Wochenschau: Länderspielpremiere im Iran

Vor 75 Jahren absolvieren die Gauligisten trotz Unterbrechung des Wettbewerbs 127 Spiele – keines bleibt torlos. Der Kriegsausbruch macht es sogar möglich, dass Bayern und der TSV 1860 eine Münchner Auswahl bilden – sie harmoniert jedoch schlecht und unterliegt dem 1. FC Nürnberg 0:5. In Brandenburg putzt Hertha BSC den SC Charlottenburg mit 7:1, Meister Schalke 04 gewinnt bei Buer 07 8:0, in der Stuttgarter Stadtmeisterschaft trennen sich der VfB und die Kickers 3:3 und der HSV gewinnt in der Hamburger Kriegsmeisterschaft bei Altona 93 4:1. Drei Tore erzielt Uwe Seelers Vater Erwin. Die Spiele sind vor allem dazu da, der Welt, ebenso wie der eigenen Bevölkerung, zu zeigen, dass in Deutschland trotz des Krieges alles seinen gewohnten Gang geht – bloß, dass der Fußballfreund keine Tabellen mehr in der Sportpresse findet.

Vor 70 Jahren ist die Gauklasse Hamburg eine der letzten, die den Kriegsereignissen noch trotzt. An diesem Tag schlägt der HSV den Eimsbütteler TV 3:1. Erich Ebeling schießt alle Tore. Bayern München gewinnt beim FC Wacker München 6:0 und führt die Tabelle der Bezirksklasse München-Oberbayern mit 10:0 Punkten und 29:6 Toren so souverän an wie in jüngster Vergangenheit die der Bundesliga.

Vor 20 Jahren ist die Welt der BVB-Fans in bester Ordnung. Borussia Dortmund gewinnt das wichtigste Spiel der Vorrunde – das Revierderby gegen Schalke (3:2) – und wird Tabellenführer. Held des Tages ist Siegtorschütze Andreas Möller, der die Partie nur mit Spritzen durchsteht. Ein Kapselanriss bereitet ihm starke Schmerzen, für das kommende Länderspiel muss er absagen. Nahe an die Abstiegsränge rutscht der 1. FC Köln nach dem 1:2 zu Hause gegen Dynamo Dresden, was wüste Fan-Proteste auslöst. Mit demontierten Parkbänken errichten verärgerte Anhänger eine Sperre, der Mannschaftsbus kann das Stadion nicht verlassen. Manager Bernd Cullmann, Toni Polster und Bruno Labbadia bringen die Enttäuschten zur Vernunft. Ein Fan wird so zitiert: "Wenn sie das früher gemacht hätten, wäre alles halb so wild gewesen." Man sei verärgert, "dass man unser Geld nimmt, aber die schwachen Leistungen nicht begründet". Noch einen Krisenort gibt es im Westen: Der MSV Duisburg kann 1994/1995 nicht gewinnen, selbst dezimierte Freiburger gewinnen im Wedaustadion (1:2).

Vor zehn Jahren steht es schlecht um Borussia Dortmund. Präsident Dr. Gerd Niebaum gibt zu, dass sich der Schuldenstand auf 118,9 Millionen Euro beläuft.

