Wolter: "Toller Spirit der Gemeinsamkeit beflügelt uns"

DFB.de: Was waren im jetzt zu Ende gehenden Jahr die wichtigsten Meilensteine bei den WM-Vorbereitungen des OK?

Wolter: Aus organisatorischer Sicht ganz sicher die Auswahl der neun WM-Städte zu Beginn des Jahres. Seitdem wissen wir, mit wem wir konkret zusammenarbeiten. Die Verabschiedung des Spielplans war von großer Bedeutung, weil seitdem die Städte wissen, welche Begegnungen in ihren Stadien stattfinden werden. Emotional war der wichtigste Schritt das Spiel gegen Brasilien vor 44.000 Zuschauern in Frankfurt. Nicht hoch genug ist zudem der Gewinn des EM-Titels in Finnland einzuschätzen, weil sich damit der Rückenwind für unser OK noch verstärkte. Dies schlug sich schließlich am Ende des Jahres in dem tollen Verkaufsstart der Tickets mit nieder. Herausgestellt werden muss, dass wir in diesem Jahr das Umweltprogramm für die so genannte "klimafaire WM" auf den Weg gebracht haben. Im Rückblick stellt sich 2009 als achtbares Erfolgsmosaik auf dem Weg zu 2011 dar.

DFB.de: Blieben 2009 dennoch die Vorbereitungsarbeiten an einigen Stellen hinter den Erwartungen zurück?

Wolter: Wir hatten gehofft, den sechsten Nationalen Förderer noch in diesem Jahr an Bord zu holen, nachdem die Verträge mit den fünf Partnern zuvor so glatt und zügig abgeschlossen werden konnten. Vielleicht gelingt es ja doch noch. Ansonsten kann man sagen, 2009 lief alles wie geplant, wir sind happy.

DFB.de: Zumal Deutschland als Austragungsort der Frauenfußball-WM 2011 mittlerweile mehr als 55 Prozent der hiesigen Sportinteressierten bekannt ist. Worauf ist dieser "wahnsinnig gute Wert", so eine unabhängige Marktforschungsagentur in ihrer Studie, anderthalb Jahre vor Turnierbeginn zurückzuführen?

Wolter: Zum einen natürlich auf die Erfolge der Nationalmannschaft als amtierende Welt- und Europameisterinnen. Zum andern spielt die Tatsache, dass der DFB das Thema WM 2011 auf seiner Prioritätenliste ganz nach vorne gestellt hat, eine entscheidende Rolle. Überragenden Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung hat dazu Steffi Jones, die als OK-Präsidentin und als das Gesicht dieser ersten Frauen-WM in Deutschland absolut authentisch, sympathisch und glaubwürdig zum Ausdruck bringt, was dieses Weltfestival des Frauenfußballs sein soll und sein kann. Und nicht zuletzt ist dieser Bekanntheitsgrad der Erfolg konzentrierter PR-Arbeit auf regionaler und nationaler Ebene.

DFB.de: Bedeutet dies, dass auch 2011 eine zwar insgesamt kleinere, aber doch ähnlich emotionale Veranstaltung wie 2006 zu erwarten ist, hinter der auch diesmal die gesamte Bevölkerung stehen wird?

Wolter: Überall steht im Moment die WM in Südafrika im Fokus. Das heißt, die Frauen-WM 2011 wird erst in der zweiten Jahreshälfte so richtig ins Bewusstsein dringen. Dennoch zeigen uns die fantastischen Zuschauerzahlen bei den letzten Heimländerspielen unserer Frauen, die sensationellen TV-Einschaltquoten oder der tolle Start des Ticketings, wie stark dieses große Ereignis im Jahr 2011 bei uns in Deutschland schon verwurzelt ist. Ich glaube fest an den Erfolg von 2011, an einen Erfolg der besonderen Art, der große Resonanz und starken Rückhalt bei der Bevölkerung haben wird.



