Wochenschau: Jens Nowotnys achter Platzverweis

30. Oktober

Vor 30 Jahren bricht beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg eine Spieler-Revolution aus. Die Mannschaft stellt sich gegen Trainer Heinz Höher und gibt in der Lokalpresse eine Erklärung ab, die an diesem Tag publiziert wird. Darin heißt es unter anderem:
Wir möchten auf folgende Missstände hinweisen:
1. Im Bereich Trainingsinhalt auf versäumtes Konditionstraining während der Saisonvorbereitung (verursacht höhere Verletzungsanfälligkeit)
2. ein unregelmäßiges Trainingsprogramm in dem in den letzten Wochen
a) nur einmal Schusstraining stattfand
b) plötzlich Kraftübungen gemacht wurden, die zu tagelangen Muskelbeschwerden führten
c) einmal in drei Tagen sechsmal trainiert, danach einmal in drei Tagen nur einmal trainiert wurde.
Im Bereich der Taktik gibt der Trainer dem einzelnen Spieler keine taktischen Anweisungen für das Spiel…
Zum gestörten Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer:
Herr Höher äußert seine Spielerkritik oft zynisch. Durch seine Verschlossenheit hat er jeden Kontakt mit der Mannschaft verloren. Von einer psychologischen Betreuung der Spieler durch Herrn Höher kann keine Rede sein. Wir sehen uns zu diesem Vorgehen gezwungen, da mehrere Versuche, mit Herrn Höher darüber zu sprechen, fehlgeschlagen sind.

Der Vorstand reagiert mit der sofortigen Entlassung von Kapitän Udo Horsmann und isoliert den Spielerrat, der vom Training ausgeschlossen wird.

Vor 20 Jahren unterliegt der MSV Duisburg im Sonntagsspiel der Bundesliga dem HSV zuhause 0:5. Die Zebras liegen mit 2:20 Punkten abgeschlagen am Tabellenende, Trainer Ewald Lienen sitzt zum letzten Mal auf der MSV-Bank.

Vor zehn Jahren führt der VfL Wolfsburg die Bundesliga-Tabelle mit drei Punkten Vorsprung an. Beim turbulenten 4:3 gegen Aufsteiger Mainz 05, der in der Live-Tabelle zwischenzeitlich auch mal Erster ist, avanciert der Bulgare Martin Petrov mit vier Toren zum Mann des Tages. Da er für seinen Viererpack nur 19 Minuten braucht – wenn auch durch die Halbzeit unterbrochen – bricht er den Rekord des Bielefelders Siegfried Reich, der 1985 dafür 27 Minuten brauchte. Auf Platz zwei rückt nach dem fünften Sieg in Serie (3:2 gegen den VfB Stuttgart) Schalke 04 vor. Borussia Mönchengladbach gewinnt mit Interimstrainer Horst Köppel den Klassiker gegen Meister Bayern 2:0. Marcelo Pletsch und Joris van Hout treffen mit Köpfchen gegen Oliver Kahn. Über Lucios Platzverweis regt sich Bayern-Präsident Franz Beckenbauer gehörig auf: "Wenn das Schule macht, können wir die Lizenzspielerabteilung zusperren und eine Schachabteilung aufmachen." Werder Bremen und der HSV trennen sich 1:1: David Jarolims Führung egalisiert Christian Schulz. In Dortmund fliegt Leverkusens Abwehrchef Jens Nowotny in der Nachspielzeit zum achten Mal vom Platz und stellt einen noch immer gültigen Bundesliga-Rekord auf.



Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

27. Oktober

Vor 60 Jahren werden 13 Spieler des deutschen Weltmeisterkaders in einer Düsseldorfer Klinik ärztlich untersucht. Da einige Spieler an Gelbsucht erkrankt sind, will der DFB weiteren Fällen vorgreifen und auch bereits gestreuten Doping-Gerüchten entgegentreten.

