Zieler: "Es ist eine riesengroße Ehre"

Premiere in Kiew: Ron-Robert Zieler ist zum dritten Mal im Kreise der Nationalmannschaft dabei, am Freitag (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) nun wird Hannovers Torhüter im Länderspiel gegen die Ukraine zu seinem Debüt für die Nationalmannschaft kommen.

Das Team reist heute von Hamburg nach Kiew, an einem besonderen Tag: Vor genau zwei Jahren hat sich Robert Enke das Leben genommen. Einer seiner Nachfolger ist Zieler, im Tor von Hannover und in der Nationalmannschaft. Im team.dfb.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht der 22-Jährige über die Anfänge seiner Karriere, seine Zeit bei der Nationalmannschaft und über den Tod von Robert Enke.

team.dfb.de: Herr Zieler, heute ist der 10. November, der Todestag von Robert Enke. Was löst dieses Datum in Ihnen aus?

Ron-Robert Zieler: Ich habe Robert nie kennen gelernt. Als er sich das Leben genommen hat, habe ich noch in England gespielt. Seine Geschichte ist tragisch. Ich kann nur sagen, dass ich in Hannover und auch hier in der Nationalmannschaft mitbekomme, wie sehr ihn seine Mitspieler als Menschen und Sportler geschätzt haben. Deshalb werden heute sicherlich viele an ihn denken. Für die Nationalmannschaft wird deshalb heute auch ein Kranz an seinem Grab zur Erinnerung niedergelegt. Morgen in Kiew müssen wir uns aber wieder auf das Sportliche konzentrieren.

team.dfb.de: Sie haben es in den vergangenen Monaten von der Nummer drei bei einem Bundesligisten ins Tor der Nationalmannschaft geschafft. Sind Sie in so kurzer Zeit tatsächlich so viel besser geworden?

Zieler: Ich glaube durchaus, dass ich mich in den vergangenenen Monaten enorm entwickelt habe. Die Spiele in der Bundesliga haben mir viel gebracht, dazu kommt die internationale Erfahrung, die ich sammeln konnte und die gerade für mich als jungen Torwart sehr wichtig ist.

team.dfb.de: Bevor Sie nach Hannover kamen, standen Sie in England bei Manchester United unter Vertrag. Wurde Ihr Talent bei ManU verkannt?

Zieler: Nein, mein Talent wurde durchaus wahrgenommen. Ich habe schließlich beim DFB fast sämtliche Jugendmannschaften durchlaufen. Aber ich hatte mich nun mal für einen Verein wie Manchester United entschieden - einen Verein, der auf allen Positionen mit Weltstars besetzt ist. Ich hatte zwar Talent, dennoch war es für mich sehr schwierig, mich dort durchzusetzen. Ich habe daraus die Konsequenzen gezogen und mit dem Wechsel nach Hannover den richtigen Schritt gemacht.



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Premiere in Kiew: Ron-Robert Zieler ist zum dritten Mal im Kreise der Nationalmannschaft dabei, am Freitag (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) nun wird Hannovers Torhüter im Länderspiel gegen die Ukraine zu seinem Debüt für die Nationalmannschaft kommen.

Das Team reist heute von Hamburg nach Kiew, an einem besonderen Tag: Vor genau zwei Jahren hat sich Robert Enke das Leben genommen. Einer seiner Nachfolger ist Zieler, im Tor von Hannover und in der Nationalmannschaft. Im team.dfb.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht der 22-Jährige über die Anfänge seiner Karriere, seine Zeit bei der Nationalmannschaft und über den Tod von Robert Enke.

team.dfb.de: Herr Zieler, heute ist der 10. November, der Todestag von Robert Enke. Was löst dieses Datum in Ihnen aus?

Ron-Robert Zieler: Ich habe Robert nie kennen gelernt. Als er sich das Leben genommen hat, habe ich noch in England gespielt. Seine Geschichte ist tragisch. Ich kann nur sagen, dass ich in Hannover und auch hier in der Nationalmannschaft mitbekomme, wie sehr ihn seine Mitspieler als Menschen und Sportler geschätzt haben. Deshalb werden heute sicherlich viele an ihn denken. Für die Nationalmannschaft wird deshalb heute auch ein Kranz an seinem Grab zur Erinnerung niedergelegt. Morgen in Kiew müssen wir uns aber wieder auf das Sportliche konzentrieren.

team.dfb.de: Sie haben es in den vergangenen Monaten von der Nummer drei bei einem Bundesligisten ins Tor der Nationalmannschaft geschafft. Sind Sie in so kurzer Zeit tatsächlich so viel besser geworden?

Zieler: Ich glaube durchaus, dass ich mich in den vergangenenen Monaten enorm entwickelt habe. Die Spiele in der Bundesliga haben mir viel gebracht, dazu kommt die internationale Erfahrung, die ich sammeln konnte und die gerade für mich als jungen Torwart sehr wichtig ist.

team.dfb.de: Bevor Sie nach Hannover kamen, standen Sie in England bei Manchester United unter Vertrag. Wurde Ihr Talent bei ManU verkannt?

