Wolfsburgs Kevin De Bruyne: Gut aufgelegt

Im Eiltempo hat sich Kevin De Bruyne zu einem der begehrtesten Spieler im deutschen, ja: im europäischen Profifußball entwickelt. Seit die Daten erfasst werden, hat noch keiner in einer Bundesligasaison mehr Tore vorbereitet. Nötig dafür war der Wechsel zurück nach Deutschland.

Der Rasen ist seine Bühne, hier geht er aus sich heraus, hier macht er großes Spektakel, hier steht er gerne im Mittelpunkt. Wenn das Spiel vorbei und das Flutlicht aus ist, hat der 23-jährige Belgier lieber seine Ruhe. Die wird er am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD und auf Sky) nicht haben, wenn er mit dem VfL Wolfsburg im DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund seinen ersten Titel außerhalb Belgiens anpeilt.

Kein Mann für Twitter-Selfies

Irgendwie würde man gern eine Macke finden, etwas Skurriles, das so ungewöhnlich ist wie seine Art, Fußball zu spielen. Besondere Hobbys? "Schlafen", sagt er. "Und Computerspiele." Oh, übt er womöglich an der Konsole seine eigenen Tricks? "Nein, nein", winkt Kevin De Bruyne ab. "Ich spiele andere Spiele." Von seinem ersten Fußballer-Gehalt hat er sich eine PlayStation gekauft. Und sonst? "Fernsehserien."

Der vielleicht großartigste Fußballer in der Geschichte des VfL Wolfsburg hat überhaupt kein Problem damit, unspektakulär rüberzukommen. Besondere Autos? Extravagante Freundin? Oder wenigstens mal ein aufsehenerregendes Twitter-Selfie? Nein, nein, nein. "Ich will Fußball spielen", sagt De Bruyne. "Das ist alles."

Allofs: "Kevin hat diesen besonderen fußballerischen Instinkt"

Wer das Besondere an Kevin De Bruyne sucht, der muss ins Stadion gehen. Und dann kann er Momente erleben wie diesen am 31. Spieltag, als Hannovers Miiko Albornoz den Ball eigentlich schon hatte, ehe er Sekundenbruchteile später begriff, dass er wieder weg ist. Diese Sekundenbruchteile haben De Bruyne gereicht, um Mitspieler Bas Dost so zu bedienen, dass der das Tor quasi machen musste. Und das alles so schnell, als würden die Augen des Belgiers ihre Befehle direkt an die Füße geben; übrigens je nach Bedarf an beide.

Es ist diese Geschwindigkeit, die De Bruyne aus der Masse der Bundesliga-Fußballer heraushebt. Die Geschwindigkeit, mit der er Situationen erfasst, erkennt, was zu tun ist, und dann mit oft unerbittlicher Präzision handelt. Das hat den Belgier zum besten Vorlagengeber gemacht, seit in der Bundesliga Vorlagen gezählt werden. Und zur herausragenden Figur des VfL Wolfsburg. "Er hat diesen besonderen fußballerischen Instinkt, der nicht alle Profis auszeichnet", sagt VfL-Manager Klaus Allofs, um dann zu untertreiben: "Er bewertet die Situationen in den Spielen schon gut." Und die Gegner können wenig dagegen tun. "Weil", so erklärt es sein Trainer Dieter Hecking, "er es schafft, sich immer wieder in Räumen aufzuhalten, in denen er schwer zu packen ist."



Im Eiltempo hat sich Kevin De Bruyne zu einem der begehrtesten Spieler im deutschen, ja: im europäischen Profifußball entwickelt. Seit die Daten erfasst werden, hat noch keiner in einer Bundesligasaison mehr Tore vorbereitet. Nötig dafür war der Wechsel zurück nach Deutschland.

Der Rasen ist seine Bühne, hier geht er aus sich heraus, hier macht er großes Spektakel, hier steht er gerne im Mittelpunkt. Wenn das Spiel vorbei und das Flutlicht aus ist, hat der 23-jährige Belgier lieber seine Ruhe. Die wird er am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD und auf Sky) nicht haben, wenn er mit dem VfL Wolfsburg im DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund seinen ersten Titel außerhalb Belgiens anpeilt.