9. Oktober

Vor 40 Jahren trägt die Bundesliga einen Mittwochsspieltag aus. Unter Flutlicht fallen 35 Tore, und stets gewinnt der Gastgeber. So endet auch die Ergebniskrise von Meister Bayern, der nach drei Niederlagen gegen Werder Bremen 2:0 gewinnt. Nur ein Müller-Tor bekommen die 15.000 Zuschauer im Olympiastadion wieder nicht zu sehen. Mit dem HSV gibt es einen neuen Tabellenführer, der beim 3:1 gegen den 1. FC Köln die Massen ebenso begeistert wie der VfL Bochum, der mit dem gleichen Ergebnis den alten Tabellenführer Eintracht Frankfurt stürzt. "So gut war Bochum nie", titelt der kicker.
Fortuna Düsseldorf stoppt die Siegesserie von Nachbar Borussia Mönchengladbach, ein Elfmeter von Reiner Geye bringt die Entscheidung (3:2) vor 48.000 Fans im Rheinstadion. 40.000 Zuschauer kommen nach Berlin, um Hertha gegen Schalke 1:0 siegen zu sehen. Norbert Nigbur verhindert Schlimmeres für die Gäste, nur Erwin Hermandung kann ihn überwinden. Im Verfolgerduell behält Kickers Offenbach gegen Aufsteiger Eintracht Braunschweig die Oberhand (2:1). Der MSV Duisburg schießt Kaiserslautern in die Abstiegsregion (3:2), Joker Klaus Thies sticht kurz vor Schluss. Der VfB Stuttgart kommt nach Rückstand gegen Wuppertal noch zu einem souveränen 5:1, Aufsteiger TeBe Berlin verliert nach dem 2:3 bei RW Essen allmählich den Anschluss.

Vor 30 Jahren verhindert Franz Beckenbauer ein Bundesligaspiel. Die kurzfristige Neuansetzung der zwei Tage zuvor ausgefallenen Partie VfL Bochum gegen den 1. FC Kaiserslautern scheitert am Veto des Teamchefs, der nicht billigt, dass Nationalspieler Andreas Brehme zu spät zum Treffpunkt der Nationalspieler vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden kommt.

Vor 20 Jahren zieht Werder Bremen nach Punkten mit Tabellenführer Borussia Dortmund gleich. Marco Bode schießt die Tore zum 2:1-Auswärtssieg bei 1860 München, das siegloser Letzter bleibt.

Am selben Tag absolviert die Frauen-Nationalmannschaft ein EM-Qualifikationsspiel in Russland. Heidi Mohrs Treffer sorgt für den 1:0-Auswärtserfolg.



Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

6. Oktober

Vor 30 Jahren kommt es am siebten Spieltag der Bundesliga zu einer großen Überraschung. Bayern München verliert ausgerechnet während des Oktoberfests nach zuvor sechs Siegen zu Hause gegen Waldhof Mannheim 1:2. Nach Bernd Dürnbergers Tor läuft es zunächst nach Plan für die Bayern, aber dann drehen Treffer von Dieter Schlindwein und Werner Heck das Spiel. "Endlich wieder Spannung", kommentiert der kicker. Waldhof-Trainer Klaus Schlappner liefert den Fotografen ein schönes Motiv, als er nach Abpfiff eine Bayern-Kappe über seinen legendären Schlapphut stülpt. Bayerns Vorsprung beträgt immer noch drei Punkte, Kaiserslautern (2:0 gegen Mönchengladbach) und die kecken Mannheimer rücken aber näher heran.
Werder Bremen führt gegen Eintracht Frankfurt schon 2:0, gerät dann 2:3 in Rückstand, ehe ausgerechnet der Ex-Frankfurter Bruno Pezzey in letzter Minute das 3:3 köpft. Auf dem Weg in die Kabine wird Trainer Otto Rehhagel von zwei Fans beschimpft und kontert: "Beim nächsten Mal spielt ihr zwei mit, dann geht es bestimmt besser."
Meister VfB Stuttgart holt in Köln einen Punkt (1:1), bleibt aber Tabellen-15. Eintracht Braunschweig verlässt den 18. Platz dank des 3:1 gegen den HSV, dessen Trainer Ernst Happel wütend ankündigt, die "Verjüngung der Mannschaft" voranzutreiben. Arminia Bielefeld dreht in Unterzahl – Rot gegen Kazou Ozaki – das Heimspiel gegen Schalke 04. Der Finne Pasi Rautiainen erzielt beide Tore zum 2:1-Heimsieg. Da am Vortag auch Dortmund gewann, haben die drei Letzten alle gewonnen – und genau deshalb bleiben sie alle unten.

