Zölle zum Negativrekord: "Wir stellen nicht alles in Frage"

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Seit einigen Tagen muss der Nachwuchs des Bundesligisten 1. FC Nürnberg mit einem unrühmlichen Rekord leben. Durch die jüngste 0:12-Pleite der U 17-Mannschaft der Franken beim aktuellen Deutschen Meister VfB Stuttgart löste der FCN den TuS Ergenzingen (1:12 gegen Stuttgart am 1. Mai 2010) in der Rubrik "Höchste Niederlage" in der B-Junioren-Bundesliga ab.

Nach dem Abstieg der U 19 aus der A-Junioren-Bundesliga vor wenigen Monaten rangiert nun auch die B-Jugend, in der Vorsaison nur drei Punkte hinter Meister Stuttgart auf Rang drei und 2011/2012 noch selbst Titelträger der Süd/Südwest-Staffel, nach vier Spieltagen sieglos auf einem Abstiegsplatz.

Einige Tage nach der Rekordniederlage wird beim "Club" vom Nürnberger Valznerweiher aber schon wieder optimistischer in die Zukunft geschaut. Warum beim FCN jetzt nicht alles in Frage gestellt wird, erklärt Trainer Tobias Zölle, seit Saisonbeginn wieder für die U 17 zuständig, im exclusiven DFB.de-Interview. Der Fußball-Lehrer spricht über den Saisonstart und die Aufarbeitung des Stuttgart-Spiels.

DFB.de: Zwei Punkte nach vier Partien waren sicher nicht der Saisonstart, den Sie sich erhofft hatten, Herr Zölle?

Tobias Zölle: Das ist richtig. Das 0:12 beim VfB Stuttgart einmal ausgeklammert, haben wir uns aber dreimal für ordentliche Leistungen nicht mit Siegen belohnt. Bei unserer 1:2-Auftaktniederlage beim Karlsruher SC haben wir in der Nachspielzeit durch einen Elfmeter verloren, beim 2:2 im Derby gegen Greuther Fürth und beim 1:1 gegen Hoffenheim geben wir mehrmals eine Führung aus der Hand. Dann folgte das Stuttgart-Spiel, das wir selbstverständlich auf diese Art und Weise nicht verlieren dürfen.

DFB.de: Wie haben Sie das Stuttgart-Spiel persönlich verarbeitet?

Zölle: Nach einem solchen Ergebnis kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Bei einer sehr ausführlichen Videoanalyse wurden den Jungs alle Fehler klar aufgezeigt. Die Reaktion der Mannschaft fiel sehr positiv aus. Daher wäre es auch der größte Fehler, jetzt alles in Frage zu stellen.

DFB.de: Wie kam dieses hohe Ergebnis zu Stande?

Zölle: Es kamen viele Faktoren zusammen. Zunächst hatten wir es in der Anfangsphase versäumt, selbst in Führung zu gehen, und uns dann einige sehr gravierende individuelle Fehler geleistet. Eine Spitzenmannschaft wie Stuttgart nutzt so etwas eiskalt aus. Nach dem 0:4 zur Halbzeit fielen bereits deutliche Worte. Als dann unmittelbar nach der Pause das nächste Gegentor fiel, haben sich die Jungs als Mannschaft nicht mehr dagegen gewehrt, so dass praktisch jeder Schuss ein Treffer war.

DFB.de: Sind solche Spiele wie gegen Stuttgart im Junioren-Fußball immer mal wieder möglich?

Zölle: Ein 0:12 ist in der heutigen Zeit ungewöhnlich. Gerade in den Junioren-Bundesliga ist die Qualität sämtlicher Mannschaften sehr hoch. Daher sollte so ein Ergebnis die Sinne schärfen.

DFB.de: Welche Reaktion wollen Sie im kommenden Heimspiel am Samstag gegen Eintracht Frankfurt sehen?

Zölle: Die Jungs sind sich der Tragweite der Niederlage bewusst und bei der Vorbereitung auf das Frankfurt-Spiel sehr zielgerichtet bei der Sache. Gegen die Eintracht müssen wir nun eine Reaktion zeigen und uns wieder auf unsere Stärken besinnen:Eine stabile Abwehr und ein dominantes Spiel nach vorne. Insgesamt geht es darum, wieder an die Grenze oder darüber hinaus zu kommen, um gegen Frankfurt den Platz als Sieger zu verlassen.

DFB.de: Haben Sie während der spielfreien Woche noch Testspiele eingeschoben?

