Zwanzigers Kompliment an Bundestrainer Löw

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Vor dem Start der Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz (7. bis 29. Juni) ist Dr. Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), zuversichtlich.

Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (sid) spricht Zwanziger über die anstehende EM und die Aussichten der deutschen Nationalmannschaft.

Frage: Wie beurteilt der DFB-Präsident nach den beiden Vorbereitungsspielen gegen Weißrussland und Serbien die Verfassung der deutschen Nationalmannschaft eine Woche vor dem ersten EM-Gruppenspiel gegen Polen?

Dr. Theo Zwanziger: Den Verlauf der bisherigen Europameisterschaftsvorbereitung, die in dieser Woche ja noch im Tessin fortgesetzt wird, beurteile ich rundum positiv. Nach einem so harten Trainingslager wäre es vermessen gewesen, von der Mannschaft glanzvolle Siege zu erwarten. Was aber den Stand der Fitness angeht, die taktischen Varianten und vor allem auch die Form unserer Leistungsträger, kann ich bereits eine sehr zufriedenstellende Zwischenbilanz ziehen. Michael Ballack ist in Topform, aber auch manch anderer wie zum Beispiel Torsten Frings. Auch Miroslav Klose hinterlässt einen sehr guten Eindruck. Nun bleibt noch zu klären, wie Bernd Schneider am besten ersetzt werden kann. Zudem hoffen wir alle, dass die Fitness von Christoph Metzelder noch besser wird, aber er ist nach meinen Informationen auf einem ausgezeichneten Weg. Ich bin überzeugt davon, dass wir in einer guten Verfassung in das erste EM-Spiel gegen Polen gehen werden.

Frage: Dass bedeutet, Sie glauben im Spiel gegen Polen fest an den ersten EM-Sieg einer deutschen Mannschaft seit 1996 ...?

Zwanziger: Davon gehe ich fest aus. Das wünsche ich nicht nur unseren Team, sondern auch allen Fans der deutschen Mannschaft.

Frage: Wie bewerten Sie die Arbeit von Bundestrainer Joachim Löw, der nach seiner endgültigen Nominierung leichte Kritik verkraften musste?

Zwanziger: Ich kann dem Bundestrainer nur ein Kompliment machen. Es ist imponierend, wie er die Vorbereitung bislang angegangen ist. Er weiß, was er will und setzt seine Vorstellungen auch konsequent um. Er ist für mich immer ein sachbezogener und engagierter Gesprächspartner.

Frage: Im Vorfeld der EM gab es Kritik an den hohen Kosten für die Nationalmannschaft, die im Gegensatz zur WM um rund vier Millionen Euro auf 20 Millionen Euro gestiegen sind. Was entgegnen sie den Kritikern?

Zwanziger: Die EM ist für uns zwangsläufig teurer, weil sie im Ausland und nicht in Deutschland stattfindet. Die Kosten sind deshalb unter anderem für die Reisen und die Unterbringung höher. Schließlich handelt es sich nicht um eine Klassenfahrt in eine Jugendherberge. Es müssen professionelle Rahmenbedingungen für ein großes Turnier gewährleistet werden, wie es auch bei den anderen Mannschaften geschieht. Ob nun die Arbeit des Trainerstabs und der Fitness-Coaches oder ein vernünftiges Ambiente im Mannschaftsquartier - alles ist enorm wichtig und jede Kleinigkeit kann entscheidend sein. Der psychologische Aspekt nimmt in der heutigen Zeit einen großen Raum ein, so dass wir auch außerhalb des Rasens und der Fitnessräume dafür Sorge tragen müssen, dass Spielfreude und Teamfähigkeit gefördert werden.

Frage: Dennoch besteht offenbar bei einigen die Sorge, dass diese Kosten am Ende zu Lasten der Amateurvereine gehen ..."

