Zwischen Schützenfest und Malteser Hilfsdienst

Es ist das neunte Duell: Heute (ab 18 Uhr, live in der ARD) trifft Deutschland im Benefiz-Länderspiel in Aachen auf Malta - und ist dann hoher Favorit. Denn bislang gab es zumeist hohe deutsche Siege, nur manchmal tat sich die Nationalmannschaft schwer.

Die gemeinsame Länderspiel-Geschichte ist vergleichsweise jung. Vor 35 Jahren begann sie auf einem Hartplatz in La Valletta, der seinem Namen alle Ehre machte. Bernd Cullmann hat ihn jedenfalls bis heute nicht vergessen. Er war der erste deutsche Torschütze gegen Malta, Berti Vogts traf ebenfalls gegen den Inselstaat, Michael Ballack erzielte 2004 sogar vier Treffer.

Aber es lief nicht immer einseitig gegen den Außenseiter. Der Historiker Udo Muras hat sich für DFB.de noch einmal die bisherigen acht Duelle angeschaut.

Cullmann erster deutscher Torschütze gegen Malta

Bernd Cullmann kann sich noch sehr gut an sein erstes Länderspiel gegen Malta erinnern. Das ist keine Selbstverständlichkeit, über 35 Jahre ist es her, aber der Weltmeister vom 1. FC Köln ging an diesem 22. Dezember 1974 in die Länderspiel-Historie ein als erster deutscher Torschütze gegen Malta. Das mag zunächst nicht besonders bemerkenswert klingen, doch mehr Tore fielen nicht an diesem sommerlich anmutenden Sonntag kurz vor Weihnachten auf der Mittelmeerinsel.

Und da es immerhin um Punkte für die EM-Qualifikation ging, war es sogar ein sehr wichtiges Tor. „Das Ergebnis sagt alles. Wir haben uns sehr schwer getan“, sagt Cullmann. „Das Spiel war auf dem berühmten Hartplatz in La Valletta. Knochenhart und festgebacken. Das ist heute unvorstellbar, aber damals herrschten bei Auswärtsspielen oft noch widrige Umstände.“

"Fußball auf Malta ist wie in der Sahara"

In der Tat. Englands Ikone Bobby Charlton sagte in jenen Tagen „Fußball auf Malta ist wie in der Sahara“, und der „Kicker“ echauffierte sich damals: „Dieser Platz – er ist so ziemlich das Ärgste, was je in einem europäischen Wettbewerb einer Profitruppe zugemutet worden ist. Besonders am Rand mit einer dünnen staubfeinen Sandschicht bedeckt, darunter knochenhart wie ein Tennishartplatz.“



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Es ist das neunte Duell: Heute (ab 18 Uhr, live in der ARD) trifft Deutschland im Benefiz-Länderspiel in Aachen auf Malta - und ist dann hoher Favorit. Denn bislang gab es zumeist hohe deutsche Siege, nur manchmal tat sich die Nationalmannschaft schwer.

Die gemeinsame Länderspiel-Geschichte ist vergleichsweise jung. Vor 35 Jahren begann sie auf einem Hartplatz in La Valletta, der seinem Namen alle Ehre machte. Bernd Cullmann hat ihn jedenfalls bis heute nicht vergessen. Er war der erste deutsche Torschütze gegen Malta, Berti Vogts traf ebenfalls gegen den Inselstaat, Michael Ballack erzielte 2004 sogar vier Treffer.

Aber es lief nicht immer einseitig gegen den Außenseiter. Der Historiker Udo Muras hat sich für DFB.de noch einmal die bisherigen acht Duelle angeschaut.

Cullmann erster deutscher Torschütze gegen Malta

Bernd Cullmann kann sich noch sehr gut an sein erstes Länderspiel gegen Malta erinnern. Das ist keine Selbstverständlichkeit, über 35 Jahre ist es her, aber der Weltmeister vom 1. FC Köln ging an diesem 22. Dezember 1974 in die Länderspiel-Historie ein als erster deutscher Torschütze gegen Malta. Das mag zunächst nicht besonders bemerkenswert klingen, doch mehr Tore fielen nicht an diesem sommerlich anmutenden Sonntag kurz vor Weihnachten auf der Mittelmeerinsel.

Und da es immerhin um Punkte für die EM-Qualifikation ging, war es sogar ein sehr wichtiges Tor. „Das Ergebnis sagt alles. Wir haben uns sehr schwer getan“, sagt Cullmann. „Das Spiel war auf dem berühmten Hartplatz in La Valletta. Knochenhart und festgebacken. Das ist heute unvorstellbar, aber damals herrschten bei Auswärtsspielen oft noch widrige Umstände.“

"Fußball auf Malta ist wie in der Sahara"

In der Tat. Englands Ikone Bobby Charlton sagte in jenen Tagen „Fußball auf Malta ist wie in der Sahara“, und der „Kicker“ echauffierte sich damals: „Dieser Platz – er ist so ziemlich das Ärgste, was je in einem europäischen Wettbewerb einer Profitruppe zugemutet worden ist. Besonders am Rand mit einer dünnen staubfeinen Sandschicht bedeckt, darunter knochenhart wie ein Tennishartplatz.“

Ein Platz, auf den sich selbst die einheimischen Torhüter angeblich niemals warfen. Im deutschen Tor stand als einer von insgesamt fünf eingesetzten Neulingen der Schalker Norbert Nigbur als Vertreter Sepp Maiers, und er brachte sich eine wattierte Hose von seinem Heimatverein SV Hessler mit, der auch nur einen Hartplatz hatte.

