WM-Duelle mit USA: Zwei Siege, kein Gegentor

WM 2002: Ballack trifft, Kahn wächst über sich hinaus

Das war beim Wiedersehen 2002 in Ulsan (Südkorea) nicht der Fall. Dort traf man sich im Viertelfinale, das den Deutschen nach schwacher und mühsamer Qualifikation nicht jeder zugetraut hatte. Die USA ging damals auch nicht als krasser Außenseiter ins Rennen, nun standen neben dem Nürnberger Anthony Sanneh noch fünf Legionäre aus der Premier League in der Startelf. Trotzdem tönte Bild im typischen Stil: "Sorry, ihr Amerikaner, ihr sympathischen, überraschend erfolgreichen Fußballer aus dem Land von Mickey Mouse, Coca-Cola und Hamburgern, heute werdet ihr verputzt."

Doch die Amerikaner waren ein zäher Brocken, um im Bilde zu bleiben. Die 90 Minuten von Ulsan gingen als der Tag in die Geschichte ein, als ein Titan geboren wurde: Oliver Kahn. Der deutsche Torwart machte vor 37.337 Zuschauern im Stadion und Millionen TV-Zuschauern in aller Welt eines der besten Spiele seines Lebens, ließ die in Serie durchbrechenden US-Stürmer verzweifeln und wurde in Bild schlicht zum Titanen. "Kahn, der Titan" - ein Ehrenname, der den Fußballpensionär bis heute begleitet.

Das Boulevardblatt gab ihm die Schulnote 1, alle anderen deutschen Nationalspieler waren schlechter als 3 bewertet. Es hagelte Kritik nach dem dürftigen 1:0, das einem Kopfball von Michael Ballack (39.) entsprang. Der Mittelfeldspieler war beim ersten WM-Turnier in Asien der beste deutsche Feldspieler.

Völler: "Ich habe richtig gelitten"

"Das Spielerische bei der deutschen Mannschaft fällt unters Armenrecht", meinte Kommentator Marcel Reif auf Premiere, auch Teamchef Rudi Völler wollte nichts beschönigen: "Das einzig Positive ist, dass wir unter den letzten Vier sind. Aber genauso ehrlich sage ich - ich habe richtig gelitten." Und sein Lob für den Gegner klang ganz nach dem von 1998 aus Klinsmanns Munde: "Die Amerikaner haben uns das Leben sehr schwer gemacht."

US-Kollege Bruce Arena traf nicht auf Widerspruch, als er feststellte: "Wir haben sehr unglücklich verloren." Tony Sanneh sah sich bestätigt in seinem Wissen um den deutschen Fußball: "Das war ein typisches deutsches Spiel. Die können noch so schlecht spielen, sie gewinnen immer."

Darauf sollte sich die deutsche Nationalmannschaft heute trotz der noch makellosen WM-Bilanz nicht verlassen, zumal sie bis dato ihre letzte Niederlage vor 13 Spielen gegen die USA einstecken musste - beim 3:4 während der USA-Reise im Sommer 2013. Der ehemalige Bundestrainer und aktuelle US-Coach Jürgen Klinsmann weiß also auch, wie man die Deutschen besiegen kann.

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Zwei Spiele, zwei Siege, kein Gegentor: Geht's nach der Historie, steht der Sieger des letzten Gruppenspiels zwischen den USA und Deutschland heute (ab 18 Uhr, live im ZDF) bereits fest. Denn die WM-Bilanz der beiden spricht eindeutig fürs DFB-Team. Auch die Gesamtländerspielbilanz ist klar positiv. DFB.de wirft einen Blick in die Geschichtsbücher.

Die deutsch-amerikanische Länderspielhistorie begann reichlich spät. In Vorbereitung auf die WM 1994 in den USA traf die DFB-Auswahl im Juni 1993 in Chicago (4:3) erstmals auf die Amerikaner, die als 54. Gegner in die Annalen eingingen. Ein halbes Jahr später gab es in San Francisco beim "Gold Cup" ein Wiedersehen, Deutschland siegte klar mit 3:0.

US-Kapitän Dooley 1998: "Wir sind Deutschland B"

Als das Los beide Staaten zur WM 1998 in Frankreich zusammen brachte, erschütterte das keinen Deutschen. Wenige Wochen später aber schlugen die USA den Weltmeister Brasilien mit 1:0. Und dennoch: Im Aufgebot der Amerikaner standen drei aktuelle Bundesligaspieler, zwei von Aufsteiger Wolfsburg und einer von Absteiger Karlsruhe. Aber der Ex-Lauterer Tom Dooley, damals mit 37 der US-Kapitän, tönte: "Wir kennen die deutsche Fußballmentalität und haben sie übernommen. Wir sind Deutschland B und werden gegen Deutschland A mit noch mehr Biss kämpfen."