Vor 25 Jahren kommt ein Weltstar in die Bundesliga. Der Russe Igor Belanow, 1988 Vizeeuropameister, trifft in Mönchengladbach ein. 5000 Fans empfangen ihn auf dem Alten Markt, Kulttrommler Manolo erlaubt ihm sogar ein paar Paukenschläge. Belanow sagt brav: "Ich bin ein Borusse!" Am Abend ist er aber vorerst noch nur ein Borussia-Fan – beim 2:4 bei Waldhof Mannheim drückt er 90 Minuten die Bank.

Vor 20 Jahren verliert Tabellenführer Werder Bremen das Nordderby gegen den HSV auf eigenem Platz 1:4. Überragend beim stark aufspielenden Gast ist der Bulgare Yordan Letchkov, der das erste Tor erzielt. Auch Landsmann Petr Hubtchev trifft. Letchkov sagt: "Nun habe ich endlich Kraft und kann meine gewohnte Leistung bringen."

7. Oktober

Vor 80 Jahren spielt die Nationalmannschaft in Dänemark. Nach zuvor drei Niederlagen in Kopenhagen erringt sie nun den ersten Sieg – deutlich mit 5:2 (1:0). Reichstrainer Otto Nerz setzt acht Spieler ein, die bei der WM in Italien den dritten Platz belegt haben, doch vier Tore erzielen die Neuen: Josef Fath von Wormatia Worms (3) und Otto Rohwedder vom TV Eimsbüttel. Das fehlende Tor markiert Karl Hohmann vom VfL Benrath. Die Partie ist spannender, als es das Resultat vorgaukelt. Bis zur 87. Minute steht es 2:3, Torwart Fritz Buchloh muss die Führung retten, dann treffen Hohmann und Fath zum Endstand. "Gesamteindruck: Deutsche Elf reif, aber zu verspielt", kabelt Fußball-Reporter Dr. Becker in die Heimat. Kleine Begebenheit am Rande: Der dänische König kommt zu spät zum Spiel, lässt es sich aber nicht nehmen, alle Spieler zu begrüßen – vor Anpfiff der zweiten Halbzeit.

Vor 25 Jahren bekommt die Bundesliga einen neuen Tabellenführer, erstmals seit zwei Jahren ist der 1. FC Köln wieder Spitze. Die Leistung ist es nicht, gegen Aufsteiger FC Homburg quälen sich die Rheinländer zu einem 1:0. Aber da die Bayern in Kaiserslautern torlos spielen, ist die Daum-Mannschaft nun vor dem Heynckes-Team. Christoph Daum übt sich noch in Bescheidenheit: "Eine Spitzenmannschaft sind wir noch lange nicht." Eintracht Frankfurt verabschiedet sich vorerst aus der Spitzengruppe, Michael Zorc erzielt beide Tore beim BVB-Sieg im Waldstadion.
Einen kuriosen Platzverweis gibt es in Bochum, nur die Bremer können nicht darüber lachen. Bochums Amateur Olaf Dressel lässt sich nach einem Spurtduell fallen, ihn plagen Wadenkrämpfe. Schiedsrichter Witke ahndet dagegen ein Foul von Eilts, das es nie gegeben hat. Im Sportstudio-Beitrag ist Dressel geständig: "Ich bin wegen eines Krampfes gestürzt. Das werde ich auch vor dem DFB aussagen." Zu spät, findet Eilts. Freude dagegen beim anderen Hansestadt-Klub HSV, dem Manndecker Dietmar Beiersdorfer per Fallrückzieher in letzter Minute zwei Punkte gegen Nürnberg (1:0) beschert. "Beiersdorfer wie Uwe Seeler", titelt der kicker. Nach dem Spiel kommt es am Hamburger Hauptbahnhof zu einer Massenschlägerei rivalisierender Fangruppen. Für über 50 Rowdies endet das Wochenende in einer Arrestzelle.