Zieler: Nein, mein Talent wurde durchaus wahrgenommen. Ich habe schließlich beim DFB fast sämtliche Jugendmannschaften durchlaufen. Aber ich hatte mich nun mal für einen Verein wie Manchester United entschieden - einen Verein, der auf allen Positionen mit Weltstars besetzt ist. Ich hatte zwar Talent, dennoch war es für mich sehr schwierig, mich dort durchzusetzen. Ich habe daraus die Konsequenzen gezogen und mit dem Wechsel nach Hannover den richtigen Schritt gemacht.

team.dfb.de: Wie hat Ihre Karriere begonnen, wie kamen Sie zum Fußball und ins Tor?

Zieler: Wie es oft so ist: Mein Vater hat damals Fußball gespielt, er hat mich zu seinen Spielen immer mitgenommen. Ich war also häufig auf Fußballplätzen, und irgendwann habe ich gesagt, dass ich selber in einen Verein eintreten will. Angefangen habe ich als Feldspieler, Torwart wurde ich erst, als ich sieben Jahre alt war.

team.dfb.de: Warum der Wechsel?

Zieler: Wir hatten damals keinen Torwart. Also habe ich spontan gesagt, dass ich ins Tor gehe. Ich hatte mich zuvor schon in den Pausen auf dem Schulhof ins Tor gestellt. Deswegen wusste ich, dass mir auch diese Rolle Spaß macht. Ja, und dabei ist es geblieben.

team.dfb.de: Obwohl Ihr Talent, mit dem Fuß mit dem Ball umzugehen, kaum zu übersehen ist. Im Training mit Andreas Köpke schlagen Sie Flanken beidfüßig - es lässt sich kaum ausmachen, welcher Ihr besserer Fuß ist.

Zieler: Ursprünglich bin ich ein Rechtsfuß. Ich habe aber früh erkannt, und meine Trainer haben mir das auch immer gesagt, dass es keine schlechte Idee ist, auch den linken Fuß zu spielen. Das habe ich auch im Training gemacht. Anfangs war das noch sehr fehlerhaft, aber ich habe es immer wieder geübt, und nach und nach wurde es besser.

team.dfb.de: Welche Vorteile hat dies für Ihr Spiel als Torwart?

Zieler: Für meine Abwehrspieler ist es wichtig. Sie wissen, dass sie mich auf beiden Seiten anspielen können.

team.dfb.de: Die Entscheidung, ins Tor zu wechseln, hat Sie bis in die Nationalmannschaft geführt. Wie haben Sie reagiert, als Sie erfahren haben, dass Sie im Spiel gegen die Ukraine zu Ihrem Debüt kommen werden?

Zieler: Ich freue mich sehr darüber, dass der Bundestrainer mir das Vertrauen schenkt. Für mich macht es einen großen Unterschied. Ich war ja bisher dreimal im Kader dabei, schon das war schön - aber nicht zu vergleichen damit, wie es sein wird, wenn der erste Einsatz erfolgt ist. Dann gehört man richtig dazu, dann bin ich deutscher Nationalspieler.

team.dfb.de: Wissen Sie schon, ob Sie in der ersten oder in der zweiten Halbzeit zum Einsatz kommen werden?

Zieler: Nein.

team.dfb.de: Was wäre Ihnen lieber?

Zieler: Für mich ist es eine riesengroße Ehre, überhaupt für Deutschland zu spielen. Natürlich wäre es schön, wenn ich von Anfang an spielen könnte, aber das ist die Entscheidung des Bundestrainers, und ich bin weit davon entfernt, irgendwelche Ansprüche zu stellen.

team.dfb.de: Deutscher Nationalspieler - haben Sie davon schon als Kind geträumt?

Zieler: Selbstverständlich hatte ich Träume. Es war aber viel zu weit weg, als dass es in irgendeiner Form hätte realistisch werden können. Ich habe es in meiner Karriere immer so gehandhabt, dass ich kleine Schritte machen wollte. Ich wollte zunächst in den Profifußball kommen, dann wollte ich mich bei meinen Vereinen durchsetzen und zur Nummer eins werden.

team.dfb.de: Viele Beobachter attestieren Ihnen eine große innere Ruhe. Woher haben Sie diese?

Zieler: Die Zeit in England hat mich sehr geprägt. Ich bin dort reifer geworden und deswegen in manchen Dingen weiter als viele meiner Altersgenossen. Wenn man bei einem großen Verein wie Manchester United spielen will, muss man sehr abgeklärt sein, sehr cool, sehr ruhig. Bestimmt ist diese Gabe aber auch Sache der Veranlagung. Es gibt einfach Menschen, die schnell aus der Ruhe zu bringen sind, zu denen gehöre ich zum Glück nicht.

team.dfb.de: Bei der Nationalmannschaft gibt es einen großen Bayern-Block, viele Spieler kommen auch aus Dortmund. Sie sind der einzige Hannoveraner. Gibt es Situationen bei der Nationalmannschaft, in denen Sie sich Unterstützung durch einen Vereinskollegen wünschen würden?

