Wolfgang Niersbach: Das Werk ist vollbracht

Eine Winzigkeit nur, ein kurzer Augenblick, und doch: ein großer Moment. Kaum mehr als ein Wimpernschlag, dann war alles vorüber. Im großen Saal des Steigenberger Airport Hotels in Frankfurt am Main schnellten 257 Arme in die Höhe und taten das Ihre für den Führungswechsel an der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes.

Um 15.12 Uhr und 43 Sekunden war Wolfgang Niersbach noch Generalsekretär des DFB, er war dies auch noch, als er wenig später eine simple Frage beantworten musste: Nehmen Sie die Wahl an? Die Antwort war wenig überraschend, und als das "Ja" ausgesprochen war, war sein neuer Titel perfekt: Niersbach trat die Nachfolge von Dr. Theo Zwanziger an, er ist elfter Präsident in der Geschichte des DFB, die Mannschaft ist komplett.

"Das ist ein großer Moment für mich", sagte Niersbach, das Werk war vollbracht. Nach dem angekündigten Rücktritt von Dr. Theo Zwanziger hatte sich der Bundestag zu einer Außerordentlichen Sitzung getroffen, um einen neuen Präsidenten zu wählen. Nach zweieinhalb Stunden war die Mission erfüllt.

Zwanziger: "Fußball ist nicht alles"

Der Bundestag hatte mit Verspätung begonnen. Um kurz nach 13 Uhr wurden die Vorhänge zugezogen, der Große Saal verdunkelte sich, nach und nach verstummte das Gesumme auf den Fluren, das Gewusel entwirrte sich, die Blitzlichter erloschen. 257 Delegierte und beinahe genau so viele Gäste sowie rund 100 Vertreter der Medien nahmen auf ihren Sitzen platz. Es wurde leise, schließlich still und dann beinahe feierlich. Um 13.13 Uhr und 13 Sekunden wurde der Bundestag durch Wolfgang Niersbach eröffnet: Noch in seiner Funktion als Generalsekretär übergab er das Wort an den Präsidenten. 

Und zum ersten Mal wurde es emotional. In seiner Abschiedsrede griff Dr. Theo Zwanziger gleich mit den ersten Worten einen zentralen Satz seiner Ära auf. "Fußball ist nicht alles", sagte der scheidende DFB-Präsident. Diesmal aber setzte er ein Komma. "Alles hat seine Zeit", sagte er. In seiner Ansprache streifte Dr. Zwanziger die zentralen Ereignisse und Themen seiner Präsidentschaft. Insbesondere erinnerte er an die soziale Verantwortung des Fußballs. "Wir dürfen nicht wegschauen", sagte er. "Der Einsatz für Integration und der Kampf gegen Diskriminierung muss weitergehen." Bevor er das Podium verließ, dankte Dr. Zwanziger zahlreichen Weggefährten und ganz besonders seiner Familie. "Es war eine spannende Zeit, eine interessante Zeit, eine aufreibende Zeit", sagte Dr. Zwanziger. Und zusammengefasst: "Es war eine schöne Zeit." Den Delegierten im Saal rief er mit bewegter Stimme zu: "Ich freue mich auf morgen. Danke für alles."

Einheit des Fußballs zwischen Profis und Amateuren sichern

Dann schritt Wolfgang Niersbach zum Podium. In seiner Ansprach betonte er, dass der DFB keine Revolution benötigt, wohl aber Evolution. Dies wolle er gemeinsam mit den 220 Angestellten in der Frankfurter DFB-Zentrale, mit den Regional- und Landesverbänden, mit der Liga und mit allen, die in Deutschland für den Fußball wirken, angehen. Gemeinsam, als Mannschaft. "Ich bin Mannschaftsspieler. Mein Ding ist der Teamgeist", sagte Niersbach. "Und ich bin gerne bereit, die Spielführerbinde zu übernehmen."

Als inhaltliche Schwerpunkte seiner Arbeit nannte Niersbach die Einheit des Fußballs, zwischen Spitze und Breite, zwischen Profis und Amateuren. Der neue Präsident will sich deswegen für die Stärkung der Basis und die Förderung des Ehrenamtes engagieren. Gleichermaßen will er Elite und Basis fördern und den Frauen- und Mädchenfußball stärken. Ganz wesentlich ist Niersbach auch, dass der Verband der gesellschaftlichen Verantwortung des Fußballs in selber Weise gerecht wird wie unter seinem Vorgänger. "Wir müssen das Gute bewahren, die Tradition pflegen", sagte er. Unter seiner Führung solle der Verband einen Spagat schaffen: Konservativ und trotzdem innovativ und kreativ zu sein.

