Zwanziger: "Die Sozialromantik muss sich jetzt an der Realität messen"

Unmittelbar nachdem Michel Platini als neuer Präsident der UEFA gewählt worden war, nahm DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger in einem aktuellen Gespräch Position zum Wahlausgang. Der DFB hatte vor der Wahl im Kongress-Zentrum der Düsseldorfer Messe eindeutig Position für den Amtsinhaber Lennart Johansson bezogen. Der 77-jährige Schwede hatte den europäischen Kontinentalverband über 17 Jahre angeführt. Der 51-jährige Michel Platini ist der zweite Franzose an der Spitze der UEFA.

Frage: Bedeutet die Wahl Platinis eine Niederlage für den deutschen Fußball?

Dr. Theo Zwanziger: Die Kleinen haben gesiegt. Jetzt muss sich die Sozialromantik an der Realität messen lassen. Ich hoffe, dass die beiden Lager schnell wieder zusammenwachsen und sich um das Eigentliche, den Fußball, kümmern.

Frage: Wie sehen Sie persönlich die Abwahl Lennart Johanssons?

Zwanziger: Ich bin traurig darüber, dass jemand abgewählt worden ist, ohne dass ihm inhaltlich etwas entgegengesetzt werden konnte. Mir liegt vor allem der Mensch Lennart Johansson am Herzen. Das hatte er nicht verdient.

Frage: Was erwarten Sie vom neuen UEFA-Präsidenten Michel Platini?

Zwanziger: Jetzt ist ein neuer Tag. Ich wünsche dem neu gewählten Präsidenten alles Gute und vor allem eine glückliche Hand. Er wird viele Probleme vor sich haben, weil dieses Wahlergebnis natürlich einen gespaltenen UEFA-Verband zeigt. Diese Aufgabe wird nicht leicht sein und sehr viel Fingerspitzengefühl verlangen. Es wird von Nöten sein, die beiden Lager wieder zusammenzuführen.

Frage: Wie wird sich die Zusammenarbeit mit Michel Platini gestalten?

Zwanziger: Im Interesse des Fußballs werden wir immer an vernünftigen, einvernehmlichen Lösungen mitarbeiten. Inhaltlich wird sich ohnehin nicht soviel ändern gegenüber dem heutigen Stand.

Frage: Wo liegen Ihrer Meinung nach die Gründe für Platinis Erfolg?

Zwanziger: Grund für seinen Wahlerfolg war sicher die intensive Kampagne, die Platini vor allem in den kleinen Mitgliedsländern geführt hat. Da werden die großen Nationen in einem sehr hohen Maße die wirtschaftlichen Grundlagen schaffen müssen, damit all das verteilt werden kann, was sich die kleineren Verbände erhoffen. Er hat versprochen, mehr zu verteilen als bisher. Wie das gesehen soll, ist mir allerdings schleierhaft. Manchmal ist es so, dass der Sieg von heute morgen sehr schwer umzusetzen ist.

Frage: Wie ist der DFB aktuell in der UEFA positioniert?

Zwanziger: Der DFB ist international gut aufgestellt und hat mit Franz Beckenbauer einen Top-Repräsentanten in der FIFA-Exekutive.

Frage: Wie reagiert der DFB nun auf die Wahl Platinis?

Zwanziger: Es ist nicht unsere Aufgabe, auf den neuen Präsidenten zuzugehen. Es ist Sache des Präsidenten, dass es ihm gelingt, außer den 27 Stimmen, die er geholt hat, auch die anderen Verbände auf seine Seite zu holen, damit man an einem gemeinschaftlichen Konzept mitarbeiten kann. Ganz klar ist, dass wir einer Einladung zu Gesprächen natürlich sofort Folge leisten. Michel Platini genießt als Mensch und als Fußballer beim DFB ein hohes Ansehen. Wir standen ja nicht vor der Entscheidung: Der eine taugt nichts, und der andere ist gut, sondern der Kongress hat nüchtern erkannt, dass hier ein junger Kandidat mit Perspektive zur Wahl steht. Wir als DFB haben die Abstimmung gegen Lennart Johansson nur wegen seines besonderen Verhältnisses gegenüber dem deutschen Fußball nicht für gutgehalten.

Frage: Welche Rolle spielte die Wahlhilfe von FIFA-Präsident Joseph S. Blatter?

Zwanziger: Das kann man jetzt sehr schwer einschätzen. Viele waren zuerst der Auffassung, dass Blatters Fürsprache eher schädlich für Platini sein könnte, aber wenn ich jetzt das Ergebnis sehe, wird klar, dass es eine Reihe wichtiger Gespräche von führenden Repräsentanten des Weltfußballs und des europäischen Fußballs mit den kleineren Verbänden gegeben hat. Es werden große Erwartungen gehegt, und man muss nun sehen, wie sich diese erfüllen lassen.

Frage: Bereuen Sie es im Nachhinein, Johansson unterstützt zu haben?

Zwanziger: Ich verliere lieber mit Johansson, als gegen ihn zu gewinnen.

