Zwanziger: "Dürfen die Messlatte nicht tiefer legen"

Dr. Theo Zwanziger, Geschäftsführender Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), ist begeistert von den ersten WM-Tagen in Deutschland, warnt aber in einem Interview eindringlich alle Verantwortlichen davor, sich frühzeitig zurückzulehnen.

Frage: Wie lautet Ihr Zwischenfazit nach den ersten WM-Tagen?

Dr.Theo Zwanziger: Unsere ohnehin optimistischen Erwartungen sind noch übertroffen worden. Das hat sicherlich auch mit dem guten Wetter zu tun, das pünktlich zum WM-Start gekommen ist und zeigt, dass unser Kaiser Franz auch einen guten Draht zum Himmel hat. Wir haben in jedem Winkel des Landes ein Optimum an Fröhlichkeit wahrnehmen können, zudem Herzlichkeit und Sympathie für unsere Gäste gespürt. Zu dieser ausgelassenen und friedlichen Stimmung hat meines Erachtens auch der ökumenische Gottesdienst vor dem ersten WM-Spiel in München beigetragen. Das war eine Liebeserklärung an den Fußball.

Frage: Was hat Ihnen denn noch besonders gefallen an den ersten WM-Tagen?

Zwanziger: Ich fand, dass wir eine sehr gelungene Eröffnungsfeier gesehen haben, die eine großartige Verbindung zwischen Bayern, Deutschland und der Welt hergestellt hat. Dafür gilt mein besonderer Dank den Initiatoren Andre Heller und Fedor Radmann.

Frage: Gab es denn bei aller Begeisterung auch Dinge, die Sie gestört haben?

Zwanziger: Nach wie vor müssen wir das Ticketing-Problem in den Griff bekommen. Wir analysieren sehr genau, warum es in Leizig viele freie Plätze gegeben hat, obwohl das Stadion ausverkauft war. Es deutet vieles darauf hin, dass einige Verbände und auch Sponsoren bei der Vergabe der Eintrittkarten nicht die nötige Sorgfaltspflicht haben walten lassen. Dies werden wir nicht dulden. Alle, die Optionstickets besitzen, haben noch Chancen auf eine Karte.

Frage: Wie beurteilen Sie in Ihrer Funktion als Geschäftsführender DFB-Präsident den Auftakt der deutschen Mannschaft und was erwarten Sie vom zweiten Gruppenspiel gegen Polen?

Zwanziger: Man konnte feststellen, dass unsere Mannschaft bei diesem Turnier von einer Welle der Sympathie getragen wird. Und mit der Leistung gegen Costa Rica durfte man trotz kleiner Mängel mehr als zufrieden sein. Ich bin sicher, dass die Mannschaft auch die Aufgabe gegen Polen in Dortmund erfolgreich bewältigen wird, zumal jeder die Leistung im ersten Spiel realistisch einschätzt, sowohl Mannschaft als Trainerstab nach dem 4:2 nicht die Bodenhaftung verloren haben.

Frage: Von Hooligans war am vergangenen Freitag am Rande des Spiels Polen gegen Ecuador glücklicherweise nichts zu sehen. Befürchten Sie in dieser Hinsicht für Dortmund Probleme?

Zwanziger: In Gelsenkirchen ist nichts passiert, und in Dortmund wird auch nichts passieren, da bin ich mir ziemlich sicher. Ich muss in diesem Zusammenhang der Polizei und den Sicherheitskräften insgesamt ein riesiges Kompliment machen. Denn mir ihrer Arbeit tragen sie ja maßgeblich zu dieser friedlichen Atmosphäre bei. Wir haben ja auch die Engländer so erlebt, wie wir sie erleben möchten. Die ganzen präventiven Maßnahmen scheinen sich auszuzahlen. Aber ich warne davor, dass wir uns nach den positiven Eindrücken der ersten Tage zurücklehnen. Wir haben noch eine lange Strecke vor uns und dürfen die Messlatte nicht tiefer legen. Dies gilt im Übrigen für alle Bereiche.

Frage: Christoph Metzelder hat ein gesundes Maß an Patriotimus gefordert...

Zwanziger: Es ist in der Tat nicht verwerflich, Einigkeit und Recht und Freiheit zu singen. Und auch meine Frau hat Deutschland-Fähnchen in unsere Blumenkästen gesteckt. Ich bin 1945 geboren und stolz darauf, was meine Großväter aufgebaut haben. Patriotismus darf aber nicht in Nationalismus umschlagen. Einige in unserem Land setzen unter dem Deckmantel des Patriotismus Menschen anderer Nationen herab. Wenn der Respekt vor den anderen Nationen da ist, ist Patriotismus eine gute Sache. Man sollte gewisse Symbole aber nicht erzwingen und auch nicht übertreiben und dürfen erst recht nicht befehlen, dass jetzt alle in schwarz-rot-gold rumlaufen. Wir dürfen aber wieder etwas stolz sein und mit dieser Einstellung damit vielleicht dazu beitragen, dass andere gesellschaftliche Probleme, die es zweifelsohne bei uns gibt, positiv angegangen werden. [sid]


[bild1]
Dr. Theo Zwanziger, Geschäftsführender Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), ist begeistert von den ersten WM-Tagen in Deutschland, warnt aber in einem Interview eindringlich alle Verantwortlichen davor, sich frühzeitig zurückzulehnen.