Zieler: Nein. Ich fühle mich sehr wohl hier, alle haben mich sehr gut aufgenommen, es macht insgesamt großen Spaß. Es gibt keine Grüppchenbildung, morgens sitzt man mit dem einen am Tisch, abends mit einem anderen. Mal redet man mit dem, mal mit jenem. Ich komme mit den Jungs sehr gut zurecht. Sicherlich würde ich mich für Hannover 96 freuen, wenn der Verein noch weitere deutsche Nationalspieler stellen würde, aber für mein Wohlfühlgefühl spielt das keine Rolle.

team.dfb.de: Nach dem Spiel am Freitag haben Sie eine weitere Prüfung zu bestehen: die Einstandsrede beim Bankett. Haben Sie sich schon überlegt, was Sie der Mannschaft sagen wollen?

Zieler: Man muss ja nicht stundenlang erzählen, sondern es reicht, wenn man zwei, drei Sätze sagt. Das werde ich schon hinbekommen.

team.dfb.de: Sie können ja für eine Neuerung sorgen und zum Einstand ein Lied singen.

Zieler: Warum sollte ich?

team.dfb.de: Aus England hört man, dass Sie auch stimmlich eine Begabung wären.

Zieler: (überlegt erst, lacht dann) Na ja, in Southhampton war es so, dass jeder neue Spieler etwas singen musste. Auch ich habe mich davor nicht drücken können. Aber ich würde nicht sagen, dass meine Stimme atemberaubend ist (lacht). Für mich war es ein Erfolg, dass ich mich damals getraut habe, als junger ausländischer Spieler vor die Mannschaft zu treten und zu singen. Das kam sehr gut an. Es gab auch Spieler, die sich das nicht zugetraut haben.

team.dfb.de: Aber auch in Manchester war Ihre Stimme auf dem Trainingsplatz zu hören. Wenn Sie eine Wette unter den Torhütern verloren haben, mussten Sie singen.

Zieler: Stimmt, das habe ich ganz vergessen. Wir haben manchmal zum Abschluss einer Trainingseinheit ein paar Spiele gemacht, und der Verlierer musste vor der Gruppe singen - mit einer Flasche als Mikrophon. Zum Glück ist mir dies meistens erspart geblieben - aber es kam vor.

team.dfb.de: In England haben Sie sich häufig Ihre Spiele noch einmal in voller Länge auf Video angeschaut und sich zu Ihren Aktionen Notizen gemacht. Machen Sie dies heute auch noch so?

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Zieler: Wir hatten zuletzt sieben Spiele in 22 Tagen, da geht das zeitlich nicht mehr. Aber die wichtigsten Szenen schaue ich mir natürlich noch einmal an. Ansonsten ist es aber so, dass es auch wichtig ist, die Spiele schnell abzuhaken, um sich auf die kommenden Aufgaben konzentrieren zu können.

team.dfb.de: Insbesondere, wenn die Spiele nicht optimal gelaufen sind. Nach dem 2:2 gegen Schalke 04 wurden Sie von Trainer Mirko Slomka kritisiert. Zu Recht?

Zieler: Beim ersten Tor komme ich zu spät, das ist kein Geheimnis. Dazu stehe ich. Und der Trainer hat das Recht, sich dazu zu äußern. Aber ich denke, dass ich gefestigt genug bin, das wegzustecken. Ich habe mittlerweile immerhin fast 30 Bundesligaspiele, eines davon war nicht optimal. Ich mache mir deswegen keinen großen Kopf.

team.dfb.de: Wie eng sind die Drähte nach Hannover, haben Sie davon gehört, dass Ihr Torwartkollege Markus Miller nach seinem beginnenden Burn-out-Syndrom Ende November wieder ins Training einsteigen will?

Zieler: Ja. Gerade am heutigen Datum ist dies eine gute Nachricht. Ich freue mich sehr für ihn und darüber, dass er bald wieder zurückkehrt.

team.dfb.de: Sie haben vor kurzem schon einmal in der Ukraine gespielt. Im Europa-League-Spiel gegen Poltawa.

Zieler: Ja, und ich bin froh, dass wir jetzt nach Kiew fliegen und nicht nach Poltawa.

team.dfb.de: Warum, was war damals so schlimm?

Zieler: Das war ein Anflug, vom Allerfeinsten! Wir hatten einen ukrainischen Fluglotsen an Bord, der uns auf die Militärlandebahn in Poltawa geführt hat. Der Flughafen war in keiner Karte verzeichnet, wir sind nach Kompass geflogen. Insgesamt war das sehr abenteuerlich.

team.dfb.de: Mit Hannover haben Sie in Poltawa gewonnen. Was erwarten Sie vom Länderspiel gegen die Ukraine?

Zieler: Ich kann den Gegner nur schwer einschätzen. Aber klar ist, dass es für uns nur darum gehen kann, dass wir uns auf uns konzentrieren. Dann sollte es für den nächsten Sieg reichen.