Wolfgang Niersbach: "Es gibt keinen Stillstand"

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat heute den zweiten DFB-Wissenschaftskongress besucht. Zwei Tage hatten sich 360 Teilnehmer aus sieben Nationen in Frankfurt versammelt. Mit 28 Referaten aufgeteilt in Themenblöcke - Rehabilitation, Nachwuchsförderung, psychologische Leistungsvoraussetzungen, Verletzungsprävention, Fußballtraining, Regeneration, Gesundheit und Frauenfußball - wurde ausgelotet, wie wissenschaftliche Forschung den Fußball pflegen, weiterentwickeln und schützen kann.

Der DFB-Präsident betonte bei seinem Abstecher ins Airport-Hotel am Frankfurter Flughafen die enorme Entwicklung und Bedeutung für den Fußball. Niersbach sagte zu, "dieses Feld 2013 und auch in Zukunft zu besetzen" und freute sich, "dass wir in Deutschland in allen für den Fußball relevanten Bereichen der Wissenschaft über absolute Topleute verfügen."

Bereits 2005 hatte der Verband unter Leitung von Prof. Dr. Martin-Peter Büch, zuvor ein Jahrzehnt Direktor des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, eine AG Wissenschaft gegründet - und damit ein starkes Zeichen gesetzt. Nach 2010 fand nun zum zweiten Mal ein internationaler Kongress statt.

"Wir müssen die neuesten Entwicklungen erkennen"

Niersbach berichtete am Freitagmorgen aus dem eigenen "Fußball-Leben" - als Journalist, als DFB-Pressechef, als Generalsekretär und Präsident: "Als ich beruflich in dem Metier 1973 anfing, gab es in der Bundesliga nicht mal einen Assistenztrainer. Erst 1986 haben wir mit Wilfried Kindermann die Position des Internisten bei der Nationalmannschaft besetzt. Vorher wurden internistische Probleme vom Orthopäden mitbehandelt. Als Jürgen Klinsmann US-Fitnesstrainer holte, wurden wir belächelt, jede Zeitung druckte die Gummitwist-Bilder ab. Heute ist klar, dass wir auch diese Kompetenz hochprofessionell abgedeckt haben. Das Feld wissenschaftlicher Forschung hat sich ausgeweitet, die konkrete Betreuung der Spieler auch."

Der DFB-Präsident bilanzierte: "Es gibt keinen Stillstand. Wenn wir unser Niveau halten und ausbauen wollen, müssen wir in allen Bereichen des Fußballs die neusten Entwicklungen erkennen und - wenn möglich - vorgeben."

Preise für vier Wissenschaftler

Dafür scheinen der Kongress, den heute Morgen auch DOSB-Vizepräsidentin Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper besuchte, und der erstmals verliehene DFB-Wissenschaftspreis adäquate Instrumente zu sein. "Der DFB hat diesen Preis eingeführt und sehr großzügig ausgestattet", sagte Büch.



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DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat heute den zweiten DFB-Wissenschaftskongress besucht. Zwei Tage hatten sich 360 Teilnehmer aus sieben Nationen in Frankfurt versammelt. Mit 28 Referaten aufgeteilt in Themenblöcke - Rehabilitation, Nachwuchsförderung, psychologische Leistungsvoraussetzungen, Verletzungsprävention, Fußballtraining, Regeneration, Gesundheit und Frauenfußball - wurde ausgelotet, wie wissenschaftliche Forschung den Fußball pflegen, weiterentwickeln und schützen kann.

Der DFB-Präsident betonte bei seinem Abstecher ins Airport-Hotel am Frankfurter Flughafen die enorme Entwicklung und Bedeutung für den Fußball. Niersbach sagte zu, "dieses Feld 2013 und auch in Zukunft zu besetzen" und freute sich, "dass wir in Deutschland in allen für den Fußball relevanten Bereichen der Wissenschaft über absolute Topleute verfügen."

Bereits 2005 hatte der Verband unter Leitung von Prof. Dr. Martin-Peter Büch, zuvor ein Jahrzehnt Direktor des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, eine AG Wissenschaft gegründet - und damit ein starkes Zeichen gesetzt. Nach 2010 fand nun zum zweiten Mal ein internationaler Kongress statt.

"Wir müssen die neuesten Entwicklungen erkennen"

Niersbach berichtete am Freitagmorgen aus dem eigenen "Fußball-Leben" - als Journalist, als DFB-Pressechef, als Generalsekretär und Präsident: "Als ich beruflich in dem Metier 1973 anfing, gab es in der Bundesliga nicht mal einen Assistenztrainer. Erst 1986 haben wir mit Wilfried Kindermann die Position des Internisten bei der Nationalmannschaft besetzt. Vorher wurden internistische Probleme vom Orthopäden mitbehandelt. Als Jürgen Klinsmann US-Fitnesstrainer holte, wurden wir belächelt, jede Zeitung druckte die Gummitwist-Bilder ab. Heute ist klar, dass wir auch diese Kompetenz hochprofessionell abgedeckt haben. Das Feld wissenschaftlicher Forschung hat sich ausgeweitet, die konkrete Betreuung der Spieler auch."