Zölle: Gegen eine benachbarte Herrenmannschaft gab es einen 6:0-Testspielsieg. Klar ist doch, dass wir nach der Stuttgart-Niederlage sehr gerne so schnell wie möglich das nächste Pflichtspiel bestritten hätten.

DFB.de: Die U 19 konnte den Abstieg aus der A-Junioren-Bundesliga in der abgelaufenen Saison nicht verhindern. Ihre Mannschaft belegt derzeit einen Abstiegsplatz. Wird der Nachwuchs zum neuen Sorgenkind beim "Club"?

Zölle: Wir analysieren die Situation kritisch und ziehen unsere Schlüsse daraus. Sicher war unser Auftaktprogramm nicht das leichteste. Außerdem waren - wie schon gesagt - die Leistungen in den ersten drei Partien in Ordnung. Ich vertraue meiner Mannschaft. Wir gehören nicht auf einen Abstiegsplatz.

DFB.de: Was stimmt Sie optimistisch, dass es bald wieder bergauf geht?

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Zölle: In unserem 1997er-Jahrgang verfügen wir grundsätzlich über genügend Qualität. Viele Spieler drängen darauf, sich beweisen und verbessern zu wollen. Dabei machen wir positive, aber auch negative Erfahrungen. Wichtig ist, dass wir gestärkt aus solchen Situationen hervorgehen. Wenn wir weiter hart arbeiten und diesen Aufwand betreiben, werden sich die Jungs auch bald dafür belohnen.

DFB.de: Was macht für Sie den Beruf Nachwuchstrainer aus?

Zölle: Die Nachwuchsarbeit besitzt in Nürnberg einen enorm hohen Stellenwert. Jüngstes Beispiel ist Niklas Stark, der im Alter von nur 18 Jahren den Sprung in die Bundesliga geschafft hat. Viele unserer Talente haben dieses Ziel und wissen, dass der FCN jedes Jahr vielen jungen Spielern eine Chance gibt. Ein Teil des Weges zu sein, der die Jungs dorthin bringt, sehe ich als sehr reizvoll an.

DFB.de: Welche Eigenschaften benötigt ein junger Fußballer grundsätzlich, um es bis in die Bundesliga zu schaffen?

Zölle: Neben dem großen Talent vor allem das Bewusstsein, jeden Tag hart an sich zu arbeiten. Nicht jeder besitzt auf und neben dem Platz die unbedingte Disziplin und Willensstärke, um ganz nach oben zu kommen.

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Seit einigen Tagen muss der Nachwuchs des Bundesligisten 1. FC Nürnberg mit einem unrühmlichen Rekord leben. Durch die jüngste 0:12-Pleite der U 17-Mannschaft der Franken beim aktuellen Deutschen Meister VfB Stuttgart löste der FCN den TuS Ergenzingen (1:12 gegen Stuttgart am 1. Mai 2010) in der Rubrik "Höchste Niederlage" in der B-Junioren-Bundesliga ab.

Nach dem Abstieg der U 19 aus der A-Junioren-Bundesliga vor wenigen Monaten rangiert nun auch die B-Jugend, in der Vorsaison nur drei Punkte hinter Meister Stuttgart auf Rang drei und 2011/2012 noch selbst Titelträger der Süd/Südwest-Staffel, nach vier Spieltagen sieglos auf einem Abstiegsplatz.

Einige Tage nach der Rekordniederlage wird beim "Club" vom Nürnberger Valznerweiher aber schon wieder optimistischer in die Zukunft geschaut. Warum beim FCN jetzt nicht alles in Frage gestellt wird, erklärt Trainer Tobias Zölle, seit Saisonbeginn wieder für die U 17 zuständig, im exclusiven DFB.de-Interview. Der Fußball-Lehrer spricht über den Saisonstart und die Aufarbeitung des Stuttgart-Spiels.

DFB.de: Zwei Punkte nach vier Partien waren sicher nicht der Saisonstart, den Sie sich erhofft hatten, Herr Zölle?

Tobias Zölle: Das ist richtig. Das 0:12 beim VfB Stuttgart einmal ausgeklammert, haben wir uns aber dreimal für ordentliche Leistungen nicht mit Siegen belohnt. Bei unserer 1:2-Auftaktniederlage beim Karlsruher SC haben wir in der Nachspielzeit durch einen Elfmeter verloren, beim 2:2 im Derby gegen Greuther Fürth und beim 1:1 gegen Hoffenheim geben wir mehrmals eine Führung aus der Hand. Dann folgte das Stuttgart-Spiel, das wir selbstverständlich auf diese Art und Weise nicht verlieren dürfen.

DFB.de: Wie haben Sie das Stuttgart-Spiel persönlich verarbeitet?