Kein Mann für Twitter-Selfies

Irgendwie würde man gern eine Macke finden, etwas Skurriles, das so ungewöhnlich ist wie seine Art, Fußball zu spielen. Besondere Hobbys? "Schlafen", sagt er. "Und Computerspiele." Oh, übt er womöglich an der Konsole seine eigenen Tricks? "Nein, nein", winkt Kevin De Bruyne ab. "Ich spiele andere Spiele." Von seinem ersten Fußballer-Gehalt hat er sich eine PlayStation gekauft. Und sonst? "Fernsehserien."

Der vielleicht großartigste Fußballer in der Geschichte des VfL Wolfsburg hat überhaupt kein Problem damit, unspektakulär rüberzukommen. Besondere Autos? Extravagante Freundin? Oder wenigstens mal ein aufsehenerregendes Twitter-Selfie? Nein, nein, nein. "Ich will Fußball spielen", sagt De Bruyne. "Das ist alles."

Allofs: "Kevin hat diesen besonderen fußballerischen Instinkt"

Wer das Besondere an Kevin De Bruyne sucht, der muss ins Stadion gehen. Und dann kann er Momente erleben wie diesen am 31. Spieltag, als Hannovers Miiko Albornoz den Ball eigentlich schon hatte, ehe er Sekundenbruchteile später begriff, dass er wieder weg ist. Diese Sekundenbruchteile haben De Bruyne gereicht, um Mitspieler Bas Dost so zu bedienen, dass der das Tor quasi machen musste. Und das alles so schnell, als würden die Augen des Belgiers ihre Befehle direkt an die Füße geben; übrigens je nach Bedarf an beide.

Es ist diese Geschwindigkeit, die De Bruyne aus der Masse der Bundesliga-Fußballer heraushebt. Die Geschwindigkeit, mit der er Situationen erfasst, erkennt, was zu tun ist, und dann mit oft unerbittlicher Präzision handelt. Das hat den Belgier zum besten Vorlagengeber gemacht, seit in der Bundesliga Vorlagen gezählt werden. Und zur herausragenden Figur des VfL Wolfsburg. "Er hat diesen besonderen fußballerischen Instinkt, der nicht alle Profis auszeichnet", sagt VfL-Manager Klaus Allofs, um dann zu untertreiben: "Er bewertet die Situationen in den Spielen schon gut." Und die Gegner können wenig dagegen tun. "Weil", so erklärt es sein Trainer Dieter Hecking, "er es schafft, sich immer wieder in Räumen aufzuhalten, in denen er schwer zu packen ist."

###more###

Atemberaubende Tempodribblings: "Ich mache das einfach"

Seine Eltern bauten ein Eigenheim mit Garten, da war De Bruyne drei. Dort spielte er mit dem Ball, ehe er mit sechs die ersten Partien für die Jugend der KVV Drongen entschied. Alle sahen, dass "Kev" mehr Talent hat als die anderen. Und dass keiner nach Niederlagen so sauer guckte wie er. Die ländliche Umgebung fand er irgendwann "langweilig", wie er heute sagt.

Mit 14 wechselte er darum ins Fußball-Internat nach Genk, eineinhalb Autostunden weg von zu Hause. Er wollte auch dort immer noch jedes Spiel gewinnen. Aber eine Profi-Karriere? "Ob ich mehr Talent habe als die anderen, hat mich nie interessiert", erzählt er, "Ich wollte immer nur Spaß am Fußball haben. Irgendwann wurde mir gesagt, ich könne Profi werden. Da wurde ich dann erst richtig ehrgeizig."

Er entwickelte seinen Stil, das Spiel mit nur einem Kontakt, das Tempodribbling, das Finden der freien Räume auch im engsten Defensiv-Netz des Gegners. "Ich weiß nicht, woher das kommt, ich mache das einfach", sagt er lachend. "Aber ich will immer schnell sein, egal, was ich tue." Interview-Termine legt er schon mal auf fünf Minuten nach Trainingsende. Länger braucht er fürs Duschen nicht.

