmannschaft und zurück nach Deutschland führte. "Man muss sich daran erinnern, wo man herkommt, Dankbarkeit und Bescheidenheit an den Tag legen", sagt Groß. Dann kann man es offenbar auch zu einem großen Spieler bringen. Oder auch zu einem grossen. 

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Autor: al