Wörns: "Die Jungs hätten mehr verdient"

Christian Wörns bezieht Stellung: Im DFB.de-Interview spricht der Trainer der U 19-Nationalmannschaft über die verpasste EM-Qualifikation und den weiteren Weg, der nach elf gemeinsamen Lehrgängen vor den Talenten des Jahrgangs 2005 liegt.

DFB.de: Die zweite Runde der EM-Qualifikation in der U 19 gilt als einer der härtesten Wettbewerbe im Nachwuchsfußball überhaupt. Nur der Erste der stark besetzten Vierergruppen qualifiziert sich für das Endrundenturnier. Welches Spiel war Ihrer Ansicht nach der Knackpunkt für die verpasste EM-Qualifikation, Herr Wörns?

Christian Wörns: Ich würde da keine Rangliste aufstellen. Wenn du das erste Spiel verlierst, dann ist das schon bitter. Das Auftaktspiel solltest du nach Möglichkeit nicht verlieren. Mindestens ein Unentschieden wäre wichtig gewesen.

DFB.de: Die Möglichkeit dazu bestand, gerade mit dem Elfmeter kurz vor Spielende gegen Kroatien.

Wörns: Absolut, das wäre das 2:2 gewesen, der Ball springt aber an den Pfosten. Das sind die Kleinigkeiten, die entscheiden. Wir waren gegen die Kroaten, aber eigentlich über alle drei Spiele hinweg, zu fehlerhaft. Gleichzeitig wurden diese Fehler auch brutal bestraft.

DFB.de: Woran hat es Ihrer Meinung nach gefehlt?

Wörns: Wir haben fünf Gegentore gefangen, das ist zu viel in drei Spielen. Darunter waren zwar kaum herausgespielte Tore – vier fielen sogar durch Weitschüsse von außerhalb des Strafraums – aber wir haben vor den Gegentreffern zu einfache Fehler im Spielaufbau gemacht. Die Offensivleute haben ihr Potenzial immer mal wieder aufblitzen lassen. Insgesamt waren wir aber in den Aktionen nicht konstant genug und hatten zu große Leistungsschwankungen in den drei Spielen

DFB.de: An der ein oder anderen Stelle wurde Kritik an Ihren Aufstellungen laut. Spieler seien auf falschen Positionen eingesetzt worden. Was sagen Sie dazu?

Wörns: Ich frage mich, welche Spieler damit gemeint sein könnten. Selbst wenn es so wäre, ginge die Diskussion in die völlig falsche Richtung. Ein Beispiel dazu: Die Türkei hat sich nicht qualifiziert, weil sie die besten Fußballer hatten. Es lag viel mehr an deren Mentalität, an ihrer psychischen und physischen Härte. Der türkische Kapitän ging schon bandagiert ins Spiel, kurz vor Schluss hat er sich vermutlich noch die Schulter ausgekugelt – und trotzdem wollte er partout nicht ausgewechselt werden. Und das, obwohl sie bereits qualifiziert waren. Dieser Mittelfeldspieler hätte, wenn ich ihn als Trainer gefragt hätte, sicher auch im Tor gespielt. Diese grundsätzliche Bereitschaft, sich aufzuopfern und wirklich alles für den Mannschaftserfolg zu tun, sollte thematisiert werden. Eine Taktik- oder Positionsdiskussion halte ich im deutschen Nachwuchsfußball für irrelevant.

DFB.de: Es geht Ihnen um die elementaren Dinge.

Wörns: Genau. Härte und Robustheit, im Kopf und im Körper, sind gefragt. Zumindest punktuell musst du Männerfußball spielen in der U 19-EM-Qualifikation.

DFB.de: Haben Sie dementsprechend nominiert?

Wörns: Wir sind personell auf dem Zahnfleisch gegangen. Das zog sich durch, eigentlich über die kompletten eineinhalb Jahre mit zehn Lehrgängen hinweg. Natürlich hatten wir Spieler im Kader, die körperlich und mental dagegenhalten können. Unser Problem war, dass wir punktuell zu fehlerhaft waren. Das mag daran liegen, dass der ein oder andere Spieler nicht druckresistent genug war. Nicht alle konnten ihre beste Leistung im entscheidenden Moment abrufen.

DFB.de: Warum?