Vor 20 Jahren wird Franz Beckenbauer designierter Präsident von Bayern München. Auf der Vorstandssitzung wird beschlossen, dass sich der Kaiser auf der Mitgliederversammlung am 14. November 1994 zur Wahl stellen wird – ohne Gegenkandidaten ist der Ausgang eine Formalität. Der bisherige Amtsinhaber Fritz Scherer soll Vizepräsident werden.

Am selben Tag trennen sich Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen in der Bundesliga 3:3. Die Gäste führen zur Pause dank Rudi Völler schon 2:0, da wechselt Bernd Krauss den Schweden Martin Dahlin ein. Mit zwei Toren binnen sechs Minuten sorgt er für die Wende, auch Heiko Herrlich trifft. Doch Markus Happe rettet Bayer 04 noch einen Punkt. Dahlin berichtet hinterher, dass er seine Tore mit gebrochenem Zeh erzielt habe.

8. Oktober

Vor 75 Jahren absolvieren die Gauligisten trotz Unterbrechung des Wettbewerbs 127 Spiele – keines bleibt torlos. Der Kriegsausbruch macht es sogar möglich, dass Bayern und der TSV 1860 eine Münchner Auswahl bilden – sie harmoniert jedoch schlecht und unterliegt dem 1. FC Nürnberg 0:5. In Brandenburg putzt Hertha BSC den SC Charlottenburg mit 7:1, Meister Schalke 04 gewinnt bei Buer 07 8:0, in der Stuttgarter Stadtmeisterschaft trennen sich der VfB und die Kickers 3:3 und der HSV gewinnt in der Hamburger Kriegsmeisterschaft bei Altona 93 4:1. Drei Tore erzielt Uwe Seelers Vater Erwin. Die Spiele sind vor allem dazu da, der Welt, ebenso wie der eigenen Bevölkerung, zu zeigen, dass in Deutschland trotz des Krieges alles seinen gewohnten Gang geht – bloß, dass der Fußballfreund keine Tabellen mehr in der Sportpresse findet.

Vor 70 Jahren ist die Gauklasse Hamburg eine der letzten, die den Kriegsereignissen noch trotzt. An diesem Tag schlägt der HSV den Eimsbütteler TV 3:1. Erich Ebeling schießt alle Tore. Bayern München gewinnt beim FC Wacker München 6:0 und führt die Tabelle der Bezirksklasse München-Oberbayern mit 10:0 Punkten und 29:6 Toren so souverän an wie in jüngster Vergangenheit die der Bundesliga.

Vor 20 Jahren ist die Welt der BVB-Fans in bester Ordnung. Borussia Dortmund gewinnt das wichtigste Spiel der Vorrunde – das Revierderby gegen Schalke (3:2) – und wird Tabellenführer. Held des Tages ist Siegtorschütze Andreas Möller, der die Partie nur mit Spritzen durchsteht. Ein Kapselanriss bereitet ihm starke Schmerzen, für das kommende Länderspiel muss er absagen. Nahe an die Abstiegsränge rutscht der 1. FC Köln nach dem 1:2 zu Hause gegen Dynamo Dresden, was wüste Fan-Proteste auslöst. Mit demontierten Parkbänken errichten verärgerte Anhänger eine Sperre, der Mannschaftsbus kann das Stadion nicht verlassen. Manager Bernd Cullmann, Toni Polster und Bruno Labbadia bringen die Enttäuschten zur Vernunft. Ein Fan wird so zitiert: "Wenn sie das früher gemacht hätten, wäre alles halb so wild gewesen." Man sei verärgert, "dass man unser Geld nimmt, aber die schwachen Leistungen nicht begründet". Noch einen Krisenort gibt es im Westen: Der MSV Duisburg kann 1994/1995 nicht gewinnen, selbst dezimierte Freiburger gewinnen im Wedaustadion (1:2).

Vor zehn Jahren steht es schlecht um Borussia Dortmund. Präsident Dr. Gerd Niebaum gibt zu, dass sich der Schuldenstand auf 118,9 Millionen Euro beläuft.

