Wochenschau: "Katsche" Schwarzenbecks großer Moment

Vor 60 Jahren wird die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft fortgesetzt. In den letzten Gruppenspielen werden die Finalisten ermittelt. Dabei setzt sich überraschend Hannover 96 gegen den VfB Stuttgart durch. Der Nord-Meister gewinnt vor 45.000 Zuschauern in Düsseldorf gegen den Süd-Meister, dem ein Punkt gereicht hätte, mit 3:1. Ein Doppelschlag von Rolf Paetz und ein Tor von Klemens Zielinski sorgen für klare Verhältnisse, Otto Baitinger kann nur noch das Ehrentor einstreichen. "96 hat Nerven wie Drahtseile", lobt das Sport Magazin. Die schlechte Vorahnung von VfB-Präsident Fritz Walter bestätigt sich. Walter meinte, es sei "nicht von Vorteil einen Gegner überhaupt nicht zu kennen."

Hannover 96, der große Unbekannte, hat bei seiner zweiten Endrunden-Teilnahme erneut das Finale erreicht. Dort wartet der 1. FC Kaiserslautern, der in Stuttgart den 1. FC Köln mit 4:3 bezwingt. 65.000 Zuschauer debattieren noch weit nach Spielschluss über den Handelfmeter, den Fritz Walter zum 1:0 (32.) für den FCK nutzt. "Das war niemals Elfmeter, Herr Winkler!", kommentiert das Sport Magazin. Kölns Torwart Frans de Munck ist gleicher Meinung und verlässt aus Protest das Tor, doch Mitspieler beruhigen ihn wieder. Die Entscheidung fällt aber erst nach Wiederanpfiff, als die Lauterer binnen zwei Minuten durch Erwin Scheffler (46.) und Willy Wenzel (48.) auf 3:0 davon ziehen. Nach dem 1:3 Hans Schäfers (63.) kontert Ottmar Walter zum 1:4 (68.). Berthold Nordmann (79.) und Georg Stollenwerk (83.) sorgen noch einmal für Spannung, dann ist Schluss. Der FCK-Sieg wird als verdient erachtet, aber Bundestrainer Sepp Herberger erntet auch keinen Widerspruch, als er sagt: "Es hätte genauso gut anders herum ausgehen können, doch die Kölner hatten kein Glück und deshalb gehe ich jetzt in ihre Kabine, um sie zu trösten."

Vor 20 Jahren kehrt Uli Stein, mittlerweile 39 Jahre, zum HSV zurück. Dort war der Torwart 1987 nach einer Tätlichkeit suspendiert worden. Eintracht Frankfurt lässt ihn ablösefrei ziehen.

Vor zehn Jahren steigt Arminia Bielefeld nach einem 0:0 bei Schlusslicht VfL Osnabrück zum siebten Mal in die Bundesliga auf und darf sich fortan Rekordaufsteiger nennen. Kurios: gleich sieben Partien des vorletzten Spieltags enden Remis, drei mit 0:0.

17. Mai

Vor 100 Jahren findet das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft statt. Die Spielvereinigung Fürth nutzt gegen den Berliner BC den Heimvorteil und gewinnt vor 12.000 Zuschauern mit 4:3 nach Verlängerung, die letztlich durch ein "Golden Goal" von Karl Franz in der 146. Minute entschieden wird. Alle Berliner Tore erzielt Preuß; letztlich ist es eines zu wenig für die tapferen Gäste, die schon nach zehn Minuten in Unterzahl geraten, da Verteidiger Paul Wiesener sich das Bein bricht. Im Finale treffen die Fürther auf den VfB Leipzig, der ebenfalls im Heimspiel gegen den Duisburger SV triumphiert (1:0). Johannes Völckers trifft in der 41. Minute.

Vor 40 Jahren gewinnt Bayern München als erste deutsche Mannschaft den Europapokal der Landesmeister. Im Wiederholungsspiel gegen Atletico Madrid feiert der deutsche Meister ein souveränes 4:0, den die Nationalstürmer Gerd Müller (57., 69.) und Uli Hoeneß (28., 82.) herausschießen. Wegen der kurzfristigen Neuansetzung bleiben etliche Plätze im Heyselstadion leer, statt 55.000 sehen zwei Tage später nur 40.000 Zuschauer zu. Der Kicker feiert die Bayern hymnisch: "Die Elf, die alle Grenzen sprengt!"