Vor 30 Jahren erlebt die Bundesliga ein Novum. Am zehnten Spieltag der Saison 1984/1985 gibt es keinen einzigen Heimsieg. Am dichtesten ist noch der HSV dran, doch in letzter Minute gleicht Bayer Uerdingen aus (1:1). Dafür setzt es sechs Remis, viermal lautet das Endergebnis 1:1. Wie im ausverkauften Parkstadion, wo Aufsteiger Schalke Tabellenführer Bayern München ärgert. Für den verdienten Ausgleich sorgt Libero Bernard Dietz, "Kollege" Klaus Augenthaler hatte aus 30 Metern vorgelegt. Noch eine seltsame Geschichte liefert dieser Tag: Borussia Dortmund kommt in Ludwigshafen gegen Waldhof Mannheim zum ersten Auswärtssieg (2:1), doch der Trainer wird am selben Tag wieder abgelöst: Reinhard Saftig coacht nur zur Aushilfe nach der Entlassung von Timo Konietzka. Auch Schlusslicht Eintracht Braunschweig nutzt den "Tag der Gäste" und gewinnt in Leverkusen 3:0.

Vor 25 Jahren klettert Bayern München durch ein 2:0 bei Schlusslicht FC St. Pauli an die Tabellenspitze. Die Torschützen kommen von der Bank, Thomas Strunz und Manfred Bender treffen in der Schluss-Viertelstunde eines brisanten Spiels. Schon vor Anpfiff gibt es Ärger. Auf Veranlassung der Bayern wird das Stadionheft (Auflage: 10.000) mit der Schlagzeile "Klassenkampf" aus dem Verkehr gezogen. Grund: einige brisante Interview-Aussagen von Bayern-Manager Uli Hoeneß zum Thema Arbeitslosigkeit, die er in der Umsetzung als Teil einer "Hetzkampagne" ansieht. Der Redakteur beklagt den "Anschlag auf die Pressefreiheit".
An diesem Freitag findet noch ein Spiel im Norden statt: Werder Bremen schießt Kaiserslautern mit dem 4:0 auf einen Abstiegsplatz. Auch Werder freut sich über zwei Joker-Tore, die kurioserweise Abwehrspieler Gunnar Sauer in einem Elf-Minuten-Einsatz glücken. Kommentar Sauer: "Ich war noch auf einen Hattrick aus." Die anderen Tore gehen auf das Konto des 20-jährigen Marco Bode, der im Reich von König Otto (Rehhagel) trotzdem nur "mein vierter Stürmer" bleibt. Konter Bode: "Ich betrachte das als Kompliment."

Vor 20 Jahren spielt die Nationalmannschaft der Frauen in Osnabrück im EM-Viertelfinale gegen Russland. Nach einem 1:0 im Hinspiel gibt es nun ein klares 4:0, Heidi Mohr erzielt zwei Treffer. Auch Silvia Neid und Patricia Brocker tragen sich in die Torschützenliste ein.

Vor zehn Jahren endet der zehnte Bundesliga-Spieltag. Meister Werder Bremen gewinnt beim VfB Stuttgart 2:1, späte Tore von Nelson Valdez und Miroslav Klose verhindern Stuttgarts Tabellenführung. Der Doppelschlag gelingt nach Rot für Ludovic Magnin in Unterzahl. Philipp Lahm grollt: "Wir sind selber schuld." Der 1. FC Nürnberg beklagt im Heimspiel gegen Schalke 04 (0:2) gleich zwei Platzverweise. Thomas Paulus und Tomasz Hajto erwischt es schon vor der Pause. Ralf Rangnick feiert auch dadurch den vierten Sieg im vierten Spiel. Auch der neue HSV-Besen fegt unverändert gut: Thomas Doll gewinnt auch seine Heimpremiere. Sergej Barbarez steuert zum 4:0 gegen Freiburg drei Treffer bei. Drei Tore gelingen auch Leverkusens Andrej Woronin, sie sind zwingend nötig, um Aufsteiger Arminia Bielefeld zu schlagen (3:2). Aufsteiger Mainz 05 schlägt Hansa Rostock 3:1 und klettert auf Platz fünf.
Am gleichen Tag entlässt Borussia Mönchengladbach in Folge des 0:3 am Vortag Trainer Holger Fach und befördert U 23-Trainer Horst Köppel in die Bundesliga.

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28. Oktober

Vor 80 Jahren sitzt Schauspieler Hans Albers beim Spitzenspiel des Bayern-Gaus auf der Tribüne und sieht ein 1:0 von Wacker München über den entthronten Tabellenführer 1. FC Nürnberg, der seine erste Saison-Niederlage kassiert. In der Halbzeit lässt sich Albers sogar in der Wacker-Kabine blicken. Neuer Bayern-Primus ist die Spielvereinigung Fürth nach einem 3:1 gegen Bayern München, das auch seinen Torwart verliert: Braun scheidet nach 30 Minuten mit Beinbruch aus, Feldspieler Helmut Schneider muss ins Tor und kassiert noch zwei Treffer.