9. Oktober

Vor 40 Jahren trägt die Bundesliga einen Mittwochsspieltag aus. Unter Flutlicht fallen 35 Tore, und stets gewinnt der Gastgeber. So endet auch die Ergebniskrise von Meister Bayern, der nach drei Niederlagen gegen Werder Bremen 2:0 gewinnt. Nur ein Müller-Tor bekommen die 15.000 Zuschauer im Olympiastadion wieder nicht zu sehen. Mit dem HSV gibt es einen neuen Tabellenführer, der beim 3:1 gegen den 1. FC Köln die Massen ebenso begeistert wie der VfL Bochum, der mit dem gleichen Ergebnis den alten Tabellenführer Eintracht Frankfurt stürzt. "So gut war Bochum nie", titelt der kicker.
Fortuna Düsseldorf stoppt die Siegesserie von Nachbar Borussia Mönchengladbach, ein Elfmeter von Reiner Geye bringt die Entscheidung (3:2) vor 48.000 Fans im Rheinstadion. 40.000 Zuschauer kommen nach Berlin, um Hertha gegen Schalke 1:0 siegen zu sehen. Norbert Nigbur verhindert Schlimmeres für die Gäste, nur Erwin Hermandung kann ihn überwinden. Im Verfolgerduell behält Kickers Offenbach gegen Aufsteiger Eintracht Braunschweig die Oberhand (2:1). Der MSV Duisburg schießt Kaiserslautern in die Abstiegsregion (3:2), Joker Klaus Thies sticht kurz vor Schluss. Der VfB Stuttgart kommt nach Rückstand gegen Wuppertal noch zu einem souveränen 5:1, Aufsteiger TeBe Berlin verliert nach dem 2:3 bei RW Essen allmählich den Anschluss.

Vor 30 Jahren verhindert Franz Beckenbauer ein Bundesligaspiel. Die kurzfristige Neuansetzung der zwei Tage zuvor ausgefallenen Partie VfL Bochum gegen den 1. FC Kaiserslautern scheitert am Veto des Teamchefs, der nicht billigt, dass Nationalspieler Andreas Brehme zu spät zum Treffpunkt der Nationalspieler vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden kommt.

Vor 20 Jahren zieht Werder Bremen nach Punkten mit Tabellenführer Borussia Dortmund gleich. Marco Bode schießt die Tore zum 2:1-Auswärtssieg bei 1860 München, das siegloser Letzter bleibt.

Am selben Tag absolviert die Frauen-Nationalmannschaft ein EM-Qualifikationsspiel in Russland. Heidi Mohrs Treffer sorgt für den 1:0-Auswärtserfolg.

Vor zehn Jahren spielt die Nationalmannschaft erstmals im Iran. Vor 110.000 Zuschauern in Teheran erringt sie in dem Testspiel einen verdienten 2:0 (1:0)-Auswärtssieg. Der Bremer Fabian Ernst (5.) und der Wolfsburger Thomas Brdaric (53.) erzielen die Tore. Zu ihrem ersten Länderspiel kommen die Einwechselspieler Thomas Hitzlsperger (Aston Villa) und Per Mertesacker (Hannover 96). Bester deutscher Spieler ist Jens Lehmann, den die plötzlich offene Torwartfrage beflügelt. Dass sich Bundestrainer Jürgen Klinsmann nicht auf einen Torwart festlegen will, erzürnt Kahn-Befürworter Sepp Maier. Nach Dissonanzen trennt sich Klinsmann noch auf dem Flughafen von Teheran vom Bundestorwarttrainer und beruft Andreas Köpke. Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff sagt: "Menschlich war es eine schwere Entscheidung, aber wir haben ein Problem gelöst, deshalb ist auch eine gewisse Erleichterung da."