Vor 25 Jahren bestreitet der VfB Stuttgart das zweite UEFA-Pokal-Finale gegen den SSC Neapel. Vor 66.800 Zuschauern im ausverkauften Neckarstadion platzt der große Traum des VfB, der nicht über ein 3:3 hinaus kommt – zu wenig nach dem 1:2 im Hinspiel. Die Spannung ist schon zur Halbzeit (1:2) fast raus, Alemao (20.) und Ferrara (40.) überwinden Eike Immel, Jürgen Klinsmann (27.) erzielt immerhin das schönste Tor des Tages. Carecas 1:3 ist die endgültige Entscheidung, ein Eigentor von de Napoli (68.) und ein Kopfball von Joker Olaf Schmäler sorgen noch für ein achtbares Resultat. VfB-Trainer Arie Haan erkennt den Ausgang fair an: "Neapel war eine Nummer zu groß". Dabei läuft Weltstar Diego Maradona nicht mal zu großer Form auf, sein Bewacher Jürgen Hartmann schlägt sich wacker und wird vom Kicker zum "besten Stuttgarter" gekürt.



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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

12. Mai

Vor 50 Jahren trifft die Nationalmannschaft in Düsseldorf auf Schottland. Das Testspiel endet 2:2, was die 70.000 Zuschauer nach 2:0-Pausenführung leicht enttäuscht. Beide Tore erzielt Uwe Seeler binnen zwei Minuten (31., 32.), doch auch die Schotten haben einen Torjäger: Gilzean (67., 83.) gleicht aus. Somit wartet die DFB-Auswahl auch nach dem fünften Spiel auf einen Sieg über die Schotten. Gewinner gibt es dennoch. Der Münchner Rudolf Steiner debütiert in der Abwehr, der 19-jährige Kölner Wolfgang Weber kommt zu seinem zweiten Einsatz, beide erhalten ein Extralob vom Bundestrainer, der selbst schon vor dem Spiel den meisten Beifall erhält. Da wird Sepp Herberger offiziell verabschiedet, es ist sein letztes Länderspiel auf deutschem Boden. DFB-Präsident Werner Gößmann überreicht ihm eine Replik des WM-Pokals von 1954. Für Aufregung sorgte nicht geahndete Tätlichkeit vom schottischen Spielmacher Dennis Law am Nürnberger Stefan Reisch. Sepp Herberger findet dennoch versöhnliche Worte: "Ich bin zufrieden. Für mich war es ein großes Länderspiel."

Vor 40 Jahren blamiert sich der 1. FC Nürnberg in der Bundesliga-Aufstiegsrunde – bei Wacker 04 Berlin geht der Club mit 0:5 unter.

Vor 30 Jahren wird der 32. Bundesliga-Spieltag beendet. Er bringt einen historischen Torrekord – 53 Treffer hat es in der Bundesliga nie gegeben. Borussia Mönchengladbach feiert den höchsten Sieg, das 7:1 gegen Bayer Uerdingen wahrt die kleinen Titelchancen der Heynckes-Elf. Aus dem Zweikampf ist plötzlich wieder ein Vierkampf geworden, da der Tabellenführer VfB Stuttgart gegen den Drittletzten Eintracht Frankfurt eine 2:0-Führung verspielt und in der 92. Minute den Ausgleich kassiert. Damit zieht der HSV (6:1 bei Absteiger Nürnberg) nach Punkten gleich, Bayern (5:2 gegen Kaiserslautern) und Mönchengladbach liegen zwei Punkte zurück. Frankfurts Abstand zu Platz 15 haben sich trotz des Achtungserfolgs in Stuttgart verschlechtert, da Bochum Leverkusen 2:1 schlägt und drei Punkte enteilt ist. Borussia Dortmund vergibt die endgültige Rettung, weil sie in Köln trotz 2:0-Pausenführung noch 2:5 verliert.

Vor 25 Jahren fallen in den Freitagspielen der Bundesliga zwölf Tore. Eintracht Frankfurt schlägt Kaiserslautern mit 3:2 und schöpft im Abstiegskampf neue Hoffnung, Uli Stein hält einen Elfmeter von Wolfram Wuttke, Dieter Eckstein schießt zwei Tore. Abstiegskonkurrent Waldhof Mannheim kassiert dagegen eine bittere Heimniederlage im Derby gegen den VfB Stuttgart. Nach dem 3:1 durch Manfred Bockenfeld sieht es noch gut aus für die Elf von Günter Sebert, doch der VfB legt einen furiosen Endspurt hin. Karl Allgöwer (78., 79.) und Jürgen Klinsmann (86.) drehen die Partie.

