Würzburg: Mit Drewes kam die Wende

Nein, so schnell kann Patrick Drewes derzeit nichts die Laune verderben. Denn für den 24 Jahre alten Torhüter und seine Würzburger Kickers läuft es in der 3. Liga wie am Schnürchen. Dank einer beeindruckenden Serie von sieben Siegen arbeiteten sich die Unterfranken vom letzten auf den zehnten Tabellenplatz vor. Die Abstiegszone ist 14, Relegationsrang drei dagegen nur noch acht Zähler entfernt. Drewes stand bei den sieben Siegen hintereinander zwischen den Pfosten und blieb viermal ohne Gegentreffer.

"Stimmungsmäßig holen wir gerade das nach, was wir zu Saisonbeginn verpasst hatten", sagt Drewes im Gespräch mit DFB.de mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Bis zum 14. Spieltag hatte Zweitligaabsteiger Würzburg, als einer der Aufstiegsfavoriten in die Saison gestartet, gerade mal zwei Siege geholt und war mit zehn Zählern Schlusslicht. Der neue Trainer Michael Schiele, der nach elf Spieltagen auf Stephan Schmidt gefolgt war, konnte zunächst keine Formumkehr einleiten.

Drewes: "Ich habe auf meine Chance hingearbeitet"

Auch für Drewes selbst lief es unmittelbar nach seinem Wechsel in den Süden nicht optimal. Der Schlussmann, der zu Saisonbeginn vom Bundesligisten VfL Wolfsburg zu den Würzburgern gekommen war, benötigte jede Menge Geduld. Der erfahrene Wolfgang Hesl erhielt auf der Torhüterposition erst mal den Vorzug. Er hat unter anderem 19 Bundesliga- und 132 Zweitligaspiele für den Hamburger SV, Greuther Fürth, Arminia Bielefeld und Dynamo Dresden absolviert und ist sehr erfahren. "Ich gebe zu, dass es nicht ganz einfach ist, hinten dran zu sein", sagt der 32 Jahre alte Drewes. "Aber ich habe in jedem Training alles gegeben und auf meine Chance hingearbeitet."

Die Chance kam am 14. Spieltag. Vor der Partie bei Fortuna Köln beorderte Cheftrainer Schiele Drewes zwischen die Pfosten. Sowohl für die Kickers als auch für Drewes endete das Duell freilich mit einer weiteren Enttäuschung. "Wir sind zwar 1:0 in Führung gegangen, konnten den Vorsprung aber nicht halten", sagt Drewes. "Den Elfmeter zum entscheidenden 1:2 musste ich auf meine Kappe nehmen. Den hatte ich verschuldet."

Erst fünf Gegentreffer für Drewes: "Harte Arbeit zahlt sich aus"

Dennoch hielt Schiele an seiner Entscheidung fest und ließ Drewes auch im folgenden Spiel gegen den Halleschen FC ran. Das 1:0 markierte den Beginn der Siegesserie - die bis jetzt andauert. Denn auch das erste Spiel des Jahres bei der U 23 des SV Werder Bremen gewannen die Würzburger mit 1:0 und sind jetzt drauf und dran, zum ersten Mal in dieser Saison einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen. Der punktgleiche Tabellenneunte SV Meppen (31 Zähler) weist lediglich die um einen Treffer bessere Tordifferenz auf.

"Die ersten Siege gegen Halle und das 3:0 in Chemnitz zwei Wochen danach waren eminent wichtig", so Drewes, der im Kickers-Trikot bisher fünf Gegentreffer hinnehmen musste. "Die Erfolgserlebnisse haben für mehr Selbstvertrauen gesorgt und gezeigt, dass sich die harte Arbeit auf dem Trainingsplatz auch irgendwann einmal auszahlt."