Allofs lotst ihn von Chelsea nach Wolfsburg

Mit 17 spielte er für KRC Genk in der 1. Liga Belgiens, als er 18 war, erkundigte sich Bayer Leverkusen nach ihm. Pfeiffersches Drüsenfieber, Bänderriss und zwei Zehenbrüche hielten De Bruyne nicht auf, viele ausländische Klubs wurden neugierig, sahen sein Potenzial, fragten an. Auch Allofs, damals noch bei Werder Bremen, hatte ihn auf dem Zettel. Aber gegen den Lockruf des FC Chelsea kommt keiner an. Doch der Kader der Londoner war groß; zu groß für einen, der immer spielen will. Allofs blieb dran, lockte ihn für ein Jahr auf Leihbasis nach Bremen. De Bruyne lernte die Bundesliga kennen – und die Bundesliga ihn. Zehn Tore, neun Vorlagen, auch seinetwegen schaffte Bremen 2013 den Klassenerhalt.

Ein halbes Jahr lang probierte er es danach wieder in London, wo seine Ähnlichkeit mit Prinz Harry aber immer noch ein größeres Thema war als sein Spiel. José Mourinho ließ ihn weiter schmoren. "Ich glaube, es gibt überhaupt keinen anderen Verein, der einen so starken Kader hat wie Chelsea", sagte er – und freute sich, als sich Allofs wieder bei ihm meldete. Mittlerweile als Vertreter des VfL Wolfsburg.

###more###

Er will doch nur spielen

Und dort blüht der Mann, der nur Fußball spielen will, seither so richtig auf. Als eine Fußverletzung im April seinen Einsatz beim Europa-League-Spiel in Neapel verhinderte, hatte er bis dahin alle 49 Pflichtspiele in der Saison absolviert – mehr als alle anderen Bundesliga-Spieler. Und das, obwohl er im Sommer auch schon eine WM bis zum Viertelfinale gespielt hatte. "Er wird sauer, wenn man ihn rausnimmt", sagt Hecking grinsend.

Stimmt das? De Bruyne lacht. "Nein, aber jeder will doch immer spielen. Wenn ich das Gefühl habe, es geht nicht, dann sage ich das schon. Aber der Trainer entscheidet das." Und der ist begeistert. "Es war ja nicht einfach für Kevin nach der WM", sagt Hecking, "da hat man schon gemerkt, dass er das erst mal verkraften musste, gerade weil er wegen seiner Dynamik immer eine hohe Intensität im Spiel hat und viele Zweikämpfe führen muss. Aber er hat eben außergewöhnliche Fähigkeiten, Situationen zu erfassen."

Was noch fehlt? "Ein Pokal"

Eine andere außergewöhnliche Fähigkeit mussten Hecking und Allofs erst noch aus ihm rauskitzeln. Zur Winterpause hatte De Bruyne zehn Vorlagen und drei Treffer auf seinem Konto. "Da haben wir ihm gesagt, dass er mehr Tore machen muss", erinnert sich Hecking schmunzelnd. In der Rückrunde bereitete er noch mehr Treffer vor – und traf sieben- statt dreimal. "Er ist der Beste, mit dem ich je zusammengespielt habe", sagt Torwart und Kapitän Diego Benaglio. Und es gibt kaum einen im Team, der das anders formulieren würde.

Was fehlt noch? "Ein Pokal", findet De Bruyne. Er hat schon einen gewonnen, den belgischen, 2009 war das, ein 2:0 mit Genk im Endspiel gegen Mechelen. "Ich hatte vorher gerade mal drei oder vier Profispiele gemacht, saß im Endspiel auf der Bank und bei der anschließenden Party konnte ich auch nicht richtig mitmachen, weil ich erst 17 war – deswegen zählt das nicht so richtig." Heute ist er 23, alt genug für eine richtige Pokalparty. Um sie zu feiern, muss er einfach nur das tun, was ihm sowieso am meisten Spaß macht: Fußball spielen.