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Genau 559 Tage sind es noch bis zum Anpfiff der FIFA Frauen-WM 2011. Betrachtet und beurteilt man die Meilensteine, die auf dem Weg dorthin bisher errichtet wurden, vermittelt sich der Eindruck, dass die ersten Frauenfußball-WM in Deutschland eigentlich morgen schon beginnen könnte. In der Tat sind die organisatorischen Vorbereitungen weit vorangeschritten. Dennoch sei "das Ziel längst noch nicht erreicht", wie Ulrich Wolter, der Gesamtkoordinator des Organisationskomitees, betont.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Wolfgang Tobien blickt der 36-Jährige in seiner Verantwortung für alle operativen OK-Abläufe zurück auf wichtige Weichenstellungen im Jahr 2009, verweist auf die 2010 bevorstehenden Höhepunkte und nennt Gründe für den erfreulichen Zwischenstand der Vorbereitungen. Hierbei hebt Wolter das ungemein positive und einander beflügelnde Zusammenspiel zwischen dem DFB, dessen OK, den neun WM-Spielorten und der erfolgreichen Frauen-Nationalmannschaft hervor.

DFB.de: Die Stadien sind fertig gestellt, der Spielplan ist verabschiedet, in den neun Spielorten sind die Weichen gestellt, und der Ticketverkauf verläuft sehr gut. Aus Sicht des Organisationskomitees könnte die erste Frauenfußball-WM in Deutschland eigentlich jetzt schon beginnen?

Ulrich Wolter: Wir können mit dem Stand der Vorbereitungen sehr zufrieden sein und wissen, dass wir mehr als gut im Zeitplan liegen. Doch wir sind längst noch nicht am Ziel. Wir müssen weiterhin alle Kräfte bündeln, um atmosphärisch einen ähnlichen Erfolg wie 2006 und wirtschaftlich die schwarze Null zu erreichen.

DFB.de: Wie lautet generell Ihre Zwischenbilanz 559 Tage vor dem WM-Anpfiff?

Wolter: Im Moment habe ich das Gefühl, dass auf dem Weg zur ersten Frauen-WM in Deutschland, der nach wie vor noch mit vielen Unbekannten gepflastert ist, alles sehr positiv ineinander fließt: die Erfolge unserer Frauen-Nationalmannschaft, der Schritt des DFB, mit den Frauen-Länderspielen in den vergangenen Monaten in die großen Stadien zu gehen und damit ein neues und großes Zuschauerpotenzial zu erschließen, sowie die Aktionen und Kampagnen für die beabsichtigte Nachhaltigkeit. Das alles ist in sich schlüssig und stimmig, gibt uns Sicherheit und starken Rückenwind.

DFB.de: Wobei vor allem der überaus positive Start des Ticketverkaufs Sie ruhig und voller Optimismus in die Zukunft schauen lässt?

Wolter: Der Verkaufsstart der Eintrittskarten hat uns angenehm überrascht, weil er total positiv bisher verlief. Wir sehen uns in unserer Verkaufsstrategie absolut bestätigt. Hätten wir ohne diesen Erfolg beim Ticketing in die Weihnachtspause gehen müssen, hätte ich über die Feiertage ein ziemlich mulmiges Gefühl im Magen. Stattdessen hat sich der Start mit der Städteserie, die ich aktuell weiterhin als ideales Weihnachtsgeschenk empfehlen kann, als voller Erfolg entpuppt. 140.000 verkaufte Einzeltickets innerhalb von sechs Wochen lassen uns in der Tat optimistisch in die Zukunft blicken.

DFB.de: Wie und mit welchen Highlights stellt sich die strategische Ausrichtung des OK für 2010 dar?

Wolter: Das zentrale Thema im kommenden Jahr wird die Ausrichtung der U 20-Frauen-WM sein. Ein wichtiger Tag ist dabei die Endrundenauslosung am 22. April in Dresden, die im Rahmen des attraktiven Testländerspiels gegen Schweden stattfindet. Von großer Bedeutung wird der Beginn der zweiten Eintrittkarten-Verkaufsphase am 17. Februar mit den "20ELF-Tickets" für die Vereine im DFB-Bereich sein, der sich nach der WM in Südafrika und der U 20-Frauen-WM der Verkauf der Einzeltickets anschließt. Der Höhepunkt kommt dann sicherlich mit der Endrundenauslosung für 2011 am 29. November 2010.

DFB.de: Welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die U-20-Frauen-WM vom 13. Juli bis 1. August speziell im Hinblick auf 2011?

