Zimmermann: "Die Schalker werden erst mal große Augen machen"

Zimmermann: Wir wollen die Klasse so schnell wie möglich halten, um weiter Vertrauen im Umfeld zu schaffen. Da stehen wir als Spieler in der Pflicht. Aus diesem Vertrauen ergibt sich vieles. Der Verein wird dann interessanter für Sponsoren, auch der geplante Stadionbau fällt leichter. Ich sehe die Möglichkeiten in Darmstadt längst nicht ausgeschöpft.

DFB.de: Eine weitere Überraschung im DFB-Pokal würde sicherlich helfen. Was wäre Ihr Traumlos in der dritten Runde: Borussia Dortmund, der FC Bayern oder Eintracht Frankfurt?

Zimmermann: Es ist vermessen, jetzt daran zu denken, da Schalke 04 natürlich am Mittwoch der haushohe Favorit ist.

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Wer im Pokal als krasser Außenseiter einen höherklassigen Gegner bezwingen will, braucht in aller Regel einen überzeugenden Torhüter. So wie es Jan Zimmermann in der ersten Runde des DFB-Pokals beim 5:4 n.E. (0:0) des SV Darmstadt 98 gegen Borussia Mönchengladbach war. Sahnehäubchen auf seine Leistung war die Parade im Elfmeterschießen gegen Luuk de Jong.

Heute Abend (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) wird es am Böllenfalltor wieder entscheidend auf Zimmermann ankommen. Der Gegner in der zweiten Runde des DFB-Pokals heißt FC Schalke 04. Drittligist gegen Champions-League-Teilnehmer, ein klassischer Fall von David gegen Goliath, ein Fall für den 28 Jahre alten Torwart, der 16 Jahre bei Eintracht Frankfurt sein sportliches Zuhause hatte, ehe er im Januar 2011 nach Darmstadt wechselte und mit den "Lilien" auf Anhieb in die 3. Liga aufstieg.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Jan Zimmermann über Helden, Highlights, Emotionen und den Schock, der auf Schalke wartet.

DFB.de: Herr Zimmermann, können Sie etwas mit dem Begriff "Held" im Fußball anfangen?

Jan Zimmermann: Eher nicht. Die klassischen Heldengeschichten erzählen von Einzelkämpfern. Fußball ist ein Mannschaftssport, das steht also konträr zum Heldengedanken.

DFB.de: Wer oder was ist ein Held für Sie?

Zimmermann: Unter einem Helden verstehe ich jemanden, der gegen das Schicksal oder bestimmte Situationen ankämpft und dabei eine Verbesserung herbeiführt – zum Wohle der Menschen. Mir fällt da zum Beispiel Mutter Teresa ein. Sie war eine Heldin.

DFB.de: Was ist der Torwart eines Drittligisten, der im DFB-Pokal seine Mannschaft gegen einen Bundesligisten zum Sieg im Elfmeterschießen führt, so wie sie in der ersten Runde gegen Borussia Mönchengladbach?

Zimmermann: Das sehe ich ganz nüchtern. Ich habe dort die Gelegenheit bekommen und genutzt, mich in einer speziellen Situation auszuzeichnen. Ich konnte meinem Team damit in entscheidender Weise helfen. Im Elfmeterschießen steht man als Torwart ohnehin besonders im Fokus, viel stärker als ein Schütze, der seinen Elfmeter verwandelt.

DFB.de: War die Partie gegen Gladbach das Highlight Ihrer bisherigen Karriere?

Zimmermann: Emotional war es sicherlich einer der absoluten Höhepunkte und vergleichbar mit dem Aufstieg in die 3. Liga mit Darmstadt. Obwohl ich schon 28 bin, war es mein erstes Spiel im DFB-Pokal - und dann gleich diese Dramatik mit 120 Minuten Spielzeit und Elfmeterschießen. Eine zum ersten Mal gemachte Erfahrung hat sich mit unheimlich starken Emotionen gepaart. Mein erstes Bundesligaspiel habe ich alles andere als besonders in Erinnerung, das habe ich mit Eintracht Frankfurt unspektakulär verloren.

DFB.de: Können Sie gegen Schalke noch einen draufsetzen?

Zimmermann: Ich hoffe es. Es ist das erste Livespiel meiner Karriere in der ARD, nehmen wir das mal als gutes Omen. (lacht) Es wäre schön, wenn ich dieses Erlebnis wieder mit positiven Emotionen aufladen könnte. Ich bin jedenfalls froh, dass ich nicht so abgestumpft bin, dass ich diese Partie für ein normales Spiel halte. Am meisten freue ich mich auf Jermaine Jones und Ralf Fährmann, mit beiden habe ich bei der Eintracht zusammengespielt. Die werden wie ihre Mitspieler erst mal große Augen machen, wenn sie über die Aschenbahn in unserem Stadion gehen und die Kabine sehen, in der sie sich umziehen. Den ersten Schocker am Mittwoch haben wir auf unserer Seite. (lacht).

DFB.de: Darmstadt steht nicht nur in der 2. Runde des DFB-Pokals, sondern auch in der 3. Liga sehr gut da.

Zimmermann: Wir haben gerade im Mannschaftskreis über die Situation gesprochen. Man muss sich vorstellen, dass wir vor vier Monaten sportlich abgestiegen waren. Danach folgten der Gewinn des Hessenpokals, der Klassenerhalt durch den Offenbacher Lizenzentzug, der Erstrundensieg gegen Mönchengladbach und 15 Punkte in den ersten neun Ligaspielen der neuen Saison, darunter Siege gegen den Tabellenführer 1. FC Heidenheim und beim MSV Duisburg, jetzt das 6:0 gegen Hansa Rostock. Ein krasser Kontrast zur Gefühlslage im Mai. Wir sind aber nicht völlig ungläubig. Wir wissen, was wir leisten können und wie hart wir gearbeitet haben. Wir haben den Ehrgeiz und unbedingten Willen, auf keinen Fall wieder so eine Situation wie in der vergangenen Saison zu erleben.

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DFB.de: Wie beurteilen Sie die Aussichten und Perspektiven der "Lilien"?

Zimmermann: Wir wollen die Klasse so schnell wie möglich halten, um weiter Vertrauen im Umfeld zu schaffen. Da stehen wir als Spieler in der Pflicht. Aus diesem Vertrauen ergibt sich vieles. Der Verein wird dann interessanter für Sponsoren, auch der geplante Stadionbau fällt leichter. Ich sehe die Möglichkeiten in Darmstadt längst nicht ausgeschöpft.

DFB.de: Eine weitere Überraschung im DFB-Pokal würde sicherlich helfen. Was wäre Ihr Traumlos in der dritten Runde: Borussia Dortmund, der FC Bayern oder Eintracht Frankfurt?

Zimmermann: Es ist vermessen, jetzt daran zu denken, da Schalke 04 natürlich am Mittwoch der haushohe Favorit ist.