13. Mai

Vor 80 Jahren werden die Vorrundenspiele um die Deutsche Meisterschaft abgeschlossen. In drei von vier Gruppen fallen noch Entscheidungen, nur im Osten ist Viktoria Berlin schon durch, was sie nicht davon abhält, auch gegen Preußen Danzig zu überzeugen (5:2). Die letzten theoretischen Zweifel beseitigt im Südwesten Waldhof Mannheim; beim 6:0 gegen Union Böckingen gelingt Nationalspieler Otto Siffling in der ersten Halbzeit ein echter Hattrick.

In Nordwest zieht Schalke 04 im letzten Moment am VfL Benrath vorbei, auf neutralem Duisburger Boden gewinnen die Knappen das Finale um den Gruppensieg mit 2:0. "Szepan entscheidet das Derby", titelt der Fußball, obwohl andere die Tore schießen (Hermann Nattkämper und Alfred Urban). 45.000 Zuschauer sehen kein gutes Spiel, "restlos entzückt werden wenige von dieser Auseinandersetzung gewesen sein." Aber immerhin gewinnt die Mannschaft mit dem größeren Anhang.

Im Gegenteil dazu verhält es sich in der Mitte-Gruppe, wo der Dresdner SC im Gruppenfinale gegen den 1. FC Nürnberg nur einen Punkt braucht, aber vor ebenfalls 45.000 Besuchern im Ostra-Gehege 0:1 unterliegt. Der Club geht schon nach acht Minuten durch Georg Friedel in Führung und verteidigt sie bis zum Abpfiff. Weil Torquotient vor Tordifferenz (Dresden besser) kommt, zieht der Club dank 0,3 Toren ins Habfinale ein. Schwer zu verstehen für das gemeine Volk, aber "das Publikum verhielt sich zur Ehre Dresdens hoch objektiv", lobt der Fußball.

Am selben Tag trifft die deutsche Nationalmannschaft in einem WM-Test in Köln erneut auf die englische Profi-Mannschaft Derby County und gewinnt mit 5:0. 20.000 Zuschauer interessieren sich für den letzten Auftritt des Teams von Reichstrainer Otto Nerz vor der ersten WM-Teilnahme überhaupt. Wer nach Italien mitdarf, ist auch nach diesem Spiel noch unklar. "Man kennt sich vor lauter deutschen Kandidaten für die Weltmeisterschaft nicht mehr aus", ist auch der Redakteur des Fußball am Rätseln.

Vor 25 Jahren wird der 29. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. In der Titelfrage wird es noch mal unerwartet spannend, da die Bayern beim Vorletzten Kickers Stuttgart mit 0:2 verlieren. Von den Rängen des Neckarstadions schallt es hämisch "Hoeneß, Hoeneß, hahaha", weil der Bayern-Manager im Hinspiel verbilligte Eintrittskarten hatte ausgeben wollen. Auch die Kölner lachen über die Bayern, nach dem 2:0 gegen Dortmund ist der 1. FC nun 16 Spiele ungeschlagen und liegt nur noch einen Punkt hinter dem Tabellenführer.

14. Mai

Vor 75 Jahren wird die Meisterendrunde fortgesetzt. Als erster Klub erreicht der HSV das Halbfinale, nach dem 3:0 gegen Blau-Weiß Berlin steht der Gruppensieg vorzeitig fest. "Als bester Hamburger Spieler wird Seeler genannt", meldet der Kicker. Es handelt sich um Erwin Seeler, den Vater von Uwe. Admira Wien fegt den VfR Mannheim zwar mit 8:3 vom Platz, muss aber auf eine Niederlage der Stuttgarter Kickers in deren letztem Spiel hoffen. Der Dresdner SC schlägt Fortuna Düsseldorf mit 4:1 und hat vor dem Rückspiel beste Karten. "DSC: ein Meister in Meisterform", titelt der Kicker und stellt fest: "Helmut Schön wieder als überragender Mittelläufer".