Auch in Sachsen und am Niederrhein verlieren die Tabellenführer, bleiben allerdings oben: Polizei Chemnitz unterliegt beim Vorletzten VfB Leipzig 0:1, Borussia Mönchengladbach enttäuscht 15.000 Anhänger mit dem gleichen Resultat im Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf. Im Südwesten schlägt Wormatia Worms den FSV Frankfurt sensationell 8:1, Eintracht Frankfurt gewinnt das Prestige-Derby gegen Kickers Offenbach 2:1. In Niedersachsen demonstriert Hannover 96 gegen Komet Bremen seine Vorrangstellung – 9:3. Meister Schalke 04 bestreitet bei Beuthen 09 (Schlesien) ein Gesellschaftsspiel und gewinnt 4:1.

Vor 30 Jahren präsentiert Borussia Dortmund im Abstiegskampf einen neuen Trainer: Erich Ribbeck. "Wir freuen uns besonders, mit Ribbeck den verhinderten Nationaltrainer verpflichtet zu haben", sagt BVB-Präsident Reinhard Rauball.

Vor 25 Jahren büßt Bayer Leverkusen die Tabellenführung durch ein 3:3 im hochklassigen Heimspiel gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf wieder ein. Nach Kölns 3:2 bei Waldhof Mannheim und Bayerns 2:0 am Vortag bei St. Pauli gibt es nach dem 15. Spieltag 1989/1990 ein punktgleiches Spitzentrio, das von den Bayern angeführt wird. Eintracht Frankfurt (3:2 in Homburg) und der VfB Stuttgart (2:0 in Nürnberg) liegen nur zwei Zähler dahinter. Auch im unteren Tabellendrittel ist es eng, die letzten Vier sind punktgleich. Borussia Mönchengladbach gehört nach der fünften Pleite in Folge, einem 1:2 gegen Bochum, zu ihnen. Borussen-Torwart Uwe Kamps wird von einem Regenschirm am Hinterkopf getroffen, der aus dem Bochumer Block kommt. Weil seine Spieler es an Fairness mangeln lassen (fünf Gelbe Karten), entschuldigt sich Borussen-Trainer Wolf Werner "für die Treterei meiner Mannschaft" öffentlich. Er selbst steht am Fan-Pranger, von den Rängen schallt es "Werner raus".

Am gleichen Tag fällt der DFB-Bundestag in Trier tiefgreifende Beschlüsse über eine Liga-Reform. Mit 162:12 Stimmen einigt man sich auf eine Reduzierung der Bundesliga auf 16 Vereine (ab 1991/1992) und der 2. Liga auf 18 Vereine (1991/1992) beziehungsweise dann 16 (1992/1993). Es ist eine Reaktion auf drastisch sinkende Zuschauerzahlen. Außerdem wird die Gründung einer zweiklassigen Damen-Bundesliga ab 1990/1991 beschlossen.

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29. Oktober

Vor 75 Jahren kommen 15.000 Zuschauer in die Düsseldorfer Hermann-Göring-Kampfbahn zum Wettspiel der Auswahl-Mannschaften von Westfalen und dem Niederrhein. Westfalen tritt mit sieben Schalkern an, sechs Fortuna Düsseldorf-Kicker prägen die Niederrhein-Auswahl. Es geht nur ums Prestige, aber man schenkt sich wenig. Endstand: 2:2. Fritz Szepan und Hermann Eppenhoff treffen für Westfalen, Paul Janes (per Elfmeter) und August Bertz für die Gastgeber. Unter den Zuschauern ist Reichstrainer Sepp Herberger, der bei der Gelegenheit die Form von zehn Nationalspielern überprüfen kann.

