3. Liga

Erstmals seit 2009: Zehn Tore in einem Spiel

16.12.2024
Eins von zehn Toren des Rekordspiels: Hinter Sandhausens Keeper schlägt es zum Auer 1:3 ein Foto: imago

Der SV Sandhausen und der FC Erzgebirge Aue stellten einen mehr als 14 Jahre alten Rekord der 3. Liga ein. Beim spektakulären 4:6 (1:3) fielen so viele Treffer wie zuvor nur am 35. Spieltag der Gründungssaison 2008/2009 beim 5:5 (1:2) zwischen Eintracht Braunschweig und Fortuna Düsseldorf. Mit insgesamt 44 Toren am 18. Spieltag wurde die Bestmarke dagegen knapp verpasst. DFB.de mit den torreichsten Partien.

SV Sandhausen verliert trotz Führung

Dass der SV Sandhausen im Rekordspiel als Verlierer vom Feld gehen würde, hatte sich zunächst nicht angedeutet. Schließlich trug sich zunächst SVS-Kapitän und Innenverteidiger Jakob Lewald (10.) in die Torschützenliste ein. "Nach der 1:0-Führung haben wir die Partie aus der Hand gegeben und sind lethargisch geworden", bemängelte SVS-Trainer Sreto Ristic. "Wir konnten nicht die Gier aufbringen, ganz im Gegenteil: Es wurde immer schwerer."

Noch vor der Pause drehte Aue durch Omar Sijaric (26./41.) und Kilian Jakob (31.) die Partie. Auf die weiteren Treffer des SV Sandhausen durch Sebastian Stolze (57.) und Dominic Baumann (76.) hatten erneut Sijaric (58.) und Sean Seitz (77.) jeweils eine schnelle Antwort parat. Zwischenzeitlich war auch noch Ali Loune (70.) für die Sachsen erfolgreich. Sandhausens Jeremias Lorch (90.+3) sorgte schließlich in der Nachspielzeit dafür, dass die Partie einen Platz in den Geschichtsbüchern bekommt.

"Offensiv war das richtig stark", befand Jörg Emmerich, der das Team des FC Erzgebirge noch bis zum Jahresende als Interimstrainer betreut und anschließend an den künftigen Cheftrainer Jens Härtel übergeben wird. "Das hat sich die Mannschaft richtig verdient. Immer, wenn wir ein Gegentor bekommen haben, hatten wir sofort eine Antwort parat und haben eine richtig gute Reaktion gezeigt." Der 50-Jährige schob aber auch nach: "Wir können nicht in jedem Spiel sechs Tore schießen." Bester Beleg: Auswärts gelang das den "Veilchen" zuletzt vor fast genau 26 Jahren (6:3-Sieg beim Dresdener SC in der Regionalliga Nordost am 5. Dezember 1998).

Viele Treffer auch in Wiesbaden und München

Das 6:4 des FC Erzgebirge Aue beim SV Sandhausen war aber nicht die einzige Begegnung vom 18. Spieltag, in denen die Fans viele Treffer bestaunen konnten. Besonders torreich ging es auch in den Duellen zwischen dem SV Wehen Wiesbaden und dem FC Ingolstadt 04 (2:5) sowie zwischen Arminia Bielefeld und der SpVgg Unterhaching (3:3) zu.

Die insgesamt 44 Treffer in den zehn Begegnungen hätten ebenfalls fast für einen neuen Drittligarekord gesorgt. Lediglich am 6. Spieltag der Saison 2019/2020 fiel die Ausbeute mit 47 Treffern noch höher aus. Mit den Partien FSV Zwickau gegen den 1. FC Kaiserslautern (3:5), SV Waldhof Mannheim gegen den MSV Duisburg (4:3), Eintracht Braunschweig gegen den FC Würzburger Kickers (5:2) sowie 1. FC Magdeburg gegen den TSV 1860 München (5:1) gab es damals gleich vier Begegnungen mit mindestens sechs Treffern.

Bisher lagen der 10. Spieltag der aktuellen Saison (unter anderem mit dem 5:3 von Borussia Dortmund II beim FC Viktoria Köln) sowie die 38. und abschließende Runde der Spielzeit 2021/2022 (mit fünf Begegnungen mit sechs oder mehr Toren) mit jeweils 43 Treffern auf Platz zwei. Besonders bemerkenswert: Beim Saisonfinale im Mai 2022 fanden allerdings wegen des Rückzugs von Türkgücü München nur noch neun Partien statt, so dass dieser Spieltag sogar den höchsten Schnitt pro Spiel (4,78 Tore) in der Historie aufweist.

