Schiedsrichter
Zimmermann zur Kapitänsregel: "Wird zu deutlicher Beruhigung führen"
Die zur UEFA EURO 2024 eingeführte "Kapitänsregelung" wird in Deutschland mit Saisonbeginn in allen Spielklassen eingeführt. Damit darf ab sofort bei Spielen von der Kreis- bis in die Bundesliga nur noch der Kapitän einer Mannschaft sich an den Schiedsrichter oder die Schiedsrichterin wenden, um eine wichtige Entscheidung erklärt zu bekommen. Ronny Zimmermann, 1. DFB-Vizepräsident Amateure und zuständig für die Schiedsrichter*innen, erläutert die Vorteile der neuen "Kapitänsregelung".
DFB.de: Die Kapitänsregelung hat sich bei der EURO 2024 bewährt. Warum war es so wichtig, sie mit sofortiger Wirkung auch für den ganzen deutschen Fußball umzusetzen?
Ronny Zimmermann: Die Sterne standen jetzt gut. Jeder fand die Regel gut, ob die Spieler auf dem Platz oder die Zuschauer. Wir haben uns in den vergangenen Jahren für einen besseren Umgang auf dem Platz und mehr Wertschätzung im Miteinander eingesetzt. Die Kapitänsregelung zahlt zu 100 Prozent auf diese Punkte ein. Die kurzfristige Umsetzung durch die unterschiedlichen Ferienzeiten und dadurch auch Saisonstarts in Deutschland bleibt eine Herausforderung. Es ist deutlich schwieriger, eine neue Regel an rund 24.000 Vereine und noch viel mehr Mannschaften weiterzugeben, als in einem Turnier mit 24 Mannschaften.
DFB.de: Glauben Sie, die Regel wird in Deutschland ebenfalls so erfolgreich anlaufen? Mit welchen Schwierigkeiten rechnen Sie?
Zimmermann: Auf Sicht wird die Kapitänsregelung zu einer deutlichen Beruhigung führen. Wenn wir zum Fußball gehen, wollen wir Fußball sehen und keine Diskussionen auf dem Spielfeld. Daher finde ich die durch die neue Regel ermöglichte schnellere Spielfortsetzung wunderbar. Die UEFA hat vor dem Turnier Regelschulungen mit den Teams durchgeführt. Das können wir leider nicht leisten bei unserer hohen Anzahl an Mannschaften. Deswegen soll der Schiedsrichter in der kommenden Saison vor jedem Spiel vor dem Anpfiff noch mal beide Mannschaften auf die neue Regel hinweisen.
DFB.de: Wie soll die Regel insbesondere auf den Amateurplätzen weiterhelfen?
Zimmermann: Bei der Kapitänsregelung und zum Beispiel auch beim DFB-Stopp-Konzept geht es im Kern um Kommunikation. Es wird geregelt, wer wie mit wem über welche Kerninhalte redet. Insofern sind diese neuen Regeln vor allem Kommunikationstools – und mit Kommunikation kann man Probleme lösen. Daher zahlt die Kapitänsregelung genau darauf ein. Es ist wissenschaftlich belegt, dass sich viele auftretende Komplikationen rund um das Spiel aus vorangegangenen Rudelbildungen ergeben. Wenn es durch die neue Regel zu weniger Rudelbildungen kommt, haben wir die Hoffnung, dass es auch zu weniger Konflikten kommt.
DFB.de: Durch technische Weiterentwicklungen hat sich der Fußball in der Bundesliga zum Teil von dem auf dem Sportplatz abgegrenzt. Wie wichtig ist der einheitliche Aspekt der Kapitänsregelung von der Kreisliga bis zur Bundesliga?
Zimmermann: Das Wichtigste ist immer noch, was auf dem Platz passiert. Die Spielregeln an sich sind überall gleich. Abseits ist Abseits. Nur der Weg zur Entscheidung ist in der Bundesliga ein anderer als im Amateurfußball. Die Kapitänsregelung zeigt aber noch mal, dass wir alle nach den selben Regeln spielen. Bezogen auf die Kapitänsregelung wird der Zuschauer keinen Unterschied zwischen Bundesliga und Kreisliga feststellen.
Kategorien: Schiedsrichter, Über uns
Autor: tb
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