10. Oktober

Vor 60 Jahren zieht es die meisten Oberligazuschauer zum Essener Stadtderby, das zugleich ein Spitzenspiel im Westen ist. Am Uhlenkrug unterliegt Gastgeber Schwarz-Weiß vor 30.000 Fans Tabellenführer RWE 0:3, obwohl Weltmeister Helmut Rahn fehlt. Willi Vordenbäumen entscheidet die Partie mit zwei Treffern. Das Sport Magazin titelt: "Rotweiß so kaltblütig wie englische Profis", und analysiert: "RW Essen profitiert von seiner Auslandspraxis." Im Mai 1954 waren die Rot-Weißen auf Südamerika-Tournee gewesen. Vielleicht liegt es auch am neuen Trainer, dem Schalker Alt-Internationalen Fritz Szepan. Der versucht, den Gegner zu trösten: "Ihr dürft auch zufrieden sein, ihr habt einen großen Zahltag gehabt." Sein Ex-Klub hilft RWE an diesem Oktober-Sonntag: Schalke gewinnt bei Verfolger SV Sodingen 4:2.
Für die Tabellenspitze ohne Bedeutung ist das Spiel 1. FC Köln gegen Borusia Dortmund (2:2), trotzdem kommen 20.000 Zuschauer. Am Tag der Gäste – nur Preußen Münster (5:3 gegen Dellbrück) gewinnt zuhause – holt auch Schlusslicht Fortuna Düsseldorf seine ersten Auswärtspunkte (3:1 in Aachen). Und der Vorletzte Westfalia Herne gewinnt 6:2 in Meiderich, Günther Grandt trifft dreimal. Kuriosum am Gladbacher Bökelberg: Beim 1:1 zwischen der Borussia und dem Duisburger SV fallen beide Tore in der 56. Minute.
Im Süden kommt es zum Führungswechsel, der FSV Frankfurt (3:2 gegen VfR Mannheim) löst die Fürther ab, die gegen Aufsteiger Reutlingen zuhause eine 2:0-Führung verspielen (2:2). Der VfB Stuttgart unterliegt Eintracht Frankfurt 2:3. Die Frankfurter Kreß und Pfaff "empfehlen sich für die Nationalelf", findet das Sport Magazin. Davon träumt auch der Offenbacher Adolf Kallenborn nach seinem Hattrick beim 4:1 bei Hessen Kassel. Bayern Münchens Fans machen sich allmählich Sorgen, das 3:4 gegen Jahn Regensburg ist schon die zweite Heimniederlage der noch jungen Saison. Auch der ruhmreiche 1. FC Nürnberg kommt nicht vom Fleck, 15.000 Zuschauer feiern den Sieg des Karlsruher SC.
Im Norden strapaziert der Deutsche Meister Hannover 96 die Nerven seiner Anhänger. In Eimsbüttel liegt er nach 90 Minuten 1:0 vorn, kassiert dann aber noch zwei Tore in Minute 93 und 94. Grund für die Nachspielzeit und womöglich auch die Tore ist der Armbruch von Verteidiger Heinz Elzner. Hannover rutscht auf Platz acht ab. Serienmeister HSV findet dagegen zu alter Form zurück und verteidigt mit dem 4:0 beim Bremer SV die Spitze. Unter den 18.000 Zuschauern ist Bundestrainer Sepp Herberger, der eigens wegen des 17-jährigen Uwe Seeler angereist ist – aber der fehlt verletzt. Punktgleicher Zweiter bleibt Bremerhaven 93, das den SV Werder 2:0 bezwingt.
Im Südwesten bleibt Meister FCK vorne, vor 20.000 Fans siegen die Roten Teufel in Neunkirchen 2:0 und bleiben ohne Verlustpunkte. Einen Zähler dahinter: FK Pirmasens (2:0 gegen Kreuznach). Den Vogel schießt Tus Neuendorf ab, das Schlusslicht Sportfreunde Saarbrücken mit 9:0 deklassiert

