Wölfe-Trainer Brdaric: Fühlen uns in der Rolle als Jäger wohl

Brdaric: Wir sind uns absolut bewusst, dass die Erwartungshaltung in Wolfsburg sehr hoch ist. Diesem Anspruch gerecht zu werden, ist nicht so einfach. Man darf nicht außer Acht lassen, dass dieses Jahr eine ganz andere Mannschaft auf dem Platz steht als noch in der abgelaufenen Saison. Unabhängig davon, ob es am Ende mit der Meisterschaft klappt oder nicht, bin ich stolz auf die Weiterentwicklung meiner Spieler. Es war und ist weiterhin eine große Herausforderung für mich und das gesamte Trainerteam, aus so vielen talentierten Spielern auch eine funktionierende Mannschaft zu formen. Dass wir oben mitspielen, ist ein großer Erfolg für uns. Solange wir noch im Rennen um den Titel sind, wollen wir aber auch Meister werden.

DFB.de: Es ist Ihre erste Saison beim VfL. Wie groß sind die Unterschiede zu Ihrer Arbeit bei der TSG Neustrelitz?

Brdaric: In Wolfsburg läuft selbstverständlich alles viel professioneller ab. Die wirtschaftlichen Möglichkeiten sind nun einmal ganz andere. Die Erwartungshaltung ist auch nicht mit der von Neustrelitz zu vergleichen.

DFB.de: Vor Ihrer Amtszeit in Neustrelitz waren Sie von 2011 bis 2012 auch schon als Sportdirektor bei Dinamo Minsk in Weißrussland und beim FC Bunyodkor in Usbekistan tätig. Wie war es damals zum Engagement bei den beiden Klubs gekommen?

Brdaric: Wie sagt man so schön? Viele Wege führen nach Rom. Mein Berater hatte mir damals ermöglicht, meine Ausbildung zum Fußballlehrer im ukrainischen Kiew zu machen. Deshalb wollte ich auch im russisch-sprachigen Raum Praxis-Erfahrungen sammeln. Sonst hätte ich das alles auch nicht so erfolgreich bewerkstelligen können. Mein Ziel ist es, irgendwann einmal Bundesliga-Trainer zu werden. Ich habe mir aber gleichzeitig gesagt, dass der Weg dorthin strukturiert verlaufen soll, ich erst meine Trainer-Scheine mache und mich danach auf die Trainertätigkeit konzentrieren kann. Das ist heutzutage ja gar nicht so selbstverständlich. Einige Trainer stehen erst ohne Lizenz und mit Sondergenehmigung an der Seitenlinie und machen nebenbei ihren Fußballlehrer. Das kam für mich nie in Frage.

DFB.de: Wie würden sie die Zeit im Ausland beschreiben?

Brdaric: Es war eine lehrreiche und erfolgreiche, aber auch fordernde Zeit. Ich war nicht nur Sportdirektor, sondern habe auch als Jugendtrainer gearbeitet. Das heißt, dass ich das Bindeglied zwischen Jugend- und Profibereich war. Ich habe mich auf mehreren Ebenen weiterentwickeln können sowie neue Charaktere, Kulturen und Sprachen kennen gelernt. Die Zeit möchte ich nicht missen.

DFB.de: Ihr Vertrag in Wolfsburg läuft bis Juni 2016. Können Sie sich vorstellen, langfristig beim VfL zu bleiben?



In seiner ersten Saison als Trainer des Nord-Regionalligisten VfL Wolfsburg II kann der ehemalige deutsche Nationalspieler Thomas Brdaric (acht Länderspiele/ein Tor) zum zweiten Mal in Folge Meister werden. In der abgelaufenen Saison hatte der 40-jährige Fußballlehrer noch die TSG Neustrelitz zum Titel in der Regionalliga Nordost geführt, war erst in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga am FSV Mainz 05 II (0:2/1:3) gescheitert.