Vor 70 Jahren werden Tschammer-Pokalspiele auf Regionalebene ausgetragen, was einigen Ergebnissen anzusehen ist. So gewinnt Schalke 04 gegen die KSG Herdecke/Wetter mit 14:0, Fritz Szepan, Ernst Kuzorra und Berni Klodt treffen je dreimal. Überraschend scheidet der VfR Mannheim (1:2 gegen Feudenheim) aus, Lokalrivale SV Waldhof geht es nicht besser (2:3 vs. VfL Neckarau). Keineswegs programmgemäß ist auch das 8:0 des LSV Flensburg gegen Kilia Kiel. Den Torrekord des Sonntags bringt das Essener Derby zwischen Essen West 81 und Tus Helene (4:11).

Vor 50 Jahren scheidet der 1. FC Köln gegen den FC Valencia aus dem Messepokal aus. Aber erhobenen Hauptes. Nach dem 1:4 im Hinspiel wittern die 30.000 Zuschauer noch eine Sensation, als es zur Pause bereits 2:0 steht (Tore: Helmut Benthaus, Christian Müller). Das Finale ist nach 70 Minuten zum Greifen nahe, doch scheitert Fritz Pott mit einem Elfmeter an Zamora.

Vor 40 Jahren wird Werder Bremen DFB-Pokalsieger. In Berlin schlägt die Rehhagel-Elf den Zweitligisten Rot-Weiss Essen mit 3:1. Dietmar Beiersdorfer (17.) und Andreas Herzog (38.) sorgen für eine 2:0-Pausenführung, dann verkürzt Daouda Bangoura auf 2:1 (50.). Das Spiel zwischen David und Goliath verläuft unerwartet spannend, erst in der 88. Minute erlöst Wynton Rufer die Werder-Anhänger. Quasi mit Abpfiff zerfällt die Essener Mannschaft, da Rot-Weiss keine Lizenz für die 2. Liga erhalten hat. Bei den Bremern sorgt Mario Basler für Misstöne, demonstrativ lustlos kommt er in Badelatschen zur Siegerehrung, zu der ihn Vize-Präsident Fischer regelrecht schleppen muss. Basler: "Ich war sauer über meine Leistung, ein rabenschwarzer Tag für mich." Otto Rehhagel hat ihn nach 76 Minuten ausgewechselt, "um den Sieg zu retten". Das Pokalfinale der Frauen gewinnt GW Brauweiler gegen den TSV Siegen mit 2:1; Andrea Klein (49.) und Bettina Wiegmann (50.) treffen binnen einer Minute für die Sieger, Doris Fitschen (67.) ist das Ehrentor vergönnt.

15. Mai

Vor 20 Jahren steht Bayern München erstmals im Finale um den Europapokal der Landesmeister. In Brüssel erleben 55.000 Zuschauer ein Drama, aber keine Entscheidung. Atletico Madrid geht nach torloser regulärer Spielzeit in der 114. Minute durch Luis in Führung, doch in der Stunde der Not kommt der Retter in Person des Vorstoppers Hans-Georg "Katsche" Schwarzenbeck. Der wagt in der 120. Minute einen Fernschuss aus rund 30 Metern, Torwart Reina streckt sich vergebens. Das Spiel muss zwei Tage später wiederholt werden.

Vor 25 Jahren bestätigt der VfB Stuttgart den seit vier Wochen feststehenden Wechsel von Nationalspieler Jürgen Klinsmann zu Inter Mailand. Klinsmann unterschreibt für drei Jahre und sagt: "Inter war deshalb so reizvoll, weil mit Brehme und Matthäus schon zwei deutsche Nationalspieler im Team stehen. Da können wir einen kleinen Block bilden."

Vor zehn Jahren findet der 33. Spieltag der Bundesliga statt. Meister Werder Bremen kassiert nach 23 Spielen wieder eine Niederlage, die zuhause gegen Bayer Leverkusen recht deftig ausfällt. Das 6:2 eröffnet Bayer noch Chancen auf die Champions League, im Duell gegen den VfB Stuttgart kann Leverkusen die Schwaben noch von Platz drei stoßen. VfB-Trainer Felix Magath verdirbt die Meldung aus Bremen die Freude über den 3:1-Sieg gegen die Bayern. "Wir hatten schon gehofft, dass Werder die Saison noch nicht beendet hat." Auch im Kicker muss der Meister lesen: "Werder Bremen hat zu viel gefeiert." Mann des Tages ist Leverkusens Brasilianer Franca, der in Bremen drei Tore erzielt.

