DFB-Pokal der Juniorinnen
Jena-Trainer Schmid: "Diese Emotionen gibt es sonst fast nirgendwo"

Im Halbfinale des neuen DFB-Pokals der Juniorinnen empfängt der FC Carl Zeiss Jena am Samstag (ab 14 Uhr) den VfL Wolfsburg. Es geht um den Einzug in das Endspiel, das am 7. Juni im Frankfurter Stadion am Brentanobad ausgetragen wird. Im DFB.de-Interview spricht Jenas Trainer Antonio Schmid (42) mit Mitarbeiter Ralf Debat über die bisherige Pokalsaison, den Finaltraum und die Nachwuchsförderung.
DFB.de: Wie sehr fiebert Ihr Team dem Halbfinale im DFB-Pokal der Juniorinnen gegen den VfL Wolfsburg entgegen, Herr Schmid?
Antonio Schmid: Schon sehr, die Vorfreude ist riesig. Durch unsere Erfolge im Pokalwettbewerb ist auch die Aufmerksamkeit im Umfeld deutlich größer geworden, so dass wir auch mit einer guten Kulisse bei uns im Amateurstadion rechnen.
DFB.de: Es ist für den FCC bereits das vierte Heimspiel im Wettbewerb. Kann das ein entscheidender Vorteil sein?
Schmid: Wir hatten bislang in der Tat durchaus Losglück. Vom Platz her ist es zwar nicht unbedingt ein Vorteil, da wir dort sonst nicht unsere Heimspiele austragen. Wir sparen uns aber die Anreise und haben den Support im Rücken. Ich hoffe schon, dass sich das bemerkbar machen wird.
DFB.de: Der DFB-Pokal der Juniorinnen wird zum ersten Mal überhaupt ausgetragen. Welchen Stellenwert hat der Wettbewerb vor diesem Hintergrund?
Schmid: Der Stellenwert ist logischerweise von Runde zu Runde gestiegen. Wir hatten im Vorfeld bewusst kein Ziel ausgegeben, sondern haben alles auf uns zukommen lassen. Wenn man dann tatsächlich im Halbfinale steht, dann möchte man den Weg natürlich auch zu Ende gehen.
DFB.de: Spüren Sie auch deshalb eine besonders hohe Motivation bei Ihren Spielerinnen?
Schmid: Extrem. Gerade im Training spüre ich, dass sich jede Einzelne aufdrängen und unbedingt in der Startelf stehen möchte.
DFB.de: Wie sehr mögen Sie als Trainer grundsätzlich solche K.-o.-Spiele?
Schmid: Sehr sogar. Diese Partien sind immer mit einem gewissen Nervenkitzel verbunden. Diese Emotionen, die der Fußball in solchen Momenten auslöst, gibt es sonst fast nirgendwo.
DFB.de: Was war für Sie der bisherige Höhepunkt in dieser Pokalsaison?
Schmid: Das Achtelfinale gegen den aktuellen Deutschen Meister Borussia Mönchengladbach war schon ein Brett. Wir lagen zur Halbzeit 0:1 hinten und haben die Partie nach der Pause gedreht. Das war schon ein hohes Niveau, auch wenn wir dabei sicherlich das Spielglück auf unserer Seite hatte. Im Viertelfinale bei Eintracht Frankfurt war der Spielverlauf nahezu deckungsgleich. Das Erlebnis gegen Gladbach war aber noch intensiver.
DFB.de: In Frankfurt waren Sie schon einmal am Endspielort erfolgreich. Könnte das ein gutes Omen für den möglichen Finaleinzug sein?
Schmid: Auf jeden Fall. Die Mädels hatten großen Spaß bei dieser Auswärtsreise und wünschen sich nichts sehnlicher, als noch einmal nach Frankfurt fahren zu dürfen.
DFB.de: Was würde Ihnen das bedeuten?
Schmid: Eine Teilnahme am Endspiel wäre für uns alle etwas ganz Besonderes und für mich persönlich auch der größte Erfolg meiner Trainerlaufbahn.
DFB.de: Wie schätzen Sie die Qualität des nächsten Gegners VfL Wolfsburg ein?