Frage: Wie lautet Ihr Zwischenfazit nach den ersten WM-Tagen?



Dr.Theo Zwanziger: Unsere ohnehin optimistischen Erwartungen sind noch übertroffen worden. Das hat sicherlich auch mit dem guten Wetter zu tun, das pünktlich zum WM-Start gekommen ist und zeigt, dass unser Kaiser Franz auch einen guten Draht zum Himmel hat. Wir haben in jedem Winkel des Landes ein Optimum an Fröhlichkeit wahrnehmen können, zudem Herzlichkeit und Sympathie für unsere Gäste gespürt. Zu dieser ausgelassenen und friedlichen Stimmung hat meines Erachtens auch der ökumenische Gottesdienst vor dem ersten WM-Spiel in München beigetragen. Das war eine Liebeserklärung an den Fußball.



Frage: Was hat Ihnen denn noch besonders gefallen an den ersten WM-Tagen?



Zwanziger: Ich fand, dass wir eine sehr gelungene
Eröffnungsfeier gesehen haben, die eine großartige Verbindung
zwischen Bayern, Deutschland und der Welt hergestellt hat. Dafür
gilt mein besonderer Dank den Initiatoren Andre Heller und Fedor
Radmann.



Frage: Gab es denn bei aller Begeisterung auch Dinge, die Sie gestört haben?



Zwanziger: Nach wie vor müssen wir das Ticketing-Problem in den Griff bekommen. Wir analysieren sehr genau, warum es in Leizig viele freie Plätze gegeben hat, obwohl das Stadion ausverkauft war. Es deutet vieles darauf hin, dass einige Verbände und auch Sponsoren bei der Vergabe der Eintrittkarten nicht die nötige Sorgfaltspflicht haben walten lassen. Dies werden wir nicht dulden. Alle, die Optionstickets besitzen, haben noch Chancen auf eine Karte.



Frage: Wie beurteilen Sie in Ihrer Funktion als
Geschäftsführender DFB-Präsident den Auftakt der deutschen
Mannschaft und was erwarten Sie vom zweiten Gruppenspiel gegen
Polen?



Zwanziger: Man konnte feststellen, dass unsere Mannschaft bei diesem Turnier von einer Welle der Sympathie getragen wird. Und mit der Leistung gegen Costa Rica durfte man trotz kleiner Mängel mehr als zufrieden sein. Ich bin sicher, dass die Mannschaft auch die Aufgabe gegen Polen in Dortmund erfolgreich bewältigen wird, zumal jeder die Leistung im ersten Spiel realistisch einschätzt, sowohl Mannschaft als Trainerstab nach dem 4:2 nicht die Bodenhaftung verloren haben.



Frage: Von Hooligans war am vergangenen Freitag am Rande des Spiels Polen gegen Ecuador glücklicherweise nichts zu sehen. Befürchten Sie in dieser Hinsicht für Dortmund Probleme?



Zwanziger: In Gelsenkirchen ist nichts passiert, und in
Dortmund wird auch nichts passieren, da bin ich mir ziemlich
sicher. Ich muss in diesem Zusammenhang der Polizei und den
Sicherheitskräften insgesamt ein riesiges Kompliment machen. Denn
mir ihrer Arbeit tragen sie ja maßgeblich zu dieser friedlichen
Atmosphäre bei. Wir haben ja auch die Engländer so erlebt, wie wir sie erleben möchten. Die ganzen präventiven Maßnahmen scheinen sich auszuzahlen. Aber ich warne davor, dass wir uns nach den positiven Eindrücken der ersten Tage zurücklehnen. Wir haben noch eine lange Strecke vor uns und dürfen die Messlatte nicht tiefer legen. Dies gilt im Übrigen für alle Bereiche.



Frage: Christoph Metzelder hat ein gesundes Maß an Patriotimus gefordert...



Zwanziger: Es ist in der Tat nicht verwerflich, Einigkeit und Recht und Freiheit zu singen. Und auch meine Frau hat
Deutschland-Fähnchen in unsere Blumenkästen gesteckt. Ich bin 1945 geboren und stolz darauf, was meine Großväter aufgebaut haben. Patriotismus darf aber nicht in Nationalismus umschlagen. Einige in unserem Land setzen unter dem Deckmantel des Patriotismus Menschen anderer Nationen herab. Wenn der Respekt vor den anderen Nationen da ist, ist Patriotismus eine gute Sache. Man sollte gewisse Symbole aber nicht erzwingen und auch nicht übertreiben und dürfen erst recht nicht befehlen, dass jetzt alle in schwarz-rot-gold rumlaufen. Wir dürfen aber wieder etwas stolz sein und mit dieser Einstellung damit vielleicht dazu beitragen, dass andere gesellschaftliche Probleme, die es zweifelsohne bei uns gibt, positiv angegangen werden.