Alle Entscheidungen werden auf den letzten Spieltag verschoben. Aber 1860 München hilft im Abstiegskampf nur noch ein Wunder. Im Kellerduell gegen Hertha BSC vergibt Francis Kioyo in der 89. Minute einen Elfmeter und damit den Sieg. Das 1:1 rettet Hertha endgültig, 1860 und Eintracht Frankfurt (3:2 gegen Bochum) fehlen drei Punkte zum rettenden Ufer, an dem der 1. FC Kaiserslautern trotz eines 1:4 auf Schalke steht. Vor der Abfahrt müssen die FCK-Spieler noch eine letzte Hürde nehmen, verärgerte Fans blockieren den Bus. Blanke Nerven im Abstiegskampf, besonders beim Münchner Löwen Kioyo. Der sagt nach seinem Fehlschuss: "Ich werde Gott bitten, dass ich es wieder gut machen kann."

Am selben Tag erhält Südafrika auf dem FIFA-Kongress in Zürich den Zuschlag für die Ausrichtung der WM 2010. Mit 14:10 Stimmen setzt sich das Land gegen Marokko durch. Erstmals wird somit eine WM nach Afrika vergeben.

16. Mai

Vor 60 Jahren wird die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft fortgesetzt. In den letzten Gruppenspielen werden die Finalisten ermittelt. Dabei setzt sich überraschend Hannover 96 gegen den VfB Stuttgart durch. Der Nord-Meister gewinnt vor 45.000 Zuschauern in Düsseldorf gegen den Süd-Meister, dem ein Punkt gereicht hätte, mit 3:1. Ein Doppelschlag von Rolf Paetz und ein Tor von Klemens Zielinski sorgen für klare Verhältnisse, Otto Baitinger kann nur noch das Ehrentor einstreichen. "96 hat Nerven wie Drahtseile", lobt das Sport Magazin. Die schlechte Vorahnung von VfB-Präsident Fritz Walter bestätigt sich. Walter meinte, es sei "nicht von Vorteil einen Gegner überhaupt nicht zu kennen."

Hannover 96, der große Unbekannte, hat bei seiner zweiten Endrunden-Teilnahme erneut das Finale erreicht. Dort wartet der 1. FC Kaiserslautern, der in Stuttgart den 1. FC Köln mit 4:3 bezwingt. 65.000 Zuschauer debattieren noch weit nach Spielschluss über den Handelfmeter, den Fritz Walter zum 1:0 (32.) für den FCK nutzt. "Das war niemals Elfmeter, Herr Winkler!", kommentiert das Sport Magazin. Kölns Torwart Frans de Munck ist gleicher Meinung und verlässt aus Protest das Tor, doch Mitspieler beruhigen ihn wieder. Die Entscheidung fällt aber erst nach Wiederanpfiff, als die Lauterer binnen zwei Minuten durch Erwin Scheffler (46.) und Willy Wenzel (48.) auf 3:0 davon ziehen. Nach dem 1:3 Hans Schäfers (63.) kontert Ottmar Walter zum 1:4 (68.). Berthold Nordmann (79.) und Georg Stollenwerk (83.) sorgen noch einmal für Spannung, dann ist Schluss. Der FCK-Sieg wird als verdient erachtet, aber Bundestrainer Sepp Herberger erntet auch keinen Widerspruch, als er sagt: "Es hätte genauso gut anders herum ausgehen können, doch die Kölner hatten kein Glück und deshalb gehe ich jetzt in ihre Kabine, um sie zu trösten."

Vor 20 Jahren kehrt Uli Stein, mittlerweile 39 Jahre, zum HSV zurück. Dort war der Torwart 1987 nach einer Tätlichkeit suspendiert worden. Eintracht Frankfurt lässt ihn ablösefrei ziehen.

Vor zehn Jahren steigt Arminia Bielefeld nach einem 0:0 bei Schlusslicht VfL Osnabrück zum siebten Mal in die Bundesliga auf und darf sich fortan Rekordaufsteiger nennen. Kurios: gleich sieben Partien des vorletzten Spieltags enden Remis, drei mit 0:0.