Die Spiele in den Gauen sind wegen des Krieges weiterhin von untergeordneter Bedeutung - man spielt neue Wettbewerbe aus wie die Stettiner Stadtmeisterschaft, den Danzig-Pokal oder den Breslauer Pressepreis. Kuriositäten gibt es trotzdem. In Berlin werden an diesem Sonntag von elf Elfmetern sieben verschossen. Beim Spiel Berliner SV 92 gegen die Deutsche Bank (4:2) gibt es allein fünf Elfmeter, nur zwei schlagen ein. Hertha BSC schlägt den Post SV mühsam 5:4. All diese Spiele dienen der Vorbereitung auf die im Dezember beginnende Kriegsmeisterschaft, für die die Einschränkung gilt, dass "allen Vereinen der Platz wieder eingeräumt werden wird, den sie am 15. August 1939 innehatten. Das war notwendig, weil jetzt weit über 1600 Berliner Fußballer im grauen Rock stecken", erklärt der kicker der Leserschaft.
Bayern München geht derweil eine Partnerschaft mit dem FC Alte Heide München ein und löst die mit den Münchner Löwen wieder auf. Die Löwen koalieren nun mit dem Postsport-Verein. Konkret bedeutet es, dass die besten Spieler der kleineren Klubs bei den größeren mitwirken sollen, während die schwächeren Kicker von Bayern und 1860 beim Post SV beziehungsweise Alte Heide ran müssen – alles wegen des Krieges.

Vor 20 Jahren wird der elfte Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Das Spitzenduo fährt Punkte ein, Borussia Dortmund reicht ein Möller-Tor zum Sieg in Dresden, Verfolger Werder Bremen feiert den russischen Doppel-Torschützen Wladimir Bestschastnich beim 2:0 gegen Frankfurt. Meister Bayern München fällt vom fünften auf den achten Platz zurück und kann noch froh sein, einen Zähler behalten zu haben – denn der VfB Stuttgart führt nach einer Stunde 2:0 im Olympiastadion. Doch Alexander Zickler und der überragende Lothar Matthäus verhindern die erste Heimniederlage in der Ära Trapattoni. Der 33-jährige Matthäus wird von allen Seiten gelobt, Franz Beckenbauer findet gar, "besser kann man nicht spielen". Der andere Münchner Bundesligist hat weniger Grund zur Freude. Aufsteiger 1860 verliert in Mönchengladbach 0:2 und zwei Spieler binnen drei Minuten durch Platzverweise. Rot sieht daraufhin auch Trainer Werner Lorant, der Sünder Bernhard Trares als Kapitän absetzt. Trares sagt: "Das muss ich akzeptieren. Ansonsten kein Kommentar."

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30. Oktober

Vor 30 Jahren bricht beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg eine Spieler-Revolution aus. Die Mannschaft stellt sich gegen Trainer Heinz Höher und gibt in der Lokalpresse eine Erklärung ab, die an diesem Tag publiziert wird. Darin heißt es unter anderem:
Wir möchten auf folgende Missstände hinweisen:
1. Im Bereich Trainingsinhalt auf versäumtes Konditionstraining während der Saisonvorbereitung (verursacht höhere Verletzungsanfälligkeit)
2. ein unregelmäßiges Trainingsprogramm in dem in den letzten Wochen
a) nur einmal Schusstraining stattfand
b) plötzlich Kraftübungen gemacht wurden, die zu tagelangen Muskelbeschwerden führten
c) einmal in drei Tagen sechsmal trainiert, danach einmal in drei Tagen nur einmal trainiert wurde.
Im Bereich der Taktik gibt der Trainer dem einzelnen Spieler keine taktischen Anweisungen für das Spiel…
Zum gestörten Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer:
Herr Höher äußert seine Spielerkritik oft zynisch. Durch seine Verschlossenheit hat er jeden Kontakt mit der Mannschaft verloren. Von einer psychologischen Betreuung der Spieler durch Herrn Höher kann keine Rede sein. Wir sehen uns zu diesem Vorgehen gezwungen, da mehrere Versuche, mit Herrn Höher darüber zu sprechen, fehlgeschlagen sind.

Der Vorstand reagiert mit der sofortigen Entlassung von Kapitän Udo Horsmann und isoliert den Spielerrat, der vom Training ausgeschlossen wird.

Vor 20 Jahren unterliegt der MSV Duisburg im Sonntagsspiel der Bundesliga dem HSV zuhause 0:5. Die Zebras liegen mit 2:20 Punkten abgeschlagen am Tabellenende, Trainer Ewald Lienen sitzt zum letzten Mal auf der MSV-Bank.