Rekord aus der Gründungssaison unübertroffen

Bei den Einzelspielen hielt eine Partie vom 10. Mai 2009 bis jetzt den alleinigen Rekord. Im Saisonendspurt der Gründungssaison 2008/2009 trennten sich Eintracht Braunschweig und Fortuna Düsseldorf am 35. Spieltag 5:5 (1:2). Für die Gäste war das Remis ein kleiner Rückschlag, verpasste das damals von Norbert Meier trainierte Fortuna-Team damit doch den möglichen Sprung auf den Relegationsrang. Und das, obwohl die Düsseldorfer nach dem frühen Rückstand durch Smail Morabit (1.) nach den Treffern von Marco Christ (10./85.), Ranisav Jovanovic (12.), Andreas Lambertz (51.) und Claus Costa (54.) nicht weniger als viermal in Führung gegangen waren.

Christian Lenze (49./52.), Mirko Boland (62.) und der eingewechselte Fait-Florian Banser (90.+1) brachten Braunschweig jeweils zurück. Die Partie hatte sogar noch das Potenzial für weitere Treffer. Sowohl Deniz Dogan (22.) als auch Mirko Boland (42.) waren aber mit Foulelfmetern jeweils an Düsseldorfs Torhüter Michael Melka gescheitert. Durch drei Siege nacheinander im Saisonendspurt gelang Fortuna Düsseldorf aber dann doch noch der direkte Aufstieg hinter dem 1. FC Union Berlin.

Nachwuchsteams lieferten erstes Spektakel

Mit dem turbulenten 5:5 übertrafen Eintracht Braunschweig und Fortuna Düsseldorf die bis dahin gültige Bestmarke vom 26. September 2008. Beim 4:5 zwischen den U 23-Teams des SV Werder Bremen und des VfB Stuttgart waren erstmals neun Treffer in einer Begegnung erzielt worden. Nachdem die Stuttgarter durch Johannes Rahn (9.) und Julian Schieber (16.) mit zwei Toren in Führung waren, konnten Sandro Stallbaum (30.) und Torsten Oehrl (41.) für den Bremer Nachwuchs ausgleichen.

Erneut Rahn (50.) und Schieber (52.) sowie Sebastian Hofmann (59.) sorgten für eine vermeintlich komfortable 5:2-Führung des VfB. Der eingewechselte Stefan Ronneburg (71.) sowie Oehrl (79.) konnten für die Bremer zwar verkürzen, zum Ausgleich reichte es in der Schlussphase aber nicht mehr. Neben Julian Schieber wirkten mit Christian Träsch und Daniel Didavi (alle VfB Stuttgart II) sowie Dennis Diekmeier, Sebastian Mielitz und Philipp Bargfrede (alle SV Werder Bremen II) zahlreiche spätere Bundesligaprofis mit.

SpVgg Unterhaching gleich dreimal beteiligt

Den ersten Heimsieg in einer Partie mit mindestens neun Treffern konnte der FC Hansa Rostock am 28. August 2010 verbuchen. Der Ex-Bundesligist setzte sich 7:2 gegen die SpVgg Unterhaching durch. Trotz des unter dem Strich deutlichen Endstands verlief auch diese Partie äußerst abwechslungsreich. Die Rostocker Führung durch Tobias Jänicke (5.) hatten Marc Nygaard (11.) und Abdenour Amachaibou (20.) für die Gäste zwischenzeitlich drehen können. Mohammed Lartey (22.), Radovan Vujanovic (55.), Torben Hoffmann (55., Eigentor), Marcel von Walsleben-Schied (72.), Enrico Neitzel (77.) und Björn Ziegenbein (88.) waren dann aber für den doch noch deutlichen Erfolg der Gastgeber verantwortlich.

Bis zum nächsten so torreichen Spiel sollte es etwas mehr als acht Jahre dauern. Dann stellte die SpVgg Unterhaching am 24. November 2018 aber unter Beweis, dass sie auch solche Begegnungen für sich entscheiden kann. Marc Endres (16.) hatte den ehemaligen Bundesligisten im Auswärtsspiel beim FC Carl Zeiss Jena (5:4) zunächst in Führung gebracht. Obwohl der FCC nach den Toren von Dominik Bock (36.), Phillip Tietz (41.) und Julian Günther-Schmidt (54.) zweimal vorne lag, brachte Stephan Hain (43./59./61.) die SpVgg mit einem Dreierpack zurück. Auf den Jenaer Ausgleichstreffer von Felix Brügmann (69.) hatte Lucas Hufnagel (81.) das späte Siegtor parat.

Bei den torreichsten Partien ist die SpVgg Unterhaching sogar noch ein drittes Mal vertreten. Beim 5:4 gegen die Würzburger Kickers am 27. Juli 2019 ging es dabei sogar am spektakulärsten zu. Denn bis kurz vor dem Abpfiff lag das Team des damaligen Trainers Claus Schromm im bayerisch-fränkischen Duell sogar noch 2:4 zurück. Christoph Ehlich (88.), Alexander Winkler (90.+1) und Moritz Heinrich (90.+4) ließen aber doch noch Unterhaching jubeln. Zuvor hatte Doppeltorschütze Stefan Schimmer (34./45.+2) für die Gastgeber verkürzen können. Den Würzburgern reichten die Treffer von Luke Hemmerich (4.), Luca Pfeiffer (8.) und Dominik Widemann (42./48.) nicht zu etwas Zählbarem.