Der DFB-Präsident bilanzierte: "Es gibt keinen Stillstand. Wenn wir unser Niveau halten und ausbauen wollen, müssen wir in allen Bereichen des Fußballs die neusten Entwicklungen erkennen und - wenn möglich - vorgeben."

Preise für vier Wissenschaftler

Dafür scheinen der Kongress, den heute Morgen auch DOSB-Vizepräsidentin Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper besuchte, und der erstmals verliehene DFB-Wissenschaftspreis adäquate Instrumente zu sein. "Der DFB hat diesen Preis eingeführt und sehr großzügig ausgestattet", sagte Büch.

Ausgezeichnet wurden Dr. Julia Franke von der Universität Bochum für ihre Arbeit über Ausdauertraining in ausgewählten Sportspielen (3. Preis) sowie jeweils mit dem 2. Preis Prof. Dr. Stefan Chatrath von der FU Berlin für eine Studie zu marketingrelevanten Problemen im Gruppenkonsum am Beispiel eines Bundesligaspiels und Dr. Marie Kronberg von der Universität Passau für ihre Arbeit über Voraussetzungen und Grenzen der Bindung von Sportverbänden an die europäischen Grundfreiheiten.

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Deutsche Elfmeter-Geschichte

Dass Dr. Georg Froese, ein ehemaliger Spieler von Union Berlin und Babelsberg, mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde, fand auch Büchs Zustimmung, denn: "Der DFB ist keine Forschungsgemeinschaft. Die Ergebnisse müssen übertragbar sein." Froese, der als Sportpsychologe unter anderem Bundesligaklubs berät, hat über psychologische Einflussfaktoren bei der Leistung von Elfmeterschützen geforscht. Ein Thema, das den Präsidenten begeistert. "Das hat mir sehr gefallen, ich finde es faszinierend, was Dr. Froese herausgefunden hat", so Niersbach. "An bestimmte Elfmeter erinnern wir uns alle doch ein Leben lang."

Zur Freude der Kongressteilnehmer teilte der DFB-Präsident dann den eigenen Erinnerungsschatz - und begab sich mit einem Augenzwinkern auf eine Reise durch die deutsche Elfmeter-Geschichte: "Etwa 1972, unser erster Sieg in Wembley, als Günter Netzer beim Stand von 1:1 einen Elfmeter verwandelte. Bis heute behauptet er, Gordon Banks hätte sich fast die Hand gebrochen, dabei kullerte der Ball über die Linie." Und, mit einem Augenzwinkern: "Die schwere Verletzung von Bernd Hölzenbein nach dem Foul der Holländer im WM-Finale 1974 musste erst vor kurzem wieder behandelt werden."

In Belgrad, berichtete Niersbach, werde ein neues Stadion gebaut. "Vielleicht findet sich bei den Aushebungen der Ball wieder, den Uli Hoeneß 1976 verschossen hat - der kommt dann ins DFB-Fußballmuseum", so Niersbach. Ganz ernst aber fragte der DFB-Präsident die Kongressteilnehmer: "Kann es einen größeren Stress für einen Spieler geben, als den, unter dem Andy Brehme 1990 stand? 0:0, WM-Finale, 87. Minute und der Schiedsrichter entscheidet auf Strafstoß. Wie eiskalt Andy den Strafstoß verwandelt hat – Wahnsinn."

Der nächste Kongress folgt bestimmt

Anschließend eilte Niersbach weiter zur DFB-Präsidiumssitzung, bei der heute unter anderem auch über einen Vorschlag der AG Wissenschaft zur Erforschung des DDR-Fußballs beschieden wird. Der Kongress endete am Freitagmittag. "Jetzt gehen die Berichte an den DFB, aber ich bin zuversichtlich, dass wir in etwa drei Jahren wieder einladen dürfen", sagte Professor Büch.

Er selbst will die AG Wissenschaft weiterleiten. "Nürnberg plus drei" heißt seine Formel, nach dem DFB-Bundestag im Herbst dieses Jahres will der 72-jährige Büch noch mal drei Jahre den Verband wissenschaftlich beraten. Dann muss ein anderer übernehmen. Denn eines ist gewiss: Auch in Zukunft wird über die Zukunft des Fußballs nachgedacht werden.