Vor zehn Jahren führt der VfL Wolfsburg die Bundesliga-Tabelle mit drei Punkten Vorsprung an. Beim turbulenten 4:3 gegen Aufsteiger Mainz 05, der in der Live-Tabelle zwischenzeitlich auch mal Erster ist, avanciert der Bulgare Martin Petrov mit vier Toren zum Mann des Tages. Da er für seinen Viererpack nur 19 Minuten braucht – wenn auch durch die Halbzeit unterbrochen – bricht er den Rekord des Bielefelders Siegfried Reich, der 1985 dafür 27 Minuten brauchte. Auf Platz zwei rückt nach dem fünften Sieg in Serie (3:2 gegen den VfB Stuttgart) Schalke 04 vor. Borussia Mönchengladbach gewinnt mit Interimstrainer Horst Köppel den Klassiker gegen Meister Bayern 2:0. Marcelo Pletsch und Joris van Hout treffen mit Köpfchen gegen Oliver Kahn. Über Lucios Platzverweis regt sich Bayern-Präsident Franz Beckenbauer gehörig auf: "Wenn das Schule macht, können wir die Lizenzspielerabteilung zusperren und eine Schachabteilung aufmachen." Werder Bremen und der HSV trennen sich 1:1: David Jarolims Führung egalisiert Christian Schulz. In Dortmund fliegt Leverkusens Abwehrchef Jens Nowotny in der Nachspielzeit zum achten Mal vom Platz und stellt einen noch immer gültigen Bundesliga-Rekord auf.

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31. Oktober

Vor 60 Jahren spricht alles über den SSV Reutlingen. Der Aufsteiger gewinnt beim VfB Stuttgart, 1952 noch Deutscher Meister, 6:1 und erklimmt in der Oberliga Süd die Tabellenspitze. Das Sport Magazin schreibt vom "wohl bisher größten Triumph, den dieser kampffreudige und technisch erstklassige SSV sich erspielen konnte". Drei Tore erzielt Werner Fritschi. Der abgelöste Tabellenführer FSV Frankfurt, der wie der VfB 30.000 Besucher begrüßt, trennt sich von Kickers Offenbach 1:1. Bayern München ist nach der 1:2-Heimpleite gegen den BC Augsburg Letzter und das Sport Magazin fragt: "Wie soll das mit den Bayern nur weitergehen?"
Im Westen zieht RW Essen nach dem 6:3 über Westfalia Herne einsam seine Kreise und firmiert nach diesem Wochenende als einzig ungeschlagener Oberligist im Lande. Obwohl Weltmeister Helmut Rahn weiterhin fehlt, läuft die Tormaschine (schon 25 Treffer) auf Hochtouren. Franz Islacker schnürt gegen Herne einen Dreierpack. Die meisten Zuschauer hat weiterhin Schalke 04, aber auch 20.000 Zuschauer können die Knappen im Verfolgerduell gegen Sodingen (1:1) nicht zum Sieg schreien. Am Tabellenende erscheinen seltene Gäste: Vor Schlusslicht Herne rangieren Fortuna Düsseldorf (0:4 in Dortmund) und der 1. FC Köln (2:3 in Aachen). BVB-Stürmer Adi Preißler fabriziert in der ersten halben Stunde einen klassischen Hattrick.
Im Südwesten wird es wieder spannend. Meister 1. FC Kaiserslautern verliert vor 28.000 Fans in Koblenz 0:2 gegen TuS Neuendorf. Es sind die ersten Verlustpunkte für das Walter-Team, dem ein Trio mit einem Punkt Rückstand im Nacken sitzt. Auch der Nord-Primus erlebt einen Rückschlag: Aufsteiger VfL Wolfsburg bringt den HSV zu Fall (1:0). Beim Tor des Tages durch Manfred Müller aus 20 Metern wird Torwart Horst Schnoor von der Sonne geblendet. Trost für den HSV: Verfolger Bremerhaven patzt auch und verliert sein Heimspiel gegen den Deutschen Meister Hannover 96 glatt 0:3.

Vor 50 Jahren schießt Gerd Müller seine ersten Tore im DFB-Pokal (2. Hauptrunde, Süd). Beim ESV Ingolstadt erzielt der Bayern-Stürmer das 1:0 und das 2:0, Rainer Ohlhauser und Peter Kupferschmidt stellen den 4:0-Endstand her. Überragender Mann auf dem Platz ist der 19-jährige Franz Beckenbauer, "der ruhende Pol in der Abwehr und im Aufbau".