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Zwanziger: Zu Unrecht, ich kann versichern, dass sich keiner Sorgen machen muss, und dass am Ende genug Geld für den gemeinnützigen Bereich des DFB über bleibt. Ohne unser Zugpferd Nationalmannschaft würden wir weit weniger einnehmen. Am Ende des Turniers steht für uns auf alle Fälle ein schwarze Zahl, egal ob wir nach der Vorrunde ausscheiden oder am Ende den Titel holen. Das war auch bei den vergangenen Turnieren nie anders. Wenn wir zum Beispiel in der Vorrunde ausscheiden würden, wovon ich nicht ausgehe, würden wir ja auch enorme Kosten einsparen. Dann entfielen die Prämien und auch andere Kosten würden sich reduzieren. Je weiter wir aber kommen, umso mehr verdienen wir nicht zuletzt durch die sich dann steigernden Auszahlungen der UEFA. Wir handeln weiter nach unserem Grundsatz, dass wir in die Mannschaft investieren müssen, wenn wir am Ende Erfolg haben wollen. Man muss einer Kuh zu trinken geben, wenn man sie melken will, das ist eine alte volkswirtschaftliche Wahrheit.

Frage: Wo sehen Sie die größten Unterschiede zwischen der WM 2006 und der EM in Österreich und der Schweiz?

Zwanziger: Der entscheidende Unterschied aus unserer Sicht ist, dass wir diesmal Gast und nicht Gastgeber sind. Wir hatten vor zwei Jahren 31 Nationen zu Gast, was für die völkerverbindende Stimmung gesorgt hat. Das kann diesmal naturgemäß in unserem Land nicht so sein, obwohl man auch jetzt schon an jeder Ecke die Vorfreude auf das Turnier spüren kann. Beim Länderspiel in Gelsenkirchen ist mir aufgefallen, dass unheimlich viele weibliche Fans im Stadion waren und diese maßgeblich mit zu einer fröhlichen Begeisterung beigetragen haben. Es existiert keine Männergesellschaft mehr im Fußball, was ich sehr positiv finde. Die Begeisterung des Fans wird in unserem Land aber wie schon bei der WM von der Attraktivität unserer Mannschaft bestimmt werden.

[sid]

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Vor dem Start der Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz (7. bis 29. Juni) ist Dr. Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), zuversichtlich.

Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (sid) spricht Zwanziger über die anstehende EM und die Aussichten der deutschen Nationalmannschaft.

Frage: Wie beurteilt der DFB-Präsident nach den beiden Vorbereitungsspielen gegen Weißrussland und Serbien die Verfassung der deutschen Nationalmannschaft eine Woche vor dem ersten EM-Gruppenspiel gegen Polen?

Dr. Theo Zwanziger: Den Verlauf der bisherigen Europameisterschaftsvorbereitung, die in dieser Woche ja noch im Tessin fortgesetzt wird, beurteile ich rundum positiv. Nach einem so harten Trainingslager wäre es vermessen gewesen, von der Mannschaft glanzvolle Siege zu erwarten. Was aber den Stand der Fitness angeht, die taktischen Varianten und vor allem auch die Form unserer Leistungsträger, kann ich bereits eine sehr zufriedenstellende Zwischenbilanz ziehen. Michael Ballack ist in Topform, aber auch manch anderer wie zum Beispiel Torsten Frings. Auch Miroslav Klose hinterlässt einen sehr guten Eindruck. Nun bleibt noch zu klären, wie Bernd Schneider am besten ersetzt werden kann. Zudem hoffen wir alle, dass die Fitness von Christoph Metzelder noch besser wird, aber er ist nach meinen Informationen auf einem ausgezeichneten Weg. Ich bin überzeugt davon, dass wir in einer guten Verfassung in das erste EM-Spiel gegen Polen gehen werden.

Frage: Dass bedeutet, Sie glauben im Spiel gegen Polen fest an den ersten EM-Sieg einer deutschen Mannschaft seit 1996 ...?

Zwanziger: Davon gehe ich fest aus. Das wünsche ich nicht nur unseren Team, sondern auch allen Fans der deutschen Mannschaft.