Jetzt arbeiten Drewes und Co. daran, die Serie so weit wie möglich aufrechtzuerhalten. "Alles andere darf momentan keine Rolle spielen", meint der Schlussmann, der mit sich selbst so gut wie nie zufrieden ist. "Auch nach einer Partie ohne Gegentor gehen wir in die Analyse und suchen nach Dingen, die ich besser machen kann." Über die große Verantwortung, die seine Position mitbringt, ist sich Drewes bewusst. "Ich bin der letzte Spieler, der ein Tor verhindern kann. Auf der anderen Seite bin ich aber auch beim Spielaufbau gefordert. Man muss stets die richtige Balance zwischen Risiko und Sicherheit finden."

Durch Zufall zum Torhüter geworden

Dass Patrick Drewes jetzt in der 3. Liga das Tor hütet, ist eigentlich einem Zufall zu verdanken. "Ich habe im Alter von fünf Jahren im Feld begonnen", erinnert sich der heutige Profi, der bis 2008 für den TuS Heidkrug in seiner Geburtsstadt Delmenhorst spielte. "Irgendwann hat sich unser Torwart verletzt, und es wurde Ersatz gesucht. Mir hat das dann so viel Spaß gemacht, dass ich dabeigeblieben bin."

Bei der Niedersachsenauswahl wurden dann Scouts des VfL Wolfsburg auf Drewes aufmerksam. Die Folge: Im Alter von 15 Jahren wechselte der Torhüter ins Wolfsburger Internat, knapp zwei Autostunden von Delmenhorst entfernt. Beim VfL spielte sich Drewes durch alle Nachwuchsmannschaften. Mit der U 23 wurde er 2014 Meister der Regionalliga Nord. Den Aufstieg in die 3. Liga verpasste der VfL erst in den Playoff-Spielen gegen den aktuellen Ligakonkurrenten SG Sonnenhof Großaspach (0:0/0:1). Drewes: "Das wäre für meine Karriere sicher nicht schlecht gewesen. Ich hätte bei den Profis trainiert und in der 3. Liga Praxis gesammelt. Die Niederlage ist aber mittlerweile abgehakt."

Regionalliga-Meister und DFB-Pokalsieg mit Wolfsburg

Drewes blieb anschließend noch ein Jahr in Wolfsburg und durfte sich im Training der Bundesligamannschaft beweisen. Zum Einsatz kam er aber weder in der Bundesliga noch im DFB-Pokal, den der VfL 2015 dank eines 3:1 gegen Borussia Dortmund gewann. Als frisch gebackener DFB-Pokalsieger suchte Drewes anschließend das Gespräch mit den Verantwortlichen: "Ich wollte persönlich vorankommen und Praxis sammeln."

Drewes ließ sich an den Schweizer Erstligisten FC Will ausleihen, bei dem er sich einen Stammplatz erkämpfte und zu 32 Einsätzen kam. Nach einem Jahr in der Schweiz folgte die nächste Ausleihe - diesmal in die 3. Liga zum SC Preußen Münster. Beim ehemaligen Bundesligisten musste er sich aber hinter Maximilian Schulze Niehues anstellen und kam in der Meisterschaft nur dreimal zum Zug. Im Sommer wechselte Drewes fest zu den Würzburger Kickers, die gerade nach ihrem Durchmarsch von der Regionalliga in die 2. Bundesliga wieder in der 3. Liga gelandet waren.

Wiedersehen mit Ex-Klub Preußen Münster

Am heutigen Freitag (ab 19 Uhr, live bei Telekom Sport) kehrt Drewes mit den Kickers nach Münster zurück. Dort steht das Auswärtsspiel beim SC Preußen auf dem Programm. "Die Zeit in Münster habe ich in guter Erinnerung, ich habe einige Freunde gefunden, die auch jetzt noch dort spielen", sagt Drewes, der inzwischen zusammen mit seiner Freundin Stephanie in Würzburg wohnt. "Das ändert aber nichts daran, dass ich als Gast komme, der unbedingt drei Punkte mit auf die Heimreise nehmen will."

Mit einem torreichen Spiel wie einem 4:3 könnte sich der Kickers-Torwart dabei grundsätzlich nur im ersten Moment anfreunden. "Die drei Punkte nehme ich selbstverständlich gerne", so Drewes. "Als Torhüter käme dann aber sehr schnell der Ärger über drei Gegentore. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich immer einen Sieg ohne Gegentreffer bevorzugen."