Mit der Reserve der Wölfe rangiert Brdaric, der von 2004 bis 2005 selbst als Profi für den VfL am Ball war, aktuell auf Platz zwei. Im spannenden Dreikampf um die Meisterschaft weist die Wolfsburger Zweitvertretung, die sich im Vorjahr noch unter der Regie von Valerien Ismael den Nord-Titel gesichert hatte, zwei Spieltage vor dem Saisonende nur noch einen Zähler Rückstand auf Spitzenreiter SV Werder Bremen II auf und liegt selbst zwei Punkte vor der U 23 des Hamburger SV. Der Aufstieg in die 3. Liga ist also nach wie vor möglich.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht der 204-fache Bundesliga-Spieler Thomas Brdaric mit dem Journalisten Christian Knoth über das Saisonfinale in der Regionalliga Nord, die Arbeit mit jungen Spielern und seine Ausbildung zum Fußballlehrer im Ausland.

DFB.de: Zuletzt gewann Ihre Mannschaft 3:0 beim BV Cloppenburg, während gleich beide Titelkonkurrenten strauchelten. Viel besser hätte der Spieltag für die VfL-Reserve wohl nicht verlaufen können, Herr Brdaric?

Thomas Brdaric: Das stimmt. Ich war mit der Leistung meiner Mannschaft sehr zufrieden. Dass Bremen und der HSV nicht gewinnen konnten, hat das Wochenende abgerundet. Noch haben wir aber nichts erreicht. Es wird bis zum Ende ein Kopf-an-Kopf-Rennen bleiben.

DFB.de: Wie bewerten Sie die aktuelle Tabellensituation?

Brdaric: Die Situation ist für uns nicht neu. Wir waren in dieser Saison meistens in der Rolle des Jägers. Darin fühlen wir uns auch durchaus wohl.

DFB.de: Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf?

Brdaric: Wir sind uns absolut bewusst, dass die Erwartungshaltung in Wolfsburg sehr hoch ist. Diesem Anspruch gerecht zu werden, ist nicht so einfach. Man darf nicht außer Acht lassen, dass dieses Jahr eine ganz andere Mannschaft auf dem Platz steht als noch in der abgelaufenen Saison. Unabhängig davon, ob es am Ende mit der Meisterschaft klappt oder nicht, bin ich stolz auf die Weiterentwicklung meiner Spieler. Es war und ist weiterhin eine große Herausforderung für mich und das gesamte Trainerteam, aus so vielen talentierten Spielern auch eine funktionierende Mannschaft zu formen. Dass wir oben mitspielen, ist ein großer Erfolg für uns. Solange wir noch im Rennen um den Titel sind, wollen wir aber auch Meister werden.

DFB.de: Es ist Ihre erste Saison beim VfL. Wie groß sind die Unterschiede zu Ihrer Arbeit bei der TSG Neustrelitz?

Brdaric: In Wolfsburg läuft selbstverständlich alles viel professioneller ab. Die wirtschaftlichen Möglichkeiten sind nun einmal ganz andere. Die Erwartungshaltung ist auch nicht mit der von Neustrelitz zu vergleichen.

DFB.de: Vor Ihrer Amtszeit in Neustrelitz waren Sie von 2011 bis 2012 auch schon als Sportdirektor bei Dinamo Minsk in Weißrussland und beim FC Bunyodkor in Usbekistan tätig. Wie war es damals zum Engagement bei den beiden Klubs gekommen?

Brdaric: Wie sagt man so schön? Viele Wege führen nach Rom. Mein Berater hatte mir damals ermöglicht, meine Ausbildung zum Fußballlehrer im ukrainischen Kiew zu machen. Deshalb wollte ich auch im russisch-sprachigen Raum Praxis-Erfahrungen sammeln. Sonst hätte ich das alles auch nicht so erfolgreich bewerkstelligen können. Mein Ziel ist es, irgendwann einmal Bundesliga-Trainer zu werden. Ich habe mir aber gleichzeitig gesagt, dass der Weg dorthin strukturiert verlaufen soll, ich erst meine Trainer-Scheine mache und mich danach auf die Trainertätigkeit konzentrieren kann. Das ist heutzutage ja gar nicht so selbstverständlich. Einige Trainer stehen erst ohne Lizenz und mit Sondergenehmigung an der Seitenlinie und machen nebenbei ihren Fußballlehrer. Das kam für mich nie in Frage.

DFB.de: Wie würden sie die Zeit im Ausland beschreiben?

Brdaric: Es war eine lehrreiche und erfolgreiche, aber auch fordernde Zeit. Ich war nicht nur Sportdirektor, sondern habe auch als Jugendtrainer gearbeitet. Das heißt, dass ich das Bindeglied zwischen Jugend- und Profibereich war. Ich habe mich auf mehreren Ebenen weiterentwickeln können sowie neue Charaktere, Kulturen und Sprachen kennen gelernt. Die Zeit möchte ich nicht missen.