Vor 50 Jahren spielt die Bundesliga ohne Kompromisse: Am siebten Spieltag gibt es sieben Heimsiege und nur einen Gästeerfolg, Remis fallen aus. Borussia Dortmund erobert durch das 3:2 im Spitzenspiel gegen den FCK die Tabellenführung. Der HSV (2:1 gegen Frankfurt) und Werder Bremen (2:1 in Hannover) ziehen auch an den Pfälzern vorbei. Meister 1. FC Köln kommt allmählich auf Touren, das 5:1 gegen Braunschweig ist das fünfte Spiel in Folge ohne Niederlage. Christian Müller erzielt vier Tore, darunter einen Hattrick, und führt die Torjägerliste (neun Treffer) vor Mitspieler und Weltmeister Hans Schäfer (5) an. Am unteren Tabellenende wird es für Schalke 04 als einzig siegloses Team immer düsterer. In Stuttgart verlieren die Knappen 1:2 und Präsident Fritz Szepan sagt: "Von Schalke erwartet man einfach mehr, aber wir haben momentan nichts zu bieten." Auch unten drin: Vizemeister MSV. Nach dem 2:4 bei Aufsteiger Borussia Neunkirchen zetert Trainer Rudi Gutendorf: "Das Spiel meiner Mannschaft war eine einzige Katastrophe."

Vor 30 Jahren findet der achte Bundesliga-Spieltag an einem Mittwoch statt. Die Bayern vergrößern ihren Vorsprung durch ein 2:0 in Düsseldorf auf vier Punkte, ein Eigentor von Gerd Zewe bricht den Bann. Bayern-Torwart Jean-Marie Pfaff kann als einziger nicht zufrieden sein mit dem Ausflug, weil Udo Lattek ihn auf die Bank gesetzt hat, zischt er: "Wie die Bayern jetzt mit mir umspringen, ist nicht die feine Art." Kaiserslautern büßt durch den Spielausfall in Bochum (morastiger Boden) Platz zwei ein, den erobert nun der HSV (4:0 gegen Bielefeld). Thomas von Heesens Doppelschlag gegen seinen späteren Klub sorgt für Klarheit. Auch Eintracht Frankfurt (3:2 gegen Bayer Uerdingen) hält Anschluss. Auf Schalke schwärmt alles vom 18-jährigen Olaf Thon, der beim 2:2 gegen Werder Bremen ein Traumtor aus 28 Metern erzielt. Meister VfB Stuttgart schießt Borussia Dortmund auf den letzten Platz, der kicker aber titelt: "Trotz 2:0: Meister VfB weiter in der Krise." Dortmunds Meinolf Koch erleidet einen Schienbeinbruch und VfB-Stürmer Jürgen Klinsmann noch in seiner ersten Bundesliga-Saison einen Zusammenbruch. Bei seiner Auswechslung kurz vor Schluss vergießt der 20-Jährige bittere Tränen.

11. Oktober

Vor 60 Jahren ist der Rücktritt von Fritz Walter aus der Nationalmannschaft weiter ein großes Thema. Das Sport Magazin stellt entsprechende Pressekommentare zusammen, unter anderen den offenen Brief von kicker-Chefredakteur Friedebert Becker an Walter. Der schreibt: "Ihr bloßes Dasein gäbe zehn anderen, unmessbare, starke Kräfte, sogar dann, wenn Sie persönlich nicht die Hauptrolle spielen. Alle diese zehn sind dann womöglich eine Klasse besser… Bitte, schlafen Sie noch einmal drüber."

Vor 30 Jahren gibt es in der Bundesliga ein Schützenfest. Borussia Mönchengladbach deklassiert an einem Donnerstagabend Eintracht Braunschweig mit 10:0 – es ist das bis dato sechste und letzte zweistellige Bundesligaresultat. Schon nach 25 Minuten steht es 5:0. Uwe Rahn, von Franz Beckenbauer erstmals in die Nationalmannschaft berufen, und Hans-Jörg Criens treffen jeweils dreimal. Trainer Jupp Heynckes bezeichnet Rahn als "zur Zeit besten Mittelfeldspieler Deutschlands". "Leichter kann man das Toreschießen nun wirklich nicht mehr gemacht bekommen", kommentiert der kicker. Braunschweig fällt auf den letzten Platz zurück, den Ausschlag gibt die Tordifferenz, die nun konkurrenzlos schlecht ist.

