U 21-Männer
Di Salvo: "Die Qualifikation für die EM war nur der erste Schritt"
Nach dem erfolgreichen Abschluss der EM-Qualifikation geht der Blick der U 21-Nationalmannschaft bereits nach vorne. Im November trifft die Mannschaft von Cheftrainer Antonio Di Salvo in zwei Freundschaftsspielen auf Topmannschaften. Zunächst steht das Heimspiel im Tivoli in Aachen gegen Dänemark (15. November, ab 18 Uhr, live bei ProSieben MAXX) an, ehe das deutsche Team auswärts in Valenciennes gegen Frankreich spielt (18. November, ab 18:15 Uhr, live bei ProSieben MAXX). Im DFB.de-Interview spricht Di Salvo über seine Erwartungen an die anstehende Länderspielmaßnahme, beurteilt den Kader in Richtung U 21-Europameisterschaft 2025 in der Slowakei und bilanziert die abgeschlossene EM-Qualifikation.
DFB.de: Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen EM-Qualifikation, Herr Di Salvo. Sie haben die Qualifikation mit acht Siegen und zwei Unentschieden ungeschlagen als Gruppenerster abgeschlossen. Wie blicken Sie auf die Zeit zurück?
Antonio Di Salvo: Es ist immer wieder spannend, da unsere Gegner in jedem EM-Qualifikationszyklus unterschiedlich sind. Wir sind diesmal punktemäßig sehr erfolgreich durch die Qualifikation gekommen. Bis auf die Spiele im September gegen Estland und Israel waren jedoch alle Duelle sehr herausfordernd. Oft konnten wir erst in den letzten Minuten das Spiel für uns entscheiden. Alles in allem bin ich aber zufrieden. Vor allem, weil wir mit dem aktuellen Team bislang noch nicht verloren haben. Das gibt der Mannschaft ein gutes Gefühl.
DFB.de: Die Mannschaft hat in zehn Spielen im Schnitt 3,5 Tore pro Spiel geschossen und ein Gegentor pro Spiel kassiert. Mit der Statistik können Sie als Cheftrainer zufrieden sein, oder?
Di Salvo: Auf jeden Fall. In der Nachbetrachtung sehen wir auch, dass die Gruppe nicht leicht war. Unser härtester Gegner Polen hat sich mit starken 22 Punkten als einer der drei besten Gruppenzweiten qualifiziert und die Mannschaften dahinter, Bulgarien und Kosovo, haben ebenso einen guten Fußball gezeigt. Daher ist das schon eine gute Torquote. Was das defensive Verhalten betrifft, bin ich nicht ganz zufrieden, obwohl es bei diesem einen Gegentor pro Spiel geblieben ist. Da können wir uns definitiv noch verbessern. Wir haben bis zur EM noch vier Spiele, in denen wir uns weiterentwickeln und an ausgewählten Dingen arbeiten müssen. Die Qualifikation für die EM war nur der erste Schritt.
DFB.de: Youssoufa Moukoko, Karim Adeyemi, Nicolò Tresoldi und Nick Woltemade haben insgesamt 19 Tore erzielt. Hinzu kommen viele weitere starke Offensivkräfte. Haben Sie im Angriff die Qual der Wahl?
Di Salvo: Wir haben im Spiel nach vorne definitiv Fortschritte gemacht. Für die vielen erzielten Tore sind aber nicht nur unsere Stürmer zuständig, die den Ball über die Linie drücken. Es war in vielen Fällen ein gutes Zusammenspiel des ganzen Teams. Genauso ist die gute Gegentorstatistik nicht nur auf unsere starken Torhüter oder Innenverteidiger zurückzuführen, sondern die Folge einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Viele Abläufe haben sich im Laufe der Qualifikation stetig verbessert. Natürlich wissen wir um unsere Qualität in der Offensive, über die ich als Trainer froh bin. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass man nicht genau weiß, wie die Lage im nächsten Sommer aussieht.
DFB.de: Apropos Teamleistung – wie würden Sie die Chemie innerhalb des Teams beschreiben?
Di Salvo: Man merkt, dass sich die Jungs sowohl auf als auch neben dem Platz gut verstehen. Sie haben viel Spaß miteinander, sprechen untereinander aber auch viele Dinge an, die auf dem Platz passieren, um im Team noch besser zu funktionieren. Es ist wichtig, auch unangenehme Dinge auszusprechen und deutlich zu formulieren, um sie schneller an den Mann zu bringen. Mit Blick auf die EM gilt es einen möglichen Stamm zu finden, der im Turnier einen Teamspirit entwickelt. Möglicherweise erleben wir bis zur EM noch eine schwierige Phase, in den Freundschaftsspielen erwarten uns immerhin Topmannschaften. Ich sehe solche Situationen aber immer positiv, weil sich der Charakter einer Mannschaft zeigt und sie den Teamgeist stärken. Ich bin guter Dinge!
DFB.de: Sie haben 38 verschiedene Akteure eingesetzt. Spieler wie Eric Martel, Merlin Röhl oder Ansgar Knauff mit den meisten Einsatzminuten bildeten den Kern des Teams. Andere konnten zum Beispiel aufgrund von Verletzungen nicht immer dabei sein. Darüber hinaus gab es einige Debütanten, zuletzt Paul Wanner und Hendry Blank. Wie blicken Sie auf die kommende Nominierung und die generelle Kadersituation im Hinblick auf die EM 2025 in der Slowakei?