Den Nachweis blieben die Amerikaner an jenem 15. Juni 1998, einem Montag, im Pariser Prinzenpark schuldig. Deutschland spielte an diesem Tag erstmals seit 1962 wieder ohne einen Bayern-Spieler in der Startelf, die Münchner Fraktion saß geschlossen auf der Bank. Der erst auf den letzten Drücker in die Startformation gerückte Andreas Möller köpfte nach einer Ecke das beruhigende 1:0, die Stoppuhr stand bei acht Minuten und 22 Sekunden.

Klinsmann entscheidet das Duell

15.000 Deutsche sangen schon ihre Siegeslieder, es spielte nur die Auswahl von Bundestrainer Berti Vogts, ehe nach einer halben Stunde ein Bruch kam. Aber außer einem 30-Meter-Schuss des Wolfsburgers Chad Deering hatten die Amerikaner nichts zu bieten, Andreas Köpke fischte ihn mühelos. Stärker forderte ihn ein Kopfball von Frankie Hejduk kurz nach der Pause. "Das sind die Momente, die einen Weltklasse-Keeper auszeichnen", lobte die Bild. "Lange keinen Ball berührt, aber in der entscheidenden Sekunde voll da."

Nach 65 Minuten sorgte dann Kapitän Jürgen Klinsmann mit einem herrlichen Treffer nach Flanke von Oliver Bierhoff für Klarheit. Es blieb beim 2:0, der Start in die WM 1998 war geglückt. Klinsmann bilanzierte: "Es war heute nicht einfach, die Amerikaner haben in der Abwehr gut gestanden." US-Trainer Steve Sampson war sogar zufrieden, denn "man darf ja nicht vergessen, dass Deutschland einer der Favoriten auf den Turniersieg ist."

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WM 2002: Ballack trifft, Kahn wächst über sich hinaus

Das war beim Wiedersehen 2002 in Ulsan (Südkorea) nicht der Fall. Dort traf man sich im Viertelfinale, das den Deutschen nach schwacher und mühsamer Qualifikation nicht jeder zugetraut hatte. Die USA ging damals auch nicht als krasser Außenseiter ins Rennen, nun standen neben dem Nürnberger Anthony Sanneh noch fünf Legionäre aus der Premier League in der Startelf. Trotzdem tönte Bild im typischen Stil: "Sorry, ihr Amerikaner, ihr sympathischen, überraschend erfolgreichen Fußballer aus dem Land von Mickey Mouse, Coca-Cola und Hamburgern, heute werdet ihr verputzt."

Doch die Amerikaner waren ein zäher Brocken, um im Bilde zu bleiben. Die 90 Minuten von Ulsan gingen als der Tag in die Geschichte ein, als ein Titan geboren wurde: Oliver Kahn. Der deutsche Torwart machte vor 37.337 Zuschauern im Stadion und Millionen TV-Zuschauern in aller Welt eines der besten Spiele seines Lebens, ließ die in Serie durchbrechenden US-Stürmer verzweifeln und wurde in Bild schlicht zum Titanen. "Kahn, der Titan" - ein Ehrenname, der den Fußballpensionär bis heute begleitet.

Das Boulevardblatt gab ihm die Schulnote 1, alle anderen deutschen Nationalspieler waren schlechter als 3 bewertet. Es hagelte Kritik nach dem dürftigen 1:0, das einem Kopfball von Michael Ballack (39.) entsprang. Der Mittelfeldspieler war beim ersten WM-Turnier in Asien der beste deutsche Feldspieler.

Völler: "Ich habe richtig gelitten"

"Das Spielerische bei der deutschen Mannschaft fällt unters Armenrecht", meinte Kommentator Marcel Reif auf Premiere, auch Teamchef Rudi Völler wollte nichts beschönigen: "Das einzig Positive ist, dass wir unter den letzten Vier sind. Aber genauso ehrlich sage ich - ich habe richtig gelitten." Und sein Lob für den Gegner klang ganz nach dem von 1998 aus Klinsmanns Munde: "Die Amerikaner haben uns das Leben sehr schwer gemacht."

US-Kollege Bruce Arena traf nicht auf Widerspruch, als er feststellte: "Wir haben sehr unglücklich verloren." Tony Sanneh sah sich bestätigt in seinem Wissen um den deutschen Fußball: "Das war ein typisches deutsches Spiel. Die können noch so schlecht spielen, sie gewinnen immer."

Darauf sollte sich die deutsche Nationalmannschaft heute trotz der noch makellosen WM-Bilanz nicht verlassen, zumal sie bis dato ihre letzte Niederlage vor 13 Spielen gegen die USA einstecken musste - beim 3:4 während der USA-Reise im Sommer 2013. Der ehemalige Bundestrainer und aktuelle US-Coach Jürgen Klinsmann weiß also auch, wie man die Deutschen besiegen kann.