DFB.de: Ihr Vertrag in Wolfsburg läuft bis Juni 2016. Können Sie sich vorstellen, langfristig beim VfL zu bleiben?

Brdaric: Absolut. Ich identifiziere mich zu 100 Prozent mit meiner Arbeit in Wolfsburg. Es ist eine interessante und spannende Herausforderung, die jungen Spieler permanent in ihrer Entwicklung zu begleiten. Als Trainer einer U 23-Mannschaft bist du manchmal vielleicht sogar mehr gefordert als bei einer erfahrenen Bundesliga-Mannschaft. Du musst nicht selten intervenieren und Einzelgespräche führen, um talentierte Akteure nach Misserfolgen wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Das ist einer der Reize, die die Arbeit mit einer jungen Mannschaft ausmachen.

DFB.de: Kommen wir zurück zum Saisonfinale in der Regionalliga Nord. Als erster Trainer überhaupt könnten Sie es schaffen, mit zwei unterschiedlichen Vereinen in der fünfgleisigen Regionalliga Meister zu werden. Was würde Ihnen das bedeuten?

Brdaric: In Neustrelitz hatte ich ein sehr erfolgreiches Jahr. Falls es auch diese Saison mit der Meisterschaft klappen sollte, nehme ich einen solchen persönlichen Titel gerne mit. Allerdings steht der eigene Erfolg nie im Vordergrund. Die Mannschaft muss funktionieren. Dafür bin ich da.

DFB.de: In den vergangenen Wochen verpasste Ihre Mannschaft eine noch bessere Ausgangsposition, weil nur zwei der jüngsten sechs Begegnungen gewonnen wurden. Ärgert es Sie, dass der VfL die Meisterschaft nicht in der eigenen Hand hat?

Brdaric: Wir schauen nicht zurück. Dafür bleibt auch keine Zeit. Die Spiele, die nicht gut gelaufen sind, analysieren wir und versuchen dann, die Fehler schon in den Trainingseinheiten sofort abzustellen. Danach beschäftigen wir uns nur noch mit den kommenden Aufgaben.

DFB.de: An den verbleibenden beiden Spieltagen geht es gegen Eintracht Braunschweig II und den BSV Schwarz-Weiß Rehden. Wie bewerten Sie das Restprogramm?

Brdaric: Schon zu oft haben die vermeintlichen Favoriten in der laufenden Saison Punkte liegen lassen. Auch wir haben gegen abstiegsgefährdete Mannschaften nicht immer gut ausgesehen. Deshalb würde ich keinem Verein einen Vorteil zusprechen, was das Restprogramm angeht. Klar ist, dass es bis zum Ende spannend bleibt. Ich bin davon überzeugt, dass erst am letzten Spieltag entschieden wird, wer sich den Titel sichert.

DFB.de: Zunächst steht nun am Sonntag das Derby gegen die Zweitvertretung von Eintracht Braunschweig an. Das Hinspiel endete 1:1. Warum sind Sie optimistisch, dass Sie im Rückspiel einen Dreier einfahren können?

Brdaric: Weil wir uns in den vergangenen Wochen in vielen Bereichen gut entwickelt haben. Im Spielaufbau sowie der Spielfortsetzung haben wir große Fortschritte gemacht. Wir eignen uns immer mehr Automatismen an, die langsam anfangen zu greifen.

DFB.de: Wie sieht aktuell die Personallage aus?

Brdaric: Unser Offensivspieler Amin Affane war verletzungsbedingt lange Zeit nicht dabei, absolviert derzeit erste Trainingseinheiten. Dass er gleich von Beginn an spielt, ist aber eher unwahrscheinlich. Vielleicht reicht es für einen Kurzeinsatz. Innenverteidiger Tobias Henneböle konnte unter der Woche nicht voll mittrainieren. Bei ihm wird kurzfristig entschieden, ob er spielen kann. Sonst habe ich alle Mann an Bord.

DFB.de: Der VfL Wolfsburg II wird erneut Nord-Meister, weil…?

Brdaric: …wir den Glauben und den Willen besitzen, am Ende ganz oben zu stehen.