Vor 30 Jahren schwänzen 15 Spieler des 1. FC Nürnberg das Training von Heinz Höher, der mit vier Jugendlichen und einem Streikbrecher auf den Platz geht. Die Nürnberger Spieler-Revolte, die bundesweit für Schlagzeilen sorgt, droht zu eskalieren. Der Vorstand entlässt fünf weitere Rädelsführer: Rudi Kargus, Stefan Lottermann, Detlev Krella, Richard Walz und Horst Weyerich. Auf Anraten ihres Anwalts beenden die anderen Spieler den Streik, sie fürchten Schadensersatzforderungen für den Fall, dass das kommende Spiel abgesagt werden müsse.

Vor 25 Jahren spielen Werder Bremen und der HSV im Europapokal und erreichen gemeinsam das Achtelfinale des UEFA-Pokals. Der HSV muss sich dafür etwas mehr anstrengen und geht gegen Real Saragossa in die Verlängerung (2:0), in der Joker Andreas Merkle das erlösende zweite Tor köpft. Drei Minuten nach seiner Einwechslung gelingt Merkle bereits das 1:0. In der hitzigen Partie stellt der Schiedsrichter zwei Spanier vom Platz, ferner zückt er acht Gelbe Karten. Eine Zeile des kicker lautet: "Wie beim Stierkampf." Werder Bremen kann sich nach einem 5:0 im Hinspiel ein 0:2 bei Austria Wien leisten, vor nur 2500 Zuschauern stellt Otto Rehhagel dennoch seine Bestbesetzung auf.

Vor zehn Jahren gewinnt der 1. FC Kaiserslautern gegen Arminia Bielefeld 2:1, was Trainer Kurt Jara vorerst den Job rettet. Dabei gehen die Gäste nach 79 Minuten in Führung, doch Joker Selim Teber schießt noch zwei Tore - ein weiteres typisches Betzenberg-Spiel. In der zweiten Sonntagspartie verliert Hansa Rostock auch sein sechstes Heimspiel (0:2 gegen Nürnberg) und baut den traurigen Bundesliga-Rekord aus. Trainer Juri Schlünz weist Rücktrittsgedanken von sich, Präsident Manfred Wimmer ist erleichtert: "Wenn es jemandem gelingt, die Mannschaft aus dieser gefährlichen Lage zu führen, dann Juri Schlünz."

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1. November

Vor 90 Jahren endet der DFB-Bundestag in Berlin. Wichtige Beschlüsse ändern die Fußball-Welt in Deutschland, wo es künftig jährlich nur vier Länderspiele geben soll, "um die führenden Vereine beziehungsweise deren Spielermaterial nicht allzu stark in Anspruch zu nehmen". Ferner ergeht das Verbot, gegen ausländische Profi-Teams zu spielen, um "die kaum errungene Steuerfreiheit der Fußballspiele zu erhalten und zweitens dem Eindringen des Berufssportes möglichst Hindernisse in den Weg zu legen". (Zitate aus der Dresdner Sport-Zeitschrift Kampf). Ferner wird die Deutsche Meisterschaftsendrunde künftig einheitlich mit 16 Mannschaften bestritten.

Am gleichen Tag trennen sich der TSV 1860 und der FC Bayern München im Punktspiel-Derby 2:2. 1924 ist es noch ein Bezirksliga-Spiel. Die Bayern sind seit vier Spielen ohne Sieg, es war das dritte Remis in Folge. Die Nummer eins in der Stadt ist übrigens der FC Wacker, der die Ligatabelle vor dem 1. FC Nürnberg anführt.

Vor 25 Jahren erreichen drei Bundesligisten das Achtelfinale im Europapokal, nur Pokalsieger Borussia Dortmund (0:2 in Genua) scheitert. Andreas Möller ist dennoch von der Atmosphäre begeistert. Die Stimmung sei "noch einen Tick schöner als im Westfalen-Stadion". Meister Bayern München erledigt seine Pflichtübung bei Nentori Tirana (3:0) souverän, der 1. FC Köln erkämpft ein 0:0 bei Spartak Moskau, der VfB Stuttgart fertigt Zenit Leningrad mit 5:0 ab. Zweimal trifft Spielmacher Asgeir Sigurvinsson. DDR-Pokalsieger Dynamo Berlin scheidet nach einem 1:1 nach Verlängerung gegen den AS Monaco wegen der Auswärtstorregelung aus, so dass nur noch der FC Karl-Marx-Stadt (4:1 gegen den FC Sion) die Fahne des anderen deutschen Staats hoch hält.