Frage: Wie bewerten Sie die Arbeit von Bundestrainer Joachim Löw, der nach seiner endgültigen Nominierung leichte Kritik verkraften musste?

Zwanziger: Ich kann dem Bundestrainer nur ein Kompliment machen. Es ist imponierend, wie er die Vorbereitung bislang angegangen ist. Er weiß, was er will und setzt seine Vorstellungen auch konsequent um. Er ist für mich immer ein sachbezogener und engagierter Gesprächspartner.

Frage: Im Vorfeld der EM gab es Kritik an den hohen Kosten für die Nationalmannschaft, die im Gegensatz zur WM um rund vier Millionen Euro auf 20 Millionen Euro gestiegen sind. Was entgegnen sie den Kritikern?

Zwanziger: Die EM ist für uns zwangsläufig teurer, weil sie im Ausland und nicht in Deutschland stattfindet. Die Kosten sind deshalb unter anderem für die Reisen und die Unterbringung höher. Schließlich handelt es sich nicht um eine Klassenfahrt in eine Jugendherberge. Es müssen professionelle Rahmenbedingungen für ein großes Turnier gewährleistet werden, wie es auch bei den anderen Mannschaften geschieht. Ob nun die Arbeit des Trainerstabs und der Fitness-Coaches oder ein vernünftiges Ambiente im Mannschaftsquartier - alles ist enorm wichtig und jede Kleinigkeit kann entscheidend sein. Der psychologische Aspekt nimmt in der heutigen Zeit einen großen Raum ein, so dass wir auch außerhalb des Rasens und der Fitnessräume dafür Sorge tragen müssen, dass Spielfreude und Teamfähigkeit gefördert werden.

Frage: Dennoch besteht offenbar bei einigen die Sorge, dass diese Kosten am Ende zu Lasten der Amateurvereine gehen ..."

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Zwanziger: Zu Unrecht, ich kann versichern, dass sich keiner Sorgen machen muss, und dass am Ende genug Geld für den gemeinnützigen Bereich des DFB über bleibt. Ohne unser Zugpferd Nationalmannschaft würden wir weit weniger einnehmen. Am Ende des Turniers steht für uns auf alle Fälle ein schwarze Zahl, egal ob wir nach der Vorrunde ausscheiden oder am Ende den Titel holen. Das war auch bei den vergangenen Turnieren nie anders. Wenn wir zum Beispiel in der Vorrunde ausscheiden würden, wovon ich nicht ausgehe, würden wir ja auch enorme Kosten einsparen. Dann entfielen die Prämien und auch andere Kosten würden sich reduzieren. Je weiter wir aber kommen, umso mehr verdienen wir nicht zuletzt durch die sich dann steigernden Auszahlungen der UEFA. Wir handeln weiter nach unserem Grundsatz, dass wir in die Mannschaft investieren müssen, wenn wir am Ende Erfolg haben wollen. Man muss einer Kuh zu trinken geben, wenn man sie melken will, das ist eine alte volkswirtschaftliche Wahrheit.

Frage: Wo sehen Sie die größten Unterschiede zwischen der WM 2006 und der EM in Österreich und der Schweiz?

Zwanziger: Der entscheidende Unterschied aus unserer Sicht ist, dass wir diesmal Gast und nicht Gastgeber sind. Wir hatten vor zwei Jahren 31 Nationen zu Gast, was für die völkerverbindende Stimmung gesorgt hat. Das kann diesmal naturgemäß in unserem Land nicht so sein, obwohl man auch jetzt schon an jeder Ecke die Vorfreude auf das Turnier spüren kann. Beim Länderspiel in Gelsenkirchen ist mir aufgefallen, dass unheimlich viele weibliche Fans im Stadion waren und diese maßgeblich mit zu einer fröhlichen Begeisterung beigetragen haben. Es existiert keine Männergesellschaft mehr im Fußball, was ich sehr positiv finde. Die Begeisterung des Fans wird in unserem Land aber wie schon bei der WM von der Attraktivität unserer Mannschaft bestimmt werden.