[mspw]

Nein, so schnell kann Patrick Drewes derzeit nichts die Laune verderben. Denn für den 24 Jahre alten Torhüter und seine Würzburger Kickers läuft es in der 3. Liga wie am Schnürchen. Dank einer beeindruckenden Serie von sieben Siegen arbeiteten sich die Unterfranken vom letzten auf den zehnten Tabellenplatz vor. Die Abstiegszone ist 14, Relegationsrang drei dagegen nur noch acht Zähler entfernt. Drewes stand bei den sieben Siegen hintereinander zwischen den Pfosten und blieb viermal ohne Gegentreffer.

"Stimmungsmäßig holen wir gerade das nach, was wir zu Saisonbeginn verpasst hatten", sagt Drewes im Gespräch mit DFB.de mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Bis zum 14. Spieltag hatte Zweitligaabsteiger Würzburg, als einer der Aufstiegsfavoriten in die Saison gestartet, gerade mal zwei Siege geholt und war mit zehn Zählern Schlusslicht. Der neue Trainer Michael Schiele, der nach elf Spieltagen auf Stephan Schmidt gefolgt war, konnte zunächst keine Formumkehr einleiten.

Drewes: "Ich habe auf meine Chance hingearbeitet"

Auch für Drewes selbst lief es unmittelbar nach seinem Wechsel in den Süden nicht optimal. Der Schlussmann, der zu Saisonbeginn vom Bundesligisten VfL Wolfsburg zu den Würzburgern gekommen war, benötigte jede Menge Geduld. Der erfahrene Wolfgang Hesl erhielt auf der Torhüterposition erst mal den Vorzug. Er hat unter anderem 19 Bundesliga- und 132 Zweitligaspiele für den Hamburger SV, Greuther Fürth, Arminia Bielefeld und Dynamo Dresden absolviert und ist sehr erfahren. "Ich gebe zu, dass es nicht ganz einfach ist, hinten dran zu sein", sagt der 32 Jahre alte Drewes. "Aber ich habe in jedem Training alles gegeben und auf meine Chance hingearbeitet."

Die Chance kam am 14. Spieltag. Vor der Partie bei Fortuna Köln beorderte Cheftrainer Schiele Drewes zwischen die Pfosten. Sowohl für die Kickers als auch für Drewes endete das Duell freilich mit einer weiteren Enttäuschung. "Wir sind zwar 1:0 in Führung gegangen, konnten den Vorsprung aber nicht halten", sagt Drewes. "Den Elfmeter zum entscheidenden 1:2 musste ich auf meine Kappe nehmen. Den hatte ich verschuldet."

Erst fünf Gegentreffer für Drewes: "Harte Arbeit zahlt sich aus"

Dennoch hielt Schiele an seiner Entscheidung fest und ließ Drewes auch im folgenden Spiel gegen den Halleschen FC ran. Das 1:0 markierte den Beginn der Siegesserie - die bis jetzt andauert. Denn auch das erste Spiel des Jahres bei der U 23 des SV Werder Bremen gewannen die Würzburger mit 1:0 und sind jetzt drauf und dran, zum ersten Mal in dieser Saison einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen. Der punktgleiche Tabellenneunte SV Meppen (31 Zähler) weist lediglich die um einen Treffer bessere Tordifferenz auf.

"Die ersten Siege gegen Halle und das 3:0 in Chemnitz zwei Wochen danach waren eminent wichtig", so Drewes, der im Kickers-Trikot bisher fünf Gegentreffer hinnehmen musste. "Die Erfolgserlebnisse haben für mehr Selbstvertrauen gesorgt und gezeigt, dass sich die harte Arbeit auf dem Trainingsplatz auch irgendwann einmal auszahlt."

Jetzt arbeiten Drewes und Co. daran, die Serie so weit wie möglich aufrechtzuerhalten. "Alles andere darf momentan keine Rolle spielen", meint der Schlussmann, der mit sich selbst so gut wie nie zufrieden ist. "Auch nach einer Partie ohne Gegentor gehen wir in die Analyse und suchen nach Dingen, die ich besser machen kann." Über die große Verantwortung, die seine Position mitbringt, ist sich Drewes bewusst. "Ich bin der letzte Spieler, der ein Tor verhindern kann. Auf der anderen Seite bin ich aber auch beim Spielaufbau gefordert. Man muss stets die richtige Balance zwischen Risiko und Sicherheit finden."