Zölle: Nach einem solchen Ergebnis kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Bei einer sehr ausführlichen Videoanalyse wurden den Jungs alle Fehler klar aufgezeigt. Die Reaktion der Mannschaft fiel sehr positiv aus. Daher wäre es auch der größte Fehler, jetzt alles in Frage zu stellen.

DFB.de: Wie kam dieses hohe Ergebnis zu Stande?

Zölle: Es kamen viele Faktoren zusammen. Zunächst hatten wir es in der Anfangsphase versäumt, selbst in Führung zu gehen, und uns dann einige sehr gravierende individuelle Fehler geleistet. Eine Spitzenmannschaft wie Stuttgart nutzt so etwas eiskalt aus. Nach dem 0:4 zur Halbzeit fielen bereits deutliche Worte. Als dann unmittelbar nach der Pause das nächste Gegentor fiel, haben sich die Jungs als Mannschaft nicht mehr dagegen gewehrt, so dass praktisch jeder Schuss ein Treffer war.

DFB.de: Sind solche Spiele wie gegen Stuttgart im Junioren-Fußball immer mal wieder möglich?

Zölle: Ein 0:12 ist in der heutigen Zeit ungewöhnlich. Gerade in den Junioren-Bundesliga ist die Qualität sämtlicher Mannschaften sehr hoch. Daher sollte so ein Ergebnis die Sinne schärfen.

DFB.de: Welche Reaktion wollen Sie im kommenden Heimspiel am Samstag gegen Eintracht Frankfurt sehen?

Zölle: Die Jungs sind sich der Tragweite der Niederlage bewusst und bei der Vorbereitung auf das Frankfurt-Spiel sehr zielgerichtet bei der Sache. Gegen die Eintracht müssen wir nun eine Reaktion zeigen und uns wieder auf unsere Stärken besinnen:Eine stabile Abwehr und ein dominantes Spiel nach vorne. Insgesamt geht es darum, wieder an die Grenze oder darüber hinaus zu kommen, um gegen Frankfurt den Platz als Sieger zu verlassen.

DFB.de: Haben Sie während der spielfreien Woche noch Testspiele eingeschoben?

Zölle: Gegen eine benachbarte Herrenmannschaft gab es einen 6:0-Testspielsieg. Klar ist doch, dass wir nach der Stuttgart-Niederlage sehr gerne so schnell wie möglich das nächste Pflichtspiel bestritten hätten.

DFB.de: Die U 19 konnte den Abstieg aus der A-Junioren-Bundesliga in der abgelaufenen Saison nicht verhindern. Ihre Mannschaft belegt derzeit einen Abstiegsplatz. Wird der Nachwuchs zum neuen Sorgenkind beim "Club"?

Zölle: Wir analysieren die Situation kritisch und ziehen unsere Schlüsse daraus. Sicher war unser Auftaktprogramm nicht das leichteste. Außerdem waren - wie schon gesagt - die Leistungen in den ersten drei Partien in Ordnung. Ich vertraue meiner Mannschaft. Wir gehören nicht auf einen Abstiegsplatz.

DFB.de: Was stimmt Sie optimistisch, dass es bald wieder bergauf geht?

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Zölle: In unserem 1997er-Jahrgang verfügen wir grundsätzlich über genügend Qualität. Viele Spieler drängen darauf, sich beweisen und verbessern zu wollen. Dabei machen wir positive, aber auch negative Erfahrungen. Wichtig ist, dass wir gestärkt aus solchen Situationen hervorgehen. Wenn wir weiter hart arbeiten und diesen Aufwand betreiben, werden sich die Jungs auch bald dafür belohnen.

DFB.de: Was macht für Sie den Beruf Nachwuchstrainer aus?

Zölle: Die Nachwuchsarbeit besitzt in Nürnberg einen enorm hohen Stellenwert. Jüngstes Beispiel ist Niklas Stark, der im Alter von nur 18 Jahren den Sprung in die Bundesliga geschafft hat. Viele unserer Talente haben dieses Ziel und wissen, dass der FCN jedes Jahr vielen jungen Spielern eine Chance gibt. Ein Teil des Weges zu sein, der die Jungs dorthin bringt, sehe ich als sehr reizvoll an.

DFB.de: Welche Eigenschaften benötigt ein junger Fußballer grundsätzlich, um es bis in die Bundesliga zu schaffen?

Zölle: Neben dem großen Talent vor allem das Bewusstsein, jeden Tag hart an sich zu arbeiten. Nicht jeder besitzt auf und neben dem Platz die unbedingte Disziplin und Willensstärke, um ganz nach oben zu kommen.