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Unmittelbar nachdem Michel Platini als neuer Präsident der UEFA gewählt worden war, nahm DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger in einem aktuellen Gespräch Position zum Wahlausgang. Der DFB hatte vor der Wahl im Kongress-Zentrum der Düsseldorfer Messe eindeutig Position für den Amtsinhaber Lennart Johansson bezogen. Der 77-jährige Schwede hatte den europäischen Kontinentalverband über 17 Jahre angeführt. Der 51-jährige Michel Platini ist der zweite Franzose an der Spitze der UEFA.



Frage: Bedeutet die Wahl Platinis eine Niederlage für den deutschen Fußball?



Dr. Theo Zwanziger: Die Kleinen haben gesiegt. Jetzt muss sich die Sozialromantik an der Realität messen lassen. Ich hoffe, dass die beiden Lager schnell wieder zusammenwachsen und sich um das Eigentliche, den Fußball, kümmern.



Frage: Wie sehen Sie persönlich die Abwahl Lennart Johanssons?



Zwanziger: Ich bin traurig darüber, dass jemand abgewählt worden ist, ohne dass ihm inhaltlich etwas entgegengesetzt werden konnte. Mir liegt vor allem der Mensch Lennart Johansson am Herzen. Das hatte er nicht verdient.



Frage: Was erwarten Sie vom neuen UEFA-Präsidenten Michel Platini?



Zwanziger: Jetzt ist ein neuer Tag. Ich wünsche dem neu gewählten Präsidenten alles Gute und vor allem eine glückliche Hand. Er wird viele Probleme vor sich haben, weil dieses Wahlergebnis natürlich einen gespaltenen UEFA-Verband zeigt. Diese Aufgabe wird nicht leicht sein und sehr viel Fingerspitzengefühl verlangen. Es wird von Nöten sein, die beiden Lager wieder zusammenzuführen.



Frage: Wie wird sich die Zusammenarbeit mit Michel Platini gestalten?



Zwanziger: Im Interesse des Fußballs werden wir immer an vernünftigen, einvernehmlichen Lösungen mitarbeiten. Inhaltlich wird sich ohnehin nicht soviel ändern gegenüber dem heutigen Stand.



Frage: Wo liegen Ihrer Meinung nach die Gründe für Platinis Erfolg?



Zwanziger: Grund für seinen Wahlerfolg war sicher die intensive Kampagne, die Platini vor allem in den kleinen Mitgliedsländern geführt hat. Da werden die großen Nationen in einem sehr hohen Maße die wirtschaftlichen Grundlagen schaffen müssen, damit all das verteilt werden kann, was sich die kleineren Verbände erhoffen. Er hat versprochen, mehr zu verteilen als bisher. Wie das gesehen soll, ist mir allerdings schleierhaft. Manchmal ist es so, dass der Sieg von heute morgen sehr schwer umzusetzen ist.



Frage: Wie ist der DFB aktuell in der UEFA positioniert?



Zwanziger: Der DFB ist international gut aufgestellt und hat mit Franz Beckenbauer einen Top-Repräsentanten in der FIFA-Exekutive.



Frage: Wie reagiert der DFB nun auf die Wahl Platinis?



Zwanziger: Es ist nicht unsere Aufgabe, auf den neuen Präsidenten zuzugehen. Es ist Sache des Präsidenten, dass es ihm gelingt, außer den 27 Stimmen, die er geholt hat, auch die anderen Verbände auf seine Seite zu holen, damit man an einem gemeinschaftlichen Konzept mitarbeiten kann. Ganz klar ist, dass wir einer Einladung zu Gesprächen natürlich sofort Folge leisten. Michel Platini genießt als Mensch und als Fußballer beim DFB ein hohes Ansehen. Wir standen ja nicht vor der Entscheidung: Der eine taugt nichts, und der andere ist gut, sondern der Kongress hat nüchtern erkannt, dass hier ein junger Kandidat mit Perspektive zur Wahl steht. Wir als DFB haben die Abstimmung gegen Lennart Johansson nur wegen seines besonderen Verhältnisses gegenüber dem deutschen Fußball nicht für gutgehalten.



Frage: Welche Rolle spielte die Wahlhilfe von FIFA-Präsident Joseph S. Blatter?



Zwanziger: Das kann man jetzt sehr schwer einschätzen. Viele waren zuerst der Auffassung, dass Blatters Fürsprache eher schädlich für Platini sein könnte, aber wenn ich jetzt das Ergebnis sehe, wird klar, dass es eine Reihe wichtiger Gespräche von führenden Repräsentanten des Weltfußballs und des europäischen Fußballs mit den kleineren Verbänden gegeben hat. Es werden große Erwartungen gehegt, und man muss nun sehen, wie sich diese erfüllen lassen.



Frage: Bereuen Sie es im Nachhinein, Johansson unterstützt zu haben?



Zwanziger: Ich verliere lieber mit Johansson, als gegen ihn zu gewinnen.