Wolter: Dieses Turnier ist zunächst einmal sportlich ein absolutes Highlight. Die Zuschauer werden die besten Nachwuchsspielerinnen der Welt in wunderschönen Stadien erleben können. Viele von ihnen sehen wir 2011 bestimmt wieder. Neben dem reibungslosen organisatorischen Ablauf muss es unser Anspruch sein, eine stimmungsvolle Atmosphäre in den Stadien herzustellen. Da die vier Spielorte Bochum, Augsburg, Dresden und Bielefeld sich sehr engagiert in die Vorbereitungen einbringen, bin ich überzeugt, dass wir ein spannendes und attraktives WM-Turnier sehen werden.

DFB.de: Was heißt das also mit Blick auf 2011?

Wolter: Da drei dieser vier Städte auch ein Jahr später WM-Spielorte sein werden und die U 20-Frauen-WM zudem ebenfalls mit 16 Teams stattfindet, ist dieses Turnier ein wirklich wichtiger Wegweiser für 2011. Dabei müssen wesentliche Details und Abläufe bereits genauso gut funktionieren wie ein Jahr später.

DFB.de: Welche organisatorischen Details müssen 2010 darüber hinaus auf jeden Fall bewältigt werden?

Wolter: Ich hoffe, dass wir Anfang des Jahres unseren sechsten Nationalen Förderer präsentieren können und damit der Kreis unserer wichtigsten Sponsoren komplett ist. Es müssen daneben große Verträge im Bereich der Logistik, der medizinischen Versorgung und des gesamten Transportwesens im Hinblick auf 2011 abgeschlossen werden. Und für die U 20-Frauen-WM beginnt im neuen Jahr der Feinschliff mit dem Einbau der temporären Maßnahmen in den Stadien oder der Ausgestaltung der Akkreditierungszentren, um mal zwei Beispiele zu nennen.

DFB.de: Was waren im jetzt zu Ende gehenden Jahr die wichtigsten Meilensteine bei den WM-Vorbereitungen des OK?

Wolter: Aus organisatorischer Sicht ganz sicher die Auswahl der neun WM-Städte zu Beginn des Jahres. Seitdem wissen wir, mit wem wir konkret zusammenarbeiten. Die Verabschiedung des Spielplans war von großer Bedeutung, weil seitdem die Städte wissen, welche Begegnungen in ihren Stadien stattfinden werden. Emotional war der wichtigste Schritt das Spiel gegen Brasilien vor 44.000 Zuschauern in Frankfurt. Nicht hoch genug ist zudem der Gewinn des EM-Titels in Finnland einzuschätzen, weil sich damit der Rückenwind für unser OK noch verstärkte. Dies schlug sich schließlich am Ende des Jahres in dem tollen Verkaufsstart der Tickets mit nieder. Herausgestellt werden muss, dass wir in diesem Jahr das Umweltprogramm für die so genannte "klimafaire WM" auf den Weg gebracht haben. Im Rückblick stellt sich 2009 als achtbares Erfolgsmosaik auf dem Weg zu 2011 dar.

DFB.de: Blieben 2009 dennoch die Vorbereitungsarbeiten an einigen Stellen hinter den Erwartungen zurück?

Wolter: Wir hatten gehofft, den sechsten Nationalen Förderer noch in diesem Jahr an Bord zu holen, nachdem die Verträge mit den fünf Partnern zuvor so glatt und zügig abgeschlossen werden konnten. Vielleicht gelingt es ja doch noch. Ansonsten kann man sagen, 2009 lief alles wie geplant, wir sind happy.

DFB.de: Zumal Deutschland als Austragungsort der Frauenfußball-WM 2011 mittlerweile mehr als 55 Prozent der hiesigen Sportinteressierten bekannt ist. Worauf ist dieser "wahnsinnig gute Wert", so eine unabhängige Marktforschungsagentur in ihrer Studie, anderthalb Jahre vor Turnierbeginn zurückzuführen?

Wolter: Zum einen natürlich auf die Erfolge der Nationalmannschaft als amtierende Welt- und Europameisterinnen. Zum andern spielt die Tatsache, dass der DFB das Thema WM 2011 auf seiner Prioritätenliste ganz nach vorne gestellt hat, eine entscheidende Rolle. Überragenden Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung hat dazu Steffi Jones, die als OK-Präsidentin und als das Gesicht dieser ersten Frauen-WM in Deutschland absolut authentisch, sympathisch und glaubwürdig zum Ausdruck bringt, was dieses Weltfestival des Frauenfußballs sein soll und sein kann. Und nicht zuletzt ist dieser Bekanntheitsgrad der Erfolg konzentrierter PR-Arbeit auf regionaler und nationaler Ebene.