Niersbach schloss seine Rede, es folgten lange Ovationen und eine sehr kurze Abstimmung. Ohne Gegenstimme votierten die Delegierten für den ehemaligen Generalsekretär als neuen Präsidenten. Die Einheit des Fußballs - bei der Wahl von Niersbach hätte sie nicht größer sein können.

Niersbach: "Wunschlos glücklich"

Beschlossen wurde der Bundestag, wie er begonnen hatte: Durch Wolfgang Niersbach. Für den Präsidenten begann danach ein Marathon. Händeschütteln, Herzen, Glückwünsche entgegennehmen, Freunde treffen. Die Delegierten gratulierten persönlich, Michel Platini meldete sich telefonisch, und natürlich wollten auch die zahlreichen Gäste dem neuen Präsidenten ihre Glückwünsche überbringen. Darunter befanden sich DFB-Ehrenpräsident Gerhard Mayer-Vorfelder, Bundestrainer Joachim Löw und die komplette Sportliche Leitung der Nationalmannschaft. Ganz besonders freute sich Niersbach über die Worte und Glückwünsche zahlreicher ehemaliger Nationalspieler. Mit Horst Eckel und Hans Schäfer  gratulierten zwei Weltmeister von 1954. Außerdem in Frankfurt zu Gast: die DFB-Ehrenspielführer Uwe Seeler, Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus, der ehemalige Teamchef Rudi Völler sowie Günter Netzer und Karl-Heinz Rummenigge.

Für den neuen DFB-Präsidenten war die Gratulationskur keine lästige Pflicht, er empfand sie als große Ehre. "Mir war es eine Herzensangelegenheit, dass so viele ehemalige Spieler hier sind", sagte Niersbach. "Sie haben der Veranstaltung eine ganz besondere Atmosphäre verliehen. Im Moment bin ich wunschlos glücklich." Fast. Denn zwei Wünsche hatte der neue Präsident dann doch: Endlich mit seiner Familie zu sprechen und endlich mit den vielen Freunden und Gästen anzustoßen. Als sich der große Saal nach und nach geleert hatte und auch die Pressekonferenz absolviert war, war es soweit. "Ich habe extra Altbier aus Düsseldorf herkommen lassen", sagte Niersbach. Zum Wohl. Alles Gute. Und viel Spaß im neuen Amt!

[sl]

[bild2]

Eine Winzigkeit nur, ein kurzer Augenblick, und doch: ein großer Moment. Kaum mehr als ein Wimpernschlag, dann war alles vorüber. Im großen Saal des Steigenberger Airport Hotels in Frankfurt am Main schnellten 257 Arme in die Höhe und taten das Ihre für den Führungswechsel an der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes.

Um 15.12 Uhr und 43 Sekunden war Wolfgang Niersbach noch Generalsekretär des DFB, er war dies auch noch, als er wenig später eine simple Frage beantworten musste: Nehmen Sie die Wahl an? Die Antwort war wenig überraschend, und als das "Ja" ausgesprochen war, war sein neuer Titel perfekt: Niersbach trat die Nachfolge von Dr. Theo Zwanziger an, er ist elfter Präsident in der Geschichte des DFB, die Mannschaft ist komplett.

"Das ist ein großer Moment für mich", sagte Niersbach, das Werk war vollbracht. Nach dem angekündigten Rücktritt von Dr. Theo Zwanziger hatte sich der Bundestag zu einer Außerordentlichen Sitzung getroffen, um einen neuen Präsidenten zu wählen. Nach zweieinhalb Stunden war die Mission erfüllt.

Zwanziger: "Fußball ist nicht alles"

Der Bundestag hatte mit Verspätung begonnen. Um kurz nach 13 Uhr wurden die Vorhänge zugezogen, der Große Saal verdunkelte sich, nach und nach verstummte das Gesumme auf den Fluren, das Gewusel entwirrte sich, die Blitzlichter erloschen. 257 Delegierte und beinahe genau so viele Gäste sowie rund 100 Vertreter der Medien nahmen auf ihren Sitzen platz. Es wurde leise, schließlich still und dann beinahe feierlich. Um 13.13 Uhr und 13 Sekunden wurde der Bundestag durch Wolfgang Niersbach eröffnet: Noch in seiner Funktion als Generalsekretär übergab er das Wort an den Präsidenten. 