Di Salvo: In den U-Nationalmannschaften ist es üblich, immer mal wieder neue Spieler zu testen. Ob wir den ein oder anderen Spieler noch neu dazunehmen, ist davon abhängig, wie sich der Spieler in der ersten oder zweiten Liga im Verein präsentiert. Die Frage ist entscheidend, ob er uns weiterhelfen könnte. Grundsätzlich steht die Tür jedem offen, jedoch wollen wir auf dem bestehenden Kern aufbauen. Es bleiben noch vier Spiele bis zum Auftaktspiel der EM, gewisse Abläufe sollten sich nun fest etablieren.
DFB.de: Sie betonen, dass für Sie die Einsätze der Spieler in den Vereinen zentral ist. Genauso machen Ihre Spieler mit guten Leistungen in der U 21 auf sich aufmerksam. Wie ist in der Zeit zwischen den Länderspielen Ihr Kontakt zu den Vereinen und Spielern?
Di Salvo: Ich versuche, auch zwischen den Maßnahmen, eine Bindung zu den Spielern aufzubauen. Außerdem spreche ich viel mit den Vereinstrainern über die Spieler. Die Themen sind unterschiedlich, aber natürlich geht es bei Spielern, die für unseren nächsten U 21-Kader und die EM in Frage kommen, auch um die Spielzeit. Man kann nicht pauschal sagen, dass nur Spieler mit ausreichend Einsatzzeiten nominiert werden, allerdings hat die Spielpraxis natürlich eine große Bedeutung. Andererseits ist klar, dass wir auf manchen Positionen Schlüsselspieler haben, bei denen eher andere Faktoren zählen. Wir versuchen jedenfalls über Spielzeit bei der U 21 den Stellenwert der Spieler im Verein anzuheben.
DFB.de: Zuletzt waren Maximilian Beier und Karim Adeyemi wieder im U 21-Kader. Hinzu trainierten mit Rocco Reitz und Brajan Gruda zwei feste Säulen der U 21 im Sommer im Kreise des A-Teams mit. Wie ist Ihr Verhältnis zu Bundestrainer Julian Nagelsmann?
Di Salvo: Sehr gut! Wir haben die Tage erst telefoniert. Wir bringen uns gegenseitig immer wieder auf den neuesten Stand, wie die Jungs drauf waren, welche Entwicklungen sie genommen haben und wie sie sich im Team präsentiert haben, wenn sie zum ersten Mal beim A-Team dabei waren oder wieder zur U 21 zurückgekommen sind. Dieser regelmäßige Austausch ist mir sehr wichtig.
DFB.de: Im November warten zwei Härtetests auf Sie. Beide Gegner haben ihre Qualifikationsgruppe erfolgreich abgeschlossen und sind ebenfalls sicher für die EM 2025 qualifiziert. Was erwarten Sie von Ihrem Team bei der kommenden Länderspielphase?
Di Salvo: Ich bin gespannt, wie die Mannschaft diese Spiele aufnimmt. Für mich sind das keine Freundschaftsspiele, da es immer darum geht, sich als Spieler zu zeigen und sich als Team weiterzuentwickeln. Wir nutzen jedes Spiel, um zu prüfen, auf welchem Stand die Mannschaft ist. Dänemark hat sich in den vergangenen Jahren häufig für die EM qualifiziert. Wir haben schon häufiger gegen das Team gespielt, das aufgrund seiner kompakten Defensive immer sehr unangenehm zu bespielen war und in den Abläufen eine gute Struktur hatte. Gleichzeitig sind die Dänen technisch immer stark und kontern gut. Das anschließende Spiel in Frankreich verspricht ein besonderes zu werden. Es wird spannend zu sehen, wie sich unsere Mannschaft auswärts gegen eine Topmannschaft mit viel individueller Qualität vor einer tollen Atmosphäre schlagen wird.
DFB.de: Beim vergangenen Heimspiel gegen Bulgarien in Regensburg haben Sie ebenfalls vor einer tollen Kulisse gespielt. Nach dem Spiel sagten Sie: "Die Nationalhymne wurde so laut gesungen wie noch nie.“ Welche Rolle spielen die Fans bei der U 21 und worauf können die sich speziell im Aachener Tivoli freuen?
Di Salvo: Es ist immer schön, wenn wir vor vielen Fans spielen und diese die Mannschaft lautstark unterstützen. Es kommt bei den Spielern definitiv an, wenn von den Rängen Anfeuerungen zu hören sind. Die Euphorie von Kindern, aber auch Erwachsenen wahrzunehmen, sowie die vielen deutschen Fahnen zu sehen, die schon vor dem Spiel geschwenkt werden, ist immer ein tolles Gefühl. Die Nationalhymne mitzusingen, ist für mich Teil von Identifikation, daher empfinde ich das als sehr positiv. Ich hoffe natürlich, dass auch in Aachen wieder viele Fans im Stadion sein werden, die die Mannschaft unterstützen.
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