DFB.de: Bedeutet dies, dass auch 2011 eine zwar insgesamt kleinere, aber doch ähnlich emotionale Veranstaltung wie 2006 zu erwarten ist, hinter der auch diesmal die gesamte Bevölkerung stehen wird?

Wolter: Überall steht im Moment die WM in Südafrika im Fokus. Das heißt, die Frauen-WM 2011 wird erst in der zweiten Jahreshälfte so richtig ins Bewusstsein dringen. Dennoch zeigen uns die fantastischen Zuschauerzahlen bei den letzten Heimländerspielen unserer Frauen, die sensationellen TV-Einschaltquoten oder der tolle Start des Ticketings, wie stark dieses große Ereignis im Jahr 2011 bei uns in Deutschland schon verwurzelt ist. Ich glaube fest an den Erfolg von 2011, an einen Erfolg der besonderen Art, der große Resonanz und starken Rückhalt bei der Bevölkerung haben wird.

DFB.de: Eine Frage zu Ihrem Selbstverständnis als OK-Gesamtorganisator. Welcher Zielsetzung fühlen Sie sich mehr verpflichtet, einem hervorragenden wirtschaftlichen Ergebnis der WM 2011 oder einem höchst stimmungsvollen und atmosphärisch dichten Turnier?

Wolter: Inzwischen bin ich überzeugt, dass beides funktionieren wird. Wenn ich zurückblicke auf die Länderspiele 2009 in Sinsheim, Frankfurt und Augsburg, dann ist mir um die Atmosphäre, die wir uns alle wünschen, nicht bange. Wir haben keine Veranlassung, dieses in jeder Hinsicht hochwertige Turnier preislich zu verramschen, die WM ist ein echtes Premiumprodukt. Die Frauen-WM wird 2011 weltweit das einzige große Ereignis sein. Wie unsere Frauen-Nationalmannschaft ist auch dieses Turnier inzwischen zu einer Marke geworden. Mit etwas Fantasie, mit dem großartigen Engagement unserer Spielorte und Partner wird 2011 ein großer Gesamterfolg werden.

DFB.de: Gibt es jetzt schon Hinweise, mit welcher Nachhaltigkeit der Frauen- und Mädchenfußball in Deutschland nach der WM 2011 rechnen kann?

Wolter: Auf jeden Fall. Die Kampagne "Team 2011", an der sich mittlerweile mehr als 7.000 Schulen und Vereine beteiligen, ist ein überragender Indikator für die erhoffte Nachhaltigkeit. Der zweite Hinweis ist die Zusammensetzung des Publikums bei den Länderspielen. Wenn ich daran denke, in welchen Stadien und vor welch kleinen Kulissen die Nationalmannschaft noch vor zwei Jahren gespielt hat und dies vergleiche mit der rasanten Entwicklung seitdem, dann wird meiner Meinung nach der Frauen- und Mädchenfußball nach der WM 2011 weiterhin eine immer größere Rolle spielen in unserer Gesellschaft.

DFB.de: Gab es im Verlauf der bisherigen WM-Vorbereitung einen Tag oder ein Ereignis, das Sie am liebsten ungeschehen machen würden?

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Wolter: Ein ähnlicher Schock wie vor 2006 mit dem Vorgehen der Stiftung Warentest blieb uns zum Glück bisher erspart. Im Gegenteil. Unser gesamtes OK fühlt sich sehr wohl. Zum einen, wie wir eingebettet und verzahnt sind mit dem DFB und dabei von seinem Präsidenten und Generalsekretär stark unterstützt werden. Und was ich zum anderen persönlich als sensationell wohltuend empfinde, ist die Zusammenarbeit mit den WM-Städten, der offene und positive Umgang miteinander. Es herrscht von Anfang an ein toller Spirit der Gemeinsamkeit, der uns beflügelt und stark macht. Auch deswegen ist der gesellschaftliche Zuspruch für diese Frauen-WM inzwischen schon so groß.