Vor 20 Jahren kehrt Thomas Doll in die Bundesliga zurück. Eintracht Frankfurt verpflichtet den Nationalspieler beider deutscher Staaten von Lazio Rom für 3,5 Millionen Mark. Doll debütiert an diesem Tag in der Nachwuchsrunde beim 3:2 gegen den SC Freiburg.

12. Oktober

Vor 90 Jahren langweilt Eintracht Frankfurt Zuschauer und Journalisten beim 1:1 gegen Union Niederrad. Im Fachmagazin Fußball macht sich der Reporter lustig: "Ehe ich an den nächsten Bericht gehe, muss ich einmal recht ausgiebig gähnen. Uaaahh, Eintracht und U...uaaahh, Union Niederrad spielten 1:1… Ach du lieber Gott! Eintracht, wie tief bist du gesunken! Wie ich höre, will Eintracht ihre Torgehäuse demnächst als überflüssig verkaufen, die Spiele sollen nicht mehr längs, sondern so im Kreis (Nordmainkreis?) herum ausgetragen werden!" Die Eintracht steht in der Bezirksliga Main (acht Mannschaften) nur auf Platz fünf.

Vor 40 Jahren wird der achte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Zum zweiten Mal in Folge gibt es kein Unentschieden. Meister Bayern München gewinnt mitten in der Krise ausgerechnet am Gladbacher Bökelberg (2:1). Ein Doppelschlag von Klaus Wunder und Conny Torstensson binnen zwei Minuten dreht die Partie. Borussia vergibt die Chance auf die Tabellenführung, die der HSV (0:2 in Duisburg) wieder an Eintracht Frankfurt (4:0 gegen Fortuna Düsseldorf) verliert. In Duisburg fällt das bis dahin schnellste Tor der Ligahistorie, Ronny Worm trifft nach 18 Sekunden. Auch die Intervention von HSV-Präsident Peter Krohn, der in der Halbzeit in die Kabine stürmt und Trainer Kuno Klötzer den Einsatz von Kurt Eigl abringt, hilft nichts. Aufsteiger Braunschweig gewinnt auch sein fünftes Heimspiel (2:1 gegen Hertha BSC) und klettert auf Platz zwei. Auch am anderen Ende der Tabelle gibt es einen Wechsel: Werder Bremen verdient sich durch die 3:6-Heimpleite gegen Kickers Offenbach nach 2:0-Pausenführung die Rote Laterne, die Tennis Borussia Berlin (2:0 gegen VfL Bochum) los wird.

Am selben Tag trifft die DDR-Auswahl in der EM-Qualifikation auf Island. In Magdeburg kommt sie nicht über ein 1:1 heraus, Lokalmatador Martin Hoffmann erzielt das einzige Tor.

Vor 20 Jahren spielt die Nationalmannschaft in Ungarn 0:0. Bei dem enttäuschenden Testspiel vor 20.000 Zuschauern in Budapest bietet Bundestrainer Berti Vogts drei Debütanten von Beginn an auf: Dirk Schuster (KSC), Jens Todt (Freiburg) und Fredi Bobic (VfB Stuttgart). Auch Kaiserslauterns Olaf Marschall, fünf Minuten eingesetzt, spielt erstmals für Deutschland. Der Frankfurter Ralf Weber (zweites Länderspiel) und der Bremer Dieter Eilts viertes Länderspiel) haben auch kaum Erfahrung, was die Gesamtleistung teilweise erklärt. Zumal Rekordnationalspieler Lothar Matthäus zur Halbzeit verletzt ausscheidet. "Ohne Matthäus ging nichts mehr", stellt der kicker fest.