Wörns: Wir in Deutschland sind Spätstarter. Andere Nationen sind im U 17- bis U 19-Bereich früher reifer. Körperlich und mental.

DFB.de: Immerhin verlief der Abschluss gegen die Türkei erfolgreich. Stimmt Sie das positiv für die nächsten Schritte, die die Spieler des Jahrgangs 2005 gehen müssen?

Wörns: Ich habe auch den Jungs gesagt: Es gibt im Fußball keine B-Note. Rein das Ergebnis zählt. Unabhängig von dieser zweiten Qualirunde haben wir in den vergangenen 18 Monaten mehr als 40 Talente identifiziert, haben ihnen die Chance gegeben, Länderspiele zu absolvieren. Im Jahrgang 2005 gibt es viele wirklich gute Spieler. Leider hat sich das nicht in der geglückten EM-Quali niedergeschlagen. Das ist bitter. Die Jungs hätten mehr verdient.

DFB.de: Im Mai bietet sich den Spielern beim abschließenden U 19-Lehrgang nochmal die Chance, ihr Potenzial abzurufen. Was rechnen Sie sich dafür aus?

Wörns: In den vergangenen Jahren haben wir genug ausprobiert, wir wollen gegen Dänemark die bestmögliche personelle Besetzung. Die Jungs sollen weiter international Erfahrungen sammeln – Länderspiele sind anders als Spiele in der Junioren-Bundesliga. Der weiteren Entwicklung der Spieler tut es sicher gut, gegen eine starke dänische Mannschaft an Grenzen zu gehen.

DFB.de: Wie fällt Ihr Fazit nach eineinhalb Jahren mit dem Jahrgang 2005 aus?

Wörns: Uns haben leider immer wieder absolute Topspieler gefehlt, auf die wir nach ihren guten Leistungen in der U 17 gewartet haben. Der ein oder andere war nicht wochen-, sondern monatelang verletzungsbedingt außen vor. Dass in diesem Jahrgang trotzdem viele Jungs mit Potenzial dabei sind, steht für mich außer Frage. Gerade unsere Offensive hat das bis zuletzt auch immer wieder unter Beweis gestellt.

[jf]

Christian Wörns bezieht Stellung: Im DFB.de-Interview spricht der Trainer der U 19-Nationalmannschaft über die verpasste EM-Qualifikation und den weiteren Weg, der nach elf gemeinsamen Lehrgängen vor den Talenten des Jahrgangs 2005 liegt.

DFB.de: Die zweite Runde der EM-Qualifikation in der U 19 gilt als einer der härtesten Wettbewerbe im Nachwuchsfußball überhaupt. Nur der Erste der stark besetzten Vierergruppen qualifiziert sich für das Endrundenturnier. Welches Spiel war Ihrer Ansicht nach der Knackpunkt für die verpasste EM-Qualifikation, Herr Wörns?

Christian Wörns: Ich würde da keine Rangliste aufstellen. Wenn du das erste Spiel verlierst, dann ist das schon bitter. Das Auftaktspiel solltest du nach Möglichkeit nicht verlieren. Mindestens ein Unentschieden wäre wichtig gewesen.

DFB.de: Die Möglichkeit dazu bestand, gerade mit dem Elfmeter kurz vor Spielende gegen Kroatien.

Wörns: Absolut, das wäre das 2:2 gewesen, der Ball springt aber an den Pfosten. Das sind die Kleinigkeiten, die entscheiden. Wir waren gegen die Kroaten, aber eigentlich über alle drei Spiele hinweg, zu fehlerhaft. Gleichzeitig wurden diese Fehler auch brutal bestraft.

DFB.de: Woran hat es Ihrer Meinung nach gefehlt?

Wörns: Wir haben fünf Gegentore gefangen, das ist zu viel in drei Spielen. Darunter waren zwar kaum herausgespielte Tore – vier fielen sogar durch Weitschüsse von außerhalb des Strafraums – aber wir haben vor den Gegentreffern zu einfache Fehler im Spielaufbau gemacht. Die Offensivleute haben ihr Potenzial immer mal wieder aufblitzen lassen. Insgesamt waren wir aber in den Aktionen nicht konstant genug und hatten zu große Leistungsschwankungen in den drei Spielen

DFB.de: An der ein oder anderen Stelle wurde Kritik an Ihren Aufstellungen laut. Spieler seien auf falschen Positionen eingesetzt worden. Was sagen Sie dazu?