Und zum ersten Mal wurde es emotional. In seiner Abschiedsrede griff Dr. Theo Zwanziger gleich mit den ersten Worten einen zentralen Satz seiner Ära auf. "Fußball ist nicht alles", sagte der scheidende DFB-Präsident. Diesmal aber setzte er ein Komma. "Alles hat seine Zeit", sagte er. In seiner Ansprache streifte Dr. Zwanziger die zentralen Ereignisse und Themen seiner Präsidentschaft. Insbesondere erinnerte er an die soziale Verantwortung des Fußballs. "Wir dürfen nicht wegschauen", sagte er. "Der Einsatz für Integration und der Kampf gegen Diskriminierung muss weitergehen." Bevor er das Podium verließ, dankte Dr. Zwanziger zahlreichen Weggefährten und ganz besonders seiner Familie. "Es war eine spannende Zeit, eine interessante Zeit, eine aufreibende Zeit", sagte Dr. Zwanziger. Und zusammengefasst: "Es war eine schöne Zeit." Den Delegierten im Saal rief er mit bewegter Stimme zu: "Ich freue mich auf morgen. Danke für alles."

Einheit des Fußballs zwischen Profis und Amateuren sichern

Dann schritt Wolfgang Niersbach zum Podium. In seiner Ansprach betonte er, dass der DFB keine Revolution benötigt, wohl aber Evolution. Dies wolle er gemeinsam mit den 220 Angestellten in der Frankfurter DFB-Zentrale, mit den Regional- und Landesverbänden, mit der Liga und mit allen, die in Deutschland für den Fußball wirken, angehen. Gemeinsam, als Mannschaft. "Ich bin Mannschaftsspieler. Mein Ding ist der Teamgeist", sagte Niersbach. "Und ich bin gerne bereit, die Spielführerbinde zu übernehmen."

Als inhaltliche Schwerpunkte seiner Arbeit nannte Niersbach die Einheit des Fußballs, zwischen Spitze und Breite, zwischen Profis und Amateuren. Der neue Präsident will sich deswegen für die Stärkung der Basis und die Förderung des Ehrenamtes engagieren. Gleichermaßen will er Elite und Basis fördern und den Frauen- und Mädchenfußball stärken. Ganz wesentlich ist Niersbach auch, dass der Verband der gesellschaftlichen Verantwortung des Fußballs in selber Weise gerecht wird wie unter seinem Vorgänger. "Wir müssen das Gute bewahren, die Tradition pflegen", sagte er. Unter seiner Führung solle der Verband einen Spagat schaffen: Konservativ und trotzdem innovativ und kreativ zu sein.

Niersbach schloss seine Rede, es folgten lange Ovationen und eine sehr kurze Abstimmung. Ohne Gegenstimme votierten die Delegierten für den ehemaligen Generalsekretär als neuen Präsidenten. Die Einheit des Fußballs - bei der Wahl von Niersbach hätte sie nicht größer sein können.

Niersbach: "Wunschlos glücklich"

[bild1]

Beschlossen wurde der Bundestag, wie er begonnen hatte: Durch Wolfgang Niersbach. Für den Präsidenten begann danach ein Marathon. Händeschütteln, Herzen, Glückwünsche entgegennehmen, Freunde treffen. Die Delegierten gratulierten persönlich, Michel Platini meldete sich telefonisch, und natürlich wollten auch die zahlreichen Gäste dem neuen Präsidenten ihre Glückwünsche überbringen. Darunter befanden sich DFB-Ehrenpräsident Gerhard Mayer-Vorfelder, Bundestrainer Joachim Löw und die komplette Sportliche Leitung der Nationalmannschaft. Ganz besonders freute sich Niersbach über die Worte und Glückwünsche zahlreicher ehemaliger Nationalspieler. Mit Horst Eckel und Hans Schäfer  gratulierten zwei Weltmeister von 1954. Außerdem in Frankfurt zu Gast: die DFB-Ehrenspielführer Uwe Seeler, Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus, der ehemalige Teamchef Rudi Völler sowie Günter Netzer und Karl-Heinz Rummenigge.

Für den neuen DFB-Präsidenten war die Gratulationskur keine lästige Pflicht, er empfand sie als große Ehre. "Mir war es eine Herzensangelegenheit, dass so viele ehemalige Spieler hier sind", sagte Niersbach. "Sie haben der Veranstaltung eine ganz besondere Atmosphäre verliehen. Im Moment bin ich wunschlos glücklich." Fast. Denn zwei Wünsche hatte der neue Präsident dann doch: Endlich mit seiner Familie zu sprechen und endlich mit den vielen Freunden und Gästen anzustoßen. Als sich der große Saal nach und nach geleert hatte und auch die Pressekonferenz absolviert war, war es soweit. "Ich habe extra Altbier aus Düsseldorf herkommen lassen", sagte Niersbach. Zum Wohl. Alles Gute. Und viel Spaß im neuen Amt!