Vor 20 Jahren entlässt Bundesliga-Schlusslicht MSV Duisburg Trainer Ewald Lienen und ersetzt ihn durch Hannes Bongartz. Lienen zeigt vollstes Verständnis: "Es ist normal, dass man in einer solchen Situation den Trainer wechselt.". Im Europapokal ziehen Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt jeweils mit 5:0-Siegen in die dritte UEFA-Pokal-Runde ein. Ulf Kirsten gelingen gegen Honved Budapest drei Treffer, Tony Yeboah und Jan Furtok gegen Rapid Bukarest jeweils zwei.

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2. November

Vor 50 Jahren prophezeit DFB-Präsident Hermann Gösmann in einem Interview mit dem Sport Magazin, "dass Deutschland die Weltmeisterschaft 1974 erhält". Er sollte Recht behalten.

Vor 40 Jahren bleibt das Spitzenquartett der Bundesliga sieglos. Der HSV verteidigt durch ein 0:0 bei RW Essen Platz eins, die Verfolger Eintracht Frankfurt und Kickers Offenbach trennen sich vor 58.000 Zuschauern im Waldstadion ebenfalls torlos. Überraschungs-Aufsteiger Eintracht Braunschweig verpasst durch seine erste Heimniederlage, ein 1:4 gegen Köln, den Sprung an die Spitze. Von der sind Meister Bayern München und Vize Borussia Mönchengladbach noch immer weit entfernt. Die Bayern kassieren bei Aufsteiger TeBe Berlin in der 87. Minute den 2:2-Ausgleich und liegen auf Platz acht. Borussia trennt sich von Hertha BSC 1:1. Wittkamps Ausgleich verhindert Schlimmeres. Der kommende Meister ist nach dem ersten Saison-Drittel nur Neunter, aber Trainer Hennes Weisweiler sieht "viele Anzeichen, dass es wieder aufwärts geht".

In der 2. Liga Nord gilt das auch für Borussia Dortmund, das gegen den DJK Gütersloh (17. Platz) 42.000 Zuschauer begrüßt. Hintergrund: die Premiere des ungarischen Nationalspielers Zoltan Varga, dessentwegen laut kicker "sicher allein 25.000" gekommen wären. Der in den Bundesliga-Skandal von 1971 verwickelte Ex-Berliner bleibt blass, aber Borussia gewinnt 2:1. Trainer Otto Knefler sagt: "Das ist einmalig, das Publikum steht wieder treu und fest zur Borussia." Schlagzeilen macht auch Wattenscheid 09, das den argentinischen WM-Star Carlos Babington für stolze 500.000 DM verpflichtet.

Vor 20 Jahren rettet der 18 Jahre alte Bayern-Verteidiger Sammy Kuffour den Münchnern in seinem ersten Champions-League-Spiel einen Punkt. Kuffour trifft gegen Spartak Moskau zum 2:2-Ausgleich. Bayern muss trotzdem um das Weiterkommen bangen. Im UEFA-Pokal scheidet der 1. FC Kaiserslautern schon in Runde zwei aus (0:0 in Odense), Trainer Friedel Rausch bittet um Verständnis: "In diesem Hexenkessel war nicht mehr drin."

Vor zehn Jahren gewinnt Meister Werder Bremen in der Champions League gegen den RSC Anderlecht 5:1. Drei Treffer von Ivan Klasnic stellen die Weichen, auch Nationalspieler Miroslav Klose schafft es noch vor der Pause auf die Anzeigetafel. Das 5:1 erzielt der neue Däne Daniel Jensen. Trainer Thomas Schaaf stellt erfreut fest, "dass wir den richtigen Mann verpflichtet haben". Das Fazit des kicker lautet: "Werders Gala ließ nur einen Sieger zu – und der ging noch gnädig mit den hoffnungslos unterlegenen Gästen um."

Am gleichen Tag präsentiert Borussia Mönchengladbach einen neuen Trainer: Der Niederländer Dick Advocaat erhält einen Vertrag bis 2007 und verkündet: "Der Verein muss so schnell wie möglich wieder europäisch spielen." Horst Köppel rückt wieder ins zweite Glied.