Bernd Cullmann, dessen Tor unmittelbar vor der Pause fiel, beteuert: „Ich bin auf Ascheplätzen groß geworden.“ So überstanden sie die buchstäbliche Härteprobe vor 30.000 enthusiastischen Zuschauern, von denen Hunderte auf dem Tribünendach standen, und waren froh über die Punkte. Vor der Partie, das weiß Cullmann noch gut, unterhielt übrigens ein Eisenbieger das Publikum.

Nur Remis auf Malta im Jahr 1979

Beim Rückspiel in Dortmund am 28. Februar 1976 sorgten die Fußballer selbst für die meiste Unterhaltung. 54.000 waren in Karnevalsstimmung ins Westfalenstadion geströmt. Sie hofften auf ein Schützenfest, und sie wurden nicht enttäuscht. 8:0 gewann das Team von Bundestrainer Helmut Schön, der hinterher sagte: „Wir können unsere Elf nach diesem Spiel nicht hochleben lassen, aber wir können sie auch nicht schlechtmachen.“

Ein Pflichtsieg mit Unterhaltungswert, für den insbesondere das Tor zum 7:0 sorgte. In seinem 69. Länderspiel glückte Verteidiger Berti Vogts ein Treffer. Schon als es vor der Pause Elfmeter gab, forderte das Publikum den Berti stürmisch, aber da ließ er dem dafür vorgesehenen Erich Beer den Vortritt. Die Malteser nahmen es auch sportlich, Libero Gouder amüsierte sich über die „Hau-Ruck“-Rufe vor jedem Abschlag und Torwart Sciberras verfolgte Sepp Maier bis in die deutsche Kabine, um sein Trikot zu erhaschen. Bernd Cullmann hat seins damals behalten dürfen, auch das weiß er noch.

Mal wieder 8:0

Dass er drei Jahre später wieder auf Malta gespielt hat, weiß er nicht mehr. Beim dritten Treffen am 25. Februar 1979 verlor Deutschland zum bis dato einzigen Mal einen Punkt gegen die Malteser. Unter Jupp Derwall gab es ein 0:0 – auf dem Weg zum EM-Triumph 1980 war es offenbar ein Dämpfer zur rechten Zeit. Bernd Cullmann stand 90 Minuten auf dem Platz in La Valletta, davon künden zumindest die Chroniken – er selbst tut es nicht: „Die negativen Dinge verdrängt man eben.“

Damals sprachen sie es offen an, wieder wurde der Platz angeprangert. „Auf dem kann man vielleicht Tennis oder Murmeln spielen, aber nicht Fußball“, schimpfte Sepp Maier. Jupp Derwall wählte einen geradezu poetischen Vergleich. Dort zu spielen sei dasselbe, „als müsste Picasso seine Gemälde auf Tapete malen“. Dabei gab es sogar einen Rasenplatz, doch der war nicht freigegeben.

Doch es wurde wieder besser: Wie 1976 endete am 27. Februar 1980 das Rückspiel 8:0 – nun in Bremen, wo Lokalmatador Dieter Burdenski vor 38.000 Zuschauern im deutschen Tor stand. Sechs Stürmer-Tore wurden gezählt: Klaus Fischer, Klaus Allofs (je zwei), Karl-Heinz Rummenigge und Joker Walter Kelsch trafen nach Herzenslust. Rainer Bonhof und ein maltesisches Eigentor stellten den Endstand her. Diesmal stand Bernd Cullmann als Libero in der Abwehr und hatte einen dermaßen langweiligen Abend verlebt, dass er uns auch davon nichts mehr zu erzählen wusste.

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Thon debütiert gegen Malta

Über viereinhalb Jahre vergingen, ehe die Duelle mit Malta fortgesetzt wurden. Am 16. Dezember 1984 ging es um Punkte für die Teilnahme an der WM in Mexiko. Im neuen National-Stadion Ta’Qali in La Valletta lag inzwischen tatsächlich Rasen. Und wieder tat sich Deutschland schwer: Erstmals schossen die Malteser sogar Tore. Busuttil und Xuereb überwanden Toni Schumacher zu Beginn und am Ende des Spiels. Dazwischen lagen aber drei deutsche Treffer durch Klaus Allofs (zwei) und Verteidiger Karl-Heinz Förster, der kurz vor der Pause zum 1:1 ausglich.

Franz Beckenbauer war nicht begeistert, als er Bilanz zog: „Das Positive an diesem Spiel sind nur die zwei Punkte, der Kampfgeist unserer Mannschaft und das glänzende Debüt von Olaf Thon.“ Der 18 Jahre alte Schalker durfte eine Halbzeit mitmachen. Im Rückspiel am 27. März 1985 in Saarbrücken hieß es am Ende 6:0. Nach 18 Minuten stand es schon 4:0, danach folgten nur noch zwei Tore – auch weil Matthias Herget einen Elfmeter verschoss.

Ballack trifft wie der "Bomber"

Seitdem hat es keine Pflichtspiele mehr gegen Malta gegeben, dafür stehen noch zwei Testländerspiele in den Annalen. Am 2. September 1998 gab es erneut einen knappen Auswärtssieg in La Valletta (2:1) unter Bundestrainer Berti Vogts. Bei den Toren war auch der „Malteser Hilfsdienst“ im Einsatz, das 0:1 war ein Eigentor. Den Siegtreffer erzielte Stefan Paßlack.

Zum bislang letzten Mal traf die DFB-Auswahl am 27. Mai 2004 auf Malta, um sich vor der EM in Portugal einzuspielen. In Freiburg gab es ein lockeres 7:0, und Michael Ballack schrieb mit vier Toren Geschichte. Das war zuvor "Bomber" Gerd Müller gelungen – 1972.

Der Ausnahmestürmer hat übrigens nie gegen Malta gespielt, sonst wäre die Bilanz aus acht Duellen vielleicht noch etwas besser, als sie es ohnehin schon ist: sieben Siege, ein Remis und 35:3 Tore.