Saison 2021/2022: Dreimal neun Tore in drei Monaten

Verging zwischen der ersten und der zweiten Begegnung der SpVgg Unterhaching noch besonders viel Zeit, gab es ab Februar 2022 förmlich eine Flut an besonders torreichen Spielen. Den Auftakt machte dabei das 3:6 zwischen dem MSV Duisburg und dem VfL Osnabrück in einer Nachholpartie vom 20. Spieltag. Nur etwas mehr als zwei Monate später trennten sich der SC Verl und der spätere Meister 1. FC Magdeburg 4:5 (1:2). Vier Wochen später beendeten der TSV 1860 München und die U 23 von Borussia Dortmund die Saison 2021/2022 mit einem 6:3 (2:2).

Zwischen den beiden torreichsten Partien der Saison 2023/2024 lagen sogar nur sieben Tage. Auch das gab es noch nie. Zunächst kamen am 10. Februar 2024 (25. Spieltag) die 26.377 Fans im Rudolf-Harbig-Stadion beim 7:2 (4:1) zwischen der SG Dynamo Dresden und dem späteren Absteiger VfB Lübeck voll auf ihre Kosten. Die beiden Doppeltorschützen Niklas Hauptmann (10./60.) und Jakob Lemmer (28./90.+2) sowie Luca Herrmann (14.), Stefan Kutschke (38.) und ein Eigentor von Tommy Grupe (81.) ließen die Dynamo-Fans jubeln. Niklas Hauptmanns Bruder Marius (32.) und Aaron Herzog (62., Foulelfmeter) betrieben für die Gäste lediglich ein wenig Ergebniskosmetik.

Novum in Sandhausen: Sieg nach 0:3-Rückstand

Noch verrückter wurde es allerdings exakt eine Woche später (17. Februar/26. Spieltag). Als erstem Drittligisten überhaupt gelang es dem SV Sandhausen, trotz eines Drei-Tore-Rückstands am Ende noch als Sieger vom Feld zu gehen. Der SVS lag gegen den damaligen Spitzenreiter und späteren Aufsteiger SSV Jahn Regensburg nach nur elf Minuten schon 0:3 zurück, startete dann aber eine spektakuläre Aufholjagd, gewann noch 6:3 (3:3) und schrieb mit diesem Novum Drittligageschichte.

Vor heimischer Kulisse kassierte der SV Sandhausen frühe Treffer von Noah Ganaus (3.), Christian Viet (8.) und Dominik Kother (11.). Es war nur eine Viertelstunde vergangen, als Patrick Greil (13.) und Yassin Ben Balla (15.) die Gastgeber schon wieder bis auf ein Tor herangebracht hatten. Livan Burcu (38.) glich sogar noch vor der Pause aus. Nach dem Seitenwechsel schnürten erneut Greil (60.) und Burcu (68.) jeweils ihren Doppelpack, ehe der eingewechselte David Otto (82., Foulelfmeter) für den Endstand sorgte.

Dresdens 7:2-Kantersieg und Sandhausens 6:3-Wende schafften es jeweils in die "Top Elf" der torreichsten Drittligapartien (zweimal zehn, neunmal neun Treffer in einer Partie). Insgesamt 30-mal fielen acht Tore, davon allein dreimal in dieser Spielzeit. Kurios: Genau wie der FC Viktoria Köln (3:5 gegen Borussia Dortmund II und 4:4 gegen den FC Ingolstadt 04) waren auch die "Schanzer" und die Dortmunder in ihrem direkten Duell (5:3) noch ein weiteres Mal in einem Spiel mit acht Toren beteiligt. mspw

Die torreichsten Spiele in der Geschichte der 3. Liga:

Saison

Spieltag

Mannschaften

Ergebnis

2008/2009

35

Eintracht Braunschweig - Fortuna Düsseldorf

5:5 (1:2)

2024/2025

18

SV Sandhausen - FC Erzgebirge Aue

4:6 (1:3)

2008/2009

8

SV Werder Bremen II - VfB Stuttgart II

4:5 (1:2)

2010/2011

6

FC Hansa Rostock - SpVgg Unterhaching

7:2 (2:2)

2018/2019

16

FC Carl Zeiss Jena - SpVgg Unterhaching

4:5 (2:2)

2019/2020

2

SpVgg Unterhaching - Würzburger Kickers

5:4 (2:3)

2021/2022

20

MSV Duisburg - VfL Osnabrück

3:6 (1:2)

2021/2022

34

SC Verl - 1. FC Magdeburg

4:5 (1:2)

2021/2022

38

TSV 1860 München - Borussia Dortmund II

6:3 (2:2)

2023/2024

25

Dynamo Dresden - VfB Lübeck

7:2 (4:1)

2023/2024

26

SV Sandhausen - SSV Jahn Regensburg

6:3 (3:3)

Kategorien: 3. Liga

Autor: mspw