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Durch Zufall zum Torhüter geworden

Dass Patrick Drewes jetzt in der 3. Liga das Tor hütet, ist eigentlich einem Zufall zu verdanken. "Ich habe im Alter von fünf Jahren im Feld begonnen", erinnert sich der heutige Profi, der bis 2008 für den TuS Heidkrug in seiner Geburtsstadt Delmenhorst spielte. "Irgendwann hat sich unser Torwart verletzt, und es wurde Ersatz gesucht. Mir hat das dann so viel Spaß gemacht, dass ich dabeigeblieben bin."

Bei der Niedersachsenauswahl wurden dann Scouts des VfL Wolfsburg auf Drewes aufmerksam. Die Folge: Im Alter von 15 Jahren wechselte der Torhüter ins Wolfsburger Internat, knapp zwei Autostunden von Delmenhorst entfernt. Beim VfL spielte sich Drewes durch alle Nachwuchsmannschaften. Mit der U 23 wurde er 2014 Meister der Regionalliga Nord. Den Aufstieg in die 3. Liga verpasste der VfL erst in den Playoff-Spielen gegen den aktuellen Ligakonkurrenten SG Sonnenhof Großaspach (0:0/0:1). Drewes: "Das wäre für meine Karriere sicher nicht schlecht gewesen. Ich hätte bei den Profis trainiert und in der 3. Liga Praxis gesammelt. Die Niederlage ist aber mittlerweile abgehakt."

Regionalliga-Meister und DFB-Pokalsieg mit Wolfsburg

Drewes blieb anschließend noch ein Jahr in Wolfsburg und durfte sich im Training der Bundesligamannschaft beweisen. Zum Einsatz kam er aber weder in der Bundesliga noch im DFB-Pokal, den der VfL 2015 dank eines 3:1 gegen Borussia Dortmund gewann. Als frisch gebackener DFB-Pokalsieger suchte Drewes anschließend das Gespräch mit den Verantwortlichen: "Ich wollte persönlich vorankommen und Praxis sammeln."

Drewes ließ sich an den Schweizer Erstligisten FC Will ausleihen, bei dem er sich einen Stammplatz erkämpfte und zu 32 Einsätzen kam. Nach einem Jahr in der Schweiz folgte die nächste Ausleihe - diesmal in die 3. Liga zum SC Preußen Münster. Beim ehemaligen Bundesligisten musste er sich aber hinter Maximilian Schulze Niehues anstellen und kam in der Meisterschaft nur dreimal zum Zug. Im Sommer wechselte Drewes fest zu den Würzburger Kickers, die gerade nach ihrem Durchmarsch von der Regionalliga in die 2. Bundesliga wieder in der 3. Liga gelandet waren.

Wiedersehen mit Ex-Klub Preußen Münster

Am heutigen Freitag (ab 19 Uhr, live bei Telekom Sport) kehrt Drewes mit den Kickers nach Münster zurück. Dort steht das Auswärtsspiel beim SC Preußen auf dem Programm. "Die Zeit in Münster habe ich in guter Erinnerung, ich habe einige Freunde gefunden, die auch jetzt noch dort spielen", sagt Drewes, der inzwischen zusammen mit seiner Freundin Stephanie in Würzburg wohnt. "Das ändert aber nichts daran, dass ich als Gast komme, der unbedingt drei Punkte mit auf die Heimreise nehmen will."

Mit einem torreichen Spiel wie einem 4:3 könnte sich der Kickers-Torwart dabei grundsätzlich nur im ersten Moment anfreunden. "Die drei Punkte nehme ich selbstverständlich gerne", so Drewes. "Als Torhüter käme dann aber sehr schnell der Ärger über drei Gegentore. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich immer einen Sieg ohne Gegentreffer bevorzugen."

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