17. Mai

Vor 100 Jahren findet das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft statt. Die Spielvereinigung Fürth nutzt gegen den Berliner BC den Heimvorteil und gewinnt vor 12.000 Zuschauern mit 4:3 nach Verlängerung, die letztlich durch ein "Golden Goal" von Karl Franz in der 146. Minute entschieden wird. Alle Berliner Tore erzielt Preuß; letztlich ist es eines zu wenig für die tapferen Gäste, die schon nach zehn Minuten in Unterzahl geraten, da Verteidiger Paul Wiesener sich das Bein bricht. Im Finale treffen die Fürther auf den VfB Leipzig, der ebenfalls im Heimspiel gegen den Duisburger SV triumphiert (1:0). Johannes Völckers trifft in der 41. Minute.

Vor 40 Jahren gewinnt Bayern München als erste deutsche Mannschaft den Europapokal der Landesmeister. Im Wiederholungsspiel gegen Atletico Madrid feiert der deutsche Meister ein souveränes 4:0, den die Nationalstürmer Gerd Müller (57., 69.) und Uli Hoeneß (28., 82.) herausschießen. Wegen der kurzfristigen Neuansetzung bleiben etliche Plätze im Heyselstadion leer, statt 55.000 sehen zwei Tage später nur 40.000 Zuschauer zu. Der Kicker feiert die Bayern hymnisch: "Die Elf, die alle Grenzen sprengt!"

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Vor 25 Jahren bestreitet der VfB Stuttgart das zweite UEFA-Pokal-Finale gegen den SSC Neapel. Vor 66.800 Zuschauern im ausverkauften Neckarstadion platzt der große Traum des VfB, der nicht über ein 3:3 hinaus kommt – zu wenig nach dem 1:2 im Hinspiel. Die Spannung ist schon zur Halbzeit (1:2) fast raus, Alemao (20.) und Ferrara (40.) überwinden Eike Immel, Jürgen Klinsmann (27.) erzielt immerhin das schönste Tor des Tages. Carecas 1:3 ist die endgültige Entscheidung, ein Eigentor von de Napoli (68.) und ein Kopfball von Joker Olaf Schmäler sorgen noch für ein achtbares Resultat. VfB-Trainer Arie Haan erkennt den Ausgang fair an: "Neapel war eine Nummer zu groß". Dabei läuft Weltstar Diego Maradona nicht mal zu großer Form auf, sein Bewacher Jürgen Hartmann schlägt sich wacker und wird vom Kicker zum "besten Stuttgarter" gekürt.

18. Mai

Vor 40 Jahren endet die Bundesligasaison 1973/1974. Der letzte Auftritt des Meisters wird zur Farce, die Bayern kommen erst am Spieltag aus Brüssel vom gewonnenen Europacup-Finale am Bökelberg an. Vize-Meister Borussia hat leichtes Spiel und gewinnt mit 5:0, Doppel-Torschütze Jupp Heynckes holt Gerd Müller noch ein. Mit 30 Treffern teilen sie sich den Titel des Torschützenkönigs. Bayern-Trainer Udo Lattek urteilt milde: "Dieses Spiel war eine Alkoholverdunstungsstunde."

Im Abstiegskampf geht es dramatischer zu. Fortuna Köln beißt nach einem 0:4 in Offenbach in den sauren Apfel, trotz einer kurzen Feier in der Kabine. Eine Radio-Falschmeldung lässt sie von der Rettung träumen, doch das vermeintliche 3:2 für Stuttgart gegen Konkurrent Wuppertaler SV ist niemals gefallen. Der WSV feiert Dieter Lömm, der sich sein erstes Saisontor für das letzte Spiel aufhebt. Ein Kuriosum ereignet sich auf dem Betzenberg, wo Schalkes Linksaußen Erwin Kremers regelrecht um seinen Platzverweis bettelt. Er nennt Schiedsrichter Max Klauser eine "blöde Sau" und beharrt auch auf Nachfrage darauf: "Noch mal für Doofe, Sie sind eine blöde Sau!" Der Doofe ist letztlich Kremers, den Bundestrainer Helmut Schön aus dem WM-Aufgebot streicht. Noch ärgerlicher für Schalke ist das Verspielen des UEFA-Cup-Platzes, der nun an den 1. FC Köln (2:1 gegen Hannover 96) fällt.

Vor zehn Jahren wird offiziell bekannt, dass Trainer Felix Magath vom VfB Stuttgart zu Bayern München wechselt, weshalb Ottmar Hitzfeld ein Jahr vor Vertragsende seinen Platz räumen muss. Zum zweiten Mal in sechs Jahren Hitzfeld ist es eine Saison ohne Titel für den FC Bayern, beide Seiten wollen die Trennung.