Wörns: Ich frage mich, welche Spieler damit gemeint sein könnten. Selbst wenn es so wäre, ginge die Diskussion in die völlig falsche Richtung. Ein Beispiel dazu: Die Türkei hat sich nicht qualifiziert, weil sie die besten Fußballer hatten. Es lag viel mehr an deren Mentalität, an ihrer psychischen und physischen Härte. Der türkische Kapitän ging schon bandagiert ins Spiel, kurz vor Schluss hat er sich vermutlich noch die Schulter ausgekugelt – und trotzdem wollte er partout nicht ausgewechselt werden. Und das, obwohl sie bereits qualifiziert waren. Dieser Mittelfeldspieler hätte, wenn ich ihn als Trainer gefragt hätte, sicher auch im Tor gespielt. Diese grundsätzliche Bereitschaft, sich aufzuopfern und wirklich alles für den Mannschaftserfolg zu tun, sollte thematisiert werden. Eine Taktik- oder Positionsdiskussion halte ich im deutschen Nachwuchsfußball für irrelevant.

DFB.de: Es geht Ihnen um die elementaren Dinge.

Wörns: Genau. Härte und Robustheit, im Kopf und im Körper, sind gefragt. Zumindest punktuell musst du Männerfußball spielen in der U 19-EM-Qualifikation.

DFB.de: Haben Sie dementsprechend nominiert?

Wörns: Wir sind personell auf dem Zahnfleisch gegangen. Das zog sich durch, eigentlich über die kompletten eineinhalb Jahre mit zehn Lehrgängen hinweg. Natürlich hatten wir Spieler im Kader, die körperlich und mental dagegenhalten können. Unser Problem war, dass wir punktuell zu fehlerhaft waren. Das mag daran liegen, dass der ein oder andere Spieler nicht druckresistent genug war. Nicht alle konnten ihre beste Leistung im entscheidenden Moment abrufen.

DFB.de: Warum?

Wörns: Wir in Deutschland sind Spätstarter. Andere Nationen sind im U 17- bis U 19-Bereich früher reifer. Körperlich und mental.

DFB.de: Immerhin verlief der Abschluss gegen die Türkei erfolgreich. Stimmt Sie das positiv für die nächsten Schritte, die die Spieler des Jahrgangs 2005 gehen müssen?

Wörns: Ich habe auch den Jungs gesagt: Es gibt im Fußball keine B-Note. Rein das Ergebnis zählt. Unabhängig von dieser zweiten Qualirunde haben wir in den vergangenen 18 Monaten mehr als 40 Talente identifiziert, haben ihnen die Chance gegeben, Länderspiele zu absolvieren. Im Jahrgang 2005 gibt es viele wirklich gute Spieler. Leider hat sich das nicht in der geglückten EM-Quali niedergeschlagen. Das ist bitter. Die Jungs hätten mehr verdient.

DFB.de: Im Mai bietet sich den Spielern beim abschließenden U 19-Lehrgang nochmal die Chance, ihr Potenzial abzurufen. Was rechnen Sie sich dafür aus?

Wörns: In den vergangenen Jahren haben wir genug ausprobiert, wir wollen gegen Dänemark die bestmögliche personelle Besetzung. Die Jungs sollen weiter international Erfahrungen sammeln – Länderspiele sind anders als Spiele in der Junioren-Bundesliga. Der weiteren Entwicklung der Spieler tut es sicher gut, gegen eine starke dänische Mannschaft an Grenzen zu gehen.

DFB.de: Wie fällt Ihr Fazit nach eineinhalb Jahren mit dem Jahrgang 2005 aus?

Wörns: Uns haben leider immer wieder absolute Topspieler gefehlt, auf die wir nach ihren guten Leistungen in der U 17 gewartet haben. Der ein oder andere war nicht wochen-, sondern monatelang verletzungsbedingt außen vor. Dass in diesem Jahrgang trotzdem viele Jungs mit Potenzial dabei sind, steht für mich außer Frage. Gerade unsere Offensive hat das bis zuletzt auch immer wieder unter Beweis gestellt.

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