Schmid: Ein Testspiel vor Saisonbeginn haben wir 0:6 verloren. Das sagt schon einiges aus. Allerdings hat unser Team inzwischen ein ganz anderes Gesicht. Allerdings werden sich auch die Wolfsburgerinnen weiterentwickelt haben. Klar ist, dass wir in diesem Duell nicht die Favoritinnen sind. Aber das waren wir gegen Gladbach oder Frankfurt auch nicht.
DFB.de: Nach der Umstrukturierung der B-Juniorinnen-Bundesliga hat sich der FC Carl Zeiss Jena entschieden, auf regionaler Ebene gegen Jungenteams anzutreten. Warum?
Schmid: Es war eine bewusste Entscheidung des Klubs, da die Spielerinnen in Duellen mit männlichen Gegnern wesentlich mehr gefordert werden, beispielsweise in Bezug auf die Dynamik des Spiels, die Geschwindigkeit und die Zweikampfhärte.
DFB.de: In der Kreisoberliga steht aktuell Platz drei zu Buche. Wie bewerten Sie die sportliche Entwicklung?
Schmid: Das Team hat sich gefunden und kontinuierlich verbessert. Alle haben unsere Idee vom Fußball verinnerlicht und können sich gut behaupten.
DFB.de: Was zeichnet die Mannschaft in dieser Saison besonders aus?
Schmid: Der Teamspirit ist stark ausgeprägt. Dazu kommen eine herausragende Mentalität und ein großer Kampfgeist. Das kam vor allem in den Pokalspielen zum Tragen.
DFB.de: Wie würden Sie grundsätzlich die Philosophie des Vereins bei der Förderung junger Spielerinnen beschreiben?
Schmid: Schon seit vielen Jahren wird in Jena in diesem Bereich gute Arbeit geleistet. Eine Besonderheit bei uns ist zum Beispiel, dass weibliche Toptalente so lange wie möglich in das Junioren-Nachwuchsleistungszentrum integriert werden. So läuft unsere U 15-Nationalspielerin Tessa Gerstenhauer beispielsweise für unsere gleichaltrigen U 15-Junioren in der Regionalliga Nordost auf, um sie bestmöglich fördern zu können.
DFB.de: Das Frauenteam hat den Klassenverbleib in der Google Pixel Frauen-Bundesliga bereits sicher, die U 20 spielt in der Regionalliga Nordost eine gute Rolle. Wie bewerten Sie die Chancen Ihrer Spielerinnen, den Sprung in den Profibereich zu schaffen?
Schmid: Gerade unser Standort ist für seine hohe Durchlässigkeit bekannt. Im Kader unserer ersten Frauenmannschaft stehen elf oder zwölf Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs. Das motiviert natürlich auch unsere Mädels und macht ihnen Hoffnung. Dazu sind wir innerhalb des Vereins sehr eng verzahnt. So trainiert beispielsweise Stammtorhüterin Mariella El Sherif unsere Torfrauen, die davon sehr profitieren.
DFB.de: Bei Türkiyemspor Berlin waren Sie zuvor für die Frauenmannschaft verantwortlich. Welche Unterschiede haben Sie festgestellt?
Schmid: Durch das Alter der Spielerinnen gibt es natürlich andere Themen außerhalb des Platzes. Inhaltlich ist die Trainingsarbeit aber durchaus ähnlich. Der größte Unterschied ist, dass es bei den Juniorinnen in erster Linie um die Ausbildung der Spielerinnen geht, während im Frauenbereich schon die Ergebnisse eine wesentlich größere Rolle spielen.
DFB.de: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie als Trainer?
Schmid: Ich fühle mich in meiner Rolle sehr wohl, die Arbeit bereitet mir viel Freude. Ich sehe meine sportliche Zukunft auch dauerhaft im Mädchen- oder Frauenfußball. Parallel dazu absolviere ich noch ein Studium im Bereich Sportmanagement, um mich auch beruflich weiterzuentwickeln.
Kategorien: DFB-Pokal der Juniorinnen
Autor: MSPW

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Im zum ersten Mal ausgetragenen DFB-Pokal der Juniorinnen stehen die beiden Teilnehmer am Endspiel fest. Die TSG Hoffenheim gewann ihr Halbfinale 2:1 gegen Union Berlin, der VfL Wolfsburg setzte sich im Elfmeterschießen 5:4 bei Carl Zeiss Jena durch.